Zeitfahrsieg vor Henderson und Dygert

Brown rast im Pariser Regen überlegen zum Olympiagold

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Brown rast im Pariser Regen überlegen zum Olympiagold"
Grace Brown hat bei den Olympischen Spielen von Paris überlegen die Goldmedaille im Zeitfahren der Frauen gewonnen. | Foto: Cor Vos

27.07.2024  |  (rsn) – Vor drei Jahren in Tokio verpasste Grace Brown eine Olympia-Medaille noch um sieben Sekunden. Vierte wurde damals die Australierin, die bei den beiden folgenden Weltmeisterschaften aber zurückschlug und jeweils Silber holte: 2022 hinter Ellen van Dijk (Niederlande), dann im Vorjahr hinter Chloe Dygert (USA).

In Paris gingen die beiden Weltmeisterinnen als Top-Favoritinnen an den Start des 32,4 Kilometer langen Zeitfahrens. Doch von der Goldmedaille waren sie weit weg. Die sicherte sich Brown mit einer überragenden Vorstellung. Die 32-Jährige war in der Zeit von 39:38 Minuten anderthalb Minuten schneller als Anna Henderson (Großbritannien), die ihrerseits Dygert um eine Sekunde auf den Bronzerang verdrängte.

Für van Dijk (+2:43) blieb nur der elfte Rang. Zwei Positionen hinter ihr wurde Mieke Kröger als beste Deutsche Dreizehnte, zwei Plätze vor der zweiten BDR-Starterin Antonia Niedermaier. Christina Schweinberger landete für Österreich auf Rang zehn, Straßen-Olympiasiegerin Anna Kiesenhofer wurde nach einem Sturz, bei dem sie sich am Ellenbogen verletzte, drittletzte unter 35 Starterinnen. Für die Schweiz fuhr Elena Hartmann auf Rang 17.

“Ich denke an all die Leute, die mich bis zu diesem Punkt unterstützt haben und wirklich an mich geglaubt und mir die Kraft gegeben haben, es zu versuchen. Es ist einfach großartig, es allen mit einer Goldmedaille zu vergelten“, sagte Brown, nachdem sie als erste Australierin eine Olympische Zeitfahrmedaille geholt hatte. “Ich habe mich wirklich stark gefühlt und konnte alles genau so wie geplant umsetzen. Ja, es war fast ein perfektes Rennen. Der Vorsprung ist ehrlich gesagt verrückt, besonders, da ich bei den letzten beiden Weltmeisterschaften mit sechs beziehungsweise 13 Sekunden Vorsprung Zweite wurde“, fügte sie an.

“Mein Fehler“, kommentierte die diesmal chancenlose Dygert im Ziel den Reportern gegenüber ihren Sturz. “Ich mag dieses Wetter. Ich mag diese Temperaturen, also kann ich mich über nichts zu sehr beschweren. Aber ich habe es sofort gemerkt, ich habe mir das Bein am Rahmen angeschlagen, ich hatte dann Krämpfe in meinem Bein. Hier und da habe ich gemerkt, dass es Momente gab, in denen ich einfach ein bisschen an Kraft verloren habe, aber das ist noch lange keine Ausrede dafür, dass ich Dritte geworden bin“, so die Zeitfahr-Weltmeisterin, die vor allem Browns Überlegenheit neidlos anerkannte. “Was für ein toller Abschluss für Grace, ihr letztes Jahres mit so einer starken Fahrt zu beenden.“

Kröger mit ihrem Rennen, nicht aber mit dem Ergebnis zufrieden

"Mit dem Ergebnis bin ich nicht so zufrieden, mit meinem Rennen schon. Ich bin so gefahren, wie ich es mir vorgenommen habe. Schade, dass nicht mehr dabei rausgekommen ist", kommentierte Kröger im Ziel RSN gegenüber ihre Vorstellung.

"Wir haben den Kurs ja im Trockenen besichtigt, wie man die Kurven nehmen kann. Ich habe mich dann leider ein bisschen verschätzt und bin in einer Kurve gestürzt. Aber im Großen und Ganzen war es ein schönes Erlebnis, das ich genossen und aus dem ich das Beste rausgeholt habe", sagte die 21-jährige Niedermaier zu RSN.

Der erste Radsport-Wettbewerb dieser Spiele fand unter denkbar ungünstigen Witterungsbedingungen statt. Bei 19 Grad stand Dauerregen auf dem Programm, was letztlich für viele Stürze sorgte. Auch Dygert blieb nicht verschont. Das kostete sie zwar Silber, aber änderte nichts daran, dass Brown, die nach der Saison ihre Karriere beenden wird, in einer eigenen Liga unterwegs war. Sie hatte auch an den beiden Zwischenzeiten die besten Werte hingelegt.

So lief das olympische Zeitfahren der Frauen

Urska Pintar (Slowenien) eröffnete die Radsportwettbewerbe bei den Olympischen Spielen von Paris 2024. Als Erste gestartet, erreichte sie auch als Erste nach 45:07 Minuten das Ziel. Doch die Zeit hielt nicht lange. Es war Marta Lach (Polen), die in 43:03 Minuten eine Marke setzte, die dann eine Weile Bestand hatte. Aber auch nur, weil Taylor Knibb (USA), die sehr stark unterwegs war, gleich dreimal stürzte und zusätzlich noch einmal das Rad wechseln musste. Ihr fehlten trotzdem lediglich drei Hundertstel auf Lach.

Dann kam schon Kröger, die 35 Sekunden schneller als die Polin war. Doch auch ihre Bestzeit hatte nur eine halbe Minute Gültigkeit, denn Kim Cadzow (Neuseeland) war direkt nach ihr gestartet und 42 Sekunden schneller als die Deutsche. Auch die hochgehandelte Ellen van Dijk (Niederlande) konnte die Zeit der 22-Jährigen nicht unterbieten.

Das Streckenprofil des Olympischen Zeitfahrens der Frauen | Foto: Veranstalter

Erst Lotte Kopecky (Belgien) verdrängte Cadzow vom zwischenzeitlichen ersten Platz verdrängen. Elf Sekunden war sie schneller – und das trotz eines Sturzes. Juliette Labous sorgte kurz für Hoffnungen auf französisches Edelmetall, nachdem sie 15 Sekunden schneller als Kopecky unterwegs war.

Doch der Traum war schnell vorbei, als nämlich Henderson ihre Zeit um zehn Sekunden unterbot. Die Britin stritt sich mit Dygert, die ebenfalls einmal stürzte, um Silber und entschied diesen Kampf für sich. Die Goldmedaille war da allerdings bereits an die famos fahrende Brown vergeben, die deutlich besser als alle anderen war.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

13.08.2024Niederlande dominiert im Sprint, aber verliert nach Paris Erfolgscoach

(rsn) - Mit drei Goldmedaillen, alle eingesammelt von Superstar Harrie Lavreysen, war die Niederlande die dominante Nation bei den Bahnbewerben der Olympischen Spiele in Paris. Vier der fünf Medaille

11.08.2024Einmal Silber und einmal Bronze für BDR in Paris

(rsn) – Zwei Medaillen sind die Ausbeute der Olympischen Spiele für Deutschlands Radsportlerinnen und Radsportler. Lea Sophie Friedrich verbesserte die Bilanz am Schlusstag noch um Silber im Sprin

11.08.2024Friedrich verliert Finale gegen Andrews und gewinnt Silber

(rsn) – Am letzten Tag der Olympischen Spiele in Paris standen im Velodrome Saint-Quentin-en-Yvelines noch drei Medaillenentscheidungen an. Im Sprint der Frauen sicherte sich Lea Friedrich Silber h

11.08.2024Im Überblick: Die 22 Olympischen Rad-Wettbewerbe

(rsn) – Am Samstag werden bei den Olympischen Spielen von Paris mit den Zeitfahren der Frauen und Männer die Radsport-Wettbewerbe eröffnet. Vom 27. Juli bis zum 11. August stehen, und zwar im Stra

10.08.2024Portugal behält im Madison-Chaos den Überblick

(rsn) – Tränen flossen nach dem Madison der Männer bei Italien und Portugal. In einem von Stürzen und Chaos gekennzeichneten Rennen sicherten sich Rui Oliveira und Iuri Leitao die Goldmedaille. I

10.08.2024Olympia-Debüt endete für Andres und Seitz schmerzhaft

(rsn) - Zum ersten Mal in ihrer Karriere standen Michelle Andres und Aline Seitz bei Olympischen Spielen am Start. Im Velodrome National in Saint-Quentin-en-Yvelines gaben die beiden Schweizerinnen ih

09.08.2024Friedrich und Hinze im Sprint-Achtelfinale, Lavreysen holt Gold

(rsn) – Bei den Olympischen Spielen in Paris haben Lea Sophie Friedrich und Emma Hinze problemlos das am Samstag anstehende Achtelfinale des Sprint-Turniers erreicht. Die 24-jährige Friedrich, die

09.08.2024Friedrich in Olympischer Sprint-Quali mit neuem Weltrekord

(rsn) - Lea Sophie Friedrich hat sich von ihrem enttäuschenden Ausscheiden im Keirin-Halbfinale der Olympischen Spiele von Paris gut erholt gezeigt. Die 24-Jährige erzielte über 200 Meter in der fl

08.08.2024Benjamin Thomas holt Olympia-Gold im Omnium, Teutenberg 7.

(rsn) – Ohne Medaillengewinn endeten am Donnerstag die beiden Bahnrad-Entscheidungen bei den Olympischen Spielen von Paris. Im Keirin der Frauen wurde Emma Hinze Fünfte und landete damit zwei Posi

08.08.2024Verrückter Plan ging mit wenig Technik, aber viel Power auf

(rsn) – Olympische Märchen sind etwas Schönes, erzählen sie meist davon, wie eine Außenseiterin oder ein Außenseiter am Tag X alle überraschte und plötzlich mit einer Medaille belohnt wurde

07.08.2024Ukpeseraye kommt für Nigeria zur überraschenden Bahnpremiere

(rsn) – Bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Roubaix stand bei den Frauen erstmals ein Vierer aus Nigeria am Start. Der Italiener Giandomenico Massari, Radsportpräsident im sechstgrößten Land der

07.08.2024Auf Weltrekord folgt Gold: Australiens Bahnvierer Olympiasieger

(rsn) - Australien hat zum dritten Mal nach 1984 und 2004 Olympia-Gold in der 4.000-Meter-Mannschaftsverfolgung gewonnen. Kelland O’Brien, Sam Welsford, Oliver Bleddyn und Conor Leahy setzten sich i

Weitere Radsportnachrichten

21.04.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

21.04.2025Red-Bull-Nachwuchs trumpft auf: Finn gewinnt Giro del Belvedere

(rsn) – Während Erfolge im WorldTeam von Red Bull – Bora - hansgrohe in den letzten Wochen eher Mangelware waren, verkaufen sich die Nachwuchsteams des deutschen Rennstalls aktuell ziemlich gut.

21.04.2025Evenepoel: “Ohne den Sturz hätte ich gewonnen“

(rsn) – Einer Sache war sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) nach dem ersten Amstel Gold Race seiner Karriere ziemlich sicher. “Wenn dieser Sturz nicht gewesen wäre, dann hätte ich das R

21.04.2025Gall schrammt nur knapp am ersten TotA-Etappensieg vorbei

(rsn) – Am Ende der 1. Etappe der 48. Tour of the Alps war lediglich der Italiener Giulio Ciccone (Lidl – Trek) der Partycrasher für die französische Equipe Decathlon - AG2R La Mondiale um Loka

21.04.2025Ciccone gewinnt Auftakt der Tour of the Alps vor Gall

(rsn) – Und wieder war die Brille weg. Fast zwei Jahre musste Giulio Ciccone (Lidl – Trek) warten, bis er endlich mal wieder seine Sonnenbrille auf dem Zielstrich ins Publikum werfen konnte. Es is

21.04.2025Jury bestraft Ciccones Brillenwurf

(rsn) - Die Tour of the Alps (2.Pro) hat mit einer Schweigeminute für den am Morgen des Ostermontags verstorbenen Papst Franziskus begonnen. Nutzer des Kurznachrichtendienstes X berichteten von "Trä

21.04.2025Alaphilippe ohne Reue nach Attacke

Am Ende steht ein unscheinbarer 20. Platz für Julian Alaphilippe (Tudor), 3:36 Minuten hinter dem Sieger Mattias Skjelmose(Lidl – Trek) beim Amstel Gold Race (1.UWT) 2025. Das Ergebnis wird dem Re

21.04.2025Siegermentalität verloren? Van Aerts neue Frühjahrs-Realität

(rsn) – 2, 4, 4, 2, 4. Das sind die Ergebnisse von Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) in diesem April. Es ist eine bittere Liste für den Siegfahrer, beide zweite Plätze belegte er in einem Sp

21.04.2025Lokalmatador Gall fordert Lidl - Trek um Lopez und Kämna heraus

(rsn) – Parallel zu den drei Ardennenklassikern in den Niederlanden und Belgien steigt in der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino die Tour of the Alps (21. – 25. April / 2.Pro). Die 48. Ausgabe der R

21.04.202514.700 Höhenmeter: Jeder Tag zählt fürs Klassement

(rsn) – Fünf Etappen, 739 Kilometer und 14.700 Höhenmeter – das sind die Eckdaten der Tour of the Alps 2025. Das als Pro-Event eingestufte Etappenrennen geht ab dem 21. April, den Vorgänger Gir

21.04.2025Koech Gesamtdritter und Nachwuchssieger bei Loir et Cher

(rsn) - Da die letzte Etappe aufgrund gefährlicher Bedingungen noch während der Neutralisation gestoppt und abgebrochen wurde, blieb die Gesamtwertung auf dem Stand des Vortages. Silas Koech (Lott

20.04.2025Für Pogacar kam beim Amstel die Ziellinie “fünf Meter zu spät“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat nicht gewonnen. An seinen zwölf Renntagen dieser Saison kam er zwar schon achtmal nicht als Erster ins Ziel, bei fünf Saisonsiegen und vier Mas

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Maroc (2.2, MAR)
  • GP Palio del Recioto (1.2u, ITA)
  • Tour of the Alps (2.Pro, ITA)