Titelverteidiger übernimmt aber Gelb von Hindley

Pogacar schlägt zurück und nimmt Vingegaard 24 Sekunden ab

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Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat die 6. Etappe der Tour de France gewonnen. | Foto: Cor Vos

06.07.2023  |  (rsn) - Tadej Pogacar hat zum Gegenschlag ausgeholt! Der Slowene vom UAE Team Emirates hat in Cauterets-Cambasque die 6. Etappe der Tour de France gewonnen und mit einer Attacke 2,7 Kilometer vor dem Ziel der zweiten Bergetappe in den Pyrenäen 24 Sekunden auf Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) herausgefahren. Der dänische Titelverteidiger übernahm aber als Etappenzweiter das Gelbe Trikot von Jai Hindley (Bora – hansgrohe).

Der Australier konnte schon am Col du Tourmalet 52 Kilometer vor dem Ziel nicht mehr folgen, als das Team Jumbo – Visma mit Wilco Kelderman, Sepp Kuss und Vingegaard attackierte. Nur Pogacar konnte hier die Tempoverschärfung mitgehen.

Trotzdem erreichte Hindley das Ziel nach 114,9 Kilometern von Tarbes nach Cauterets-Cambasque als Tagessechster und somit Drittbester der Klassementfahrer 2:39 Minuten nach Sieger Pogacar. Damit behauptete sich der Bora-hansgrohe-Kapitän auf dem Podium der Frankreich-Rundfahrt.

“Ich würde es nicht ‘Rache‘ nennen, aber es ist süß, heute zu gewinnen und ein bisschen Zeit zurückzuholen. Ich bin schon etwas erleichtert. Es geht mir besser“, kommentierte Pogacar den zehnten Tour-Etappensieg seiner Karriere. “Zum Glück hatte ich heute gute Beine. Am Tourmalet konnte ich recht gut folgen. Zum Schluss habe ich den richtigen Moment abgewartet und angegriffen.“

Hindley liegt jetzt 1:34 Minuten hinter dem Gelben Trikot, Pogacar ist 25 Sekunden hinter dem Dänen Gesamtzweiter. Auf dem vierten Gesamtrang folgt der Brite Simon Yates (Jayco – AlUla), der das Etappenziel gemeinsam mit Hindley erreicht hatte. “Es war ein epischer Tag. Ich bin im Gelben Trikot auf mythischen Bergen herumgefahren. Um ehrlich zu sein, wurde ich ziemlich abgewatscht“, erklärte Hindley im Ziel. “Ich wollte mein eigenes Rennen fahren und probieren, mich an die beiden Favoriten ranzuhängen. Aber sie haben mich stehen gelassen. Und das war es dann für mich, die Lichter gingen aus.“

Emanuel Buchmann verrichtete auf dem Weg zum Schlussanstieg Schwerstarbeit für Hindley, scherte dann knapp sechs Kilometer vor Schluss aus und büßte noch über vier Minuten ein. Dadurch fiel der Deutsche Meister, der als Edelhelfer von Hindley in die Tour gestartet war, aus den Top Ten der Gesamtwertung heraus.

Während Vingegaard das Gelbe Trikot übernahm, behauptete Etappensieger Pogacar seine Führung in der Nachwuchswertung und trägt daher weiter Weiß. Das Grüne Trikot bleibt auf den Schultern von Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck), das Bergtrikot übernahm der US-Amerikaner Neilson Powless (EF Education – EasyPost) vom Österreicher Felix Gall (AG2R Citroen). Powless hatte in der Ausreißergruppe des Tages die entscheidenden Punkte gesammelt und hat nun 36 Zähler auf dem Konto, Gall deren 28.

So lief die 6. Etappe der Tour de France:

Sofort mit dem Startschuss lancierte Wout van Aert (Jumbo – Visma) die erste Attacke und auch wenn das Hauptfeld noch sieben Kilometer dagegenhielt, so bildete sich schnell eine 15-köpfige Spitzengruppe, der auch Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) und Tobias Halland Johannessen (Uno-X) angehörten. Sie bekam nach gut 20 Kilometern noch Begleitung von einem Quintett um Neilson Powless (EF Education – EasyPost), so dass 20 Mann die Ausreißergruppe des Tages bildeten.

Im Hauptfeld kontrollierte Bora – hansgrohe das Tempo, aber da Alaphilippe mit über sieben Minuten Rückstand der gefährlichste Ausreißer für das Gelbe Trikot war, bestand kein Grund zur Hektik für das deutsche WorldTeam.

Bis zum Col d'Aspin hatte Bora – hansgrohe das Zepter in der Hand und hielt den Abstand stets bei unter 3:30 Minuten. An jenem ersten der drei schweren Berge des Tages löste Jumbo – Visma die deutsche Mannschaft bei der Tempoarbeit aber ab und schraubte das Tempo hoch. In der Spitzengruppe machte ihr Teamkollege van Aert zeitgleich dasselbe und so blieb der Abstand konstant, nur das Rennen wurde härter und schneller.

In der Abfahrt vom Aspin in Richtung Col du Tourmalet gab Jumbo – Visma das Zepter im Peloton nochmal an Bora – hansgrohe ab und der Rückstand zur Spitze wuchs erstmals auf über vier Minuten an. Am Tourmalet aber wiederholte sich das Bild: Jumbo – Visma übernahm im Feld und van Aert fuhr vorne Tempo. Am Hinterrad des Belgiers schmolz die Spitzengruppe im 17 Kilometer langen Anstieg auf fünf Mann zusammen und Johannessen gewann den Ehrenkategorie-Bergpreis.

Kelderman und Kuss sprengen das Favoritenfeld

Doch dahinter ging nun die Post ab. Am Ortseingang von La Mongie, knapp fünf Kilometer vor dem Gipfel des Tourmalet, schraubte Wilco Kelderman das Tempo im Feld ruckartig brutal in die Höhe und nur noch Sepp Kuss sowie Vingegaard, Pogacar und Hindley blieben bei ihm. Der Australier im Gelben Trikot aber hielt das nur einen knappen Kilometer durch und fiel dann ins weiterhin recht große Favoritenfeld dahinter zurück.

Das Profil der 6. Etappe der Tour de France | Foto: ASO

Vor ihm löste Kuss hinter La Mongie Kelderman ab und leistete nochmal einen guten Kilometer sehr viel harte Arbeit, bevor dann Vingegaard seine erwartete Attacke ritt. Der Däne konnte Pogacar aber nicht abschütteln und das Duo fuhr gemeinsam mit einem Höllentempo an einem Ausreißer nach dem anderen vorbei.

Den Tourmalet-Gipfel erreichten sie nur noch 35 Sekunden hinter der Spitze, aber schon 2:10 Minuten vor den anderen Podiumskandidaten, die von drei UAE-Fahrern um den Briten Adam Yates angeführt wurden. Einzig Romain Bardet (DSM – firmenich) hatte diese Gruppe noch attackiert und lag auf dem Tourmalet rund 20 Sekunden davor.

Buchmann opfert sich für Hindley auf

In der Abfahrt vom Tourmalet nach Pierrefite-Nestalas an den Fuß des 16 Kilometer langen Schlussanstiegs von Cauterets-Cambasque wartete van Aert auf Vingegaard und Pogacar, um danach für seinen dänischen Kapitän Tempo zu bolzen. Noch bevor die Talsohle erreicht war, schloss das Trio gemeinsam mit Powless, der unterwegs am Aspin das Bergtrikot erobert hatte, am Tourmalet aber leer ausging, zu den Spitzenreitern auf – bei knapp zwei Minuten Vorsprung auf das große Favoritenfeld, wo Emanuel Buchmann nun das Tempo machte, so gut wie ohne Unterstützung von irgendwem sonst.

Im Tal wuchs der Vorsprung der acht Spitzenreiter auf 2:50 Minuten an, bevor der Schlussanstieg begann, wo dann endlich auch Ineos Grenadiers den Deutschen in der Führungsarbeit des Verfolgerfeldes unterstützte, bis Buchmann knapp sechs Kilometer vor Schluss abreißen lassen musste.

Als die Schlusssteigung nach der Ortsdurchfahrt von Cauterets steiler wurde, scherte van Aert an der Spitze 4,5 Kilometer vor dem Ziel aus und Vingegaard beschleunigte nochmal. Pogacar sprang sofort mit und kurzzeitig blieb auch Kwiatkowski noch dabei. 3,5 Kilometer vor Schluss aber waren die beiden Top-Favoriten unter sich. 800 Meter wartete Pogacar noch am Hinterrad von Vingegaard, doch an einer der steilsten Rampen des Schlussanstiegs trat der Slowene dann 2,7 Kilometer vor Schluss an und Vingegaard konnte ihm nicht folgen. Bis zum Ziel fuhr Pogacar 24 Sekunden heraus, Johannessen wurde 1:22 Minuten dahinter starker Dritter.

 

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