Familie hat bei Headcoach Kordi Vorrang

Niederlande dominiert im Sprint, aber verliert nach Paris Erfolgscoach

Von Peter Maurer

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Mehdi Kordi mit Jeffrey Hoogland bei den Spielen in Paris | Foto: Arne Mill/Frontalvision.com

13.08.2024  |  (rsn) - Mit drei Goldmedaillen, alle eingesammelt von Superstar Harrie Lavreysen, war die Niederlande die dominante Nation bei den Bahnbewerben der Olympischen Spiele in Paris. Vier der fünf Medaillen holte dabei die Fraktion der Sprinterinnen und Sprinter, eine Bronzene kam aus dem Ausdauerbereich durch das Madison-Duo der Frauen hinzu.

Gleich dreimal verpasste das kleine Nachbarland von Deutschland eine weitere Medaille nur knapp. Jeffrey Hoogland verlor im Sprint das Kleine Finale wie Hetty van der Wouw, die auch mit den Teamsprinterinnen in jenem Deutschland unterlag. Trotz der so erfolgreichen Spiele müssen sich die Niederländer um einen neuen Headcoach umsehen, nachdem der Brite Mehdi Kordi sein Amt niederlegen wird.

Nach sechs Jahren beendet er sein Engagement aus privaten Gründen und konnte auf ein wirklich märchenhaftes Ende seiner Zeit in den Niederlanden zurückblicken. "Ich habe gerne mit ihnen zusammengearbeitet. Das Team ist talentiert, vor allem die Männer sind seit Jahren die besten der Welt. Sie sind aber immer noch hungrig und es ist die schwierigere Aufgabe den Status der Nummer eins zu erhalten, als die Position zu erobern", berichtete er im Gespräch mit radsport-news.com im Velodrom von Saint-Quentin-en-Yvelines.

Als Wissenschaftler und Physiologe begann er seine Karriere zuerst bei den Briten, ehe er vor sechs Jahren in die Niederlande wechselte. Kordi arbeite sogar schon in Deutschland, noch vor seiner Radkarriere als Medizinischer Forscher bei der European Space Agency in Köln. Sein Wechsel in den Sport zeigte ihm eine neue Welt auf.

Paris als emotionales Ende von sechs Jahren harter Arbeit

"Eines, was ich definitiv gelernt habe, ist, dass die Technik zwar ein wichtiger Faktor ist, aber auch das Vertrauen der Athleten. Sie werden nicht besser, wenn sie dir nicht glauben", erklärte der Cheftrainer des niederländischen Sprint-Teams gegenüber RSN.

"Ich war Coach und Wissenschaftler in Tokio, nun bin ich der Cheftrainer und vieles läuft über mich. Ich wollte sicherstellen, dass dieses Jahr alle - und nicht nur die Medaillenaspiranten - in der besten Form ihres Lebens hier stehen und dass sie die beste Vorbereitung dafür haben", fügte er an. Zwei junge Kinder und die Ehefrau zu Hause in Manchester bewegten ihn nun aber zum Aufhören. Ständig pendelte er zwischen Manchester und den Niederlanden. "Das ist anstrengend und es ist auch nicht fair gegenüber meiner Frau und den Kindern, für die ich nun ein besserer Mann und Vater sein will", erzählte der frühere Ruderer.

Paris ist nun das Ende seiner beruflichen Reise mit den Niederlanden. "Speziell diese Woche in Paris war emotional, aber aus den richtigen Gründen", meinte er. Sechs Jahre sind seit seinem Einstieg vergangen, nun sorgen die Medaillen in Paris für das erhoffte Ende des Märchens. "Ich wollte mich auf der höchsten Ebene international messen", schilderte er.

Anfang des Jahres musste er das Karriereende von Shanne Braspennincx, der Olympiasiegerin im Keirin von Tokio verkraften, die nach ihrem Erfolg mit Motivationsproblemen zu kämpfen hatte. Im Teamsprint gab es für die Niederländerinnen zwar wieder die Holzmedaille mit Rang vier wie vor drei Jahren, doch im Keirin gab es erneut Edelmetall, diesmal durch Hetty van der Wouw.

Sprinterin beendet Fluch mit Silber

"Diese Medaille hatten wir eigentlich erwartet, aber sie war so oft Vierte in diesem und im letzten Jahr bei internationalen Bewerben. Sie dachte schon, sie sei verflucht, aber ich sagte ihr, dass das nicht wahr sei und sie im richtigen Moment zuschlagen könnte. Und mit dem Auge einer Tigerin holte sie sich die Silbermedaille", freute sich der Brite. Sein Schützling befolgte die Ratschläge und in ihrer besten Version verwies sie mit Emma Finucane und Katy Marchant gleich zwei Olympiasiegerinnen im Teamsprint im Keirinfinale. Im Sprint unterlag sie nur knapp der Deutschen Lea Sophie Friedrich im Halbfinale, musste sich dann wie im Teamsprint mit der Holzmedaille begnügen.

"Sie hat ihre erste internationale Medaille im Radsport geholt, das hat mich besonders gefreut", berichtete Kordi, den man stark jubelnd im Innenraum sah, als seine Athletin endlich ihren Podiumsfluch beseitigte. Jetzt aber zieht es ihn wieder in die Heimat, vor allem zur Familie. "Meine Frau sagt mir immer, wenn du schon so weit von uns weg bist, dann schau auch, dass es sich bezahlt macht. Ich denke, da werden die Medaillenbilder etwas helfen", grinste er.

Als Trainer über eine gesamte Sparte weiß er, wie wichtig ein Team ist, aber auch die einzelnen Elemente hinter den Mitgliedern. "Es gibt viele Leute, die hinter dem Staff stehen und die man nicht sieht, wie die Familien. Sie halten das fragile Puzzle zusammen für alle, die fast das ganze Jahr auf Reisen sind", erklärte der Brite. Er selbst sei offen, wieder was Neues im Radsport anzufangen, aber zunächst freut er sich auf seine Familie.

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