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09.07.2023 | (rsn) - Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) am Puy de Dome distanziert, konnte dem dänischen Titelverteidiger auf der 9. Etappe der Tour de France das Gelbe Trikot aber nicht abnehmen. Der Slowene attackierte 1,3 Kilometer vor dem Gipfel, Vingegaard biss sich aber fest und büßte nur acht Sekunden ein. Der Tagessieg bei der Rückkehr an den Vulkan nach 35 Jahren Tour-Abstinenz ging aus einer Ausreißergruppe heraus an Michael Woods (Israel – Premier Tech).
Woods hatte den Schlussanstieg mit mehr als anderthalb Minuten Rückstand auf Solo-Spitzenreiter Matteo Jorgenson (Movistar) in Angriff genommen und fing den US-Amerikaner erst 450 Meter vor dem Zielstrich ab. "Ich kann das gerade noch nicht fassen. Ich bin sehr stolz auf mich und mein Team. Das ist etwas ganz Besonderes“, freite sich der Kanadier im Ziel-Interview. “Ich werde dieses Jahr 37 und auch nicht jünger, wollte immer schon eine Etappe gewinnen, habe davon immer geredet. Jetzt hat es geklappt und ich bin so dankbar für die vielen Leute die hinter mir stehen wie meine Freunde, meine Eltern, Sylvan Adams, mein Team. Ich bin so stolz“, fügte er an.
Obwohl er zu den nominell stärksten Ausreißern gehörte, kam sein Sieg überraschend, denn bis 3,5 Kilometer vor dem Ziel war er nie im Bild, da die Kameras seine Aufholjagd zuvor nicht registriert hatten. “Am Ende war es wie ein Zeitfahren bis zum Gipfel. Egal wie hart die Aufgabe Jorgensen zurückzubringen war, es hat geklappt und darauf bin ich stolz. Es ist ein ikonischer Anstieg, richtig schön, aber auch richtig speziell. Ich hoffe wir kommen bald wieder hierher zurück. In 35 Jahren bin ich zu alt“, scherzte der 36-Jährige.
Das Duo war direkt nach dem Start in eine 14-köpfige Spitzengruppe gesprungen, die bis zu 16 Minuten Vorsprung auf das Hauptfeld herausfuhr. Jorgenson setzte sich aus dieser Gruppe 47,5 Kilometer vor dem Ziel allein ab und erreichte den Schlussanstieg eine Minute vor den ersten drei Verfolgern. Woods startete die Steigung zum Puy de Dome in einer zweiten Verfolgergruppe, kletterte dann aber am schnellsten.
Aus dem Hauptfeld heraus war Pogacar der Stärkste. Er attackierte 1,3 Kilometer vor dem Gipfel und nur Vingegaard konnte zunächst folgen. An der 1.000-Meter-Marke aber musste auch der Däne eine Lücke lassen, die bis zum Zielstrich auf acht Sekunden aufging.
Vingegaard verteidigte das Gelbe Trikot daher mit noch 17 Sekunden Vorsprung auf Pogacar, während Jai Hindley (Bora – hansgrohe / + 2:40) auf Gesamtrang drei blieb. Der Australier aber büßte im Kampf um den Podestplatz 23 Sekunden auf Simon Yates (Jayco – AlUla) und 14 Sekunden auf Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) ein. Der Spanier (+ 4:22) ist jetzt Gesamtvierter vor Adam Yates (+ 4:39) und Simon Yates (+ 4:44).
Während Vingegaard das Gelbe Trikot verteidigte, behielt Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) das Grüne Trikot und Pogacar das Weiße als bester Nachwuchsfahrer. Neilson Powless (EF Edcuation – EasyPost) baute als Teil der Ausreißergruppe des Tages seinen Vorsprung in der Bergwertung weiter aus.
Gleich nach dem Startschuss initiierte Victor Campenaerts (Lotto – Dstny) die 14-köpfige Ausreißergruppe des Tages, in der Clément Berthet (AG2R – Citroën) mit 26:56 Minuten Rückstand zum Gelben Trikot der gefährlichste Mann für die Gesamtwertung war. Simon Geschke (Cofidis) versuchte noch mit zwei Begleitern hinzuzustoßen, doch das Peloton holte das Trio zurück und die 14 Ausreißer setzten sich mit viel Kraftaufwand auf über eine Minute ab.
Das Profil der 9. Etappe | Foto: VeranstalterDanach versuchten weitere Fahrer aus dem Hauptfeld nach vorn zu springen, EF Education – EasyPost schickte allerdings immer wieder einen Mann mit, der dann aber nicht mitarbeitete und die Verfolgung dadurch störte, so dass alle alle Angriffe verpufften.
Nach rund 25 Kilometern dann gaben die vorn nicht vertretenen Teams wie Lidl – Trek das Attackieren auf und die 14 Spitzenreiter setzten sich weiter ab. Das Peloton nahm Tempo heraus und der Vorsprung wuchs allmählich bis auf knapp zehn Minuten an.
Jumbo – Visma übernahm dann zwar die Verantwortung im Hauptfeld und damit die Nachführarbeit, machte aber nie wirklich Jagd auf die Ausreißer und so wuchs das Loch knapp 60 Kilometer vor Schluss sogar auf über zwölf Minuten an.
Unterwegs sicherte sich Powless die drei Bergpreise der 4. und 3. Kategorie und schraubte sein Konto auf 40 Zähler, so dass ihm niemand an diesem Tag mehr das Bergtrikot abnehmen konnte.
Auf den letzten 60 Kilometern schwand die Ruhe aus der Spitzengruppe. Es gab nun einige Attacken und 47,5 Kilometer vor Schluss setzte sich Jorgenson allein ab. Seine Verfolger waren sich nicht mehr richtig einig und der US-Amerikaner fuhr auf den nächsten zehn Kilometern eine halbe Minute Vorsprung heraus, bevor Matej Mohoric (Bahrain Victorious) und Mathieu Burgaudeau (TotalEnergies) sowie David De La Cruz (Astana Qazaqstan) und Powless zu viert nachsetzten.
An der 30-Kilometer-Marke lag das Quartett nur noch 15 Sekunden hinter dem Movistar-Profi, aber der Rest der ehemaligen Spitzengruppe hatte nun schon mehr als eine Minute Rückstand, so dass der Kreis des Kandidaten auf den Etappensieg bereits vor dem Schlussanstieg auf fünf Namen zusammengeschrumpft zu sein schien. In der Abfahrt nach Clermont-Ferrand dann musste De La Cruz wegen eines Defekts stoppen und fiel aus der Verfolgergruppe zurück, während Jorgenson an der Spitze bergab seinen Vorsprung wieder deutlich ausbaute.
Eine Minute vor Mohoric, Powless und Burgaudeau startete der Spitzenreiter in den 13,3 Kilometer langen Anstieg zum Vulkankegel – und mit 1:35 Minuten Vorsprung auf das Septett um Woods. Das Hauptfeld erreichte den Berg erst 15 Minuten später.
Im Anstieg baute Jorgenson seinen Vorsprung auf die lange Zeit von Powless angeführte Verfolgergruppe weiter aus und fuhr so nun dem Sieg entgegen. Mohoric löste sich 3,5 Kilometer vor dem Ziel von seinen beiden Begleitern, um sich Rang zwei zu sichern. Doch von hinten kam kurz darauf Woods mit viel Schwung ebenfalls an Powless und Burgaudeau vorbei, um jetzt Jagd auf Jorgenson und den Slowenen zu machen.
Im Hauptfeld setzte derweil Jumbo – Visma erst mit Wout van Aert und dann mit Wilco Kelderman das Tempo, bis es an der Talstation der Zahnradbahn auf die steilen 4,5 Schlusskilometer ging. Dort übernahm Sepp Kuss das Zepter und nur wenige Kontrahenten waren noch dabei: Vingegaard, Pogacar, Hindley, die Yates-Brüder, Tom Pidcock und Rodriguez (beide Ineos Grenadiers).
An der Spitze war Woods am Ende der eindeutig Schnellste. Er fuhr mehr als einen Kilometer vor dem Gipfel an Mohoric vorbei und holte an der 450-Meter-Marke auch Jorgenson ein. Kurz verschnaufte der Kanadier am Hinterrad, doch dann setzte er eine harte Attacke und ließ den US-Amerikaner stehen, um allein zum Sieg durchzuziehen.
Bei den Favoriten bestimmte Kuss noch bis knapp zwei Kilometer vor dem Ziel das Tempo und schüttelte damit sowohl Hindley als auch Adam Yates ab. Als er ausscherte, übernahm daher Simon Yates die Führungsarbeit, weil er ums Podium kämpfte. 1,3 Kilometer vor dem Ziel setzte dann Pogacar seine Attacke und zunächst konnte Vingegaard als einziger noch mitgehen. An der 1.000-Meter-Marke aber ging eine kleine Lücke auf und Pogacar fuhr bis zum Zielstrich acht Sekunden auf den Titelverteidiger heraus.
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