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20.09.2012 | Valkenburg (dapd) - Mit der Familie, einer zünftigen Torte und dem Rennsteiglied feierte Tony Martin seinen zweiten WM-Titel, doch in Gedanken war er bereits im nächsten Jahr. "Jetzt werden auch andere Ziele interessant. Vielleicht ist die Tour de France auch wieder ein Ziel, das hängt vom Kurs ab", sagte der alte und neue Zeitfahr-Weltmeister und genoss im Hotel Vue des Montagnes seinen Triumph in vollen Zügen.
Auf das Straßenrennen am Sonntag wird der 27-Jährige verzichten, doch bereits jetzt ist er mit den Goldmedaillen im Teamzeitfahren und im Einzel der König der WM. Und das nach einer Saison mit so viel Pech, dass viele schon vom Fluch des Weltmeistertrikots sprachen. Martin wollte davon nie etwas wissen und freut sich auf ein weiteres Jahr mit dem Regenbogen auf der Brust: "Das Beste am Trikot ist es, es zu tragen. Ich bin nicht der Typ, der sich so etwas einrahmt und an die Wand hängt. Ich freue mich einfach, wenn ich es anziehen darf."
Gedanken an die kommende Saison kamen bei Martin schon recht früh in diesem Jahr auf. Nach Rückschlägen mit Stürzen, Unfälle und Verletzungen hätte er die Saison am liebsten schon früher abgehakt. Von einem derartigen Happy End mit zwei WM-Titeln hatte er nicht zu träumen gewagt. Vielleicht kann Martin auch deshalb gar nicht genug vom Kampf gegen die Uhr bekommen. "Ich liebe das Zeitfahren einfach und will noch viele WM-Titel gewinnen", sagte der gebürtige Cottbuser, der nun bereits viermal in Folge in WM-Zeitfahren auf dem Podium stand. 2009 und 20110 hatte er Bronze gewonnen, 2011 folgte der erste Titelgewinn.
Trotzdem steht offenbar ein neuer Versuch an, die Tour de France auf Gesamtwertung zu fahren. Es gibt nicht wenige in der Szene, die Martin einen Platz unter den besten Fünf der Frankreich-Rundfahrt zutrauen. Doch nach seinem beeindruckenden Debüt im Jahr 2009, als er bis zur 14. Etappe das Trikot des besten Jungprofis trug, scheiterten die nächsten beiden Versuche bereits am ersten schweren Berg. Und als Martin in diesem Jahr in Top-Form an den Start ging, stoppte ihn schon auf der 1. Etappe ein Sturz, bei dem er einen Kahnbeinbruch erlitt.
Der QuickStep-Kapitän will künftig von Jahr zu Jahr entscheiden, ob er einen Angriff auf das gesamtkalssement wagt. Sein Problem: Für die hohen Berge ist Martin mit 76 Kilogramm zu schwer. Nimmt er radikal ab, verliert er enstrepchend viel Muskelmasse und muss befürchten, seine Extraklasse im Zeitfahren zu verlieren. Als Vorbild könnte der amtierende Tour-Sieger Bradley Wiggins gelten, der nach dem Ende seiner Bahnkarriere acht Kilo abspeckte und nichts von seinen Qualitäten im Kampf gegen die Uhr einbüßte. Laut Martins Trainer Sebastian Weber ist dies allerdings ein Prozess, der mehrere Jahre dauern wird.
Zunächst will Martin das Frühjahr 2013 abwarten. "Ich muss mal gucken, wie es bei Paris-Nizza und der Baskenland-Rundfahrt läuft", sagte der zweifache Zeitfahrweltmeister. "Und von dieser Stufe aus will ich dann schauen, ob es Sinn macht, sich noch größere Ziele zu stecken oder sich noch einmal auf das Zeitfahren zu konzentrieren.W
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