RSNplusDemut, Kinderliebe und Respekt vorm Chef

Dygert beeindruckt trotz Zeitfahr-Niederlage gegen Vollering

Von Felix Mattis aus Rotterdam

Foto zu dem Text "Dygert beeindruckt trotz Zeitfahr-Niederlage gegen Vollering"
Chloe Dygert am Start des Zeitfahrens von Rotterdam. | Foto: Canyon//SRAM Racing

13.08.2024  |  (rsn) – Der erste Einsatz im Regenbogentrikot der Zeitfahr-Weltmeisterin hätte für Chloe Dygert beinahe zum großen Erfolg werden können. Mit 0,17 Sekunden Vorsprung übernahm die US-Amerikanerin zwischenzeitlich die Führung und durfte bei ihrem Tour-de-France-Debüt eine Zeit lang am Gelben Trikot schnuppern. Dann aber kam Demi Vollering (SD Worx – Protime) und pulverisierte den bis dahin so engen Kampf an der Spitze regelrecht: Während die Top 5 zuvor noch innerhalb von 1,53 Sekunden gelegen hatten, nahm die Niederländerin Dygert 5,21 Sekunden ab.

Vollering überraschte sich mit ihrem fulminanten Finish auf der 6,3 Kilometer langen Strecke selbst und Dygert blieb anschließend nur, den Hut vor der Tour-Siegerin von 2023 zu ziehen: "Demi ist einfach sehr stark – mein voller Respekt", antwortete die US-Amerikanerin radsport-news.com auf die Frage, ob sie sich eines Fehlers auf den letzten 2,8 Kilometern bewusst sei. Denn am Zwischenmesspunkt bei Kilometer 3,5 waren sie und Vollering noch gleichauf gewesen.

"So läuft es manchmal. Ich bin hier, um so gut zu sein, wie ich kann und auch um auf die Weltmeisterschaften hinzuarbeiten", fasste Dygert für sich zusammen. "Es ist sicher schade, nicht ganz oben zu stehen, aber ich bin einfach dankbar hier zu sein. Es ist meine erste Tour und ich bin sehr gesegnet. Das ist Gottes Plan und ich vertraue in ihn." ___STEADY_PAYWALL___

"Hatte heute einfach keinen guten Tag"

Die US-Amerikanerin war nach ihrem Olympiasieg mit dem Verfolungsvierer auf der Bahn von Paris als Top-Favoritin ins kurze Tour-Zeitfahren gestartet. Auch wenn sie in Paris im Einzelzeitfahren nach einem Sturz "nur" Bronze geholt hatte – für die extrem ehrgeizige US-Amerikanerin eine Enttäuschung. Der Favoritenrolle in Rotterdam wurde sie gerecht, als sie zwischenzeitlich in Führung ging. Doch Dygert selbst merkte kritisch an: "Normalerweise sollte mir ein so kurzes Zeitfahren liegen, aber ich hatte heute einfach keinen guten Tag."

Allzu große Enttäuschung ließ sich die freundlich lächelnde und sehr demütig auftretende 27-Jährige nicht anmerken – auch wenn man erahnen konnte, dass der verpasste Sieg im Regenbogentrikot an ihr nagte. Für Dygert zählt schon immer nur eines: der Sieg. Trotzdem ging sie mit Platz zwei nach außen sehr souverän um.

Schon nach ihrer Ankunft im Ziel erfüllte Dygert, bevor sie den Hot Seat bestieg, glücklich und zufrieden zahlreiche Autogrammwünsche von Kindern. Und auch nach dem Rennen am Mannschaftsbus tat sie dasselbe – fragte die Team-Mitarbeiter dann sogar nach einer Kappe, um sie einem kleinen Mädchen zu schenken.

"Ich hätte damals mein Bein verlieren können und bin einfach dankbar"

Dygerts erster Auftritt in einem Einzelzeitfahren als amtierende Zeitfahr-Weltmeisterin – zwischen ihrem Titelgewinn 2019 in Yorkshire und dem schweren Sturz ein Jahr später in Imola fuhr sie kein UCI-Zeitfahren, und auch seit ihrem zweiten WM-Titel 2023 in Glasgow nicht mehr – war auf mehreren Ebenen beeindruckend.

"Es ist ein Segen, in diesem Trikot fahren zu können. Ich bin einfach dankbar. Wissen Sie, ich hätte damals (2020 bei der WM in Imola, Anm. d. Red.) mein Bein verlieren können. Ich bin einfach dankbar, weiterhin so fahren zu können", sagte Dygert beim Ausfahren am Mannschaftsbus. Bevor sie sich dort auf den Smarttrainer setzte und von sich aus, ohne gefragt oder groß gebeten werden zu müssen, die wartenden Journalisten zum Interview einlud, stand Dygert bereits minutenlang mit Teamchef Ronny Lauke an der Bus-Tür zum konstruktiven De-Briefing. Lauke redete, Dygert hörte zu.

Dygert auf dem Weg zum zweiten Platz im Tour-Zeitfahren von Rotterdam. | Foto: Canyon//SRAM Racing

"Ronny hat so viel Erfahrung in diesem Sport und er ist der Hauptgrund, warum ich mich für Canyon – SRAM entschieden habe", erklärte sie diese Momente anschließend. "Manchmal muss ein Fahrer einfach den Mund halten und zuhören. Ich bin sehr dankbar für die weisen Worte, die Ronny zu sagen hat. Ich nehme sie auf und arbeite damit weiter, um nach der Tour zu den Hauptzielen weiterzuziehen."

Die Tour als Trittstein auf dem Weg von Olympia zur WM

Nach dem verpassten Zeitfahr-Olympiasieg in Paris ist das nächste große Ziel für sie Ende September der dritte WM-Titel in Zürich. Das ist typisch für die US-Amerikanerin: Den Tour-Etappensieg und das Gelbe Trikot nicht zu holen, störte sie zwar schon. Doch in Dygerts Kopf sind schon immer hauptsächlich die für US-Amerikaner wichtigsten Events eines Sportjahres: Weltmeisterschaften und Olympia. Und auf dem Weg zur WM ist die Tour de France Femmes eben ein Teil der Vorbereitung.

Dygert (rechts) gewann bei Olympia in Paris Bronze im Einzelzeitfahren hinter Grace Brown und Anna Henderson. | Foto: Cor Vos

Dabei will sie sich in den kommenden Tagen voll in den Dienst von Katarzyna Niewiadoma und Neve Bradbury stellen, auch wenn Dygert selbst bei nur fünf Sekunden Rückstand auf Gelb am Mittwoch theoretisch ins Gelbe Trikot fahren könnte. "Wir schauen von Tag zu Tag, aber sicher sind Kasia und Neve die Zielfahrerinnen diese Woche. Wir werden alles tun, was wir können, um sie zuerst zur Ziellinie zu bringen", versprach sie.

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