Tirreno-Adriatico: Contador und Nibali distanziert

Weder Schnee noch die Gegner können Quintana etwas anhaben

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Weder Schnee noch die Gegner können Quintana etwas anhaben"
Nairo Quintana (Movistar) triumphiert am Monte Terminillo. | Foto: Cor Vos

15.03.2015  |  (rsn) – Schnee, Nässe und Kälte - Nairo Quintana (Movistar) hat am Monte Terminillo die mehr als nur ungemütliche 5. Etappe der Fernfahrt Tirreno-Adriatico für sich entschieden. Auf dem 197 Kilometer langen Teilstück von Esanatoglia nach Terminillo setzte sich der Kolumbianer am Schlussanstieg ab und distanzierte im dichten Schneetreiben seine Kontrahenten deutlich.

Etappenzweiter wurde Bauke Mollema (Trek / +0:41), gefolgt von einer Gruppe mit Joaquim Rodriguez (Katusha/3.), Rigoberto Uran (4./Etixx-Quick-Step), Alberto Contador (5./Tinkoff-Saxo) und Thibaut Pinot (6./FDJ), die den Zielstrich mit 55 Sekunden Rückstand überquerten – ebenso wie Adam Yates (Orica-GreenEdge/7.) und Domenico Pozzovivo (Ag2R/8.).

Dagegen büßte Wouter Poels (Sky) im 16 Kilometer langen Anstieg zur in knapp 1.700 Metern Höhe gelegenen Bergankunft 1:38 Minuten ein und musste sein Blaues Leadertrikot nach nur einen Tag an Quintana abgegeben. Zu den Geschlagenen des Tages zählte auch Vincenzo Nibali (Astana), der den Tempoverschärfungen im oberen Teil des Terminillo nicht folgen konnte.

„Auf diese Weise den ersten Sieg der Saison einzufahren freut mich riesig. Es war eine sehr schnelle Etappe, sehr schwierig, besonders durch die kalten Bedingungen. Ich habe den Anstieg trotzdem sehr frisch angehen können und habe unsere Taktik gleich mit der ersten Attacke umgesetzt. Fünf Kilometer vor dem Ziel fühlte ich mich sehr gut und sah, dass niemand stark genug aussah, um mir folgen zu können - also attackierte ich“, beschrieb Quintana seinen entscheidenden Angriff, dem niemand etwas entgegenzusetzen hatte.

Der Kolumbianer hat nun beste Aussichten, die Gesamtwertung der 50. Jubiläumsauflage von Tirreno-Adriatico zu gewinnen - und scheint angesichts seines deutlichen Vorsprungs auch guter Dinge zu sein. „Ich hoffe morgen bleiben wir von Schwierigkeiten verschont, so dass wir im Zeitfahren das Leadertrikot verteidigen können“, erklärte der neue Spitzenreiter, der nun 39 Sekunden Vorsprung auf Mollema und 48 auf Uran hat. Weitere neun Sekunden dahinter folgt Pinot auf Rang vier, Titelverteidiger Contador hat als Fünfter mit 1:03 Minuten Rückstand auf Quintana kaum noch Chancen auf das Blaue Trikot. Gleiches gilt für Poels, der vom ersten auf den zehnten Platz der Gesamtwertung zurückfiel.

Das heutige Teilstück war als Königsetappe ausgerufen worden - im Finale wartete der 16,1 Kilometer lange, durchschnittlich 7,3 Prozent steilen Schlussanstieg zum Monte Terminillo. Als zusätzliche Herausforderung stellte sich das Wetter heraus. Bereits am Samstag waren 20 Zentimeter Neuschnee im Gebirge gefallen und auch heute fanden sich die Fahrer auf ihrem Weg zum Gipfel einem dichten Schneetreiben ausgesetzt.

Dem Anstieg und dem Wetter Tribut zollen musste wie viele andere auch Tour-Sieger Nibali. Der Italiener verlor nach der Tempoverschärfung von Quintana fünf Kilometer vor dem Ziel den Anschluss und handelte sich im Ziel einen Rückstand von 2:16 Minuten ein. Nibali ist offensichtlich noch nicht in Bestform, deutete das aber bereits vor der Etappe an. „Ich habe besser gearbeitet als im letzten Jahr, bin aber noch weit entfernt von meiner besten Form. Ich fahre in diesem Jahr nicht den Giro, habe deshalb nicht den Druck, schon zu einem frühen Zeitpunkt starke Leistungen bringen zu müssen“, hatte sich Nibali am Samstag radsport-news.com gegenüber zurückhaltend gezeigt.

Zwar deutlich besser als der Sizilianer, aber ebenfalls chancenlos gegen Quintana war Alberto Contador. Der Spanier war weder in der Lage, der Attacke des Kolumbianers zu folgen noch - trotz einiger Versuche - sich aus der Verfolgergruppe abzusetzen. Das Ziel erreichte er schließlich zusammen mit Rodriguez, Pinot, Uran, Yates und Pozzovivo 55 Sekunden hinter dem Tagessieger.

Nach der morgigen zu erwartenden Sprintankunft ist das abschließende Zeitfahren am Dienstag mit zehn Kilometer Länge für ihn wohl zu kurz, um Quintana das blaue Führungstrikot noch streitig zu machen.

Belebt hatte das Rennen lange eine achtköpfige Spitzengruppe, zu der auch der Potsdamer Paul Voß gehörte (Bora-Argon 18). Zusammen mit Maximo Monfort (Lotto Soudal), Michele Scarponi, Andriy Grivko (beide Astana), Alessandro De Marchi (BMC), Matteo Montaguti (AG2R), Angel Vicioso (Katusha) und Jesus Herrada (Movistar) erreichte er den Schlussanstieg, an dem die Gruppe allerdings nach und nach auseinander fiel.

Am Ende kristallisierten sich Monfort, De Marchi und Scarponi als die stärksten der Gruppe heraus. Am weitesten aber kam Scarponi, der erst drei Kilometer vor dem Ziel von Quintana eingeholt wurde, dann aber nichts mehr zuzusetzen hatte.

Zulegen konnte auf den letzten Kilometern allerdings noch Mollema, der zwar auch nicht mehr an den Giro-Gewinner herankam, aber immerhin Contador, der erkennbar zu kämpfen hatte, und die weiteren Verfolger auf Distanz halten und sich auf den schneebedeckten Straßen Rang zwei sichern konnte. Im Sprint der Contador-Gruppe holte sich dessen Landsmann Rodriguez wie bereits gestern den dritten Platz.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.03.2015Bora-Argon 18 mit Ausbeute bei Tirreno-Adriatico unzufrieden

(rsn) – Hinter den eigenen Erwartungen zurück blieb das deutsche Team Bora-Argon 18 beim am Dienstag zu Ende gegangenen Tirreno-Adriatico. Bester Fahrer des Zweitdivisionärs war der Portugiese Jos

18.03.2015Vegni: „Die Gesundheit der Fahrer lag mir immer am Herzen“

(rsn) – Mauro Vegni hat ein positives Fazit der 50. Jubiläumsauflage des Tirreno-Adriatico gezogen und Kritik speziell an der Terminillo-Etappe zurückgewiesen. „Der Tirreno war, das hat mich bes

17.03.2015Quintana besiegt Kälte, Schnee und alle Rivalen

(rsn) – Zwar büßte Nairo Quintana (Movistar) im abschließenden Zeitfahrend es 50. Tirreno-Adriatico noch Zeit auf seine schärfsten Konkurrenten Bauke Mollema (Trek) und Rigoberto Uran (Etixx-Qu

17.03.2015Nach der Prolog-Niederlage holte Cancellara alles aus sich raus

(rsn) – Nach seinem ersten Zeitfahrsieg in dieser Saison wollte Fabian Cancellara (Trek) nach vorne schauen. „Ich will jetzt nicht viel über die Fehler vom Prolog erzählen. Es waren einfach zu v

17.03.2015Quintana ohne Schwierigkeiten zum Jubiläumssieg

(rsn) – Nairo Quintana (Movistar) behauptete am letzten Tag der 50. Auflage von Tirreno-Adriatico souverän sein Blaues Trikot und feierte den ersten Sieg in einem Mehretappenrennen in der noch jung

17.03.2015Cancellara gelingt die Zeitfahr-Revanche, Quintana Gesamtsieger

(rsn) – Nairo Quintana (Movistar) hat die 50. Auflage von Tirreno-Adriatico gewonnen. Der 25 Jahre alte Kolumbianer behauptete im abschließenden Einzelzeitfahren der 7. Etappe sein Blaues Trikot un

17.03.2015Cancellara: „Es gibt Grenzen"

(rsn) – Nach der unter winterlichen Bedingungen ausgetragenen 6. Etappe von Tirreno-Adriatico werden wieder Forderungen laut, verbindliche Regeln für den Einsatz bei extremen Wittererungsbedingunge

17.03.2015Sagan beendete mit einem Urschrei die Zeit der zweiten Plätze

(rsn) – Wie groß der Druck des Gewinnenmüssens bei Peter Sagan war, zeigte sich im Ziel der 6. Etappe von Tirreno-Adriatico. Mit einer Art Urschrei feierte der Neuzugang des Tinkoff-Saxo-Teams sei

17.03.2015Revanchiert sich Cancellara an Malori für die Prolog-Niederlage?

(rsn) – Der Spanier Francisco Ventoso (Movistar) eröffnet um 13.30 Uhr das abschließende Einzelzeitfahren beim 50. Tirreno-Adriatico. Der Schweizer Fabian Cancellara (Trek), einer der Favoriten au

16.03.2015Vuillermoz will in San Benedetto für den toten Vater fahren

(rsn) - Alexis Vuillermoz (Ag2R) hat es auf der 6. Etappe des Tirreno-Adriatico Peter Sagan und den anderen Sprintern nicht gerade einfach gemacht. Der Franzose war im Dauerregen auf den letzten 40 d

16.03.2015Tirreno-Adriatico: Paolinis Hinterrad war für Arndt das falsche

(rsn) – Nachdem Marcel Kittel seine Teilnahme an Tirreno-Adriatico hatte absagen müssen und Luka Mezgec am Montag nach einem Sturz auf der 6. Etappe das Rennen hatte aufgeben müssen, setzte Giant-

16.03.2015Im strömenden Regen platzte bei Sagan der Knoten

(rsn) – Am 18. Renntag ist bei Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) der Knoten geplatzt. Der Slowakische Meister, der in dieser Saison bereits mehrere Spitzenergebnisse eingefahren hat, aber noch nicht ganz o

Weitere Radsportnachrichten

02.07.2025Evenepoel: “Auch bei dieser Tour geht es um Geduld“

(rsn) – Vor seiner zweiten Tour de France gibt sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) vorsichtig optimistisch. Nachdem er beim Critérium du Dauphiné gegen Tadej Pogacar (UAE – Emirates –

02.07.2025Thomas will bei seiner Abschieds-Tour nochmals alles geben

(rsn) – Als letztes der 23 Teams hat nun auch Ineos Grenadiers sein Aufgebot für die am 5. Juli in Lille beginnenden 112. Tour de France bekannt gegeben. Der britische Rennstall, der seit 2019, als

02.07.2025Die Teams für die 112. Tour de France

(rsn) – Nach drei Auslandsstarts in Folge (Kopenhagen, Bilbao, Florenz) beginnt die Tour de France erstmals seit dem Jahr 2021 wieder in ihrem Heimatland. Am 5. Juli werden im nordfranzösischen Lil

02.07.2025Giro-Zweiter Del Toro startet bei der Tour of Austria

(rsn) – Es hatte sich bereits angedeutet, aber jetzt wurde von den Organisatoren offiziell bestätigt: Auch der Giro-Zweite Isaac Del Toro (UAE – Emirates - XRG) wird am 9. Uli am Start der Tour o

02.07.2025Giro d`Italia Women im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Erstmals bereits 1988 ausgetragen, zählt der Giro d`Italia Women zu den traditionsreichsten Rennen im Frauenkalender. Radsport-news.com blickt auf die letzten zehn Austragungen der aktuell

02.07.2025Keine Bonussprints bei der Tour de France 2025

(rsn) – Bei den letzten Ausgaben der Tour de France konnten die Fahrer nicht nur im Ziel, sondern auch unterwegs an einigen ausgewählten Stellen Bonussekunden sammeln. Zur diesjährigen 112. Ausgab

02.07.2025Die fünf schweizerischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Mehr als fünf Schweizer bei einer Tour de France gab es zuletzt 2021. Damals waren sechs Eidgenossen am Start des größten Radrennens der Welt. Das ist immer noch weit weg vom Rekordjahr 1

02.07.2025Die drei österreichischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Vom kleinen Zwischenhoch, das 2022 und 2023 gleich sechs österreichische Tour-Starter lieferte – und damit fast so viele wie aus Deutschland – haben sich die Fahrer aus der Alpenrepubli

02.07.2025Das Reglement der Tour de France auf einen Blick

(rsn) – Jeder Radsportfan kennt die Wertungstrikots und weiß meist auch, was sie symbolisieren. Das Gelbe Trikot geht an den Zeitschnellsten, das Grüne an den Punktbesten, das Gepunktete an den F

02.07.2025Das Preisgeld: Wie viel gibt´s wofür bei der Tour de France 2025?

(rsn) - Von Lille nach Paris - über 21 Renntage, zwei Ruhetage und 3338 Kilometer - das ist die Tour de France 2025. Mehr als 80 Stunden Rennzeit werden die Fahrer auf ihrem Weg durch Frankreich im

02.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

01.07.2025Red Bull - Bora - hansgrohe im Sondertrikot zur Tour de France

(rsn) - Das Team Red Bull - Bora - hansgrohe wird in einem Sondertrikot zur 112. Tour de France antreten. Zu Ehren der ´Grande Nation´ tauscht der deutsche WorldTour-Rennstall sein normales Trikot f

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)