Karriere-Ende bei der Dauphiné-Rundfahrt

Das gesamte Peloton verabschiedet Bardet mit einem Spalier

Von Jan Zesewitz

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Romain Bardet (Picnic - PostNL) wird vom gesamten Peloton bei der Dauphiné-Rundfahrt verabschiedet. | Foto: Cor Vos

15.06.2025  |  (rsn) - Im letzten Rennen seiner Karriere schloss sich für Romain Bardet (Picnic – PostNL) beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) in gewisser Weise ein Kreis. Der Franzose zeigte sich in seiner gewohnt offensiven Fahrweise. Herausragend während der Königsetappe am letzten Samstag. Er war Teil der Spitzengruppe über den Col de la Madeleine und über den Col de la Croix de Fer.

Da der Abstand zur Gruppe der Favoriten hinter den Ausreißern aber gering war, attackierte Bardet über den Gipfel. "Ich weiß nicht, ob das Mut war, es war eher eine Verzweiflungstat“, sagte er im Ziel der Etappe. Sie brachte ihm aber die Ehrung als kämpferischster Fahrer des Tages ein. Diese "Verzweiflungstat" hielt zudem noch etwas Besonderes bereit: Im Tal fuhr er in Führung liegend durch den Ort Saint-Jean-de-Maurienne. Es ist ebenjener Ort, an dem er den ersten großen Erfolg seiner Karriere feierte: 2015 gewann er dort im Alter von 24 Jahren eine Tour-de-France-Etappe. "Dort alleine in Führung liegend durchzukommen, bedeutete mir viel“, sagte Bardet.

Überhaupt wurden die acht Tage dieser Rundfahrt zu einem besonderen Abschied für den Franzosen. Als er zum kämpferischsten Fahrer gekürt wurde, zeigte er sich gemeinsam mit seinem Vater auf dem Podium. Das Rennen startete am dritten Tag in seiner Heimat Brioude, der große Abschied passierte am letzten Tag am Startort Val d’Arc: Das gesamte Feld stand Spalier und erwies dem schüchternen Mann die verdiente Ehre. Um sein neues Dasein als Familienmensch perfekt zu machen, tauchte zwischen den Rädern der Fahrer sein Sohn auf – und Bardet rang mit den Tränen

Eine große, aber unvollendete Karriere

Die Ehrerbietung auch von den aktuell Größten des Sports für den 34-Jährigen zeigt seinen Stellenwert im Peloton, der weit über seine Ergebnisse hinausging. Elf Siege fuhr Bardet in seiner Karriere ein, vier davon bei der Tour de France. Spätestens in Saint-Jean-de-Maurienne 2015 wurde er zum Versprechen einer ganzen Nation.

Er und Thibaut Pinot sollten den Franzosen endlich den ersehnten Tour-de-France-Sieg bringen, auf den das Land seit Bernard Hinault 1985 wartet. Es blieb beim Wunsch, beim Versprechen. So passt es, dass die größten Karriere-Erfolge Bardets abgesehen von den Tour-Etappensiegen zweite und dritte Plätze waren: 2016 wurde er bei der Tour Zweiter, 2017 Dritter, 2018 Zweiter bei der WM in Innsbruck.

In der Rolle des großen Versprechens fühlte sich Bardet nie wohl – trotzdem drückte er dem größten Radrennen der Welt all die Jahre seinen Stempel auf, auch wenn der Gesamtsieg nie ernsthaft greifbar war. Er gewann das Bergtrikot 2019, alle seine Etappensiege fuhr er bei großen Bergetappen an oft legendären Anstiegen ein. Bei seiner letzten Tour gab es noch den großen Höhepunkt: Etappensieg und Gelbes Trikot zum Auftakt in Rimini – passenderweise nicht in Frankreich, sondern in Italien.

Neue Wege im letzten Karriere-Abschnitt

Um den Druck ein wenig von sich zu nehmen, wechselte er 2021 von AG2R zum Team DSM, raus aus Frankreich, weg von den Träumern und den Erwartungen der Landsleute. Den Giro 2022 konnte er nach einem Sturz in aussichtsreicher Position liegend nicht beenden.

Gegen Ende der Karriere merkte Bardet auch: Der Radsport entwickelt sich immer schneller – und womöglich an ihm vorbei. Konstanz, oder besser gesagt, ein dauerhaft hohes Leistungsniveau werde im Alter immer schwerer, sagte Bardet im vergangenen Winter bei Ankündigung seines Karriereendes. "Man muss wissen, wann man Stopp sagen muss. Ich habe etwa zehn Jahre lang um die Gesamtwertung mitgespielt und das war wahrscheinlich die Grenze dessen, was mental und physisch erträglich war.“

Psychisch sah er sich gegenüber Superteams und Überfahrern wie Tadej Pogacar im Nachteil, auch aufgrund schwammiger Regularien über mögliche Wettbewerbsvorteile. Für einen damals noch aktiven Radprofi richtete er klare Worte an Verantwortliche der Sportart, es sei "völlig sinnlos, in einer so wettbewerbsintensiven Welt mit so vielen wirtschaftlichen Verbindungen zu glauben, dass der gute Wille und die tadellose Ethik der Fahrer und Teams eine gesunde Regulierung des Milieus ermöglichen werden."

In dieser Konsequenz trat er nun von der großen Bühne ab. Leise, wie es seine Art ist und eben nicht in der größtmöglichen medialen Aufmerksamkeit der Tour, sondern kurz davor, bei einem – für ihn – etwas familiäreren Rennen.

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