RSNplusSpontan-Aktion im Finale der 1. Dauphiné-Etappe

Politt: Mit Pogacar-Rückenwind über Dauphiné und DM zur Tour

Von Felix Mattis

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Kurz vor dem Angriff auf der 1. Etappe: Nils Politt (2. von links) neben Tim Wellens, der mit dem Teamwagen funkt, und Kapitän Juan Ayuso (rechts) in der ersten Reihe des Feldes. | Foto: Cor Vos

03.06.2024  |  (rsn) – Auch wenn die 1. Etappe des Critérium du Dauphiné (2.UWT) den Sprintern vorbehalten zu sein schien und es am Ende auch zur erwarteten Massenankunft kam, so hat ein Deutscher im Finale des Auftakt-Teilstücks am Sonntag rund elf Kilometer vor Schluss noch eine Attacke geritten: Nils Politt (UAE Team Emirates).

Der Deutsche Zeitfahrmeister fuhr nach kurzer Verständigung mit seinen Teamkollegen, die sich auf einem kleinen Sträßchen an der Spitze versammelt hatten, plötzlich einfach los und eröffnete so die Tempojagd im Etappenfinale, die dann bis zum Ziel auch nicht mehr nachließ.

"Wir waren mit relativ vielen vorne und die Straße war blockiert. Ineos war auch mit relativ vielen hinter uns und es war kein Lidl – Trek in Sicht. Deshalb haben wir gesagt, wir bringen etwas Schwung in die Bude", schilderte Politt die spontane Aktion gegenüber radsport-news.com. "Tim Wellens hatte die Idee und ich habe sie einfach ausgeführt." ___STEADY_PAYWALL___

Ineos setzte für die Sprinter nach

Richtig absetzen konnte sich Politt, dem sofort Marco Haller (Bora – hansgrohe) und ein Uno-X-Fahrer folgten, zwar nicht. Aber mit seinem Vorstoß läutete der 30-Jährige das Finale ein und sorgte dafür, dass die Konkurrenz tief gehen musste. Und da die Sprinter-Teams zu diesem Zeitpunkt die Kontrolle etwas abgegeben hatten, hätte der Angriff mit etwas Glück auch sitzen können. Zum Leidtragen des ausgerissenen Trios um Politt machte Ineos Grenadiers aber sofort Jagd auf die Angreifer und sprang damit quasi für die Sprinter in die Bresche, so dass der Vorstoß schnell neutralisiert war.

Persönliches Highlight 2024: Nils Politt wurde am Ostersonntag Dritter der Flandern-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

Überraschende Aktionen wie diese, oder auch weniger überraschende Angriffe mit Kapitän Juan Ayuso und seinen Co-Leadern Marc Soler und Pavel Sivakov in den Bergen werden für das UAE-Team in dieser Woche beim Critérium du Dauphiné die Hauptaufgabe sein, um die Konkurrenz zu kitzeln und zu fordern. So will UAE bei der Tour-Generalprobe in Abwesenheit von Tadej Pogacar (Höhentrainingslager in Isola 2000), Adam Yates und Joao Almeida (beide bei der Tour de Suisse) herausfinden, wie gut die Form der anderen Tour-de-France-Mitfavoriten um Primoz Roglic (Bora – hansgrohe), Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Co. ist.

Mit Ayuso werden die Tour-Konkurrenten angetestet

"Es sind fast alle GC-Leader für die Tour hier und wir versuchen die Konkurrenten zu ärgern und zu gucken, wo sie stehen", erklärte Politt. "Das ist das erste und wichtigste Abtesten vor der Tour. Auch wenn die noch dreieinhalb Wochen weg ist, sind wir natürlich gespannt, wie die anderen drauf sind."

Für Politt selbst könnte das bedeuten, dass er neben seinen Helferaufgaben für Ayuso, mit dem UAE das Critérium du Dauphiné gewinnen will, auch nochmal in eine Ausreißergruppe geht. Das werde aber von Tag zu Tag spontan entschieden, meinte er. Einziger echter Fixpunkt für den Deutschen ist das 34,4 Kilometer lange Einzelzeitfahren auf der 4. Etappe.

Vor und nach dem Critérium du Dauphiné hat Politt einige Tage bei seiner Familie. | Foto: Cor Vos

"Klar, das werde ich als Test für die Deutsche Meisterschaft nehmen. Den Titel da zu verteidigen wäre schon schön", sagte er. Schließlich dürfte ein Sieg beim DM-Zeitfahren am 21. Juni in Bad Dürrheim gleichbedeutend mit der Nominierung für die Olympischen Spiele in Paris sein – auch wenn wohl ohnehin niemand daran zweifeln dürfte, dass Politt dort dabei sein wird.

Pogacars Giro-Auftritte sorgten für Selbstbewusstsein im Team

Vor Olympia liegt der Fokus des 30-Jährigen aber voll und ganz auf der Tour de France, wo er in einem mit Spitzen-Kletterern gespickten Team um Pogacar, Yates, Almeida und Ayuso ein enorm wichtiger Helfer für die flacheren Tage und sicher auch speziell für die Schotteretappe rund um Troyes sein wird. Bis auf Pogacar war das gesamte Tour-Team um Politt im Mai bereits gemeinsam im Höhentrainingslager in der Sierra Nevada, um erstens an der Physis zu arbeiten, zweitens aber auch am Teamgefüge. 17 Tage war Politt in der Höhe, bevor er dann nochmal kurz nach Hause zu seiner Familie zurückkehrte, bevor es zum Dauphiné ging.

2022 noch als Konkurrenten auf der Kopfsteinpflaster-Etappe der Tour, 2024 auf dem Schotter von Troyes wird Politt (rechts) der wohl wichtigste Helfer für Pogacar (links) sein. | Foto: Cor Vos

"Wir haben jeden Tag nach dem Training den Giro geschaut und es war beeindruckend, was Tadej da geleistet hat. Das gibt natürlich Selbstbewusstsein und Motivation, wenn man einen so starken Fahrer in seinen Reihen hat, da hinsichtlich Tour hart zu arbeiten", erzählte Politt. "Jetzt hoffen wir, dass wir alle heil und sturzfrei durch die Dauphiné kommen und dann topfit bei der Tour am Start stehen."

Für den Deutschen geht es nach der 'Generalprobe' wieder zurück in die Heimat, also nicht ins Höhentrainingslager, das Pogacar derzeit in Isola 2000 in den See-Alpen bezieht. Politt soll sich daheim einige Tage erholen und dann nochmal einen harten Trainingsblock einlegen, der mit den Deutschen Meisterschaften in Bad Dürrheim am 21. und 23. Juni endet – und von dort geht es dann in Richtung Florenz zum Grand Depart der 111. Tour de France.

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