Bike Aid top, Vorjahressieger stürzt ab

Das Power-Ranking der deutschen KT-Teams 2024

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Das Power-Ranking der deutschen KT-Teams 2024"
Das Team Bike Aid war in der Saison 2024 sehr erfolgreich. | Foto: Team Bike Aid

21.10.2024  |  (rsn) – Gleich neun deutsche Kontinental-Mannschaften starteten in die Saison 2024. RSN blickt auf das Jahr der Drittdivisionäre zurück und hat anhand der Ergebnisse auf nationaler und internationaler Ebene ein Power-Ranking erstellt. Auffällig dabei: Das beste Team des Vorjahres landete dieses Mal nur auf dem letzten Platz.

9. Maloja Pushbikers
So lief 2024: 2023 waren die Pushbikers noch das erfolgreichste deutsche UCI-Team. Nun folgte der Absturz. In der ersten Saisonhälfte lief nicht viel zusammen, die Pushbikers blieben weit hinter den Erfolgen des Vorjahres und den eigenen Erwartungen zurück. Im Sommer verabschiedete sich der Sportliche Leiter Gregor Pavlic und im August entschied sich die Teamleitung, den KT-Rennbetrieb einzustellen. So blieben als beste Ergebnisse zweite Etappenplätze von Filippo Fortin bei Belgrade – Banjaluka (2.2) und der Solidarnosc Rundfahrt (2.2). Auch die im Vorjahr so starken Fabian Steininger und Patrick Reißig konnten nicht an ihre Leistungen anknüpfen.

So geht es weiter: Auch 2025 wird die Mannschaft keine KT-Lizenz lösen.

8. MYVELO
So lief 2024: Die KT-Premiere verlief holprig. Die fahrenden Teamchefs Fabian Huber und Vincent Augustin bestritten mit jeweils über 30 Jahren ihre erste Kontinental-Saison. Der Rest der Mannschaft wurde hauptsächlich wegen guter Trainingswerte verpflichtet. Viele der Fahrer hatten Probleme, sich an das höhere Rennniveau zu gewöhnen. So fuhr MYVELO bei den UCI-Rennen zumeist hinterher, zudem herrschte im Kader eine hohe Fluktuation. Lediglich Timon Loderer konnte einige Ergebnisse einfahren. Seine besten Resultate waren 15. Etappenplätze bei der Sibiu Tour (2.1) und der Ronde de l`Oise (2.2).

So geht es weiter: Auch in der kommenden Saison wird MYVELO eine KT-Lizenz lösen, in der Hoffnung, dass es dann besser läuft. Huber und Augustin werden künftig nicht mehr im Rennsattel sitzen. Stattdessen soll der Kader qualitativ verstärkt werden, an der personelle Größe des Teams wird sich nicht viel ändern.

7. Storck - Metropol
So lief 2024: Das Team wurde im Vergleich zu 2023 personell deutlich verstärkt, neben Roman Duckert konnte man mit Ole Theiler auf einen zweiten starken U23-Fahrer bauen. Das Duo fuhr dann auch die Ergebnisse ein. Duckert sorgte für den einzigen UCI-Sieg, als er eine Etappe der Tour of Mersin (2.2) in der Türkei gewann. Dabei profitierte er allerdings davon, dass mehrere Fahrer der Spitzengruppe, die vor ihm ins Ziel gekommen waren, zurückgestuft wurden. Sie hatten im chaotischen Finale bei Straßenverkehr zeitweise die offizielle Rennstrecke verlassen.
Theiler verpasste im Trikot der Nationalmannschaft bei der Tour de l`Avenir den großen Coup, als er sich am Plateau d'Hauteville nur dem Italiener Ludovico Crescioli geschlagen geben musste. Auf nationaler Ebene lief es für Theiler mit dem Solosieg bei der Sauerlandrundfahrt umso besser. Im U23-Straßenrennen der Deutschen Meisterschaften belegten Theiler und Duckert die Plätze vier und fünf. Darüber hinaus konnte bei UCI-Rennen in Sachen Ergebnissen nur Arthur Lenné überzeugen. Er wurde Etappendritter der Tour of Maurice (2.2). Allerdings trug auch der hochwertigen Rennkalender mit vielen Rennen der Kategorie .1 mit dazu bei, dass für Storck – Metropol nicht mehr heraussprang.

So geht es weiter: Storck – Metropol wird auch 2025 eine KT-Lizenz lösen, der in diesem Jahr 16 Fahrer umfassende Kader soll verkleinert werden. Einige Leistungsträger werden das Team verlassen, sie sollen gleichwertig ersetzt werden. Der Rennkalender soll ähnlich hochwertig sein wie in der zurückliegenden Saison.

6. P&S Metalltechnik - Benotti
So lief 2024: Sportlich gesehen war die Saison ein Auf und Ab. Für die internationalen Highlights sorgte Albert Gathemann, der in Bulgarien eine Etappe beim Cup Doltcini (2.2) gewann. Auf der Schlussetappe der Istrian Spring Trophy (2.2) wurde er Zweiter, ebenso wie Anton Albrecht und Tobias Nolde auf Etappen von Belgrade Banjaluka (2.2) und der Tour of Bulgaria (2.2). Jarno Grixa schloss die Bulgarien-Rundfahrt auf Rang fünf ab. Auf Nationaler Ebene erzielten Nolde und Dominik Röber in der Rad Bundesliga gute Ergebnisse. Sie beendeten die Rennserie auf den Plätzen drei und vier der Gesamtwertung. Grixa belegte zudem Rang drei beim Rennen auf dem Nürburgring. Zum Saisonende folgte noch ein Tiefschlag, als Sponsor P&S Metalltechnik seinen Rückzug ankündigte.

So geht es weiter: Derzeit ist die Mannschaft noch auf Sponsorensuche, führt nach Informationen von RSN aber vielversprechende Gespräche. Bereits fest steht, dass es auf Kontinental-Level weitergehen wird.

5. Rembe Sauerland
So lief 2024: Mit der Verpflichtung von Sportdirektor Greg Henderson sowie den zweitligaerfahrenen Paul Wright und Jacob Scott wollte sich die Equipe von Jörg Scherf und Heiko Volkert weiterentwickeln. Der Rennkalender wurde deutlich aufgewertet, auch wenn die Deutschland Tour diesmal fehlte. Für die Ergebnisse war allerdings Julian Borresch zuständig. Er gewann den Bundesliga-Lauf in Sebnitz und schloss nach starker Leistung die Tour de Taiwan (2.1) auf Rang fünf ab. Dazu holte er Bronze im Straßenrennen der U23-DM. Ein weiteres gutes Ergebnis fuhr Silas Köch als Zweiter des Bundesligarennens auf dem Nürburgring ein. Außerdem wurde Rembe Sauerland in Genthin Deutscher Meister im Mannschaftszeitfahren.

So geht es weiter: Rembe Sauerland wird zur kommenden Saison auf KT-Niveau mit rad-net – Oßwald fusionieren.

4. Lotto - Kern Haus – PSD Bank
So lief 2024: In den ersten Wochen fuhr das Team von Manager Florian Monreal der Konkurrenz hinterher. Erst der Sieg von Joshua Huppertz zum Auftakt der Rad-Bundesliga brachte die Koblenzer wieder in die Erfolgsspur zurück. Für den größten internationalen Erfolg sorgte Mathieu Kockelmann, der im Trikot der luxemburgischen Nationalmannschaft eine Etappe des Orlen Nations GP gewann. Vor allem auf nationaler Ebene präsentierte sich Lotto – Kern Haus von seiner besten Seite, im letzten Bundesliga-Lauf etwa konnte sich Huppertz noch die Gesamtwertung sichern. Zudem gelang dem Routinier ein Top-Ten-Ergebnis bei der Deutschland Tour. Starke Leistungen lieferte der während der Saison verpflichtete Fausto Penna ab, dazu wusste Luca Dreßler mit Platz zwei beim Bundesligalauf in Sebnitz zu gefallen. Allerdings hatte das Team mit Krankheits- und Verletzungsproblemen zu kämpfen. Jan Hugger, einer der Road Captains, musste sogar seine Karriere beenden.

So geht es weiter: Auch in der kommenden Saison wird Lotto – Kern Haus – PSD Bank eine KT-Lizenz lösen und sich wieder auf den nationalen und internationalen Nachwuchs fokussieren.

3. rad-net - Oßwald
So lief 2024: Vincent John konnte seine starke Vorjahressaison zunächst nicht bestätigen, mit seinem Sieg beim Bundesliga-Lauf im Erzgebirge landete er aber einen späten Befreiungsschlag. National wie international zeigte vor allem Tobias Müller für die Ergebnisse verantwortlich. Bis zum letzten Lauf lag der 20-Jährige in der Rad-Bundesliga in Führung und schloss am Ende die Rennserie auf Platz zwei ab. International wusste Müller mit Rang acht bei Gent – Wevelgem der U23 /1.2u), Platz drei bei Paris Troyes (1.2) sowie dritte Etappenränge bei der Tour de la Mirabelle (2.2) und der Tour de l`Ain (2.1) zu überzeugen. Bei der Deutschland Tour (2.Pro) sprintete der Hagener im Trikot der Nationalmannschaft zwei Mal in die Top Ten. Routinier Roger Kluge wurde beim Kirschblütenrennen (1.2) und auf einer Etappe der Sibiu Tour (2.1) jeweils Dritter. Moritz Czasa holte zudem bei der U23-DM im Einzelzeitfahren die Bronzemedaille.

So geht es weiter: Oßwald steigt nach zwei Jahren als Sponsor aus, rad-net fusioniert mit Rembe Sauerland.

2. Santic – Wibatech
So lief 2024: Mit gleich vier UCI-Siegen blickt die in Passau beheimatete Mannschaft auf ihre bisher erfolgreichste zurück. Verantwortlich dafür waren vor allem die polnischen Fahrer. So gewann Bartlomiej Proc die Rundfahrt Dookola Mazowsza (2.2), sein Landsmann Piotr Pekalik sicherte sich mit einem Etappensieg die Gesamtwertung von Belgrade Banjaluka (2.2). Pekala gewann zudem noch ein Teilstück der Battle of Warsaw (2.2). Dazu fuhren Proc, Pekala, Michal Paluta und Szymon Tracz sieben weitere Podiumsplatzierungen heraus. Die deutsche Fraktion war dagegen zumeist in Helferrollen unterwegs.

So geht es weiter: Nachdem schon im Saisonverlauf einige Abgänge zu verzeichnen waren, wird sich das Team 2025 weiter verkleinern. Geplant ist ein eingleisiges Rennprogramm ohne Rad-Bundesliga. Personell wird es bei der deutsch-polnischen Fraktion mit deutscher Lizenz bleiben.

1. Bike Aid
So lief 2024: Vier UCI-Siege, insgesamt 15 Podiumsplätze bei UCI-Rennen sowie der Gewinn zahlreicher Wertungstrikots beweisen, dass der zur Saison 2023 vollzogene Umbruch die richtige Entscheidung war. Dawit Yemane gewann Etappen bei der Tour of Mersin (2.2) und der Tour of Poyang Lake (2.2). Mit Vinzent Dorn und Oliver Mattheis sicherten sich zwei deutsche Fahrer Etappensiege bei der Tour of Routhe Salvation (2.2). Dorn (bei der Tour of Rothe Salvation) und Mattheis (bei der Tour of Mersin) verpassten als jeweilige Gesamtzweite nur knapp Rundfahrtsiege. Dorn gewann zudem das Bergtrikot der Türkei-Rundfahrt (2.Pro), Kletterer Anton Schiffer überzeugte zu Saisonbeginn gegen starke Konkurrenz mit Platz sieben bei der Tour of Antalya (1.2) und wurde am Saisonende deutscher Bergmeister. Lediglich Pirmin Eisenbarth konnte sich gegenüber der starken Vorsaison nicht steigern. Aufgrund langwieriger Knieprobleme konnte Sprint-Neuzugang Leslie Lührs sein Potenzial nicht abrufen.

So geht es weiter: Bike Aid konnte die Leistungsträger allesamt im Team halten und wird auch 2025 eine KT-Lizenz lösen.

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