RSNplus“Man kann nicht in allem gut sein“

In der Abfahrt geschlagen: Rooijakkers freut sich auf Alpen

Von Felix Mattis aus Morteau

Foto zu dem Text "In der Abfahrt geschlagen: Rooijakkers freut sich auf Alpen"
Pauliena Rooijakkers (Fenix - Deceuninck) | Foto: Cor Vos

16.08.2024  |  (rsn) – Das Finale der 6. Etappe der Tour de France Femmes in Morteau ist zu einem Paradebeispiel dafür geworden, dass Abfahrtskünste trotz aller Sicherheitsdebatten weiterhin wichtiger Bestandteil des Radsports sind. Denn die teilweise recht holprige Abfahrt von der Cote des Fins durch den Ort Villers-Le-Lac hinunter zur 5-Kilometer-Marke vor dem Ziel in Morteau hat am Freitag im französischen Jura über den Tagessieg entschieden – und zwar nicht in negativer Weise durch einen Sturz, sondern positiv durch die beeindruckende Fahrt von Cédrine Kerbaol (Ceratizit – WNT).

Die 23-jährige Französin attackierte knapp 15 Kilometer vor dem Ziel auf einem leicht welligen Abschnitt nach der letzten Bergwertung des Tages und zunächst zog Pauliena Rooijakkers (Fenix – Deceuninck) noch mit ihr mit. Als es dann aber in halsbrecherischem Tempo bergab ging, war die Niederländerin schnell abgehängt.

"Nach der zweiten Kurve der Abfahrt habe ich sie schon verloren. Sie ist wirklich, wirklich schnell gefahren und ich bin weggerutscht und konnte dann nicht mehr folgen", erzählte die enttäuschte Rooijakkers radsport-news.com von der rennentscheidenden Szene, die in den TV-Bildern nicht zu sehen war. "Das ist eine vergebene Chance", haderte sie, versuchte sich aber auch in etwas Optimismus: "Man kann nicht in allem gut sein. Aber die Beine sind gut, das Gefühl ist gut und die längeren Anstiege kommen. Die liegen mir besser." ___STEADY_PAYWALL___

Rooijakkers ist in dieser Saison zu einer der besten Bergfahrerinnen der Welt aufgestiegen und wurde zuletzt Vierte der Bergankunft am Blockhaus beim Giro. Ihre große Schwäche ist aber schon immer das Bergabfahren und besonders das Bewegen im Peloton. Das verhinderte schon in den vergangenen Jahren das eine oder andere Spitzenresultat der Niederländerin. Entsprechend enttäuscht war sie nun auch in Morteau, wo die Abfahrt sie um die Chance auf einen Tour-Etappensieg brachte.

Kerbaol mit beeindruckend rasanter Abfahrt

Allerdings bekam es Rooijakkers auf dem Weg in Richtung Morteau auch mit einer besonders harten Gegnerin in der Abfahrt zu tun. Denn Kerbaol gilt ohnehin als gut bergab und kam dann auch noch mit besonderer Streckenkenntnis ins Jura: In der Frauenradsport-Hochburg Morteau finden Rennen des Coupe de France statt, der französischen Top-Rennserie. Und vor drei Jahren gewann die Bretonin den Lauf in Morteau mit derselben Streckenführung im Finale.

"Sie kannte die Abfahrt wirklich gut und ist da mit vollem Speed rein. Pauliena Rooijakkers war ja am Rad, musste dann aber reißen lassen. Wenn du eine Abfahrt in- und auswendig kennst, ist das ein Vorteil. Dann kannst du alles riskieren", erklärte Kerbaols Teamchef Dirk Baldinger radsport-news.com. Aufgrund der Streckenkenntnis habe man eine Attacke vor der Abfahrt bewusst eingeplant.

Rooijakkers will in den Alpen weiter nach vorne

"Ich habe sie (Rooijakkers, Anm. d. Red.) nach der Attacke gebeten, die Führungsarbeit zu übernehmen. Aber ich glaube sie ist schon Vollgas gefahren und dann dachte ich mir: Okay, ich fahre einfach so schnell ich kann herunter. Ich kannte die Abfahrt ja. Und dann habe ich nach ein paar Minuten festgestellt, dass sie nicht mehr hinter mir war", erzählte die Tagessiegerin selbst auf ihrer Pressekonferenz. "Die Abfahrt hat mir wirklich Spaß gemacht – ich mag das!"

So gewann Kerbaol die Etappe in Morteau und schob sich auf den zweiten Gesamtrang vor, 16 Sekunden hinter dem Gelben Trikot von Katarzyna Niewiadoma (Canyon – SRAM). Doch auch Rooijakkers, die ins Verfolgerinnenfeld zurückfiel, steht weiter sehr gut da. Der Niederländerin fehlen auf Gesamtrang acht 1:08 Minuten zur Spitze und die Bergankünfte in Grand Bornand sowie L'Alpe d'Huez sind ihr Terrain.

"Ich warte schon die ganze Woche auf diese zwei Tage. Wir sind bisher ziemlich gut durchgekommen und jetzt freuen wir uns auf die letzten zwei Etappen", sagte sie und kündigte an, attackieren zu wollen. Kerbaol dagegen wird wohl eher hoffen müssen, dass sie sich an der Konkurrenz festbeißen kann. Sie gilt als weniger kletterstark als Rooijakkers. Es gehört eben beides zum Radsport: Bergauf- und Bergabfahren.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.11.2024Niewiadoma erzählt von unangenehmem Moment mit Vollering

(rsn) – Die Bilder nach dem 4-Sekunden-Krimi beim Finale der Tour de France Femmes 2024 in L'Alpe d'Huez waren so konträr, wie sie nur sein konnten: Auf der einen Seite die überglückliche Gesamts

07.10.2024Auf dem Weg zur neuen Macht im Frauenradsport?

(rsn) - Canyon - SRAM Racing will mit dem Rückenwind des Sieges bei der Tour de France, einer Balance aus Talenten und routinierteren Fahrerinnen sowie dem nach eigenen Angaben schnellsten Rad im Pe

02.10.2024Niewiadoma: “Ich will mehr vom Leben, habe höhere Ziele“

(rsn) - Katarzyna, kurz Kasia, Niewiadoma wird ihren Titel als Gravel-Weltmeisterin am kommenden Samstag in Belgien nicht verteidigen und hat ihre Saison mit der Straßen-WM am Sonntag abgeschlossen.

19.08.2024Nach zwei Colas startete Ludwig ihre erfolgreiche Aufholjagd

(rsn) – Bei der letztjährigen Tour de France Femmes gelang Hannah Ludwig auf der Königsetappe zum Tourmalet mit Rang 13 bereits eine Spitzenplatzierung. Zum Finale der 3. Ausgabe, die mit der Berg

19.08.2024Für Niewiadoma reihten sich zum Tour-Finale alle Sterne auf

(rsn) – Seit sie vor zehn Jahren Profi wurde, hat Kasia Niewiadoma 20 Siege feiern können, die meisten davon im Trikot des deutschen Teams Canyon – SRAM, dem die Polin seit 2018 angehört. Der bi

18.08.2024Sturz, Lüttich und Grand Bornand: Vollering sucht die 4 Sekunden

(rsn) – Nie war ein Sieger oder eine Siegerin in L'Alpe d'Huez unglücklicher, als Demi Vollering (SD Worx – Protime) nach der Schlussetappe der Tour de France Femmes. Vier Sekunden fehlten der Ni

18.08.2024Vier Sekunden: Niewiadoma verteidigt Gelb gegen Vollering

(rsn) - Die 8. Etappe der Tour de France Femmes über 149,9 Kilometer von Le Grand-Bornand nach Alpe d’Huez war an Spannung nicht zu überbieten. Im dramatischen Finish an den berühmten 21 Kehren z

17.08.2024Niewiadoma vs. Vollering: Showdown in L´Alpe d´Huez

(rsn) – Die Tour de France Femmes spitzt sich auf den großen Showdown am Schlusstag zu. Die erste Bergankunft in Le Grand-Bornand hat für keine Vorentscheidung in der Gesamtwertung gesorgt und so

17.08.2024Für Lippert wurde es erst auf dem Schlusskilometer zu schnell

(rsn) – Eine Position hat Liane Lippert (Movistar) in der Gesamtwertung hinauf nach Le Grand-Bornand Le Chinaillon verloren. Trotzdem sitzt die Friedrichshafenerin vor der brutalen Schlussetappe üb

17.08.2024Bergkönigin Ghekiere triumphiert solo in Le Grand-Bornand

(rsn) – Justine Ghekiere (AG Insurance - Soudal Team) hat auf der 7. Etappe der 3. Tour de France Femmes (2.WWT) als Ausreißerin triumphiert und mit dem größten Erfolg ihrer Karriere auch die Fü

16.08.2024Mit Herz lässt Kerbaol Ceratizit - WNT jubeln

(rsn) – Katarzyna Niewiadoma für Canyon – SRAM in Gelb, Cédrine Kerbaol Etappensiegerin und neue Gesamtzweite für Ceratizit - WNT: Die beiden deutschen Teams bei der Tour de France Femmes sind

16.08.2024Labous: Auch ohne Sieg Heldin von Morteau

(rsn) – Der erste französische Etappensieg in der jungen Geschichte der Tour de France Femmes – und das in Morteau, der Heimat der wichtigsten französischen Talentschmiede im Frauenradsport der

Weitere Radsportnachrichten

08.11.2025Philipsen will bei den Klassikern um den Sieg fahren

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat bereits ein Monument in seinem Palmàres stehen: 2023 gewann der Belgier Mailand-Sanremo. Wenn es nach seinem Team geht, dürften noch weitere

08.11.2025Van der Heijden überrascht bei Oranje-Festspielen

(rsn) - Inge van der Heijden ist die neue Cross-Europameisterin. In Middelkerke feierte sie den größten Erfolg ihrer Karriere mit einem Start-Ziel-Sieg. Auch Silber und Bronze gingen an die NiederlÃ

08.11.2025U19-Europa- und Weltmeister Agostinacchio schlägt in U23 zu

(rsn) – Bei der U23-EM 2024 gab es Gold und Silber für Familie Agostinacchio: Filippo wurde Zweiter in der U23, der vier Jahre jüngere Mattia fuhr bei den Junioren als Erster über den Zielstrich.

08.11.2025Topfavoritin Bukovska holt EM-Gold bei den Juniorinnen

(rsn) – Nach Silber im Vorjahr bei der EM und WM hat Barbora Bukovska bei den Juniorinnen die erste Goldmedaille dieser Europameisterschaft im Cross gewonnen. Die Tschechin war in Middelkerke 49 Sek

08.11.2025“Team Hincapie“ präsentiert Aufgebot für 2026

(rsn) – Das neue US-amerikanische Team Modern Adventure Cycling hat seinen Kader für die Saison 2026 bekannt gegeben. Die Equipe wird geleitet vom Ex-Profi George Hincapie und seinem Bruder Richar

08.11.2025Kaija Budde startet bei der EM “tatsächlich“ aus Reihe 1

(rsn) – Wie Kai aus der Kiste kam Kaija Budde (Radsport Nagel) letzte Saison an die Spitze der deutschen Cyclocross-Szene. Mit nur 17 Jahren nahm sie 2024/25 ihren ersten Querfeldeinwinter in der U2

07.11.2025Israelisches Team ohne Sponsor! Premier Tech zieht sich zurück

(rsn) – Das kanadische Unternehmen Premier Tech, das als Co-Sponsor des Zweitdivisionärs Israel – Premier Tech in die Saison gegangen ist, zieht sich mit sofortiger Wirkung als Namens- und Geldge

07.11.2025EF gründet Cross-Team – für Toptalent Agostinacchio

(rsn) – Im September wurde bekannt, dass EF Education - EasyPost im Winter mit einem Cyclocross-Team an den Start gehen wird. Im Interview mit Wielerflits schilderte der Verantwortliche, Sebastian

07.11.2025Degenkolb strebt bei der Cross-EM die Top 15 an

(rsn) – Am Samstag beginnt im belgischen Middelkerke die Cross-EM. German Cycling entsendet 11 Athleten und nachdem um 11:00 Uhr Nina Budde bei den Juniorinnen ihr EM-Debüt feiert, erscheint um 13:

07.11.2025Kristoff wird Miteigentümer bei norwegischer Talentschmiede

(rsn) - Offiziell ist er noch Berufsradfahrer bei Uno-X Mobility, doch Alexander Kristoff hat schon bevor er richtig in der Radsportrente angekommen ist, einen neuen Job gefunden. Er ist der neue Mite

07.11.2025Renard-Haquin und Gaffuri unterschreiben bei Picnic - PostNL

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

07.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Urvater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine