Dauphiné: Tour-Sieger bei der Generalprobe in Gelb

Nibali gelingt die Revanche, Rui Costa mit dem besten Timing

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Rui Costa (Lampre-Merida) gewinnt die 6. Etappe beim Critérium du Dauphiné. | Foto: Cor Vos

12.06.2015  |  (rsn) – Auf der bis ins Finale hinein verregneten 6. Etappe des 67. Critérium du Dauphiné wurde das Gesamtklassement der Tour-Generalprobe auf den Kopf gestellt. Der US-Amerikaner Tejay van Garderen (BMC), der das Gelbe Trikot erst gestern mit seinem zweiten Platz in Pra-Loup übernommen hatte, musste es nach nur 24 Stunden wieder abgeben – und zwar an Vincenzo Nibali (Astana), dem nach 183 Kilometern von Saint-Bonnet-en-Champsaur nach Villard-de-Lans – Vercors ebenfalls Rang zwei reichte, um sich an die Spitze des Gesamtklassements zu katapultieren.

Um ein Haar hätte es für den Italiener sogar zum ersten Saisonsieg gereicht, doch der wurde ihm von Rui Costa (Lampre-Merida) vor der Nase weggeschnappt, denn der Portugiese zog noch auf den letzten 300 Metern an Nibali vorbei und sicherte sich seinerseits erstmals in diesem Jahr den obersten Platz auf dem Treppchen.

„Als Nibali auf den letzten beiden Kilometern ging, bin ich mein Tempo weiter gefahren, um mir meine letzten Kräfte aufzusparen. Ich habe meine Ambitionen auf den Etappensieg nicht aufgegeben, aber erst auf den letzten 300 Metern sah ich die Chance zu gewinnen“, kommentierte Costa, der von 2012 bis 2014 dreimal in Folge die Tour de Suisse gewann, sich diesmal aber für den Dauphiné-Start entschied, seinen ersten Sieg bei der Rundfahrt durch Südfrankreich.

Nibali wurde mit schließlich fünf Sekunden Rückstand Zweiter, gefolgt vom Spanier Alejandro Valverde (Movistar/+0:38) und dem Franzosen Tony Gallopin (Lotto Soudal+0:39). Auch wenn es nicht zum Etappensieg reichte, so gelang dem Tour de France-Gewinner, der gestern noch im Schlussanstieg nach Pra-Loup ebenso wie Valverde dem Tempo der Besten nicht folgen konnte, am Freitag die beeindruckende Revanche.

„Ehrlich gesagt, habe ich heute eher auf den Etappensieg als auf das Gelbe Trikot geschaut“, gab Nibali zu. „Ich weiß, dass es nicht ideal ist, beim Dauphiné schon in zu guter Form zu sein. Jetzt bin ich aber an der Spitze und will die auch verteidigen. Es wird angesichts der beiden restlichen Etappen eine schwere Aufgabe.“

Nibali reagierte im Col de la Croix Haute (2. Kat.) rund 115 Kilometer vor dem Ziel auf eine Attacke von Tony Martin (Etixx-Quick-Step). Zu dem dreimaligen Zeitfahrweltmeister aus Deutschland schlossen im strömenden Regen neben dem Astana-Kapitän noch Rui Costa, Valverde und Gallopin (Lotto-Soudal) auf.

Nibali war bereits zuvor in einer ersten größeren Ausreißergruppe dabei gewesen, die sich nach rund 30 Kilometern formiert hatte und in der weitere namhafte Fahrer wie etwa auch Rui Costa dabei waren – und sogar das Gelbe Trikot, was Team Sky zu einer ersten Aufholjagd veranlasste, die nach gut 50 Kilometern erfolgreich abgeschlossen war.

Kurz darauf initiierte Tony Martin die Gruppe des Tages, gegen die das Feld kein Gegenmittel wusste. Doch auch der Etixx-Kapitän, dessen Teamkollegen Maxime Bouet und Julian Alaphilippe das Rennen aufgaben, musste seinen Tempoverschärfungen Tribut zollen und verlor rund 22 Kilometer vor dem Ziel auf ansteigendem Terrain den Kontakt zu seinen Begleitern. Das verbliebene Quartett hingegen war stark genug, um einen recht deutlichen Vorsprung von bis zu 3:30 Minuten auf das Feld zu behaupten.

Hier war van Garderens Team in der Verfolgung lange Zeit fast völlig auf sich allein gestellt und verbrauchte bei der Jagd über insgesamt sechs kategorisierte Anstiege Helfer um Helfer, ohne näher an die Spitzengruppe heranzukommen. Die harmonierte bis zu den letzten vier Kilometern ausgesprochen gut miteinander, ehe Gallopin davonzog und schon wie der Sieger aussah, da keiner seiner Konkurrenten die Arbeit für die anderen erledigen wollte.

Doch der 26-jährige Franzose hatte die Rechnung ohne Nibali gemacht, der auf den letzten 1,5 Kilometern in einer letzten steileren Passage Valverde und Costa stehen ließ, innerhalb von nur 100 Metern zu Gallopin aufschloss und auf mittlerweile abtrocknender Straße diesen ohne Mühe abhängte.

Wer nun aber gedacht hatte, dass sich der Italienische Meister nicht nur das Gelbe Trikot, sondern auch seinen ersten Saisonsieg holen würde, sah sich getäuscht. Denn nicht Nibali, sondern der frühere Weltmeister Rui Costa hatte sich auf der erneut kräfteraubenden Etappe seine Energie am besten eingeteilt und konnte am Ende jubeln.

Keinen Grund dazu hatte nicht nur van Garderen, der letztlich mit 2:14 Minuten Rückstand als Elfter das Ziel erreichte und vom ersten auf den fünften Platz zurückfiel, sondern auch der gestrige Etappensieger Romain Bardet (Ag2R) sowie Chris Froome, dessen Sky-Team am Donnerstag noch groß aufgetrumpft hatte. Heute aber lief für die Profiteure der gestrigen Etappe nicht viel zusammen.

Bardet hatte bei einem Sturz auf regennasser Fahrbahn fünf Kilometer vor dem Ziel Glück und konnte das Rennen ohne sichtbare Blessuren fortsetzen. Doch der junge Franzose schaffte nicht mehr den Abschluss an die Verfolgergruppe und fiel im Gesamtklassement vom dritten auf den neunten Platz zurück. Froome wurde letztlich Neunter, 2:12 Minuten hinter Costa, büßte aber ebenfalls zwei Positionen ein und ist nun mit 1:21 Minuten Rückstand auf Nibali Gesamtsiebter.

Der Sizilianer wiederum hat 29 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Costa und 30 auf Valverde. Neuer Gesamtvierter ist der junge Australier Simon Yates (Orica-GreenEdge), der sich auf den letzten zehn Kilometern aus der uneinigen Verfolgergruppe heraus absetzte und mit 1:24 Minuten Rückstand auf den Etappensieger Tagesfünfter wurde, gefolgt von Daniel Martin (Cannondale-Garmin/+1:46), John Gadret (Movistar/+1;48) sowie dem erneut überraschend starken Belgier Tiesj Benoot (Lotto Soudal/+1:59), der auch noch vor Froome das Ziel erreichte.

Bester deutscher Fahrer war auf Rang 26 (+6:26) erneut Paul Voß vom Zweitdivisionär Bora-Argon 18. Der gebürtige Rostocker machte damit im Gesamtklassement vier Positionen gut und wird nun auf Rang 23 geführt.

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