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23.08.2023 | (rsn) - Bei der Deutschland Tour (23. - 27. Aug. / 2.Pro) gehen die heimischen Starter auf Etappenjagd und schielen auch auf die Gesamtwertung. Die internationale Konkurrenz wird sich dem ehemaligen Gesamtsieger Nils Politt (Bora - hansgrohe) und dessen Landsleuten aber nicht kampflos geschlagen geben.
Aussichtsreichste aus deutscher Sicht sind neben Politt der Vorjahresvierte Georg Zimmermann (Intermarché - Circus - Wanty) und Jannik Steimle (Soudal - Quick-Step). Das Trio wird im Prolog von Sankt Wendel versuchen, sich in aussichtsreiche Positionen zu bringen. Auf dem 2,3 Kilometer langen Kurs geht es darum, gegen Fahrer wie Mads Pedersen (Lidl - Trek) nicht zu viel Zeit zu verlieren. "Der Prolog wird richtungsweisend sein", sagte etwa Zimmermann zu radsport-news.com. Auch Jens Zemke, der Sportliche Leiter von Politt bei Bora - hansgrohe, sprach dem Auftakt eine besondere Bedeutung zu: "Ich denke, dass die Grundlage für die Gesamtwertung bereits im Prolog gelegt wird", sagte der Wiesbadener.
Während Politt und Steimle als gute Zeitfahrer im kurzen Kampf gegen die Uhr auch zu den Kandidaten für die Top Ten zählen, wird es vor allem für Zimmermann darum gehen, den Rückstand so gering wie möglich zu halten. Auf der kurzen Zeitfahrdistanz, die auf dem Straßenrad zu absolvieren sein wird, sind aber nicht automatisch nur Zeitfahrspezialisten zu favorisieren.
Dafür wird der Augsburger auf den Etappen 1 und 2 am Donnerstag und Freitag zur Attacke blasen. Bei der Ankunft in Merzig steht keine zehn Kilometer vor dem Ziel der 1.800 Meter lange und im Schnitt 6,2 Prozent steile Ellerberg samt Bonussprint an, ehe es von dort in Richtung Ziel geht. Aber auch Politt und Steimle dürfte dieses Finale liegen. Gegen Pedersen, zuletzt Sieger der Dänemark-Rundfahrt und bei den Hamburger Cyclassics, dürfte an diesem Tag allerdings schwer etwas auszurichten sein.
Am dritten Tag wartet schließlich auf dem Weg nach Winterberg das schwerste Etappenfinale auf die Fahrer. Hier wird es vor allem für Politt und Steimle darum gehen, nicht den Anschluss zu verlieren, wogegen Zimmermann als bester Bergfahrer des Trios im 2,7 Kilometer langen und im Schnitt 6,1 Prozent steilen Schlussanstieg keine Probleme haben dürfte und auch Pedersen davonfahren könnte.
Vor dem Start der Deutschland Tour wollen sich die drei Deutschen aber nicht in die Karten schauen lassen. "Nach der Tour de France habe ich lange regeneriert und meinem Körper die Pause gegeben, die er gebraucht hat. Ich bin gespannt wie es läuft, und was am Ende dabei herauskommen wird. Ich bin aber positiv gestimmt", sagte Zimmermann, der am Sonntag in Hamburg nach einer einmonatigen Pause sein Comeback gab und auf der Mönckebergstraße mit dem Feld ins Ziel kam.
Hinter Steimles aktueller Verfassung dürfte noch ein kleines Fragezeichen stehen, war er letzte Woche doch krank und musste deshalb die Dänemark-Rundfahrt absagen. Er kündigte zumindest gegenüber radsport-news.com an, trotz der ungünstigen Vorbereitung "vorne dabei sein" zu wollen.
Politt entgegnete auf die Frage von radsport-news.com, ob Form und Strecke ihn auf einen zweiten Gesamtsieg hoffen ließen, dass dies schwer zu sagen sei. "Schauen wir mal", fügte er an. In der Pressemitteilung des Veranstalters wurde der Deutsche Zeitfahrmeister mit den Worten zitiert, dass das Profil ihm und seinen Teamkollegen entgegen kommen sollte.
Sein Sportlicher Leiter Zemke brachte noch eine zweite Bora-Karte ins Spiel, nämlich Maximilian Schachmann, der zuletzt aber durch eine bei der Sibiu Tour erlittene Knieverletzung ausgebremst worden war. "Mit Nils und Max haben wir zwei Fahrer für das Klassement", sagte Zemke.
Einen weiteren deutschen Kandidaten für die Gesamtwertung nannte Pello Bilbao (Bahrain Victorious). "Nikias Arndt kann eine gute Rolle in der Gesamtwertung spielen", sagte der Vorjahreszweite über seinen deutschen Teamkollegen.
Klassementchancen haben aber auch Diego Ulissi (UAE Team Emirates), Mauro Schmid (Soudal - Quick-Step), Dylan Teuns (Israel - Premier Tech) oder eben Bilbao. Dagegen fehlen entgegen der ersten Ankündigung Vorjahressieger Adam Yates (UAE Team Emirates) und der damalige Gesamtdritte Ruben Guerreiro (Movistar).
Topfavorit dürfte angesichts seiner derzeitigen Verfassung und des Streckenprofils allerdings Pedersen sein. "Ich freue mich, jetzt auch die Deutschland Tour zu fahren. Ich habe mich für dieses Rennen aufgrund des interessanten Etappen-Mixes entschieden. Sie kommen mir entgegen", sagte der 27-Jährige, der auch in den Sprints ein heißer Sieg-Kandidat ist.
In Essen und in Bremen dürften am Ende der beiden letzten Etappen jeweils die schnellen Männer zum Zug kommen. Dann wollen Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) und Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) zuschlagen. "Das Etappenziel in Essen ist auch nicht so weit weg von meiner Heimat Bocholt. Ich hoffe, dass ich dieses Mal vielleicht eine Etappe gewinnen kann", sagte Bauhaus, der nach seiner Tour-de-France-Premiere allerdings mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte.
Optimistisch zeigte sich auch sein Landsmann und Sprintkonkurrent Ackermann. "Einen Etappensieg würde ich schon wieder gerne mit nach Hause nehmen. Bei der Deutschland Tour hat die Form ja eigentlich immer gepasst. Das wird auch in diesem Jahr so sein", meinte der Pfälzer, der bisher zwei Etappen der Deutschland Tour für sich entscheiden konnte.
Alexander Kristoff (Uno-X), mit bisher vier Etappensiegen Rekordhalter der neuen Deutschland Tour, möchte seine Serie fortsetzen. "Ich freue mich, auch dieses Jahr wieder bei der Deutschland Tour dabei zu sein. Ich liebe es, Rennen in Deutschland zu fahren und habe viele gute Erinnerungen und Resultate sammeln können. Hoffentlich springt auch dieses Mal wieder ein Tagessieg dabei heraus", sagte der Norweger, der bei seinen bisher drei Teilnahmen immer mindestens eine Etappe gewinnen konnte.
Weitere schnelle Leute im Feld sind Sam Bennett, Danny van Poppel (beide Bora - hansgrohe), Ethan Vernon (Soudal - Quick-Step) sowie Matteo Moschetti (Q36.5).
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