Ecuadorianer sprintet bergauf zur Gesamtführung

Narvaez nutzt Plapps Arbeit und siegt am Willunga Hill

Von Felix Mattis

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Jhonatan Narvaez (UAE - Emirates - XRG) feiert seinen Etappensieg am Willunga Hill. | Foto: Cor Vos

25.01.2025  |  (rsn) – Jhonatan Narvaez (UAE – Emirates – XRG) ist am Willunga Hill seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat die vorentscheidende 5. Etappe der Tour Down Under (2.UWT) gewonnen. Der Ecuadorianer setzte sich nach 145,7 Kilometern am Ende der berühmten Schlusssteigung mit einer Länge von 3,3 Kilometern bei durchschnittlich 7,3 Prozent im Sprintduell gegen den an selber Stelle im vergangenen Jahr erfolgreichen Oscar Onley (Picnic – PostNL) durch.

"Wenn Dir am Start alle sagen, dass Du der Favorit bist, ist das nicht leicht. Aber am Ende haben wir es geschafft", strahlte der UAE-Neuzugang im Ziel, nachdem er im vergangenen Jahr bereits Zweiter der Tour Down Under gewesen war und nun vor dem Gesamtsieg steht. "So ist der Sport: Du musst es immer weiter versuchen, bis Du dann die Rennen gewinnst", so Narvaez, der auch erklärte, dass er seit den Olympischen Spielen in Paris eine schwierige Zeit gehabt habe, weil es mit dem Gewinnen nicht mehr klappte.

Und vor dem Willunga Hill sah es auch auf der 5. Etappe der 25. Tour Down Under kurzzeitig nicht gut aus. Denn als das Feld in der Anfahrt zum Schlussanstieg an der Windkante zerriss, war Narvaez nicht vorne dabei. "Mein altes Team, Ineos, hat kurz vor dem Schlussanstieg die Windkante aufgemacht und mich überrascht. Ich war in der zweiten Gruppe, aber mein Team hat es sehr gut gemacht und wir sind nochmal zurückgekommen", erklärte er.

Dank der Bonifikationen für den Etappensieg übernahm Narvaez die Gesamtführung vom Spanier Javier Romo (Movistar), der hinter Finn Fisher-Black (Red Bull – Bora – hansgrohe) und Luke Plapp (Jayco – AlUla) mit drei Sekunden Rückstand auf den Sieger Etappenfünfter wurde.

Romo hatte bereits unten in den Schlussanstieg hinein attackiert und zwischenzeitlich zehn Sekunden vor der Gruppe der Favoriten gelegen, wurde dann aber 800 Meter vor dem Ziel von Narvaez, Onley und Plapp wieder eingeholt. Auf den letzten Metern spurtete dann auch Fisher-Black noch mit hoher Geschwindigkeit an ihm und an Plapp vorbei.

"Es war ein schwieriger Tag – schon vor dem Schlussanstieg mit dem Seitenwind. Aber ich habe es in die erste Gruppe geschafft und alles war gut. Drei Kilometer vor Schluss habe ich dann attackiert, aber die Anderen waren leider stärker als ich", fasste Romo das Rennen zusammen und erklärte, dass er auf der flachen Schlussetappe in Adelaide keine Chance mehr sehe, die nun neun Sekunden Rückstand auf Narvaez noch aufzuholen und den zweiten wieder gegen den ersten Platz einzutauschen.

"Boni werde ich morgen keine holen können, das ist unmöglich. Ich bin kein Sprinter. Ich habe heute alles versucht, um die Gesamtwertung zu gewinnen, aber die anderen waren stärker. So ist es halt – es kommen noch weitere Jahre", sagte Romo, der die Gesamtführung durch seinen Solo-Sieg auf der 3. Etappe in Uraidla übernommen hatte. "Ich bin sehr happy mit meinem Etappensieg und zwei Tagen im Führungstrikot", fügte er an.

Konrad rutscht vom dritten auf den neunten Gesamtrang

Der 27-jährige Narvaez führt die 25. Tour Down Under einen Tag vor ihrem Ende nun mit neun Sekunden Vorsprung auf Romo und zwölf Sekunden vor Fisher-Black an. Onley folgt mit 15 Sekunden Rückstand auf Gesamtrang vier, der Franzose Bastien Tronchon (Decathlon – AG2R / + 0:24) ist Fünfter. Der Österreicher Patrick Konrad (Lidl – Trek) büßte am Willunga Hill als Etappenzehnter 15 Sekunden ein und rutschte bei nun 31 Sekunden Rückstand auf Narvaez vom dritten auf den neunten Gesamtrang ab.

Durch seinen Tagessieg rückte Narvaez auch dem Australier Sam Welsford (Red Bull – Bora – hansgrohe) in der Punktewertung auf die Pelle. Beide haben nun jeweils 60 Zähler auf dem Konto, Welsford dank seiner beiden Etappensiege zu Rundfahrtbeginn aber weiter die Führung inne. Die Bergwertung hat sich der Australier Fergus Browning (Nationalteam) bereits am Freitag endgültig gesichert und in der Nachwuchswertung blieb Albert Withen Philipsen (Lidl – Trek) auch am Willunga Hill vorne. Sein Team führt unverändert die Mannschaftswertung weiter an – allerdings nur noch zwei Sekunden vor UAE Emirates – XRG.

So lief die 5. Etappe der Tour Down Under:

Mit großem Kampf um die Ausreißergruppe begann die Königsetappe. Es dauerte knapp zehn Kilometer, bis sich ein erstes Quintett lösen konnte, das dann aber auf den nächsten Kilometern weiter Zuwachs bekam und wieder zerfiel. Erst nach rund 25 Kilometern stand das Ausreißerquartett des Tages fest: Oliver Bleddyn (Nationalteam Australien), Pascal Eenkhoorn (Soudal – Quick-Step), Michael Hepburn (Jayco – AlUla) und Ben Swift (Ineos Grenadiers).

Sie fuhren bis Kilometer 40 rund 4:30 Minuten an Vorsprung heraus, dann aber kontrollierte das Hauptfeld den Abstand auf konstant diesem Niveau. Nachdem Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek) in der hektischen Anfangsphase den ersten Bergpreis am Wickham Hill gewonnen hatte, ging der erste Zwischensprint in Aldinga Beach bei Kilometer 56 an Eenkhoorn und der zweite bei Kilometer 96 an Swift.

Das Quartett fuhr schließlich noch mit 45 Sekunden Vorsprung durch Willunga hindurch und zum ersten Mal in den 3,3 Kilometer langen und 7,3 Prozent steilen Schlussanstieg hinein. Dort wurden alle vier nach und nach aber eingeholt und Luke Harper (Jayco – AlUla) fuhr 24 Kilometer vor dem Ziel aus dem Hauptfeld davon.

Das Profil der 5. Etappe der Tour Down Under. | Grafik: Veranstalter

Interessant wurde die Rennsituation, als einen Kilometer nach Harper auch Mauro Schmid attackierte und noch vor dem Bergpreis der 1. Kategorie bei der ersten Passage des Zielstrichs zu seinem Jayco-Teamkollegen aufschloss. Die Beiden starteten nun ein Paarzeitfahren gegen den Rest des Pelotons und brachten 30 Sekunden Vorsprung über die leicht wellige Hochebene nach dem Anstieg mit in die 15 Kilometer vor dem Ziel beginnende Abfahrt zurück in die McLaren-Ebene.

Hektik auf den letzten zehn Kilometern im Wind

Bis in die letzten zehn Kilometer hinein lief das Rennen recht geradlinig dahin. Dann aber wurde das Tempo im Hauptfeld stark angezogen und es zerriss bei Seitenwind in viele kleine Gruppen. Dabei wurden auch Harper und Schmid gut fünf Kilometer vor dem Ziel eingeholt und an der Spitze des Rennens bildete sich eine etwa 15-köpfige Gruppe, die vor allem von Ineos Grenadiers und Red Bull – Bora – hansgrohe für ihre Kapitäne Magnus Sheffield und Fisher-Black kreiert wurde, in der aber unter anderem auch Romo und Konrad sowie Plapp und Onley saßen.

Nicht dabei waren Fahrer von UAE Emirates – XRG, Decathlon – AG2R und Visma – Lease a Bike. Diese Teams schlossen das Loch zwar bis an den Fuß des Schlussanstiegs nochmal, doch das hatte bereits viel Kraft gekostet. Schon auf den ersten Metern des Anstiegs attackierte Romo und nur Harper stieg dem Spanier nach, konnte das Hinterrad des Gesamtführenden aber nicht mehr erreichen.

Ben Zwiehoff (Red Bull – Bora – hansgrohe) führte dahinter das Favoritenfeld bis zwei Kilometer vor dem Ziel an und holte auch Harper wieder ein, Romo aber hatte da bereits zehn Sekunden Vorsprung. Nun beschleunigte Plapp bei den Favoriten und zog die Gruppe näher an den Spanier heran, bis man sich hinten aber gegenseitig anschaute und sich das Tempo wieder verringerte. Niemand wollte dem Australier helfen.

Plapp macht die Arbeit, Narvaez räumt ab

1,5 Kilometer vor dem Ziel setzte Plapp seine zweite Attacke und diesmal kamen nur Narvaez und der im vergangenen Jahr am Willunga Hill erfolgreiche Onley mit ihm mit – und die übernahmen auch jeweils zumindest kurz die Führungsarbeit, so dass das Trio 800 Meter vor dem Ziel den führenden Romo einholen konnte.

Plapp war dann aber anschließend wieder der Einzige, der an der Spitze der Gruppe fuhr und als Narvaez und Onley 150 Meter vor dem Zielstrich ihren Sprint eröffneten, hatte der Australische Zeitfahrmeister nichts mehr entgegenzusetzen. Narvaez war im Sprint der Schnellste aus dem Quartett und sicherte sich den Etappensieg sowie die Gesamtführung, während Plapp und Romo auf den letzten Metern auch noch von hinten durch Fisher-Black überspurtet wurden. 

Der 23-jährige Neuseeländer war auf den letzten Metern so schnell, dass er sogar noch an Narvaez und Onley herankam und ohne Zeitverlust blieb, so dass der Red-Bull-Kapitän Gesamtrang drei absicherte.

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