Hondos Giro-Tagebuch / 20. Etappe

Am Zoncolan mittendrin statt nur dabei

Von Danilo Hondo

Foto zu dem Text "Am Zoncolan mittendrin statt nur dabei"
Danilo Hondo (Trek) | Foto: Cor Vos

01.06.2014  |  Wieder unglaublich, welche die Mühe sich die vielen Tifosi gemacht haben, um diesen Mythos zu befahren oder zu besteigen, allein um uns zu erwarten und anzufeuern oder sogar ein kleines Stück hinauf zu schieben.

Für mich wird es wohl an diesem speziellen Ort die letzte Situation dieser Art gewesen sein. Denn was schon im Frühjahr ein Gerücht war, hat sich während dieses Giro für mich mehr und mehr heraus gestellt – nämlich dass ich mit 40 Jahren doch mit einem guten Gefühl am Ende dieser Saison meine Karriere beenden kann.

Aber wer mich kennt, weiß, dass ich nicht still und heimlich von dieser Bühne abtreten werde. Somit kann jeder, der Lust hat, am 4. und 5. Oktober dabei sein!

An diesen Tagen gibt’s zum einen mein Farewell und zum anderen den Lila Logistik Charity Bike Cup. Ich kann schon soviel verraten, dass Fahrer aus meiner gesamten Karriere dabei sein werden, um diesen Tag entsprechend zu zelebrieren.

Wenn ihr mich fragt, ein Must Have!!!

Irgendwie fiel mir der Anstieg dann heute so leicht wie nie zuvor, manchmal ist es eben wie verhext.

In der Anfangsphase des Rennens habe ich noch mit Simon Geschke gescherzt, dass doch heute noch einmal ein super Tag für die Ausreißergruppe wäre. Und kaum haben wir uns versehen, waren wir schon mittendrin statt nur dabei.

Eigentlich auch gar keine so schlechte Idee, denn die Gruppe war groß und lief ganz geschmeidig. Es hätte richtig entspannt werden können, wäre nur nicht hinten die sportliche Leitung von Cannondale sauer gewesen, weil niemand aus der Mannschaft in dieser Gruppe vertreten war.

So aber wurde richtig Radrennen daraus, und ich habe mir die ganze Zeit vorgestellt, wie breit Michi Koch hinten wohl sein wird, wenn er denn dann in den ersten Berg hinein fährt.

Die arme Sau, würden wir sagen.....

Mein sympathischer Teamkollege Riccardo Zoidl war wie geplant auch in der Gruppe, leider hatte er am Morgen schlechte Beine eingepackt und konnte sich selbst nicht ganz das erhoffte Top-Ergebnis bescheren. Dennoch, er hat sicher in seinem ersten Giro viel gelernt und Charakter bewiesen, seine Zeit wird kommen, sicher schon bald.

Nebenan im Zimmer läuft noch eine kleine Party. Unser kolumbianisches Rennpony Julian Arredondo fängt wohl schon mal langsam an, denn er meinte vorhin beim Abendessen, das er und seine Landsleute nach diesem Giro d'Italia drei Tage durchfeiern werden.

Wir, die sogenannte Sprinterfraktion, müssen uns noch etwas zurück halten, denn morgen in Triest sollte die letzte Chance sein, noch einmal in einem Sprint Royal zu glänzen.

In diesem Sinne, Gute Nacht & Fight 4 Pink

Euer Danilo

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