Ultracycling - Rennbericht

BikingMan Korsika: 700 km um die “Insel der Schönheit“

Von Jonas Deichmann

Foto zu dem Text "BikingMan Korsika: 700 km um die “Insel der Schönheit“"
| Foto: Kevin Merrey

08.05.2019  |  Verkehrsarme Sträßchen, die sich in endlosen Kurven die Berge hoch und runter winden, Esel, Schweine und Kühe auf den Wegen. Schöne alte Bergdörfer, im Hintergrund das glitzernde Meer, und eine Straße, die spektakulär entlang eines Kliffs führt. Das ist Korsika, genannt "Ile de la Beauté", Insel der Schönheit - und Ort des zweiten Teils der Ultracycling-Rennserie "BikingMan".

Die Serie umfasst sechs Rennen in exotischen Ländern, mit Distanzen zwischen 700 und 1600 Kilometer. Die Fahrer sind ohne Unterstützung unterwegs und müssen alleine fahren.

Jonas Deichmann war wieder für Radsport-news am Start und nahm die 700 Kilometer lange Strecke mit 12 000 Höhenmetern in Angriff. Er nutzt die Serie als Vorbereitung für sein nächstes Weltrekord-Projekt "Cape to Cape" - 18 000 km vom Nordkap nach Kapstadt in 75 Tagen.
Hier sein Rennbericht aus Korsika:

Fünf Uhr morgens am Camping San Damiano ausserhalb von Bastia: Rund 60 Fahrer starten gemeinsam. Nach fünf Kilometern kommt bereits der erste Anstieg, vom Meer hinauf auf 600 Meter, mit Rampen von bis zu 13 Prozent. Die Favoriten suchen bereits in der Dunkelheit eine Selektion, es bilden sich viele kleine Gruppen.

Nach einer rasanten Abfahrt geht es direkt
hinauf zum nächsten Pass - ein Muster, das sich für die nächsten 300 Kilometer fortsetzt. Wir folgen einer kleinen Straße durch das Inselinnere, vorbei an schneebedeckten Gipfeln und durch schöne Bergdörfer. Die Straßen sind eher schlecht - und man weiß nie, ob hinter der nächsten Kurve ein Wildschwein, ein Esel oder ein paar Kühe stehen.

Mittags erreiche ich den ersten Checkpoint: 180 Kilometer und 4000 Höhenmeter liegen hinter mir. Ich setze mir das Ziel, den nächsten Checkpoint vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. An den Checkpoints gibt's Lasagne und lokale Produkte, eine willkommene Stärkung.

Nach dem Checkpoint geht es hinauf auf über
1000 Meter und in einer schnellen Abfahrt wieder hinab. Ich fahre vorsichtig, kann aber trotzdem nur knapp einem Esel ausweichen, der an einem Kurvenausgang die Straße kreuzt. Am Nachmittag erreiche ich auf 1200 Metern den höchsten Punkt der Strecke, und fahre dann hinunter bis ans Meer.

Die Strecke führt nun nach Norden in die Stadt Ajaccio und zu Checkpoint zwei. Nachdem ich den ganzen Tag praktisch keine Autos gesehen habe, ist das kurze Stück durch die Hafenstadt ein starker Kontrast: Ich lerne die aggressive Fahrweise der einheimischen Autofahrer kennen. Die Route folgt nun der Westküste, mit kleinen Abstechern ins Landesinnere, über einen Pass und zurück ans Meer.

Gegen ein Uhr nachts finde ich eine Tankstelle
und einen gemütlichen Schlafplatz dahinter. Als ich in der Morgendämmerung weiter radle, zeigt das Thermometer knapp über null Grad - definitiv zu kalt für meine Ausrüstung. Ich komme zwar durch ein paar kleine Dörfer, es ist aber noch alles zu. So freue ich mich, als ich drei Stunden später den nächsten Checkpoint erreiche und ein zweites Frühstück bekomme.

Gestärkt geht es weiter entlang der Küste Richtung Cap Corse, dem nördlichsten Punkt der Insel. Die Route führt nun entlang der Küste; die Straße wurde spektakulär in die Felsen gebaut. Ständig geht es auf und ab, mit Aussicht auf einsamme Strände und eine rauhe Küste.

Nach dem letzten steilen Anstieg zum Cap Corse
hinauf habe ich die Kletterei hinter mir: Die letzten 60 Kilometer sind flach. Ich erreiche am späten Nachmittag das Ziel in Bastia. Die Tour war mit den 12 000 Höhenmetern schwer, aber auch extrem schön. 37 Stunden war ich unterwegs, und habe es trotz fünf Stunden Schlafpause unter die Top Ten geschafft.

Die Form stimmt also, und ich freue mich schon auf das nächste BikingMan-Rennen in drei Wochen in Laos.
Bis dahin viele Grüße,
Jonas
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