Nach 15-monatiger Zwangspause Dritter in Utah

Phinney zeigt beim Comeback viel mentale Stärke

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Das Podium der 1. Etappe der Tour of Utah, v.l.: Alex Howes (Cannondale-Garmin), Kiel Reijnen (UnitedHealthcar), Taylor Phinney (BMC) | Foto: Cor Vos

04.08.2015  |  (rsn) – 434 Tage war es her, dass Taylor Phinney seinen letzten Wettkampeinsatz hatte. Der BMC-Profi zog sich bei einem schlimmen Sturz im Straßenrennen der US-Meisterschaften Chattanooga Ende Mai 2014 einen doppelten Beinbruch sowie eine Knieverletzung zu und musste danach 15 Monate aussetzen.

Doch gleich bei seinem Comeback zeigte sich Phinney in sehr guter Verfassung, wurde gestern zum Auftakt der Tour of Utah (2.HC) nach 212,5 Kilometern mit Start und Ziel in Logan überraschend Etappendritter. Bei Kälte und Dauerregen musste sich der 25-Jährige im Sprint einer fünfköpfigen Ausreißergruppe, die sich wenige Sekunden vor dem heranjagenden Feld ins Ziel retten konnte, nur seinen Landsleuten Kiel Reijnen (UnitedHealthcar) und Alex Howes (Cannondale-Garmin) geschlagen geben.

Beeindruckend war aber, wie Phinney gemeinsam mit Howes und Reijnen auf den letzten fünf Kilometern des Rundkurses zu den beiden Ausreißern Johan Van Zyl (MTN-Qhubeka) und Gregory Daniel (Axeon) aufschließen konnte. Das Quintett nutzt dann die kurzzeitige Verwirrung im Feld, um den Sieg unter sich auszumachen. Phinney führte die kleine Spitzengruppe durch die letzte Kurve 500 Meter vor dem Ziel, hatte dann aber Reijnens Antritt nichts mehr entgegenzusetzen.

„Ich habe den Sprint nicht so gut gespielt“, zeigte sich der zweimalige US-Zeitfahrmeister trotz seiner guten Leistung selbstkritisch. „Ich ließ aus der letzten Kurve heraus eine kleine Lücke […], ich glaube, ich war ein bisschen nervös.“

Dabei deutete zunächst nicht viel auf ein Spitzenergebnis hin, denn Phinney fühlte sich bei den widrigen Bedingungen „ziemlich schrecklich“, wie er eingestand. Den entscheidenden „Tipp“ erhielt er dann auch von Sportdirektor Jackson Stewart aus dem Begleitfahrzeug. „Jackson nannte mir den Zeitabstand und angesichts des nassen Wetters und des kleinen Anstiegs könnte das eine gute Gelegenheit sein. Ich habe dann gesehen, wie einige Jungs attackierten, kurz bevor wir in die Stadt kamen bin ihnen dann gefolgt.“

Phinney erwischte bei diversen Attacken dann den richtigen Zug, mit dem er das Spitzenduo erreichte. Auf dem Schlusskilometer zog der Zeitfahrspezialist das Tempo noch mächtig an, doch als der sprintstarke Reijnen auf den letzten 200 Metern antrat, hatte Phinney nichts mehr zuzusetzen und musste auch noch Howes passieren lassen.

Auf der Pressekonferenz nach dem Rennen konnte der Gewinner der Dubai Tour 2014 dann doch ein positives Fazit von seinem Comeback ziehen. „Ich wollte erst wieder zurückkehren, wenn ich wieder wettbewerbsfähig sein würde, und ich wollte den Leuten für ihr Geld was bieten. Deshalb bin ich glücklich“, sagte er und fügte an, dass seine größte Sorge nicht seiner ausgeheilten Verletzung, sondern dem Wetter galt. „Es war ein brutaler Tag mit fünf Stunden in der Kälte und Nässe. Ich habe die meiste Zeit gefroren und das hat mich eine Menge mentaler Energie gekostet.“

Viel Kraft kostete ihn auch die lange Zwangspause, in der viele Höhen und Tiefen durchlebte und daran zweifelte, je wieder auf Weltklasseniveau gelangen oder sogar je wieder Rennen bestreiten zu können. „Ich bin froh, dass ich darüber nachdenken konnte. Sich im Alter von 24 Jahren mit dem Gedanken an ein Leben ohne Rad zu beschäftigen, rückt die Dinge in eine andere Perspektive und es hat mir klar gemacht, wie glücklich wir sein können, hier zu sein, Rennen zu fahren und gesund zu sein. Deshalb bin ich begeistert, wieder zurück zu sein“, so Phinney.

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