Vorgestellt: die 18 WorldTour-Mannschaften

Bora - hansgrohe: Durchbruch bei den Grand Tours?

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Bora - hansgrohe: Durchbruch bei den Grand Tours? "
Bora - hansgrohe bei der Teampräsentation zur Tour Down Under | Foto: Cor Vos

28.01.2019  |  (rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.

Teil 16: Bora - hansgrohe

Rückblick 2018: Mit Peter Sagan im Team sind große Siege beinahe ein Selbstläufer. In der abgelaufenen Saison gewann der Slowake sein sechstes Grünes Trikot sowie drei Etappen der Tour de France und sorgte mit einem Tag im Gelben Trikot und vor allem dem Triumph beim Monument Paris-Roubaix für zwei weitere Meilensteine in der Geschichte des Rennstalls von Manager Ralph Denk. Nur eine weitere WM-Titelverteidigung verpasste Sagan, allerdings rechnete damit auf dem für ihn zu bergigen Kurs von Innsbruck auch kaum jemand.

Sprintentscheidungen waren auch insgesamt 2018 die Domäne des Teams: Sam Bennett war gleich dreimal beim Giro d’Italia erfolgreich, daneben gelang Pascal Ackermann mit Sprintsiegen bei der Tour de Romandie, dem Critérium du Dauphiné, der Polen-Rundfahrt (2) und beim Prudential RideLondon der Durchbruch in der WorldTour. In Einhausen wurde der 24-Jährige zudem Deutscher Meister auf der Straße. Weitere bedeutende Siege auf WorldTour-Niveau gelangen Sagan bei Gent-Wevelgem und Jay McCarthy beim Cadel Evans Great Ocean Road Race. Nur in Sachen GrandTour-Gesamtklassement blieb Bora - hansgrohe etwas hinter den ehrgeizigen Zielen zurück. Patrick Konrad fuhr mit Platz sieben einen starken Giro d’Italia, Rafal Majka dagegen blieb bei der Tour de France weit hinter den Erwartungen zurück. Emanuel Buchmann beendete die Vuelta a Espana als Zwölfter.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Die Veränderungen im Kader sind marginal. Das Team verlassen mussten Matteo Pelucchi (Androni Giocattoli) und Aleksejs Saramotins (Interpro Cycling Academy). Dagegen stehen drei Neuzugänge: Jempy Drucker (BMC) und Oscar Gatto (Astana) sind zwei erfahrende Helfer für die Frühjahrsklassiker, Maximilian Schachmann (Quick-Step Floors) darf sogar als echter Transfercoup bezeichnet werden. Im Vorjahr fuhr sich der Berliner mit Etappensiegen bei der Katalonien-Rundfahrt, dem Giro d’Italia und der Deutschland Tour ins Rampenlicht und verstärkt die Riege der verheißungsvollen deutschen Talente bei Bora - hansgrohe.

Im Fokus: Emanuel Buchmann gilt als das größte deutsche Rundfahrertalent. Bora - hansgrohe bemühte sich in der Vergangenheit, den mittlerweile 26-jährigen Ravensburger behutsam aufzubauen. Fortschritte zeigte Buchmann in jeder Saison, sammelte Top-Ten-Platzierungen beim Critérium du Dauphiné, der Tour de Romandie oder der Baskenland-Rundfahrt. Die großen Ziele sind und bleiben jedoch die dreiwöchigen Landesrundfahrten. Die Vuelta a Espana im Vorjahr war seine Feuertaufe als Grand-Tour-Kapitän, das Ziel waren die Top Ten. Nach vielversprechendem Start verpasste Buchmann als Zwölfter die Vorgabe jedoch knapp. Nun erhält er 2019 das Vertrauen der Teamleitung als Kapitän für die Tour de France. Die berglastige Route und die langen, rhythmischen Anstiege sollten ihm dabei entgegenkommen. Buchmann und die Teamleitung hoffen dabei auf seinen Durchbruch, sprich eine Top-Ten-Platzierung – zur Bekräftigung seines Potenzials und seiner Stellung im Team. Denn die teaminterne Konkurrenz könnte mit der Verpflichtung von Schachmann perspektivisch zunehmen.

Aufgepasst auf … Pascal Ackermann. Nur wenige Fahrer verbuchen in ihrem erst zweiten Profijahr mit zum Teil neun imposanten Siegen eine vergleichbare Erfolgsbilanz. Ackermann ist mit einem Schlag angekommen in der Sprintelite und ist mit großartigen Fähigkeiten ausgestattet – entsprechend tat Bora-hansgrohe gut daran, den 24-Jährigen bis 2021 an sich zu binden. 2019 steh mit dem Giro d’Italia das Grand-Tour-Debüt an. Und Ackermann kündigte bereits selbstbewusst an, dabei mindestens eine Etappe gewinnen zu wollen. Es wäre ein nächster bedeutender Karriereschritt. Sollte sich seine kometenhafte Entwicklung fortsetzen, stellt sich dem Team künftig sogar eine Luxusproblematik hinsichtlich der Tour de France. Sagan gilt als der Platzhirsch – doch kann man Ackermann für die Tour dann dauerhaft außen vor lassen?

Ausblick 2019: Bora - hansgrohe hat sich als einer der Big Player in der WorldTour etabliert. Der Kader ist inzwischen so gut und ausgeglichen besetzt, dass gelegentlich Fingerspitzengefühl hinsichtlich der Saisonplanung einiger Leistungsträger gefragt ist. Für die Klassiker gilt das allerdings nicht, die Erwartungen schultert auch 2019 der dreimalige Weltmeister Sagan. Mailand-Sanremo, Flandern-Rundfahrt oder Paris-Roubaix – der Slowake gehört bei jedem dieser Monumente zu den großen Favoriten. Mit Daniel Oss, den Neuzugängen Gatto und Drucker sowie Marcus Burghardt steht ihm dabei erstklassige Helferriege zur Seite. Zudem nimmt Sagan in der kommenden Saison wohl erstmals Lüttich-Bastogne-Lüttich in Angriff, bei den Ardennenklassikern kommt ebenfalls Neuzugang Schachmann zum Zug.

Bei der Tour de France will Sagan sein Abonnement auf das Grüne Trikot verlängern und mit dem einen oder anderen Tagessieg garnieren. Letzteres gilt für Ackermann beim Giro d’Italia: Ein Etappenerfolg ist beim GrandTour-Debüt das Ziel. Leidtragender dieser Entwicklung ist Bennett, der trotz starker Vorsaison teamintern im Sprinterranking einbüßte und wohl “nur“ die Vuelta a Espana bestreiten darf. Ähnlich knifflig stellt sich die Situation hinsichtlich der Grand Tours dar. Sie sind die letzte Kategorie, im dem Bora - hansgrohe noch nicht ganz vorn mitfährt. Dabei ist das Angebot an vielversprechenden Rundfahrern im Team groß – Denk nannte wie schon 2018 eine Top-Fünf-Platzierung als Ziel.

Buchmann wird sich als Tour-Kapitän bewähren müssen, Konrad und Davide Formolo dürften als Duo wieder den Giro anpeilen. Die Saisonpläne von Majka sind noch nicht formuliert, mit Schachmann und dem Österreicher Felix Großschartner stehen zwei weitere Rundfahrertalente in den Startlöchern. Noch etwas zu beweisen hat Peter Kennaugh. Der Brite kam 2018 vom Team Sky, blieb in seiner ersten Saison bei Bora - hansgrohe jedoch blass, vor allem in Folge von Verletzungen und Erkrankungen zu Saisonbeginn. Er bringt Potenzial für Etappenrennen und Tagessiege mit. Letzteres gilt auch für den Australier Jay McCarthy und das slowakische Talent Erik Baska.

Eckdaten:
Land: Deutschland
Hauptsponsor: Bora / hansgrohe
Branche: Küchensysteme/Sanitärprodukte
Teamchef: Ralph Denk
Radausrüster: Specialized
Fahrer im Aufgebot: 27
WorldTour-Ranking 2018: 3

Mehr Informationen zu diesem Thema

29.01.2019Team Sky: Branchenprimus vor der Abschiedstour?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 18:

28.01.2019Team Jumbo - Visma: Die neuen Überflieger?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 17:

27.01.2019Mitchelton - Scott: Bereit zu weiteren Großtaten

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 15:

26.01.2019Deceuninck – Quick-Step: Belgischer Klassenstreber

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 14:

25.01.2019EF Education First: Sehnsucht nach Siegen

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 13:

24.01.2019Trek - Segafredo: Raus aus dem Mittelmaß

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 12:

24.01.2019Team Sunweb: Mit Dumoulin diesmal ganz nach oben?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 11:

23.01.2019Movistar Team: Ein wegweisendes Jahr?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 10:

22.01.2019Groupama - FDJ: Démare, Pinot und die Schweizergarde

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 9:

22.01.2019UAE Emirates: Nach weiterer Transferoffensive unter Erfolgsdruck

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 8

21.01.2019Dimension Data: Mehr Erfolge nach dem Kaderumbruch?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 7

21.01.2019Ag2r La Mondiale: Die Zeit ist reif für große Siege

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 6

Weitere Radsportnachrichten

27.01.2025Kopecky will ihrem Palmares 2025 neue Rennen hinzufügen

(rsn) - Die zweifache Straßen-Weltmeisterin Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) hat einen umfangreichen Einblick in die Planung ihrer aktuellen Saison gegeben. Wie die Belgierin in einem Interview mi

27.01.2025Nach drei Siegen träumt Welsford von Gelb bei der Tour de France

(rsn) - Träume sind erlaubt! Auch der von Sam Welsford (Red Bull – Bora – hansgrohe) von der Tour de France. "Jedermann träumt davon, eine Etappe zu gewinnen. Für mich ist die Tour etwas, die i

27.01.2025Van der Poel freut sich über van Aerts WM-Teilnahme

(rsn) – In Liévin will Mathieu van der Poel am 2. Februar Radsportgeschichte schreiben und mit seinem siebten Regenbogentrikot mit dem derzeit alleinigen Rekordhalter Erik de Vlaeminck gleichziehen

27.01.2025Deutsches Bahn-Nationalteam auf Mallorca von Auto umgefahren

(rsn) – Das deutsche Ausdauer-Nationalteam der Bahnradsportler ist am Montagmorgen im Trainingslager auf Mallorca in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt worden. Wie die Mallorca Zeitung unter B

27.01.2025De Jong fährt überlegen zum ersten Saisonsieg

(rsn) – Im letzten und auch schwierigsten Rennen der Mallorca Challenge, der Trofeo Binissalem-Port d´Andratx (1.1) hat sich Thalita de Jong (Human Powered Health) überlegen den Sieg gesichert. Di

27.01.2025Privater Investor vor Einstieg bei Polti – VisitMalta und Aurum?

(rsn) – Wie die Gazzetta dello Sport und der in Italien lebende, britische Radsport-Journalist Stephen Farrand für cyclingnews.com berichten, steht das von den Contador-Brüdern gemeinsam mit Ivan

27.01.2025Kampf um den Klassenerhalt mit punktuellen Verstärkungen

(rsn) - Die Frauen von Uno - X Mobility gehen in ihre vierte WorldTour-Saison. Dabei sind sie ihren männlichen Kollegen weiterhin einen Schritt voraus: Sie starten in der höchsten Liga des Radsport

27.01.2025ASO vergibt Wildcards für Paris-Roubaix der Frauen und Männer

(rsn) – Die Schweizer Teams Q36.5 und Tudor, der französische Rennstall TotalEnergies und erstmals auch die niederländische Mannschaft Unibet – Tietema Rockets dürfen sich über Wildcard-Einlad

27.01.2025Mit Longo Borghini soll es weiter Richtung Weltspitze gehen

(rsn) - Mit dem Transfer von Elisa Longo Borghini hat das UAE Team ADQ endgültig seine Ambitionen unterstrichen, künftig eine ähnliche Dominanz im Peloton einnehmen zu wollen, wie die Männermannsc

26.01.2025Van Aert hat plötzlich doch Lust auf die Weltmeisterschaft

(rsn) – Sechs Crossrennen hatte Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) für diesen Winter auf seiner Agenda stehen, sechs werden es trotz seiner krankheitsbedingten Absage bei seinem Saisonauftakt i

26.01.2025Hirschi feiert Tudor-Debüt nach Maß

(rsn) – Marc Hirschi (Tudor) hat es seiner Landsfrau Marlen Reusser gleich getan und das erste Rennen für seinen neuen Arbeitgeber gewonnen. Der Eidgenosse war bei der Clàssica Comunitat Valencian

26.01.2025Mit punktgenauen Transfers zu noch mehr Erfolgen

(rsn) - Was macht man nach einem grandiosen Jahr? Man will ein noch grandioseres. “Ich bin noch jung, ich habe noch Raum für Verbesserung”, sagte ein selig lächelnder Tadej Pogacar im Trainingsl

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of Sharjah (2.2, UAE)
  • AlUla Tour (2.1, 000)