TotA: Gamper nach großem Kampf Etappenzweiter

Gnadenwald-Attacke beschert De Marchi Solo-Sieg in Stans

Von Felix Mattis

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Alessandro De Marchi (Jayco - AlUla) bejubelt seinen Sieg in Stans. | Foto: Cor Vos

16.04.2024  |  (rsn) – Alessandro De Marchi (Jayco – AlUla) hat als Solist die 2. Etappe der Tour of the Alps gewonnen. Der 37-jährige Italiener setzte sich auf der längsten Etappe der Woche nach 190,7 Kilometern von Salurn in Südtirol über die Grenze nach Stans in Tirol mit 1:20 Minuten Vorsprung vor Lokalmatador Patrick Gamper (Bora – hansgrohe) und 1:24 Minuten vor dem Schweizer Simon Pellaud (Tudor) durch. Alle drei hatten der sechsköpfigen Ausreißergruppe des Tages angehört.

De Marchi setzte sich im von den Straßen-Weltmeiterschaften 2018 in Innsbruck bekannten Anstieg von Gnadenwald aus der ursprünglich sechsköpfigen und da noch dreiköpfigen Gruppe allein ab und fuhr die letzten 17,6 Kilometer über Pill allein dem Ziel in Stans entgegen, um seinen ersten Sieg seit dem italienischen Herbstklassiker Tre Valli Varesine 2021 zu feiern.

"Es hat lange gedauert, aber ich war immer zuversichtlich", sagte De Marchi im ersten Sieger-Interview. "Vor zwei Jahren habe ich mit Jayco ein neues, schönes, einfach ein super Umfeld gefunden. Und ich wusste, dass es nur auf den richtigen Moment ankommt. Schon letztes Jahr beim Giro habe ich um einen Sieg mitgespielt, und jetzt bin ich wieder bereit. Mit etwas Glück und Courage klappt es manchmal."

Auf der 10. Etappe der Italien-Rundfahrt 2023 war De Marchi mit einer dreiköpfigen Spitzengruppe in Viareggio angekommen, unterlag dort aber im Sprint um den Tagessieg den sieben beziehungsweise zwölf Jahre jüngeren Magnus Cort und Derek Gee. Gegen Gamper und Pellaud ließ er es in Tirol nun nicht auf einen Sprint ankommen und setzte sich vorher am letzten Anstieg des Tages allein ab, um dann im Ziel zu sagen: "Wenn man fast 38 Jahre alt ist, ist so ein Sieg im heutigen Radsport vielleicht das Wichtigste. Und das wiederhole ich: Im heutigen Radsport bedeutet das sehr viel."

Das den ganzen Tag von den Ineos Grenadiers angeführte Hauptfeld kam 1:47 Minuten nach De Marchi im Ziel an, so dass Auftaktsieger Tobias Foss sein Grünes Trikot als Gesamtführender problemlos verteidigte. De Marchi, Pellaud und Gamper waren allesamt mit 8:48 Minuten Rückstand in die 2. Etappe gestartet. Aus dem Feld sprintete der Österreichische Meister Gregor Mühlberger (Movistar) vor Joan Bou (Euskaltel – Euskadi) auf den vierten Tagesrang.

Während Foss die Gesamtführung behauptete, übernahm De Marchi jene in der Punktewertung um das Rote Trikot. Das blaue Bergtrikot trägt weiterhin Mattia Bais (Polti – Kometa) und als bester Nachwuchsfahrer trägt Antonio Tiberi (Bahrain Victorious) weiterhin Weiß.

So lief die 2. Etappe der Tour of the Alps:

Auf der mit 190,7 Kilometern mit Abstand längsten Etappe der diesjährigen Tour of the Alps von Salurn über den Brenner nach Österreich dauerte es lange, bis sich eine Spitzengruppe gebildet hatte. In der Anfangsphase wurde immer wieder attackiert, aber lange Zeit konnte sich niemand richtig absetzen.

Der Japaner Atsushi Oka (JCL Team Ukyo) sicherte sich nach 23 Kilometern den ersten Zwischensprint in Leifres und einige Kilometer später saß er dann auch mit seinem Teamkollegen und Landsmann Yuma Koishi sowie vier weiteren Fahrern in der nach 40 Kilometern endlich stehenden Gruppe des Tages: Gamper, De Marchi, Pellaud und Lukas Pöstlberger (Nationalteam Österreich).

Das Streckenprofil der 2. Etappe der Tour of the Alps. | Grafik: Veranstalter

Den zweiten Zwischensprint in Sterzing gewann nach 102,6 Kilometern Pellaud und die Gruppe baute ihren Vorsprung bis zum Brennerpass auf über vier Minuten aus – wenn auch nur noch zu fünft, denn Oka war inzwischen zurückgefallen. Den Bergpreis der 3. Kategorie sicherte sich am Brenner mit einem kurzen Antritt Gamper vor Pellaud und Pöstlberger.

Im Hauptfeld kontrollierte derweil ausschließlich Ineos Grenadiers das Tempo und verkürzte den Abstand zur Spitze 50 Kilometer vor Schluss auf rund 3:30 Minuten. Nun musste auch Koishi die Spizengruppe ziehen lassen und 39 Kilometer vor Schluss konnte auch Pöstlberger nicht mehr folgen. Sechs Kilometer später attackierte bei Tulfes dann Gamper seine verbliebenen zwei Begleiter De Marchi und Pellaud und setzte sich kurz vor der Abfahrt hinunter ins Inntal und an den Fuß des Gnadenwald-Anstiegs allein ab.

Gamper versucht es vergeblich als Solist

Im Tal angekommen hatte Gamper bereits 22 Sekunden Vorsprung auf seine zwei Verfolger und immer noch 2:50 Minuten auf das Hauptfeld, wo die Ineos Grenadiers nun 25 Kilometer vor Schluss urplötzlich die Beine hochnahmen. Da kein anderes Team die Verantwortung übernahm und der Abstand zur Spitze schlagartig wieder anstieg, war die Vorentscheidung schon jetzt quasi gefallen: Der Etappensieg würde an einen der drei Ausreißer gehen.

Als in Fritzens 19 Kilometer vor Schluss die 4,5 Kilometer lange Steigung nach Gnadenwald (7,6 Prozent im Schnitt, 9,7 Prozent maximal) begann, kamen De Marchi und Pellaud wieder näher an Gamper heran, das Feld aber lag nun schon wieder vier Minuten zurück. Nach einem Kilometer der Kletterpartie holten De Marchi und Pellaud Gamper ein und der Italiener erhöhte sofort nochmal die Schlagzahl, um den Tiroler Lokalmatador stehen zu lassen. Pellaud blieb zunächst noch dran, aber ein weiterer Antritt von De Marchi 500 Meter später machten auch dem Schweizer den Garaus.

Steinhauser-Attacke in Gnadenwald führt zu nichts

Den Bergpreis der 2. Kategorie in Gnadenwald nahm De Marchi 15 Kilometer vor Schluss bereits mit 40 Sekunden Vorsprung auf Pellaud mit, der auf dem Weg zum Ziel anschließend von Gamper nochmal eingeholt wurde. Knapp drei Minuten hinter De Marchi rissen kurz vor Gnadenwald der Baske Bou und Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) aus dem Feld aus, beide wurden aber in der Abfahrt wieder gestellt.

De Marchi fuhr nun allein dem Sieg entgegen und hinter ihm schüttelte Gamper Pellaud im Sprint noch um einige Meter ab, um sich Platz zwei zu sichern.

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