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20.01.2017 | (rsn) - Radsport News stellt die 18 WorldTour-Teams vor, die bei der 19. Tour Down Under in die Saison einsteigen. Der kaschische Astana-Rennstall muss den Abgang von Kapitän Vincenzo Nibali und einiger weiterer erstklassiger Fahrer kompensieren. Die Hoffnungen in den großen Rundfahrten ruhen nun vor allem auf den schmächtigen Schultern von Fabio Aru, der die beeindruckende Grand-Tour-Serie seines Teams im Mai beim 100. Jubiläum des Giro d'Italia fortsetzen soll.
Teil 9: Astana
Rückblick 2016:
Die Serie hielt und die kasachische Equipe konnte im vierten Jahr in Folge den Gesamtsieg bei einer Grand Tour verbuchen. Dabei sah es bei der Italien-Rundfahrt lange Zeit nicht gut aus für Vincenzo Nibali: Nach einem Auftritt voller Höhen und Tiefen konnte der Top-Favorit erst auf der 20. Etappe das Rosa Trikot an sich reißen und so seinen zweiten Gesamterfolg nach 2013 feiern. Zwar keinen Gesamtsieg, aber einen guten Auftritt versprach sich Astana auch von der Tour de France: Doch Fabio Aru musste bei seiner Premiere Lehrgeld zahlen und kam nur auf Platz 13 in Paris an. Der als Edelhelfer angetretene Nibali verpasste zudem mehrfach den angepeilten Tagessieg. Insgesamt eine enttäuschende Tour für Astana. Seinen einzigen Saisonsieg holte sich Aru auf einer Etappe des Critérium du Dauphiné. Besser lief das Jahr von Miguel Angel Lopez: Der Kolumbianer sicherte sich mit dem Gesamtsieg der Tour de Suisse seinen ersten großen Karriereerfolg.
Die wichtigsten Wechsel:
Eine neue Chance bei Astana erhielt Moreno Moser (Cannondale). Der Neffe des großen Francesco Moser startete vor einigen Jahren vielversprechend in seine Karriere, konnte dann aber seine frühen Ergebnisse nie bestätigen. Bei Astana hofft der Italiener auf den Turnaround. Weitere Neuzugänge sind Klassikerspezialisten wie Michael Valgren (Tinkoff), vergangenes Jahr Zweiter beim Amstel Gold Race, Oscar Gatto (ebenfalls Tinkoff) und Matti Breschel (Cannondale).
Dagegen ist die Ära von Nibali bei Astana vorüber. In seinen vier Astana-Jahren gewann der Italiener drei große Landesrundfahrten, intern lief ihm aber zuletzt sein jüngerer Landsmann Fabio Aru etwas den Rang ab. Manager Alexander Winokurow entschied sich zum Generationswechsel und Nibali heuerte wie sein treuer Helfer Valerio Agnoli bei Bahrain-Merida an. Das Team verließen zudem Lars Boom (zurück zu LottoNL-Jumbo), der bei Astana nie sein Klassiker-Potenzial entfalten konnte, und Diego Rosa, den Astana an Sky verlor. Sein Karriereende gab überraschend Lieuwe Westra bekannt – kurz, nachdem er beim Zweitdivisionär Wanty-Groupe Gobert unterschrieben hatte. Interessant ist auch der Materialwechsel: Statt mit Specialized sind die Fahrer künftig auf Rädern von Argon 18 unterwegs.
Im Fokus:
Das Abenteuer Tour de France endete für Aru unbefriedigend. 2017 geht es daher wieder zurück zum Giro d’Italia, der dem 26-Jährigen bisher deutlich besser lag: 2014 beendete der Sarde das Rennen auf Platz drei, ein Jahr später wurde er Zweiter. In dieser Saison soll es konsequenterweise der Gesamtsieg sein, zumal der 100. Giro auf Sardinien beginnt. Und trotz der großen Konkurrenz wie Nibali oder Nairo Quintana (Movistar) ist dem Kletterspezialisten das Rosa Trikot durchaus zuzutrauen – immerhin gewann Aru 2015 bei der Vuelta a Espana schon einen Grand-Tour-Titel. Die Spanien-Rundfahrt steht später im Jahr ebenfalls noch in seinem Plan. Arus Auftrag für 2017: Im fünften Jahr in Folge Astana den Gesamtsieg bei einer großen Landesrundfahrt bescheren.
Aufgepasst auf …
… Miguel Angel Lopez. Der Kolumbianer wird 2017 nicht nur seine Tour-Premiere geben, sondern soll sich in Frankreich mit Jakob Fuglsang die Kapitänsrolle teilen. Der Sieg bei der Tour de Suisse im Vorjahr war ein erster Fingerzeig auf Lopez‘ Potenzial, allerdings verlief der Saisonausstand ausgesprochen unglücklich: Der 22-Jährige verlor bei einem schweren Sturz während der Vuelta drei Zähne und zog sich Rippenverletzungen zu und später im Jahr brach Lopez sich auf einer Trainingsfahrt auch noch das Schienbein. Davon hat sich der frühere Sieger der Tour de l'Avenir aber mittlerweile erholt, sein Debüt bei der Tour wird 2017 interessant zu verfolgen sein.
Ausblick 2017:
Fabio Aru heißt der große Astana-Hoffnungsträger: Nicht weniger als ein Grand-Tour-Titel soll 2017 für den kleinen Italiener herausspringen. Und die Chancen dazu stehen bei seinen Teilnahmen am Giro und der Vuelta gar nicht mal schlecht: Trotz seines misslungenen Tour-Debüts gehört Aru mittlerweile zu den Top-Rundfahrern im Peloton. Bei der Frankreich-Rundfahrt sind die Ambitionen dagegen deutlich niedriger angesiedelt – dem Duo Fuglsang und Lopez sind Top-Ten-Platzierungen und/oder Etappensiege zuzutrauen. Jenseits der großen Landesrundfahrten wird es bei Astana dagegen ein wenig dünn. Frühere Leistungsträger wie Luis Leon Sanchez (34), Michele Scarponi (37) oder Paolo Tiralongo (39) gelten zwar noch als erfahrende und wichtige Helfer, aber nicht mehr als Sieg-Garanten. Am ehesten ist noch Alexey Lutsenko die Rolle als Etappen-/Klassikerjäger zuzutrauen. Die Entwicklung der Neuzugänge Moser und Valgren bleibt abzuwarten. Insgesamt konnten die Abgänge aber nur unzureichend kompensiert werden und der Kader hat an Ausgewogenheit und Schlagkraft verloren.
Eckdaten:
Land: Kasachstan
Hauptsponsor: Samruk-Kazyna
Branche: Kasachische Unternehmensgruppe
Teamchef: Alexander Winokurow
Radausrüster: Argon 18
Fahrer im Aufgebot: 29
WorldTour-Ranking 2016: 10
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