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26.01.2024 | (rsn) - Bei der australischen Equipe wird man mit gemischten Gefühlen auf die Vorsaison zurückschauen. Bei den Grand Tours verkaufte man sich teuer: Simon Yates erreichte Platz vier bei der Tour de France, Eddie Dunbar einen bemerkenswerten siebten Rang beim Giro d’Italia. Zudem gab es bei der Italien-Rundfahrt durch Michael Matthews und Filippo Zana zwei Tagessiege. Drumherum blieb die Equipe jedoch hinter den Erwartungen: Bei den Klassikern spielte Jayco - AlUla keine Rolle, auch Top-Sprinter Dylan Groenewegen erzielte nur bei der UAE-Tour einen Sieg auf der WorldTour. In Summe gab es von den 17 Saisonsiege nur vier Erfolge auf der World-Tour – die zweitschlechteste Bilanz der vergangenen zehn Jahre. Zur Einordnung: Bis vor wenigen Jahren standen jede Saison zuverlässig 25 bis 30 Siege auf dem Teamkonto, viele davon bei großen Rennen.
Mit Caleb Ewan holte man nun einen Erfolgsgaranten der damaligen Zeit zurück. Die Teamleitung wird hoffen, dass der australische Sprinter nach einer durchwachsenen Saison und Unstimmigkeiten bei Lotto Dstny in alter Umgebung wieder aufblüht. Mit ihm steigen auf dem Papier zumindest die Aussichten auf deutliche mehr Saisonerfolge. Denn mit Ewan und Groenewegen stehen zwei potenzielle Top-Sprinter im Kader.
___STEADY_PAYWALL___Konflikte zwischen den beiden umgeht die Teamleitung durch unterschiedliche Rennkalender: Ewans Höhepunkt soll der Giro d’Italia sein, Groenewegen ist für die Tour de France vorgesehen. Vom Niederländer wird sich das Team in der Saison 2024 insgesamt aber deutlich mehr erwarten. Immerhin verbuchte Groenewegen früh bei der Clà ssica Comunitat Valenciana (1.1) seinen ersten Saisonsieg. Mit Michael Matthews besitzt Jayco - AlUla noch einen dritten sprintstarken Fahrer, der sich jedoch auf selektiveres Terrain sowie Klassiker spezialisiert hat. Mit 33 Jahren haben die Erfolgserlebnisse des Australiers zuletzt abgenommen, trotzdem ist Matthews jederzeit für große Siege gut. Matthews ist mit Ewan zusammen ein vielversprechendes Duo für Mailand-Sanremo, danach soll er ausgewählte flämische Klassiker bestreiten.
Noch ist unklar, ob Simon Yates in diesem Jahr den Giro oder Tour bestreitet. | Foto: Cor Vos
Positiv aus Teamsicht: Die Abgänge reißen keine großen Lücken, auch nicht die von Zeitfahrspezialist Matteo Sobrero (Bora - hansgrohe) und Lukas Pöstlberger (noch ohne neues Team). Zumal mit Rundfahrt-Talent Luke Plapp sowie den Allroundern Max Walscheid und Mauro Schmid vielversprechende Neuzugänge geholt wurden. Walscheid dürfte bei Jayco eine führende Rolle für die flämischen Frühjahrsklassiker einnehmen – im Vorjahr landete er immerhin auf Platz acht bei Paris- Roubaix.
Unumstrittener Anführer des Teams ist derweil Simon Yates. Beim Briten ist noch offen, ob er in dieser Saison seinen Schwerpunkt auf den Giro oder die Tour legt. Bleibt er über drei Wochen gesund, gehört der kletterstarke Yates bei den großen Landesrundfahrten zu den aussichtsreichen Kandidaten für das Podium. Auch bei kürzeren Etappenrennen, angefangen mit der Tour Down Under, die er auf Platz sieben beendete, zählt der 31-Jährige jederzeit zu den Favoriten. In den vergangenen drei Jahren war Yates stets mit Abstand der beste Punktesammler für die UCI-Teamwertung. Mit Dunbar hat sich mit der Vorsaison nun ein weiterer aussichtsreicher Klassementfahrer im Team herauskristallisiert. Auch dem kletterstarken Italiener Zana sind in diesem Bereich weitere Entwicklungsschritte zuzutrauen.
Jayco – AlUla vereint damit alle Zutaten, um wieder an bessere Jahre der Vergangenheit anzuknüpfen. Insbesondere, wenn der Schachzug mit der Rückholaktion von Ewan aufgeht und auch Groenewegen seine Ausbeute steigert.
Die Verpflichtung von Caleb Ewan sollte größeren Einfluss auf die Erfolgsbilanz haben, künftig dürfte sich aber auch der Transfer von Luke Plapp als Glücksgriff herausstellen. Zumindest startete er eindrucksvoll mit Siegen bei den australischen Zeitfahr- und Straßenmeisterschaften in die Saison. Den Straßentitel gewann er dabei zum dritten Mal in Serie. Bei der Tour Down Under bremste ihn jedoch ein Sturz. Der 22-Jährige gilt sowohl als kletterstark wie auch als guter Zeitfahrer, was ihm zum aussichtsreichen Kandidaten für Rundfahrten macht.
Luke Plapp verließ Ineos ein Jahr vor Vertragsende. | Foto: Cor Vos
Beim Team Ineos sah Plapp seine Chancen auf mehr Verantwortung jedoch begrenzt. Deshalb verließ er die britische Mannschaft ein Jahr vor Vertragsende in Richtung Jayco – AlUla. Sein Potenzial zeigte er im Vorjahr mit Platz zwei der UAE Tour (2.UWT), ehe ihn Stürze und Krankheiten zurückwarfen. Bei seinem neuen Team soll er nun mehr davon zeigen – und mehr Freiheiten als Kapitän erhalten. Gerade bei kürzeren Rundfahrten gilt es den Australier auch in dieser Saison bereits zu beachten. Im Mai ist sein Start beim Giro d’Italia vorgesehen.
Sportdirektor Matt White hatte Felix Engelhardt bereits vor Start der vergangenen Saison für Überraschungen auf dem Zettel. "Ich sehe bei Felix viele Ähnlichkeiten mit einem jungen Michael Matthews“, sagte White damals zu RSN. Und die Debütsaison des Ulmers war tatsächlich beeindruckend: Gleich im Frühjahr gewann er das hügelige italienische Eintagesrennen Per Sempre Alfredo (1.1), im Juli folgte ein Tagessieg bei der Vuelta a Castilla y Leon (2.1) – beide Siege holte er im Sprint aus kleineren Gruppen. "Es war gar nicht mein primäres Ziel, Rennen zu gewinnen. Das war ein Riesenschritt, den ich so nicht erwartet habe“, sagte Engelhardt zu RSN. Prompt ließ ihn sein Team bei der Vuelta a Espana die erste Grand Tour bestreiten, die aufgrund von Stürzen allerdings ohne große Ergebnisse blieb.
Auf Profi-Ebene ist der 23-Jährige jedoch bemerkenswert schnell angekommen. Jayco – AlUla verlängerte seinen Vertrag vorzeitig bis 2025. Der nächste Schritt ist nun das Heranführen an die WorldTour. Denn auf dieser Ebene spürte der Ulmer, 2022 U23-Europameiser, nach eigener Aussage noch Leistungslücken zu den Besten. Setzt er allerdings seine schnelle Lernkurve aus seiner Debütsaison fort, sind ihm 2024 weitere Achtungserfolge zuzutrauen.
Felix Engelhardt gewann in seiner Debütsaison gleich zwei Rennen. | Foto: Cor Vos
Das Aufgebot:
Welay Hagos Berhe (Äthiopien / 22), Lawson Craddock (USA/31), Alessandro De Marchi (Italien / 37), Davide De Pretto (Italien / 21), Eddie Dunbar (Irland / 27), Luke Durbridge (Australien / 32), Felix Engelhardt (Deutschland / 23), Caleb Ewan (Australien / 29), Anders Foldager (Dänemark / 22), Dylan Groenewegen (Niederlande / 30), Lucas Hamilton (Australien / 27), Chris Harper (Australien / 29), Michael Hepburn (Australien / 32), Amund Gröndahl Jansen (Norwegen / 29), Christopher Juul-Jensen (Dänemark / 34), Jan Maas (Niederlande / 27), Michael Matthews (Australien / 33), Luka Mezgec (Slowenien / 35), Kelland O’Brien (Australien / 25), Jesus David Pena (Kolumbien / 23), Luke Plapp (Australien / 22), Rudy Porter (Australien / 23), Blake Quick (Australien / 23), Elmar Reinders (Niederlande / 31), Mauro Schmid (Schweiz / 24), Callum Scotson (Australien / 27), Campbell Stewart (Neuseeland / 25), Max Walscheid (Deutschland / 30), Simon Yates (Großbritannien / 31), Filippo Zana (Italien / 24)
Davon Neuzugänge:
Davide De Pretto (Zalf Euromobil Fior), Caleb Ewan (Lotto Dstny), Anders Foldager (Biesse – Carrera), Luke Plapp (Ineos), Mauro Schmid (Soudal – Quick-Step), Max Walscheid (Cofidis)
Teamleitung:
Manager: Brent Copeland
Sportdirektor: Matthew White
Sportliche Leiter: Vittorio Algeri, Tristan Hoffman, Dave McPartland, Marco Pinotti, Valerio Piva, Andrew Smith, Brian Stephens, Rafael Valls, Pieter Weening
Material:
Rahmenhersteller: Giant
Gruppe: Shimano
Laufräder: Cadex
Reifen: Vittoria
Trikot: Alé
Helm: Rev
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