Deutsche auf Thüringens Königsetappe chancenlos

Lidl setzt in Mühlhausen 100% auf Brand und gewinnt

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Lidl setzt in Mühlhausen 100% auf Brand und gewinnt"
Lucinda Brand (Lidl - Trek) | Foto: Cor Vos

28.06.2024  |  (rsn) – Lucinda Brand (Lidl – Trek) hat die 4. Etappe der Thüringen Ladies Tour gewonnen. Auf 111 Kilometern rund um Mühlhausen war sie im Sprint einer 14 Fahrerinnen starken Gruppe schneller als ihre Landsfrauen Karlijn Swinkels (UAE Team ADQ) und Mischa Bredewold (SD Worx – Protime). Tamara Dronova-Balabolina (Roland) überquerte den Zielstrich auf Platz vier vor Marta Lach (Ceratizit – WNT). Die Gesamtführende Margot Vanpachtenbeke und ihre Verfolgerin, die Tagessechste Ruth Edwards (Human Powered Health) waren Teil der Gruppe.

Die Belgierin verlor auf dem Schlusskilometer im Gegensatz zur US-Amerikanerin zwar einige Sekunden, da die Zeit fürs Klassement wegen des kurvigen Finals auf Kopfsteinpflaster schon drei Kilometer vor dem Zielstrich genommen wurde, blieben ihre Positionen und ihr Abstand in der Gesamtwertung unverändert.

Neben SD Worx – Protime ist Lidl – Trek die nominell beste Mannschaft des Rennens, allerdings auch nach dem Nicht-Start von Lisa Klein auf dem vierten Abschnitt und der frühen Aufgabe von Elizabeth Deignan auch schon auf drei Fahrerinnen reduziert. Bisher gingen sie, als auch SD Worx aber noch leer aus. “Wir wollten bei dieser Rundfahrt gewinnen. Es hat eine Weile gedauert, muss ich sagen. Ich hatte es heute eigentlich gar nicht erwartet, denn gerade am Beginn fühlte ich mich nicht super und die Chance bestand, dass die Gruppe wegbleibt“, erzählte Brand im Siegerinterview. In der ersten Hügelzone hatte sie die starke Gruppe der Favoritinnen verpasst, zur Mitte des Rennens kamen die meisten Athletinnen aber wieder zusammen.

“Alles begann neu“, blickte Brand zurück. Doch Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) fackelte nicht lang und startete einen verheißungsvollen Angriff. In der zweiten Hügelzone bildete sich eine neue starke Verfolgergruppe der Polin, dieses Mal mit Brand. “Als wir Kasia eingeholt hatten, wusste ich, dass es zum Sprint kommen würde. Wir haben 100% auf mich gesetzt. Und es ist toll, den Sieg mitzunehmen“, freute sich Brand, die 2021 die Gesamtwertung der Thüringen-Rundfahrt für sich entscheiden konnte.

Die deutschen Starterinnen waren chancenlos. Zweimal setzten sich also umfangreiche starke Gruppen in den Hügelzonen ab, beide Male konnte keine Fahrerin aus der Bundesrepublik mitgehen. Linda Riedmann (Nationalmannschaft Deutschland) war letztendlich als 18. die beste Deutsche, musste aber sowohl das Rote Trikot als auch ihre Spitzenplatzierung im Klassement abgeben. Bei der Österreicherin Christina Schweinberger (Fenix – Deceuninck) lief es besser, sie erreichte das Ziel als Siebte und ist aufgrund ihrer Zeitfahrstärke, die Tirolerin wurde im letzten Jahr sowohl Dritte bei den Welt- als auch den Europameisterschaften, nun eine sehr heiße Anwärterin auf den Gesamtsieg.

Im Klassement liegt Vanpachtenbeke weiterhin vier Sekunden vor Edwards. Dann folgt die Lücke von 2:34 Minuten auf Bredewold, Vierte ist Swinkels. Ihre Landsfrau Shirin van Anrooij (Lidl – Trek) war als Zwölfte die einzige Nachwuchsfahrerin vorn und übernahm so das Rote Trikot. Die neue Trägerin des Bergtrikots ist Niewiadoma, die auch als Aktivste Fahrerin des Tages ausgezeichnet wurde und in der Punktewertung übernahm Bredewold die Führung von der zweifachen Etappensiegerin Martina Fidanza (Ceratizit – WNT).

So lief die 4. Etappe der Thüringen Ladies Tour:

Nach 30 Kilometern ging es in zwei aufeinanderfolgende mit Wertungen versehende Berge. In dieser Phase setzen sich elf Athletinnen ab: Amber Kraak (Nationalmannschaft Niederlande), Eline Jansen (VolkerWessels), die Gesamtzweite Ruth Edwards (Human Powered Health), Sarah Gigante (AG Insurance – Soudal), Niewiadoma, Swinkels, Carlotta Cipressi (beide UAE Team ADQ), Shirin van Anrooij, Brodie Chapman (beide Lidl – Trek), Christine Majerus und Bredewold (beide SD Worx – Protime). Die Gesamtführende hatte den Anschluss - wie auch alle deutschen Fahrerinnen - nicht halten können.

Die Gruppe der ersten Verfolgerinnen hielt ihren Rückstand die nächsten Kilometer aber konstant auf circa 45 Sekunden, wobei vor allem Vanpachtenbeke und ihre letzte dort verbleibende Teamkollegin Anneke Dijkstra die Arbeit erledigten. In einer längeren Abfahrt kamen die Frau in Gelb und ihre Begleiterinnen letztendlich mit noch 36 zu fahrenden Kilometern sogar wieder an die Spitzengruppe heran.

Sofort hagelte es Attacken, bis sich nach zwei Kilometern Mijntje Geurts (Nationalmannschaft Niederlande) absetzte. Weitere drei Kilometer danach sprang Niewiadoma innerhalb kürzester Zeit nach vorn. Geurts konnte das Hinterrad der Canyon-Fahrerin nur 200 Meter halten und so machte sich die Polin auf zu einem 30-Kilometer-Solo. Sie nahm die dritte Bergwertung allein in Angriff und erreichte die Spitze 20 Sekunden vor ihren Verfolgerinnen.

Nach einer kurzen Abfahrt ging es direkt zum vierten Bergpreis. Dort trödelte die Gruppe um die Frau in Gelb zunächst. Als Niewiadoma 45 Sekunden vorn lag, wurde die Schlagzahl 20 Kilometer vor dem Ziel erhöht, wodurch die Gruppe auseinanderfiel. Die Spitzenreiterin erreichte die letzte Bergwertung 40 Sekunden vor fünf Verfolgerinnen, zu denen Edwards gehörte. Kurz danach wurde diese von sechs weiteren Fahrerinnen mit Vanpachtenbeke eingeholt.

In der Abfahrt und in der Ebene schien die allein fahrende Polin chancenlos gegen ihre Konkurrentinnen, zumal ein Sextett mit Jansen am 9-Kilometer-Banner zu ihnen auffuhr. Dieser Zusammenschluss sorgte zunächst für Uneinigkeit, als diese gelöst wurde, konnte Niewiadoma aber 4,7 Kilometer vor dem Ziel eingeholt werden. Nur wenige Hundert Meter später brach die Gruppe an einer Welle im Seitenwind. Vanpachtenbeke hatte wie vier andere Athletinnen den Anschluss verloren, sprang bergab aber allein wieder nach vorn.

Im erneut kurvigen Finale, dieses Mal auf Kopfsteinpflaster, übernahm Swinkels die Spitzenposition in einer Kurve 500 Meter vor dem Ziel. Die Niederländerin behauptete den ersten Platz bis auf die letzten 20 Meter, auf denen sie von ihrer Landsfrau noch überholt wurde.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

30.06.2024Alonso sorgt zum Abschluss für dritten Ceratizit-Etappensieg

(rsn) – Die Spanierin Sandra Alonso hat die Abschlussetappe der 36. Thüringen Ladies Tour (2.Pro) gewonnen und damit ihrem deutschen Team Ceratizit – WNT den dritten Tageserfolg beschert. Die Ges

29.06.2024Schweinberger winkt im letzten Rennen vor Paris noch ein Podium

(rsn) – Im Vorjahr verpasste sie als Fünfte der Lotto Thüringen Tour Ladies nur knapp den Sprung auf das Podium, nun steht Christina Schweinberger (Fenix – Deceuninck) knapp davor. Denn als Tag

29.06.2024Bredewold holt in Thüringen ersten Zeitfahrsieg ihrer Karriere

(rsn) – Mischa Bredewold (SD Worx – Protime) hat das Einzelzeitfahren der Thüringen Ladies Tour (2.Pro) für sich entschieden. Auf der 5. Etappe über 31,5 Kilometer rund um Altenburg sorgte die

29.06.2024Mit der Erfolgsformel von Tokio geht es nach Paris

(rsn) – Vor drei Jahren war der deutsche Frauenvierer in der Teamverfolgung auf dem Gipfel angekommen. Gleich dreimal unterboten Lisa Brennauer, Franziska Brauße, Mieke Kröger und Lisa Klein bei

28.06.2024Rückkehrerin Edwards auf dem Weg zur Sensation

(rsn) – Die Straßenweltmeisterschaften in Flandern 2021 waren für Ruth Edwards (Human Powered Health) eigentlich der Abschluss ihrer Karriere. Einer doch sehr erfolgreichen, denn die in Großbrit

28.06.2024Badegruber: “Es macht keinen Unterschied, ob Frau oder Mann“

(rsn) – Gleich drei der fünf Fahrerinnen des Teams Uno-X Mobility bei der Lotto Thüringen Ladies Tour sind älter als ihre Sportliche Leiterin. Was aber nicht daran liegt, dass sich Maria Giulia

27.06.2024Ceratizit-Sprinterin Fidanza auch in Erfurt die Schnellste

(rsn) - Einen Tag nach ihrem Sieg in Gera hat Martina Fidanza (Ceratizit – WNT) auch die 3. Etappe der 36. Thüringen Ladies Tour gewonnen. Nach 144 Kilometern rund um Erfurt war die Italienerin im

27.06.2024Niewiadoma wartete mit ihrer Premiere auf ein besonderes Jahr

(rsn) – Seit sieben Jahren schon fährt Kasia Niewiadoma für das deutsche Team Canyon - SRAM, aber erst in dieser Saison klappte es mit einem Start bei der Lotto Thüringen Ladies Tour (2.Pro) . Be

26.06.2024Guarischi: “Du bekommst eben nichts geschenkt“

(rsn) - Wie bei der letzten Austragung der Lotto Thüringen Ladies Tour (2.Pro) gab es für Barbara Guarischi (SD Worx - Protime) einen zweiten Tagesrang in Gera. Die 33-Jährige ist eigentlich die An

26.06.2024Fidanza schnellste Sprinterin an italienischem Tag in Thüringen

(rsn) – Die Italienerin Martina Fidanza (Ceratizit – WNT) hat die 2. Etappe der 36. Thüringen Ladies Tour (2.Pro) rund um Gera über 119 Kilometer im Sprint gewonnen und dabei mit Barbara Guarisc

25.06.2024Jury-Entscheid in Thüringen kostet Ausreißerinnen drei Minuten

(rsn) – Eine sich schließende Bahnschranke rund 15 Kilometer vor dem Ziel der 1. Etappe der Lotto Thüringen Ladies Tour (2.Pro) sorgte für Aufregung. Denn die zwei Ausreißerinnen des Tages, die

25.06.2024Vanpachtenbeke Auftaktsiegerin, Feld durch Bahnschranke gestoppt

(rsn) – Mit einem Paukenschlag begann die 36. Thüringen Ladies Tour (2.Pro). Bei strahlendem Sonnenschein hielten die beiden Ausreißerinnen Ruth Edwards (Human Powered Health) und Margot Vanpachte

Weitere Radsportnachrichten

06.12.2025Mit konstanten Leistungen in die WorldTour

Es war der größte Karrieresprung, den ein deutscher Kontinental-Fahrer in dieser Saison gemacht hat. Als der 26-jährige Anton Schiffer nach seinem doch etwas überraschenden dritten Platz bei den d

06.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

06.12.2025Pogacar und Ferrand-Prevot gewinnen Velo d’Or

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat wie im Vorjahr den Velo d’Or, den seit 1992 von der französischen Radsportzeitung Vélo ausgereichten, prestigeträchtigen Preis für den best

06.12.2025“Nicht Exodus“, sondern “natürliche Selektion“ bei Alpecin

(rsn) – Beim belgischen Rennstall Alpecin ändert sich in der kommenden Saison so einiges. Die Roodhooft-Brüder präsentierten am Freitag mit Premier Tech nicht nur einen neuen Sponsor, sondern auc

06.12.2025Hollmann muss Alpecin verlassen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

05.12.2025Letzte Zweifel ausgeräumt: Van der Poel startet in Namur

(rsn) – Als Alpecin – Deceuninck vor einer Woche Mathieu van der Poels Cross-Programm 2025/26 veröffentlichte, stand noch ein kleines Fragezeichen hinter dem Auftakt. Nun steht endgültig fest: D

05.12.2025Comeback gelungen: Phasenweise wieder Weltspitze

(rsn) – Ein Jahr musste Lennard Kämna (Lidl – Trek) nach seinem schweren Unfall pausieren. Im April 2024 war der damalige Bora-hansgrohe-Profi bei einer Trainingsfahrt in Teneriffa mit einem Aut

05.12.2025Uijtdebroeks ist sich sicher: Movistar das richtige Team

(rsn) – Nach einigen Querelen und einer monatelangen Hängepartie verließ Cian Uijtdebroeks Ende 2023 das deutsche Team Bora – hansgrohe vorzeitig, um seine hoffnungsvoll begonnene Karriere bei V

05.12.2025Premier Tech steigt bei Alpecin als Co-Sponsor ein

(rsn) – Nur einen Tag nach dem offiziell bestätigten Ausstieg des bisherigen Co-Sponsors Deceuninck hat der Alpecin-Rennstall einen Nachfolger präsentiert. Wie das Team auf einer Pressekonferenz i

05.12.2025Als die Form da war, war das Team weg

(rsn) – Nachdem Liv Wenzel (Hess Cycling Team) die Saison 2024 aufgrund einer Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber früher als geplant beenden musste, meldete die Luxemburgerin sich zu Jahresbe

05.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

04.12.2025Uno-X startet mit fünf Zielen in die erste WorldTour-Saison

(rsn) – Nach sechs Jahren in der zweiten Radsportliga wird Uno-X Mobility in der Saison 2026 zum erlauchten Kreis der WorldTour-Teams gehören. Und mit dem Aufstieg werden auch die Ambitionen der No

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)