Spanier büßte im Finale 20 Sekunden auf Froome ein

Contador: Kostete Verzicht auf Rad-Tausch den Zeitfahrsieg?

Von Tour-Korrespondent Felix Mattis aus Chorges

Foto zu dem Text "Contador: Kostete Verzicht auf Rad-Tausch den Zeitfahrsieg?"
Alberto Contador (Saxo-Tinkoff) | Foto: ROTH

17.07.2013  |  (rsn) - Nicht wie erwartet das bereits für den Nachmittag angekündigte Gewitter, das in seinem vollen Ausmaß erst abends um 19 Uhr niederging, sondern taktische Entscheidungen könnten den Ausgang des zweiten Tour-Zeitfahrens zwischen Embrun und Chorges bestimmt haben. Zumindest machte diese Vermutung unmittelbar nach dem Rennen im Zielort die Runde. Die Frage des Tages lautete am Lac de Serre-Poncon nämlich: Wechselt er oder wechselt er nicht?

Gemeint war der fahrbare Untersatz der Siegaspiranten auf dem bergigen Kurs. Schon am Morgen hatten dänische Medien mit Spekulationen für Furore gesorgt, Zeitfahrweltmeister Tony Martin (Omega Pharma - Quick-Step) würde gleich drei Radwechsel planen. Doch Martins Sportlicher Leiter Rolf Aldag versicherte Radsport News vor dem Start: „Nein, wir wechseln nur ein Mal.“

Immerhin bestätigte er damit aber, dass es zum Tausch des Arbeitsgeräts kommen würde. Und tatsächlich: Nachdem Martin den ersten schweren Berg, die folgende winklige Abfahrt und auch den zweiten Anstieg mit dem normalen Straßenrad bewältigt hatte, stoppte er und stieg auf seine Zeitfahrmaschine um.

„Die letzten zwölf Kilometer waren sehr schnell: guter Asphalt, breite Abfahrt. Da hatte man mit dem Zeitfahrrad definitiv aerodynamische Vorteile. Wir haben Berechnungen angestellt, dass man den Zeitverlust vom Radwechsel wieder aufholen würde und dann noch etwas gutmacht“, erklärte Martin anschließend.

Wie der Deutsche, so handelten auch die meisten der Favoriten auf den Gesamtsieg, die letztlich auch die Etappe unter sich ausmachten. Chris Froome (Sky) stieg nach dem zweiten Berg um, Joaquin Rodriguez (Katusha) tat es sogar noch im Anstieg, den er von allen Startern übrigens am schnellsten bewältigte, und auch die Niederländer Bauke Mollema sowie Laurens Ten Dam (Belkin) entschieden sich im Finale für den Aerodynamik-Vorteil und nahmen den Zeitverlust, der durch den kurzen ‚Boxenstopp‘ entstand, in Kauf.

Viel Zeit verlor am Ende des Anstiegs durch das Umsteigen ohnehin niemand. „Der Wechsel an sich ging wirklich sehr schnell“, erklärte der Estnische Meister Rein Taaramae (Cofidis) gegenüber Radsport News. „Ich hatte gerade Marcus Burghardt überholt, bin dann vom Rad gestiegen und als ich auf dem anderen saß hat es nur fünf Sekunden gedauert, bis ich wieder bei Burghardt war.“

Trotzdem entschieden sich ausgerechnet Froomes größter Herausforderer anders als der Rest der Radsport-Welt. Das Team Saxo-Tinkoff blieb in Person von Michael Rogers, Roman Kreuziger und Alberto Contador jeweils auf dem Straßenrad sitzen. „Ich wollte den Rhythmus nicht verlieren“, begründete Kreuziger die Entscheidung.

Saxo-Tinkoff-Teamchef Bjarne Riis lächelte nur, als Radsport News ihn fragte, ob der Verzicht auf den Aerodynamik-Vorteil letztlich entscheidend dafür gewesen sei, dass Froome aus elf Sekunden Rückstand bei der letzten Zwischenzeit neun Sekunden Vorsprung gegenüber Contador im Ziel machte. „Das werden wir nie erfahren“, sagte der Däne. Rogers vermutete: „Das ist schwer zu sagen. Vielleicht hat Froome sich die Kraft auch etwas besser eingeteilt.“

Damit könnte der Australier tatsächlich Recht haben. Denn beim Vergleichen der Zwischenzeiten fällt auf, dass Kreuziger auch ohne Zeitfahrrad auf den letzten zwölf Kilometern beinahe bei Froome mithalten konnte. Der Tscheche verlor da, wo sein spanischer Teamkollege Contador 20 Sekunden einbüßte, nur deren drei auf Froome.

Doch auch der Spanier bereute seine Entscheidung nicht - zumindest nicht nach außen. „Es wird jetzt viel über den Rad-Tausch geredet, aber ich bin zufrieden damit, wie wir es gemacht haben. Mein Mechaniker Faustino hat mir das Rad so präpariert, dass Verbesserungen kaum noch möglich gewesen wären", wurde Contador am Abend auf der Website seiens Teams zitiert.

Der Mann im Gelben Trikot letztlich äßerte sich zum Thema diplomatisch. „Für mich persönlich hat es einen großen Unterschied gemacht, weil ich dadurch im Finale größere Gänge zur Verfügung hatte und mehr Druck machen konnte“, sagte Froome zwar, schob dann aber nach: „Ich weiß natürlich nicht, was Saxo-Bank montiert hatte. Vielleicht hatten sie eine sehr große Spanne zwischen leichten Gängen für die Berge und schweren Gängen für das Finale.“

Letztlich musste das aber auch nicht Froomes Sorge gewesen sein!

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

17.09.2013Kittel glaubt an Zukunft des Radsports in Deutschland

Berlin (dpa) - Der vierfache Tour-Etappen-Sieger Marcel Kittel (Argos-Shimnao) glaubt trotz der Doping-Problematik, dass der Radsport in Deutschland eine Zukunft hat. „Ich bin mir sicher, da

20.08.2013Alle 622 Tour-Tests negativ

Aigle (dpa) - Bei der 100. Tour de France gab es nach einer Mitteilung des Radsportweltverbandes UCI keinen positiven Doping-Test. Insgesamt seien 622 Proben - bei 198 Startern - untersucht worden.

03.08.2013Contador: „Ich habe meine Saison zu früh begonnen"

(rsn) - Gut zwei Wochen nach dem Ende der 100. Tour de France hat Alberto Contador (Saxo Tinkoff) die Fehler analysiert, die ihm seiner Meinung nach zumindest einen Podiumsplatz gekostet haben. „Ich

29.07.2013NetApp: Strategiewechsel nach Königs Einbruch in den Dolomiten

(rsn) – Nach den beiden schweren Bergetappen durch die Dolomiten ist für das deutsche Team NetApp-Endura das Gesamtklassement der Polen-Rundfahrt kein Thema mehr. Der Tscheche Leopold König brach

28.07.2013Riblon nimmt nach Sieg am Passo Pordoi das Gelbe Trikot ins Visier

(rsn) - Die Königsetappe der diesjährigen Polen-Rundfahrt konnte sich wirklich sehen lassen. Das Feld musste am Sonntag zum Finale des Italien-Abstechers den berüchtigten Giro d’Italia-Anstieg hi

28.07.2013Alpe d´Huez-Gewinner Riblon triumphiert auch auf dem Pordoi

(rsn) – Christophe Riblon (Ag2R) zeigt sich auch bei der 70. Polen-Rundfahrt in ausgezeichneter Verfassung. Der 32 Jahre alte Franzose, der bei der Tour auf der 18. Etappe mit Ziel in Alpe d’Huez

28.07.2013Wiggins nennt Froomes Leistung „brillant"

Madonna di Campiglio (dpa) - Den Auftritt und den Sieg seines Teamkollegen Christopher Froome hat der bei der Tour de France verletzt fehlende Titelverteidiger Bradley Wiggins nur am Rande verfolgt.

24.07.2013Team Sky Spitzenreiter der Preisgeldliste der 100. Tour de France

(rsn) – Wenig überraschend führen Christopher Froome und sein Sky-Team auch die Preisgeldliste der 100. Tour de France an. Der Gesamtsieger und seine Helfer fuhren auf den 21 Etappen insgesamt 525

22.07.2013ARD und ZDF: Revidiert den Fehler „Tour-Ausstieg“!

(rsn) - Keine Frage, die Deutschen prägten die 100. Tour de France wie kaum eine zuvor: der Coup zum Auftakt auf Korsika mit dem folgenden Tag in Gelben Trikot durch Marcel Kittel, der insgesamt vier

22.07.2013Froome: „Rule Britannia" auch bei den kommenden Tour-Auflagen?

Paris (dpa) - Als Christopher Froome nach einer viel zu kurzen Nacht von den Sonnenstrahlen in Paris geweckt wurde, hatte er seinen großen Triumph noch gar nicht richtig realisiert. „Es ist ein kom

22.07.2013Kittel: „Der schönste Tag in meinem Radfahrerleben“

Paris (dpa) - Es wurde spät im Le Chalet de Neuilly in der Rue du Commandant Pilot. Nach dem großen Coup auf den Champs Elysées ließen es Marcel Kittel & Co. bei der Abschlussfeier ihres Argos-Shi

22.07.2013Gazzetta dello Sport: „Kittel der Herr des Endspurts"

Berlin (dpa) - Eine Auswahl an internationalen Pressestimmen zur Tour de France 2013: FRANKREICH: «Libération»: «Die Währung des Fahrrads ist jetzt das Pfund. Das britische

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine