Roglic Zweiter auf 2. Dauphiné-Etappe

Cort Nielsen spurtet im Nebel noch an Ausreißer Armirail vorbei

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Cort Nielsen spurtet im Nebel noch an Ausreißer Armirail vorbei"
Magnus Cort Nielsen (Uno-X) bejubelt seinen Sieg auf der 2. Etappe des Critérium du Dauphiné. | Foto: Cor Vos

03.06.2024  |  (rsn) – Für Bruno Armirail (Decathlon – AG2R La Mondiale) muss es der Nebel des Grauens gewesen sein, der im Ziel der 2. Etappe der Dauphiné-Rundfahrt (2.UWT) dicht über dem Col de la Loge hing. Der Franzose ging als einziger verbliebener Ausreißer einer ehemals fünfköpfigen Ausreißergruppe auf die letzten leicht ansteigenden zehn Kilometer und hielt sich lange ein kleines Polster. Doch etwa 500 Meter vor dem Ziel erschienen in der dichten Suppe erste Schemen, die sich schnell als Hauptfeld herausstellten und 300 Meter später auf einer Höhe mit ihm lagen.

Angeführt von Magnus Cort Nielsen (Uno-X Mobility) schossen noch mehr als 30 Profis am Fast-Sieger vorbei. Den Dänen hingegen überholte keiner mehr. Cort Nielsen feierte im Sprint vor Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) und Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) den ersten Saisonsieg für sein neues Team. Im Winter war er von EF Education – EasyPost zu den Norwegern gewechselt.

Cort Nielsen setzte damit die dänische Erfolgsserie fort, die Mads Pedersen (Lidl-Trek) einen Tag zuvor mit dem Etappensieg und dem Leadertrikot gestartet hatte. Denn auch der 31-Jährige holte sich zusätzlich zum Tagessieg das Gelbe Leibchen. "Ich hatte nach meinem Wechsel zu Uno-X nicht den besten Saisonstart. Ich habe keine großen Ergebnisse geholt und mich dann auch noch bei Tirreno-Adriatico verletzt. Danach war ich lange raus, aber es ist großartig zurückzukommen und hier eine Etappe zu gewinnen", freute sich der Däne im Siegerinterview über seinen ersten Erfolg seit gut einem Jahr. Zuletzt hatte er eine Etappe beim Giro d’Italia 2023 gewonnen.

Den Sieg nach den 142 Kilometern von Gannat zum Col de la Loge hat Cort Nielsen zu großen Teilen auch seinem Team zu verdanken. Neben Bora – hansgrohe hatte Uno-X die meiste Nachführarbeit über den Tag geleistet. Dennoch "hatten wir es im Finale nicht in unserer Kontrolle, weil ich an den steilen Stücken auch am Limit war und nicht hätte schneller fahren können. Das Team hatte mich dafür nach vorne gefahren, sodass ich mich immer ein paar Meter zurückfallen lassen konnte. Immer und immer wieder. Und dann haben sie mich im Finale perfekt abgeliefert."

Während der Däne sich äußerst zufrieden zeigte, knirschte Armirail in der Mixed-Zone mit den Zähnen. "Als ich an den Teufelslappen kam waren es noch zehn Sekunden und ich habe noch daran geglaubt, dass ich es schaffen kann. Aber dann kamen sie und sind gesprintet. Da konnte ich nicht mehr gegenhalten. Ich habe alles gegeben und bereue heute nichts. Es hat einfach nicht sein sollen", sagte der Franzose.

Denz kämpft gegen das Zeitlimit

Unterdessen kamen alle Favoriten auf den Gesamtsieg mit der Spitzengruppe ins Ziel. Die beste Ausgangsposition erarbeitete sich dabei aber Roglic, der durch die Bonifikationen für seinen zweiten Platz immerhin sechs Sekunden auf die Konkurrenz – zwei auf Jorgenson – gutmachen konnte. Um ein Haar hätte er allerdings einen Helfer verloren. Nico Denz kam als Letzter aller Gestarteten mit 20:08 Minuten Rückstand ins Ziel - und damit zwei Sekunden vor dem Ablauf der Karenzzeit.

Neu vergeben wurden alle Wertungstrikots. Cort Nielsen übernimmt neben Gelb auch Grün von Pedersen, der das am Dienstag auf der 3. Etappe stellvertretend tragen wird. Pedersen hatte knapp neun Kilometer vor dem Ziel nicht mehr folgen können, als eine Tempoverschärfung von Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe) das Feld zum Explodieren brachte. Er kämpfte anschließend noch lange verbissen um den Anschluss und sein Maillot Jaune, kam aber nicht mehr heran.

Auch das Bergtrikot bekommt einen neuen Träger. Mathis Le Berre (Arkéa-B&B Hotels) war wie am Vortag als Ausreißer unterwegs und sammelte genug Punkte, um das Gepunktete Trikot zu übernehmen. Neuer Mann im Weiß des besten Jungprofis ist Jorgenson.

So lief die 2. Etappe des Critérium du Dauphiné:

Ohne viel Federlesen stand die Gruppe des Tages. Armirail, Le Berre, der sich gestern schon gezeigt hatte, Jonas Gregaard (Lotto - Dsytny), Xandro Meurisse (Alpecin – Deceuninck) und Filippo Conca (Q36.5) waren sich schnell einig und fuhren auf den ersten flachen Kilometern mehr als fünf Minuten Vorsprung heraus.

Bei Halbzeit – die ersten beiden Anstiege der 3. und 2. Kategorie waren überquert, Le Berre hatte jeweils die Bergwertungen gewonnen – war erst eine Minute davon wieder aufgeholt. Als es etwas mehr als 25 Kilometer vor dem Ziel in die dreigeteilte Schlusssteigung ging, waren fast immer noch drei Minuten übrig.

Das Streckenprofil der 2. Etappe beim Critérium du Dauphiné. | Grafik: ASO

Im Finale ging die Einigkeit in der Gruppe verloren. Conca attackierte und machte Le Berre die Bergpunkte am dritten Bergpreis erfolgreich streitig, konnte sich aber nicht absetzen. Eine Minute blieb der Gruppe dann an der vorletzten Bergwertung (2. Kategorie). Im Feld wurde unterdessen, vor allem von Bora – hansgrohe, ordentlich Tempo gemacht, sodass dort einige Profis den Anschluss verloren. Auch der beste Jungprofi des Giro d'Italia, Antonio Tiberi (Bahrain Victorious), fiel früh zurück.

Nach einem kleinen Zwischenflachstück ging Armirail in die Offensive. Elf Kilometer mit drei, vier Prozent Steigung warteten auf ihn. Seine ehemaligen Begleiter wurden knapp neun Kilometer vor dem Ziel gestellt. Kurz davor hatte Vlasov kurzzeitig das Tempo verschärft und das Hauptfeld damit ausgedünnt, unter anderem auch das Gelbe Trikot von Pedersen und Tiberi abgestellt.

Armirail hingegen hielt sich bis ins absolute Finale etwa eine knappe halbe Minute Vorsprung. Unter dem Teufelslappen waren noch 20 Sekunden übrig, die dann aber 200 Meter vor der Ziellinie aufgebraucht waren. Cort Nielsen eröffnete den Sprint der Gruppe als Erster, ließ aber niemanden mehr an sich vorbeifahren. Roglic wurde an seinem Hinterrad Zweiter.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.06.2024Lidl - Trek: Tour-Doppelspitze durch Corona und Grippe lahmgelegt

(rsn) – Knapp zwei Wochen vor dem Grand Départ in Florenz bereit die geplante Tour-Doppelspitze von Lidl – Trek dem Team Sorgen. Sowohl Tao Geoghegan Hart als auch Giulio Ciccone sind erkrankt un

10.06.2024Jorgenson bereut nach der Dauphiné nichts

(rsn) - Nachdem es bei Paris-Nizza schon mit dem Gesamtsieg klappte, war Matteo Jorgenson (Visma – Lease A Bike) auch beim Critérium du Dauphiné knapp am Erfolg dran. Acht Sekunden fehlten nach de

10.06.2024Gesamtsieg für Roglic nur Sahnehäubchen auf wichtiger Woche

(rsn) – Die Generalprobe ist geglückt: Bora – hansgrohe hat mit Kapitän Primoz Roglic das Critérium du Dauphiné (2.UWT) gewonnen und kann daher mit breiter Brust Ende Juni in die Toskana reise

09.06.2024Evenepoel: “Vielleicht habe ich mich etwas überschätzt“

(rsn) - Die Spannung war im Finale der 8. und damit letzten Etappe des Critérium du Dauphiné kaum zu überbieten. Fünf Kilometer vor Schluss begann mit Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) der aktuel

09.06.2024Jorgenson lässt Roglic zittern, Rodriguez holt Schlussetappe

(rsn) – Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) hat das 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) gewonnen, musste am letzten Tag aber mächtig zittern. Der 34-jährige Slowene wurde im Schlussanstieg der 8. E

08.06.2024Zu viele Kilo? Evenepoel steckt Dauphiné-Rückstand locker weg

(rsn) – Zumindest in der Öffentlichkeit gibt sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) weiter gelassen. Auch, nachdem der Belgier auf der 7. Etappe der Dauphiné-Rundfahrt im Schlussanstieg nach

08.06.2024Roglic doubelt seinen Vortagessieg, Evenepoel fällt weit zurück

(rsn) – Ähnliche Szenerie, andere Protagonisten. Nur der Hauptdarsteller war derselbe: Primoz Roglic hat auch die 7. Etappe des Criterium du Dauphiné (2.UWT) für sich entschieden. Der Kapitän vo

07.06.2024Erneut starker Gee: “Vielleicht habe ich zu viel gearbeitet...“

(rsn) – Die erste der drei das Critérium du Dauphiné (2.UWT) abschließenden Bergankünfte hat das Gesamtklassement der achttägigen Rundfahrt im Südosten Frankreichs nochmal stark durchgeschütt

07.06.2024Geschlagen, aber cool geblieben: Evenepoel begrenzt Schaden

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) hat zwei Tage nach seinem überlegenen Sieg im Einzelzeitfahren bei der ersten von drei aufeinanderfolgenden Bergankünften zum Abschluss des Critéri

07.06.2024Bora-Doppelschlag! Roglic holt Etappensieg und Gelb

(rsn) – Primoz Roglic (Bora – Hansgrohe) hat bei der schweren Bergankunft am Collet d´Avellard auf der 6. Etappe des Critérium du Dauphiné (2.UWT) bewiesen, in welch starker Form er sich befind

07.06.2024Geoghegan Hart flog mit 45 km/h gegen einen Strommast

(rsn) – Ein Sturzopfer, dem man die Folgen des Massencrashs auf der 5. Etappe beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) nicht auf den ersten Blick ansieht, ist Tao Geoghegan Hart (Lidl – Trek). Der Gir

07.06.2024Schmerzen zu groß: Ayuso gibt Dauphiné vor der 6. Etappe auf

(rsn) – Juan Ayuso (UAE Team Emirates) ist auf der 6. Etappe nicht mehr Teil des Pelotons beim Critérium du Dauphiné (2.UWT). Der Spanier zog sich in Hauterives zwar noch sein Trikot an und fuhr a

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Trotz Vertrag: Amador beendet Karriere

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

20.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

19.11.2024Ein Jahr unter der Überschrift “Primoz Roglic“

(rsn) – Nach dem erfolgreichsten Jahr seiner Karriere, in dem ihm gleich zwei Etappensiege beim Giro d’Italia gelangen, stellte sich Nico Denz (Red Bull - Bora - hansgrohe) 2024 speziell in den gr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine