Zwei deutsche Top-Ten-Ergebnisse

Affini schlägt Küng bei der Zeitfahr-EM

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Affini schlägt Küng bei der Zeitfahr-EM"
Edoardo Affini ist der neue Zeitfahr-Europameister. | Foto: Cor Vos

11.09.2024  |  (rsn) – Im neunten Jahr der Europameisterschaften für die Elite gibt es erstmals einen italienischen Sieger im Zeitfahren. Edoardo Affini, der 2018 schon einmal in der U23 zu Gold gefahren war, startete vergleichsweise gemächlich, ließ dann aber seine Kontrahenten allesamt hinter sich. Stefan Küng (Schweiz), der am ersten Messpunkt nach zehn Kilometern noch die Führung innehatte, musste sich mit letztlich knapp zehn Sekunden Rückstand mit Silber begnügen. Platz drei ging ebenfalls nach Italien; Mattia Cattaneo sicherte sich Bronze vor Daan Hoole aus den Niederlanden und dessen Landsmann Thymen Arensman.

Affini nutzte seine Chance in Abwesenheit der Topstars Remco Evenepoel, Joshua Tarling und Filippo Ganna. Für den 28-Jährigen war es erst der dritte Sieg als Profi, die anderen beiden stammen aus dem Jahr 2019. Entsprechend glücklich zeigte sich der neue Europameister auch im Ziel-Interview der UEC. “Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist ein tolles Gefühl. Ich habe eine sehr lange Zeit hinter mir ohne Sieg. Ich habe mein letztes Rennen in meinem ersten Profijahr gewonnen“, erzählte der Mann, der im Trikot von Visma – Lease a Bike unterwegs ist und dort wichtige Helferarbeit leistet, wenn er nicht gerade Azurblau trägt.

Zuletzt noch bis zum Sonntag bei der Vuelta. “Ich war immer da, habe immer meinen Job gemacht. Die letzten drei Wochen bei der Vuelta waren sehr hart für mich. Es war die schwierigste Grand Tour, die ich in meiner Karriere gefahren bin. Ich habe für das Team gearbeitet und auch bei den zwei Zeitfahren versucht, alles zu geben.“

Zwölfter wurde er noch am Sonntag in Madrid, als Küng gewann und Cattaneo Dritter wurde. “Heute bin ich ganz ohne Druck in das Rennen gegangen. Um ehrlich zu sein, habe ich mich heute in der Früh nicht gut gefühlt, mein Coach hat zu mir gesagt, vielleicht fühlt es sich später besser an. Ich bin gestartet und war überraschenderweise echt ganz gut drauf. Dann habe ich versucht, einfach alles zu geben. Jetzt ist es immer noch schwer zu glauben“, sprudelte es aus Affini heraus. Viel Zeit zum Feiern bleibt für den Moment aber nicht. “Ich versuche es so viel wie möglich zu genießen, aber morgen wartet mit dem Team schon das nächste Rennen auf mich.“

Zwei Top-Ten-Ergebnisse für den BDR

Die beiden deutschen Starter schafften es in den Top 10. Nils Politt (+1:01 Minuten) wurde Siebter, Max Walscheid (+1:13) landete auf dem zehnten Rang. Damit dürften beide im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterwegs gewesen sein, Politt nach einer langen Saison noch eher als Walscheid. Kaum zufrieden sein wird Stefan Bissegger. Der zweite Schweizer im Rennen, der mit Titelambitionen angereist und als Letzter gestartet war, kassierte anderthalb Minuten Rückstand. Platz 12 war es am Ende für ihn.

Und auch Mikkel Bjerg (Dänemark), der direkt vor ihm gestartet war, blieb einen Rang davor hinter seinen Möglichkeiten zurück. Allerdings hatte das Duo die schlechtesten Bedingungen des Tages. Denn auf dem ersten Drittel der Strecke war während der letzten Starter Regen aufgezogen. Mit dem hatte allerdings auch Affini kurzzeitig zu kämpfen. Der nahm im Nassen aber nicht schon die Beine hoch, sondern zog durch. Und wurde dann wieder mit einer trockenen Strecke und dem Titel belohnt.

Obwohl er auf dem höchsten Podest mit dem Lied der Italiener geehrt wurde, war Affini nicht der schnellste Fahrer des Tages. Dieser Titel geht an den Belgier Alec Segaert, der bei der U23 Gold gewann und dabei neun Sekunden schneller war als der Sieger der Elite - bei eventuell anderen äußeren Bedingungen, allerdings.

So lief das EM-Zeitfahren der Männer

Der Bulgare Emil Stoynev eröffnete das Rennen auf der Rampe. Doch der Erste, der es beendete, war ein anderer. Arensman war bereits als Dritter ins Rennen gegangen und machte mit den Männern vor ihm kurzen Prozess. Schon ein 50er Schnitt an der ersten Zwischenzeit zeigte, in welche Richtung die Reise gehen würde.

Politt startete als Fünfter früh, kassierte da aber schon einige Sekunden Rückstand auf den Niederländer. Danach passierte lange nichts. Und während im Ziel noch die Sonne schien, als Arensman dort ankam, war es unterwegs für einen Großteil der Favoriten auf der Strecke bereits wieder extrem nass.

Das Streckenprofil des EM-Zeitfahrens der Männer | Foto: Veranstalter

Dennoch konnten zunächst sein Landsmann Hoole und später auch Küng die Zeit noch mal drücken, der Schweizer um zehn Sekunden. Andere unterboten den Frühstarter nicht, der damit dort Dritter blieb.

Allerdings drehte sich das Blatt am zweiten Messpunkt. Während sogar Politt die Lücke zum Niederländer fast geschlossen hatte, machte Affini sogar 26 Sekunden gut und hatte damit einen Vorsprung von derer 22. Der Italiener konnte dort auch Küng hinter sich halten, eine knappe Sekunde fehle dem Schweizer. Die Lücke zum Dritten Cattaneo betrug da schon 15 Sekunden. Früh aus dem Rennen waren dagegen Stefan Bissegger (Schweiz) und Mikkel Bjerg (Dänemark).

Auf den letzten zwölf Kilometern – ab dem zweiten Messpunkt war es wieder trocken – das änderte an der Tendenz aber nichts mehr. Während Affini weiter beschleunigte, konnten seine Konkurrenten nicht mithalten. Der Italiener fuhr noch mal zehn Sekunden auf Küng heraus. Sein Landsmann Cattaneo verteidigte Bronze, baute seinen Vorsprung auf Hoole aber auch weiter aus.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.09.2024Pedersen sprintet nach verpufften Angriffsversuchen auf Platz 6

(rsn) – Mads Pedersen und die dänische Nationalmannschaft wollten das EM-Straßenrennen von Hasselt so hart wie möglich gestalten, um den Sprint-Spezialisten das Leben schwer zu machen. Am Ende wa

16.09.2024Van der Poel beißt sich Zähne aus: “Wussten, dass es schwer wird“

(rsn) – Der Massensprint war im EM-Straßenrennen von Hasselt letztendlich unausweichlich. So sehr es die Teams ohne designierten Sprint-Favoriten auch versuchten, am Ende kam es zum erwarteten Szen

15.09.2024Walscheid mit schleichendem Plattfuß auf Rang zwölf

(rsn) – Das deutsche Team war eines der prägenden im EM-Straßenrennen der Männer. Allein im Ergebnis lässt sich das überhaupt nicht ablesen. Beim Sieg von Tim Merlier (Belgien) schaffte es Max

15.09.2024Merlier sprintet zum Europameister-Titel

(rsn) – Drei Sprinter hatte Belgien mit ins Straßenrennen der Europameisterschaften der Elite-Männer genommen. Und alle drei hatten ihre Aktien im Finale. Der größte Anteil gehörte Tim Merlier.

15.09.2024Bräutigam sprintet im Straßenrennen der Juniorinnen zu Silber

(rsn) – Nach 73 Kilometern, die auf dem flachen EM-Kurs von Heusden-Zolder nach Hasselt komplett ohne Ausreißer auskamen, sprintete Messane Bräutigam am letzten Tag der Europameisterschaften in de

15.09.2024Politt: “Wir wollen das Rennen schwer machen“

(rsn) – Das Highlight der Straßen-Europameisterschaften ist das abschließende Straßenrennen der Männer am Sonntag. Mit John Degenkolb, Niklas Märkl (beide DSM Firmenich – PostNL), Kim Heiduk

15.09.2024Schweinberger-Schwestern freuen sich über zwei Top-Ergebnisse

(rsn) - Mit einem Massensprint endete das Straßenrennen der Frauen der Europameisterschaften in Belgien und die Tirolerin Kathrin Schweinberger konnte mit dem sechsten Rang das historisch beste EM-E

15.09.2024Übersicht: Zeitplan und Sieger der Straßen-EM 2024

(rsn) – Insgesamt 14 Entscheidungen stehen bei den Straßen-Europameisterschaften 2024 in der belgischen Provinz Limburg vom 11. bis zum 15. September auf dem Programm. Zunächst sind am Mittwoch di

14.09.2024Sprinter in der Favoritenrolle, aber am Ende auch siegreich?

(rsn) – In schöner Regelmäßigkeit wechselten sich in den vergangenen Jahren, seit die Elite an den Europameisterschaften auf der Straße teilnimmt, die Kurse für Sprinter und Klassikerfahrer ab.

14.09.2024Offensive Lippert enttäuscht von Italien und den Niederlanden

(rsn) – Auf dem fast völlig flachen Kurs der Europameisterschaften Liane Lippert (Movistar) im Aufgebot des deutschen Straßenteams zu finden, war doch eine größere Überraschung. Doch die Friedr

14.09.2024Wiebes lässt keine Zweifel aufkommen und wird Europameisterin

(rsn) – Erwartungen erfüllt. Lorena Wiebes hat für die Niederlande Gold im Straßenrennen der Elite-Frauen geholt. Der 162 Kilometer lange Kurs von Heusden-Zolder nach Hasselt war nicht schwierig

14.09.2024Orn-Kristoff hat das Klassiker-Gen früh eingepflanzt bekommen

(rsn) – 2017, als in Herning in Dänemark die Europameisterschaften ausgetragen wurden, eroberte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) sich den Titel bei den Elite-Männern. Sieben Jahren später zog

Weitere Radsportnachrichten

28.11.2025Auch Flanders Classics gegen ein allgemeines Eintrittsgeld

(rsn) – In der Diskussion um einen mögliches Eintrittsgeld bei Radrennen hat sich nun auch Flanders Classics zu Wort gemeldet. Wie bereits der Radsportweltverband UCI und die ASO reagiert der Veran

28.11.2025Intermarché verabschiedet Girmay mit emotionalem Video

(rsn) – Alle Zeichen deuteten schon seit einiger Zeit daraufhin, dass Biniam Girmay nach der Fusion von Intermarché – Wanty und Lotto nicht zum neuen Aufgebot gehören wird. Der Eritreer selbst h

28.11.2025Äthiopische WM-Siebte Kahsay Kiros zum Canyon-Nachwuchsteam

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

28.11.2025Einer geschmeidigen Saison folgt nun die Masterarbeit

(rsn) - Neues Jahr, neues Team – das war in der Vergangenheit bei Miguel Heidemann nur allzu oft der Fall. Ungewollt, freilich. Und so auch im letzten Winter. Erst im Februar war er bei Rembe – ra

28.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

27.11.2025Mit guten Beinen in Kigali zu WM-Silber

(rsn) – Auf der Liste mit den großen Überraschungen des Jahres 2025 muss Jan Huber (Remax Racingteam) unbedingt vermerkt sein. Denn der 20-jährige Schweizer war vor der Saison ein unbeschriebenes

27.11.2025In Abu Dhabi künstlicher Anstieg zu Pogacars Gunsten?

(rsn) – Wer gedacht hat, dass die Straßen-WM in Abu Dhabi 2028 zu einer Angelegenheit für die Sprinter werden würde, könnte sich getäuscht haben. Wie die spanische Sportzeitung Marca in Erfahru

27.11.2025Hat Lipowitz bereits Langzeitvertrag bei Red Bull unterschrieben?

(rsn) – Wie die belgische Zeitung Het Laatste Nieuws berichtete, bemühe sich das ab 2026 mit deutscher Lizenz ausgestattete Team Lidl – Trek um eine Verpflichtung von Florian Lipowitz zur Saison

27.11.2025Del Toro Mexikos Sportler des Jahres

(rsn) – Isaac Del Toro ist in Mexiko zum Sportler des Jahres gewählt worden. Der Profi von UAE – Team Emirates – XRG feierte in der abgelaufenen Saison nicht weniger als 18 Siege, nur sein Team

27.11.2025“Schwer erkrankt“: Lefevere mehr als drei Wochen in der Klinik

(rsn) – Der langjährige Soudal-Quick-Step-Teammanager Patrick Lefevere war nach eigenen Worten “schwer erkrankt“ und musste 24 Tage im AZ Delta Krankenhaus in Roeselare verbringen. Wie der Belg

27.11.2025Thomas soll als Renndirektor Ineos zu Grand-Tour-Siegen führen

(rsn) – Geraint Thomas hat nach der Tour of Britain seine lange eund erfolgreiche Karriere beendet. Allerdings wird der 39-jährige Waliser auch künftig in Diensten von Ineos Grenadiers stehen. Wie

27.11.2025Gaviria mit 2,36 Promille am Steuer: Zwei Jahre Fahrverbot

(rsn) – Fernando Gaviria ist wegen Trunkenheit am Steuer von einem Gericht in Monaco zu einer zweimonatigen Bewährungsstrafe und einem zweijährigen Fahrverbot verurteilt worden. Der 31-jährige Ko

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)