RSNplusWorldTeams 2024: Astana Qazaqstan

Fokus voll auf Cavendish

Foto zu dem Text "Fokus voll auf Cavendish "
Mark Cavendish (Astana Qazaqstan, vorn) bei der Türkei-Rundfahrt | Foto: Cor Vos

10.01.2024  |  (rsn) - Eine klare Linie, wo man als Team hinwill, war bei Astana Qazaqstan zuletzt nicht zu erkennen – was sich auch in eher mauen sportlichen Resultaten ausdrückte. Die Zeiten, in denen der Rennstall aus Kasachstan um Grand-Tour-Siege mitfuhr, sind längst Vergangenheit. Im UCI-Teamranking war die Truppe von Manager Alexander Winokurow in den vergangenen beiden Jahren die jeweils schlechteste WorldTour-Mannschaft, 2023 etwa landete Astana auf Platz 20. Immerhin scheint das Management mittlerweile einen neuen Schwerpunkt gefunden zu haben: Sprintankünfte.

Im Vorjahr bereits holte Astana für kurzfristige Erfolge Mark Cavendish, der nicht nur für viel Aufmerksamkeit, sondern mit einem Etappensieg beim Giro d’Italia auch für den einzigen Erfolg auf der WorldTour sorgte. Zwar gelangen 15 weitere Siege, allesamt jedoch bei kleineren Rennen. Mehr als die Hälfte davon – nämlich neun – gingen dabei auf das Konto des 31-jährigen Alexey Lutsenko, der unter anderem die Sizilien- und die Türkei-Rundfahrt gewann.

___STEADY_PAYWALL___

Die wichtigste Nachricht zur neuen Saison ist der Verbleib von Cavendish: Der inzwischen 38-jährige Brite wollte im Vorjahr seine Karriere beenden, doch nach dem unglücklichen Sturz-Aus bei der Tour de France überdachte er seinen Entschluss und unterschrieb für eine weitere Saison. Zum einen, da er weiter konkurrenzfähig ist, zum anderen, da Cavendish nach wie vor den alleinigen Tour-Etappenrekord jagt – derzeit stehen er und Eddy Merckx bei jeweils 34 Tagessiegen. Für die Sprintambitionen von Cavendish installierte Astana zudem dessen früheren Anfahrer Mark Renshaw dauerhaft als Sportlichen Leiter. Bei den Klassikern und in den Klassements großer Rundfahrten wird das Team indes auch künftig wohl keine große Rolle spielen.

Mark Cavendish gewann 2023 die Schlussetappe des Giro d'italia. | Foto: Cor Vos

Die Zusammenstellung der Mannschaft ist stark verändert worden. 15 Fahrer, also die Hälfte des Kaders, verabschiedeten sich – darunter vor allem routinierte Profis wie Luis Leon Sanchez (Karriereende), Gianni Moscon (Soudal – Quick-Step), Joe Dombrowski (noch ohne Team) oder David de la Cruz (Q36.5 Pro Cycling Team). Dafür stießen 14 neue Fahrer zum Team. Ganz große Namen sucht man jedoch vergebens: Kletterer Lorenzo Fortunato gewann 2021 eine Etappe beim Giro d’Italia, Davide Ballerini ist ein erprobter Klassikerfahrer und Ide Schelling zeigte als Allrounder bei Bora - hansgrohe gute Leistungen. Neu dabei ist außerdem der Cottbuser Max Kanter, der sich bei Movistar als konstanter Sprinter etablierte, aber noch auf seinen Durchbruch wartet. Dazu beitragen soll Rüdiger Selig, der als bewährter Anfahrer verpflichtet wurde.

Getragen wird das Team allerdings wohl auch 2024 in erster Linie von Cavendish und Lutsenko. An den Erfolgsaussichten dieses Duos sind jedoch Zweifel erlaubt: Cavendishs Saison dreht sich womöglich einzig um die Tour de France, Lutsenko schien trotz seiner Siege zuletzt nicht mehr auf dem Niveau früherer Jahre. Hinter den beiden Routiniers fehlt es an konstanten Leistungsträgern. Der Kolumbianer Harold Tejada holte im Vorjahr einige gute Resultate bei Etappenrennen, der ehemalige U23-Weltmeister Samuele Battistella hat sein ganzes Potenzial bei den Profis noch nicht abrufen können und der 23-jährige Gleb Syritsa muss sich als Sprinter noch entwickeln. Deshalb ist 2024 von Astana kein großer Sprung nach vorne zu erwarten.

Der Top-Transfer 2024:

Als Siegfahrer hat sich Michael Morkov nie hervorgetan. Trotzdem kann der Däne enormen Einfluss auf die Erfolgsbilanz eines Teams nehmen – zumindest galt das über viele Jahre bei Soudal – Quick-Step. Denn Morkov ist einer der besten Sprintanfahrer und verhalf unter anderem Elia Viviani, Sam Bennett, Fabio Jakobsen und auch Cavendish zu großen Erfolgen. Bei Astana Qazaqstan ist er nun wieder mit dem Top-Sprinter vereint – und sein Transfer dürfte gewiss eine Rolle gespielt haben, dass Cavendish noch eine Saison dranhängt. Denn obwohl Morkov inzwischen ebenfalls 38 Jahre alt ist, sollte der Astana-Sprintzug von seiner Erfahrung und Qualität entscheidend profitieren. Ein sinnvoller Transfer, der positive Folgen haben kann.

Michael Morkov (l.) feiert mit Mark Cavendish einen Etappensieg bei der Tour de France 2021. | Foto: Cor Vos

Im Fokus:

In seinen vier Jahren bei Bora - hansgrohe zeigte Ide Schelling viele gute Ansätze und gewann unter anderem je eine Etappe der Baskenland- und Slowenien-Rundfahrt. Als sprintstarker Allrounder dürfte er im hochklassigen Kader des deutschen Rennstalls aber nicht immer die gewünschten Freiheiten bekommen haben. Deshalb schien der Teamwechsel sinnvoll. Astana hat mit dem 25-jährigen Niederländer einen entwicklungsfähigen Fahrer erhalten, der über viel Potenzial verfügt. Gerade auf selektiveren Sprintetappen und auf hügeligem Terrain wird Schelling in der neuen Saison Akzente setzen können.

.

Ide Schelling wechselte nach vier Jahren bei Bora - hansgrohe zu Astana Qazaqstan. | Foto: Cor Vos

Das Aufgebot:
Davide Ballerini (Italien /29), Samuele Battistella (Italien /25), Cees Bol (Niederlande /28), Gleb Brussenskiy (Kasachstan /23), Mark Cavendish (Großbritannien /38), Anthon Charmig (Dänemark /25), Igor Chzhan (Kasachstan /24), Yevgeniy Fedorov (Kasachstan /23), Lorenzo Fortunato (Italien /29), Gianmarco Garofoli (Italien /21), Michele Gazzoli (Italien /24), Yevgeniy Gidich (Kasachstan /27), Dmitriy Gruzdev (Kasachstan /37), Max Kanter (Deutschland /26), Anton Kuzmin (Kasachstan /27), Alexey Lutsenko (Kasachstan /31), Harold Martin Lopez (Ecuador /23), Daniil Marukhin (Kasachstan /24), Henok Mulubrhan (Eritrea /24), Michael Mörkov (Dänemark /38), Vadim Pronskiy (Kasachstan /25), Christian Scaroni (Italien /26), Ide Schelling (Niederlande /25), Rüdiger Selig (Deutschland /34), Gleb Syritsa (Russland /23), Harold Tejada (Kolumbien /26), Santiago Umba (Kolumbien /21), Simone Velasco (Italien /28), Nicolas Winokurow (Kasachstan /21)

Davon Neuzugänge:
Davide Ballerini, Michael Mörkov (beide Soudal – Quick-Step), Rüdiger Selig (Lotto Dstny), Henok Mulubrhan (Green Project – Bardiani CSF), Lorenzo Fortunato (Polti – Kometa), Max Kanter (Movistar), Ide Schelling (Bora – hansgrohe), Anthon Charmig (Uno-X), Anton Kuzmin (Almaty Astana Motors), Daniil Marukhin (Vino SKO Team), Harold Martin Lopez, Nicolas Winokurow ( und Michele Gazzoli (beide Astana Qazaqstan Development Team), Santiago Umba (GW Shimano - Sidermec)

Teamleitung:
Manager: Alexander Winokurow
Sportdirektor: Alexander Shefer
Sportliche Leiter: Bruno Cenghialta, Claudio Cucinotta, Dmitriy Fofonov, Mario Manzoni, Guiseppe Martinelli, Mark Renshaw, Sergey Yakovlev, Stefano Zanini

Material:
Rahmenhersteller: Willier
Gruppe: Shimano
Laufräder: Vision
Reifen: Vittoria
Trikot: Giordana
Helm: Limar

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.02.2024Auch für die Ära nach Roglic und Jumbo gut gerüstet

(rsn) – Jumbo und Primoz Roglic verließen zum 31. Dezember Visma - Lease a Bike. Die Supermarktkette war seit 2015 einer der beiden Namenssponsoren der Mannschaft, der Slowene kam ein Jahr später

05.02.2024Dank Pogacar wieder die Nummer 1 der Weltrangliste

(rsn) – Vorhang auf für das offiziell beste Team der Welt! Zwar könnte man vermuten, dass Visma – Lease a Bike mit seinen drei Grand-Tour-Titeln diese Auszeichnung verdient hätte, aber die Welt

02.02.2024Der gescheiterten Fusion folgte die Verjüngungskur

(rsn) – Eine mögliche Fusion zwischen Jumbo – Visma und Soudal – Quick-Step sorgte im Herbst 2023 einige Wochen lang für Schlagzeilen. Letztendlich scheiterten die Bemühungen. Allerdings hatt

31.01.2024Bei Quintanas Rückkehr viel Bewegung im Kader

(rsn) – Genau ein Drittel seiner Fahrer hat Movistar in dieser Transferperiode ausgewechselt. Nachdem die spanische Mannschaft das Jahr 1 nach Alejandro Valverde als Zwölfter der Weltrangliste eini

27.01.2024Guercilena spielt Grand: Buben sind Trumpf

(rsn) – Aus jedem Dorf ein Hund. Skatspieler kennen diesen Ausdruck und fragen sich dann: Was ist eigentlich Trumpf? Ähnlich ist bei Lidl - Trek die Ausgangslage für 2024. Das Team war schon in de

26.01.2024Mit mehr Sprintpower und neuen Impulsen

(rsn) - Bei der australischen Equipe wird man mit gemischten Gefühlen auf die Vorsaison zurückschauen. Bei den Grand Tours verkaufte man sich teuer: Simon Yates erreichte Platz vier bei der Tour de

25.01.2024Mit bewährten Kräften zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) – Im Jahr 2022 gelang dem belgischen Intermarché-Team der unerwartete Durchbruch in die Reihe der Topteams. Biniam Girmay gewann im Frühjahr Gent-Wevelgem und dann noch eine Giro-Etappe. Mit

23.01.2024Super-Team der Vergangenheit setzt auf die Zukunft

(rsn) – Von 2012 bis einschließlich 2019 konnte nur Vincenzo Nibali die Sky- beziehungsweise Ineos-Übermacht bei der Tour de France stören. Mit Bradley Wiggins, Chris Froome, Geraint Thomas und E

22.01.2024Jahr 1 nach Pinot: Erfolgsdruck ruht auf jungen Schultern

(rsn) – Bei Groupama - FDJ beginnt eine neue Zeitrechnung. Es ist das Jahr 1 nach Thibaut Pinot. Frankreichs ehemals größte Hoffnung auf den Sieg bei der Tour de France hat seine Karriere beendet,

18.01.2024Die Grand-Tour-Bilanz muss aufpoliert werden

(rsn) – Nicht nur vom Outfit her bleibt EF Education – EasyPost in der Saison 2024 der bunteste Haufen im Peloton. Die Die 30 Fahrer im Kader gehören 16 verschiedenen Nationen an, alle Kontinente

17.01.2024Mit Jakobsen als neuem Taktgeber zu mehr Konstanz

(rsn) - In den vergangenen Jahren gab es kaum Kontinuität im Kader der niederländischen Mannschaft. Und auch zur Saison 2024 hat sich rund ein Drittel der Mannschaft verändert: Zwölf Fahrer verlie

16.01.2024Mit mehr Budget zu mehr Erfolg?

(rsn) – In den letzten Monaten ist im Team von Vincent Lavenu viel passiert, allerdings mehr oder weniger im Hintergrund. Das fängt schon damit an, dass Decathlon – AG2R La Mondiale, wie die Equi

Weitere Radsportnachrichten

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Berühmter Sohn Barry zu Visma, berühmter Bruder Pidcock zu Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

24.12.2024Die Trikots der Women´s WorldTeams für die Saison 2025

(rsn) – Auch die Teams der Women’s WorldTour zeigen ihre Trikots für die Saison, teilweise in gemeinsamen Präsentationen mit ihren männlichen Kollegen. Den Anfang machte in diesem Winter das US

24.12.2024Horror-Jahr mit zwei Knie-OPs: “Ich saß weinend auf dem Rad“

(rsn) – Sie war gemeinsam mit Teamkollegin Antonia Niedermaier der Shootingstar im deutschen Frauen-Radsport und nach ihrem Tour-de-France-Etappensieg in Albi am 27. Juli 2023 die gefeierte Heldin.

24.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

24.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

23.12.2024Eine Saison, die keinen Grund zur Klage gab

(rsn) – Auch wenn er gegenüber RSN nicht von einer perfekten ersten Saisonhälfte sprechen wollte, so war Tim Torn Teutenberg (Lidl – Trek Future Racing) doch sehr nahe dran. Dazu wurden seine st

23.12.2024Van der Poel gräbt den Schatz am Silbersee aus

(rsn) – Am Zilvermeer in Mol hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) bei seinem zweiten Saisoneinsatz den zweiten Sieg gefeiert. Dabei war der Weltmeister - obwohl er es in der Anfangsphas

23.12.2024Grande Partenza 2025 an drei Tagen in Albanien

(rsn) – Die 108. Ausgabe des Giro d’Italia wird in Albanien beginnen. Das bestätigten die Organisatoren der ersten Grand Tour des Jahres nun auch offiziell in einer Pressemitteilung. Die dreitä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine