Berliner übergab sich im Schlussanstieg zwei Mal

Voigt: „Ich bin nicht mehr der Fahrer, der ich mal war“

Von Tour-Korrespondent Felix Mattis aus L´Alpe d´Huez

Foto zu dem Text "Voigt: „Ich bin nicht mehr der Fahrer, der ich mal war“"
Jens Voigt (RadiShack-Leopard) | Foto: ROTH

19.07.2013  |  (rsn) - Jens Voigt (RadioShack-Leopard) kann es nicht lassen. Auf dem Weg nach L’Alpe d’Huez fuhr der „alte Mann“ bereits zum vierten Mal im Verlauf dieser Tour de France in der Spitzengruppe.

Auch wenn er seinen erneuten Ausreißversuch am Abend gegenüber Radsport News als „Pflichterfüllung“ für sein Team bezeichnete: Als Voigt die berühmten 21 Kehren zum zweiten Mal in Angriff nahm, war er sogar noch in Schlagweite zum Etappensieg. Nachdem er bei der ersten Huez-Passage bereits abgehängt worden war, kämpfte sich der Publikumsliebling im Finale noch einmal zurück.

„Ich habe noch ein bisschen gehofft“, sagte der 41-Jährige nach dem Abendessen im Teamhotel, um dann kurz innezuhalten und anzufügen: „Nee, eigentlich nicht mehr. Ich habe meine Wattzahlen und meine Herzfrequenz gesehen und wusste: ‚Okay, das war’s.‘ Ich kenne ja die Signale von meinem Körper.“ Bei der ersten Auffahrt habe er noch 350-400 Watt aufs Pedal gebracht, beim zweiten Mal dann nur noch rund 250.

Kurz nachdem Voigt den Drittplatzierten Moreno Moser (Cannondale) ein- und überholt hatte, war sein Motor plötzlich aus. „Dann habe ich auch noch zu viele kalte Getränke zu schnell in mich reingeschüttet“, erzählte Voigt und gestand: „Ich habe zwei Mal angehalten und mich übergeben.“ Immerhin habe er aber alles getan, um die Zuschauer von diesem Anblick zu verschonen. „Ich habe versucht, mich hinter einem Campingwagen zu verstecken und über eine Leitplanke zu reiern.“

Letztlich erreichte Voigt das Tagesziel mit 15:34 Minuten Rückstand auf Tagessieger Christophe Riblon (Ag2r) auf Platz 51 und war dabei allein im Schlussanstieg der zweitlangsamste von allen 175 angekommenen Profis. Der sechsfache Vater musste erkennen: „Ich bin nicht mehr der Fahrer, der ich mal war. Vor fünf Jahren hätte ich zum Beispiel auf der Etappe nach Lyon nicht 20 Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen - da hätte ich alle anderen abgehängt.“

Dabei mache sich sein Alter nicht nur körperlich, sondern auch im Kopf bemerkbar. Der nämlich setze inzwischen mehr als früher auf Sicherheit anstatt Geschwindigkeit. „Ich bremse bei jeder Kurve einen Tick zu viel und muss dementsprechend mehr herausbeschleunigen. Das machst Du dann auf so einer Etappe 100 Mal und brauchst jedes Mal 50 Watt extra - dafür zahlst Du am Ende den Preis“, so der Berliner.

Dieses Sicherheitsdenken spielte gerade auf dieser 18. Etappe der Jubiläumstour eine besondere Rolle, da es zwischen den beiden Alpe d’Huez-Aufstiegen die gefürchtete Abfahrt vom Col de Sarenne hinunterging. Was im Fernsehen letztlich gar nicht so schlimm ausgesehen haben mag, wie man anhand der Warnungen erwarten konnte, entsprach laut Voigt letztlich doch den Befürchtungen. „Das war die bescheuertste Abfahrt, die ich in meiner Karriere je gefahren bin“, sagte er.

„Die Straße war unglaublich schlecht. Räudig ist das einzige Wort, um den Straßenbelag zu beschreiben. Das war wie Roubaix, man ist da richtig rumgesprungen“, so Voigt, der dann aber auch das Positive zu sehen versuchte: „Vielleicht war das aber auch sicherer, weil dann alle vorsichtiger waren.“

Letztlich kam Voigt wie 174 andere Profis heil in L’Alpe d’Huez an - zumindest abgesehen von stark schmerzender Bein-Muskulatur. Aber daran war er nach seinem Vollgas-Ritt schließlich selbst schuld.

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