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06.09.2015 | (rsn) Heute starte in die Tour of Britain, das letzte Rennen meiner Saison. Ich hoffe, dass ich gute Beine haben werde, da ich gerade aus den USA von einem vierwöchigen Trip wieder zurück nach Europa gekommen bin.
Das war allerdings kein Freizeittrip, sondern ich hatte mit der Tour of Utah und der USA Pro Challenge zwei anspruchsvolle Rundfahrten vor der Brust. Um mich auf diese ideal vorzubereiten, flog ich schon zwei Wochen im Voraus nach Park City.
Da Utah und Colorado sehr hoch gelegen sind (ca 2000 bis 3000 Meter über NN) ist Park City auf einer Höhe von ca 2100 Metern die beste Wahl gewesen, um dort zu trainieren. So habe ich sehr schöne Trainingsausfahrten mit meinen Teamkollegen Ben King und Joe Dombrowski gehabt.
Ich war sehr motiviert, Utah und Colorado gut zu fahren bzw. auch gute Ergebnisse zu erzielen. So achtete ich etwa auf meine Ernährung wie noch nie zuvor. Durch gutes Training und die passende Ernährung fühlte ich mich sehr gut und ging mit viel Motivation zum ersten Rennen, der Tour of Utah. Doch es sollte alles anders kommen.
Mein Teamkollege Tom Danielson, Gewinner der letzten Austragung der Tour of Utah, war unser Kapitän. Am letzten Abend vor dem Rennen wurden wir von Tom zum Essen eingeladen. Doch plötzlich verließ er das Restaurant. Wir dachten uns natürlich nichts dabei und aßen erst einmal weiter. Nach zehn Minuten kamen auch Zweifel bei seiner Freundin auf und schaute nach ihm.
Wir hatten mittlerweile unseren Nachtisch bestellt, aber von Tom war nichts zu sehen. So habe ich mit Ben King nach ihm geschaut. Als wir ihn dann draußen auf dem Parkplatz haben sitzen sehen – mit Tränen überströmt – wussten wir, dass da etwas nicht stimmte. Wir erzählten es den anderen, die meinten, dass er auch Probleme mit seiner Ex-Frau hätte. Dadurch dachte ich an nichts Böses. Aber drei Minuten später kam er zu uns und erzählte, dass er positiv getestet worden ist.
Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, wie ich mich gefühlt habe. Ich wusste nur von unseren Teamverträgen, dass das Team sofort stoppt, wenn jemand positiv getestet worden ist. Dies in der Situation zu realisieren dauerte keine Minute. Im Hotel angekommen wurde uns gesagt, dass am nächsten Tag eine Entscheidung der Sponsoren getroffen werde, ob das Team weiterfahren kann.
Ich denke, ich brauche nicht zu erklären, wie ich geschlafen habe. Nach der unruhigen Nacht wurde uns am Morgen mitgeteilt, dass die Sponsoren hinter uns stehen und dass wir als Team weiterhin bestehen. Mir fielen mehrere Steine vom Herzen.
So konnten wir doch die Tour of Utah starten und meiner Meinung nach wäre es auch sehr unfair gewesen, das jüngste Team der World Tour auf die Straße zu setzen. Ich hoffe, dass ich Tom Danielson nicht mehr antreffen werde und man sieht, dass der Radsport sich immer noch weiter verändern muss. Denn auf einmal sitzt man mit solchen Leuten in einem Boot und ist von deren Taten abhängig, obwohl man bisher nichts mit ihnen zu tun hatte. So hätte meine Karriere als Neo-Profi schon vorbei sein können.
Doch nun zum Renngeschehen. Mit nur sechs Fahrern wussten wir, dass die Tour of Utah nicht leicht werden würde. Doch dies war auch nur Extra-Motivation für uns. So wurde Alex Howes auf der ersten Etappe guter Zweiter. Und zum Glück hatten wir noch Joe Dombrowski in unseren Reihen. Auf der ersten Bergetappe konnte auch ich etwas glänzen, obwohl es leider nicht durch das Ergebnis widergespiegelt wird. Aber ich kam auf einmal mit den großen Namen wie Fränk Schleck über die Berge und wurde so zum Edelhelfer von Joe Dombrowski.
Joe holte sich schließlich durch den Etappensieg auf der Königsetappe das Gelbe Trikot. Man konnte unsere Erleichterung förmlich sehen und fühlen, nachdem was alles passiert war. So hieß es dann am letzten Tag Gelb verteidigen. Wir gaben unser Bestes und am Ende ging alles gut aus. Joe gewann die Rundfahrt.
Nach einer guten After Race Party begaben wir uns am Montag in Richtung Steamboat Springs zum Start der USA Pro Challenge, einer der besten und schönsten Rundfahrten der Saison. Doch im würde niemandem empfehlen dort Rad zu fahren bzw. anstrengenden Sport zu treiben. Colorado liegt einfach zu hoch. Der höchste Pass, den wir bewältigen mussten, war der Independence Pass neben Aspen – fast 3700 Meter hoch.
Ich wusste, dass ich eine gute Form hatte und war auch motiviert, in die Sprints zu gehen. Doch ich hatte immer eine schlechte Position im Sprint, die ich mir selbst zuzuschreiben hatte. Doch ich versuchte es immer wieder. So wurde ich auf der Etappe, die über den Independence Pass führte. Ich denke, an diesem Tag hätte ich auch ganz oben auf dem Treppchen stehen können, aber meine Positionierung im Sprint war einfach zu schlecht gewesen.
Generell lief es auch am Berg gut, so dass ich wie im Vorjahr 18. der Gesamtwertung wurde. Dazu muss ich aber sagen, dass die diesjährige Austragung um einiges schwerer war.
Ich hoffe, dass ich diese gute Form konservieren konnte um bei der Tour of Britain mich zum Abschluss der Saison nochmals vorne zeigen zu können. Ich bin sehr motiviert und werde weiter an meiner Sprintposition arbeiten. Auf jeden Fall wird es ein sehr spannendes Rennen.
Beste Grüße aus Wales
Euer Ruben
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