Franzose gewinnt 85. Gent-Wevelgem

Van Aert lässt nach Jumbo-Show Laporte den Vortritt

Foto zu dem Text "Van Aert lässt nach Jumbo-Show Laporte den Vortritt"
Christoph Laporte (Jumbo - Visma, re.) hat das 85. Gent-Wevelgem vor seinem Teamkollegen Wout Van Aert gewonnen. | Foto: Cor Vos

26.03.2023  |  (rsn) – Mit einer 52 Kilometer langen Flucht haben Christophe Laporte und Wout van Aert (beide Jumbo – Visma) die 85. Ausgabe von Gent-Wevelgem (1.UWT) dominiert. Das Duo setzte sich an der zweiten Passage über den Kemmelberg ab, fuhr bei Regen und Kälte den Verfolgern bis auf zwei Minuten davon und ließ so Erinnerungen an ihrer Vorstellung bei der letztjährigen E3 Classic (1.UWT) wach werden. Im Gegensatz zu damals gewährte van Aert nun aber Laporte den Vortritt, der damit seinen ersten Saisonsieg feiern konnte.

Der Belgier Sep Vanmarcke (Israel – Premier Tech) gewann mit 1:56 Minuten Rückstand den Sprint einer vierköpfigen Verfolgergruppe und komplettierte das Podium vor seinem Landsmann Frederik Frison (Lotto Dstny) sowie den beiden Dänen Mads Pedersen (Trek – Wevelgem) und Mikkel Bjerg (UAE Team Emirates).

“Ik moet just niets!“, zu Deutsch “Gar nichts muss ich!“, rief Van Aert nach seinem Sieg bei der E3 Saxo Classic (1.UWT) am Freitag. Damit antwortete er auf die Kritik der belgischen Presse, die von ihm mehr große Siege forderte. Wie ernst er seine Worte nach dem Zieleinlauf in Harelbeke meinte, bewies er am Sonntag, als er seinem Teamkollegen, den er bei der dritten Passage am Kemmelberg schon abgehängt hatte, mit einer großzügigen Geste den Sieg überließ.

“Zwölf Kilometer vor dem Ziel fragte Wout mich, ob ich gewinnen will“, erklärte der Sieger im Ziel-Interview. “Es war mein großer Traum einen Klassiker und eine Tour-Etappe zu gewinnen. Ich bin extrem stolz, ich musste hierfür viel aufopfern“, erzählte der 30-jährige Laporte weiter. Nachdem er bei der letztjährigen Frankreich-Rundfahrt das 19. Teilstück in Cahors für sich entschieden hatte, klappte es nach mehreren Podiumsplatzierungen nun auch endlich bei einem großen Eintagesrennen.

Van Aert schaut schon auf die “Ronde“ und Roubaix

“Wout war der Beste heute. Ich habe nur dank ihm gewonnen“, gab der Vorjhareszweite aber unumwunden zu. “Wir wollten bei der zweitem Kemmel-Passage angreifen – und das haben wir getan. Es waren lange 50 Kilometer, denn Wout war unglaublich stark. Er ist ein großer Champion.“

Van Aert erläuterte im Interview, warum er Laporte den Sieg schenkte. “Ich habe am Freitag gewonnen und mein Blick ist vor allem auf die kommenden Rennen gerichtet“, meinte er mit Blick auf die Flandern-Rundfahrt (1.UWT) und Paris-Roubaix (1.UWT). “Christophe ist ein enormer Teamplayer, darum war es eine einfache Entscheidung“, fügte er an. “Vor ein paar Tagen dachten wir noch zurück an den letztjährigen E3 Prijs und wir meinten, dass sowas wohl nie wieder passieren wird. Und nur einige Tage später machen wir’s nochmal. Schwer zu glauben, auf diesem hohen Niveau!“, freute sich der Flame.

In der rund 25-köpfigen zweiten Verfolgergruppe des Jumbo-Duos waren mit Nils Politt (Bora – hansgrohe), John Degenkolb (DSM), Nikias Arndt (Bahrain Victorious) und Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) gleich vier deutsche Fahrer mit dabei. Ackermann glänzte vor allem an den Anstiegen, Politt hinterließ im flachen Finale einen starken Eindruck.

Bester deutscher Profi war schließlich Ackermann (+2:04) als Elfter, Degenkolb belegte unmittelbar hinter ihm Rang zwölf, Arndt und Politt folgten auf den Plätzen 19 und 20.

So lief Gent-Wevelgem:

Widriges Wetter wurde befürchtet, widriges Wetter begleitete die Fahrer über die gesamte Renndistanz. In Regenkleidung gehüllt, machten sich 176 Profis von Ypres aus bei Nässe und Kälte auf den Weg. Nach zehn Kilometern setzten sich sechs von ihnen ab – und nachdem Gijs van Hoecke (Human Powered Health) wieder ins Feld zurückgefallen war, blieben sein Teamkollege Colin Joyce, Luca van Boven (Bingoal WB), Milan Fretin (Flanders – Baloise), Johan Jacobs (Movistar) und Lewis Askey (Groupama – FDJ) vorn. Rund 20 Kilometer später betrug ihr Vorsprung noch immer nur eine knappe halbe Minute, und so gab es einige Konterangriffe aus dem Feld heraus.

Nach 43 Kilometern gelang Greg van Avermaet (AG2R Citroën), Yevgeniy Fedorov (Astana Qazaqstan) und Jelle Wallays (Cofidis) der Sprung nach vorn, weitere zwölf Kilometer später machten sich auch noch Mike Teunissen (Intermarché – Circus – Wanty), Aaron van Poucke (Flanders – Baloise), Guillaume van Keirsbulck (Bingoal WB), Elmar Reinders (Jayco AlUla), Sandy Dujardin (TotalEnergies) und Jenthe Biermans (Arkéa Samsic) erfolgreich auf die Jagd nach den Spitzenreitern, deren Maximalvorsprung vier Minuten betrug.

Im Feld spannten Jos van Emden (Jumbo – Visma) und Tim Declercq (Soudal Quick-Step) zusammen und kontrollierten auf den nächsten gut hundert Kilometern gemeinsam die Ausreißer. Am Baneberg 90 Kilometer vor dem Ziel wagte Nils Politt (Bora – hansgrohe) einen Angriff, der nichts bewirkte.

Das Profil des 85. Gent-Wevelgem | Foto: Veranstalter

Nach der ersten von drei Passagen über den Kemmelberg zehn Kilometer später setzten sich Florian Vermeersch (Lotto Dstny), Ben Turner (Ineos Grenadiers), Matej Mohoric (Bahrain Victorious) und Edward Theuns (Trek - Segafredo), Sören Kragh Andersen (Alpecin - Deceuninck), Laporte, Nathan van Hooydonck (beide Jumbo - Visma), Anthony Turgis (TotalEnergies), Erik Resell (Uno-X) sowie Mads Pedersen (Trek - Segafredo) ab und schafften 65 Kilometer vor dem Ziel den Anschluss. Van Keirsbulck hatte sich zuvor abgesetzt, ließ sich von seinen 20 Verfolgern kurz danach aber einholen. Zehn Kilometer später konnte Soudal Quick-Step die gefährliche Situation allerdings bereinigen.

Van Aert und Laporte ziehen an der zweiten Kemmelberg-Passage davon

An der zweiten Passage des Kemmelbergs attackierte van Aert (Jumbo – Visma) und nur Laporte konnte seinem Teamkollegen folgen. Hinter den beiden fanden sich ungefähr 40 Fahrer, die aber schnell 45 Sekunden Rückstand hatten. Mit noch 40 zu fahrenden Kilometern wurde die eine-Minute-Marke erreicht. Nur ein Trek- und ein Bahrain-Fahrer wurden im dezimierten Feld zur Verfolgungsarbeit abgestellt.

An der dritten und letzten Überfahrt über den Kemmelberg konnte Laporte seinem Teamkollegen nicht mehr folgen. Der aber wartete, so dass das Duo die letzten 35 Kilometer gemeinsam in Angriff nahm. Vor allem die Abfahrt sorgte für die Teilung des Feldes, letztendlich lösten sich rund 25 Fahrer, darunter auch Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) und Politt. Doch van Aert und Laporte bauten ihren Vorsprung sogar auf rund zwei Minuten aus.

Nach mehreren vergeblichen Attacken aus der Verfolgergrupe heraus lösten sich schließlich Bjerg, Frison, Vavmarcke und Mohoric. Der Slowene rutsche allerdings rund sieben Kilometer vor dem Ziel in einem Kreisverkehr auf nassem Asphalt weg und musste alle Hoffnungen auf das Podium begraben. Das verbliebene Trio erhielt auf dem letzten Kilometer noch Begleitung durch Pedersen.

Die Spitze konnten die vier aber nicht mehr gefährden. Nach längeren Diskussionen fuhren van Aert und Laporte gemeinsam über den Zielstrich, wobei der Belgier dem französischen Vorjahreszweiten den Vortritt ließ, so dass Laporte den größten Erfolg seiner Karriere feiern konnte. Knapp zwei Minuten später setzte Pedersen als erster zum Sprint an, doch Vanmarcke und Frison überspurteten etwas überraschend den Ex-Weltmeister noch.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.03.2023Vanmarcke hebt bei den Klassikern zum dritten Frühling ab

(rsn) – Mehrmals stand der 34-jährige Sep Vanmarcke (Israel - Premier Tech) schon auf dem Podium bei den Frühlingsklassikern. 13 Jahre nach seinem ersten Podestplatz bei Gent-Wevelgem (1.UWT) kon

28.03.2023Girmay überarbeitet nach Wevelgem seine Ernährungsstrategie

(rsn) – Ein Jahr nach seinem großen Coup, als er den belgischen Klassiker gewann, hat Biniam Girmay (Intermarché – Circus – Wanty) das Ziel bei Gent-Wevelgem (1.UWT) am vergangenen Sonntag ers

28.03.2023Belgische Rad-Legenden kritisieren Van Aerts Geschenk an Laporte

(rsn) – Dass Wout Van Aert den Sieg bei Gent-Wevelgem (1.UWT) am Sonntag seinem Teamkollegen Christophe Laporte überlassen hat, wurde anschließend als Beispiel für besonderen Teamgeist gefeiert.

28.03.2023Chapman zieht sich Wirbelbruch und Gehirnerschütterung zu

(rsn) – Als es kurz vor der zweiten Passage des Banebergs rund 40 Kilometer vor dem Ziel bei Gent-Wevelgem (1.WWT) in der Favoritinnengruppe krachte, ging unter anderem auch die Australische Meister

27.03.2023Bei Gent-Wevelgem saß Reussers erster Versuch

(rsn) – Seit 2017 wiesen alle Ankünfte des Frauenrennens von Gent-Wevelgem eine Gemeinsamkeit auf: Immer fiel die Entscheidung im Sprint einer größeren Gruppe oder gar des Feldes. Doch mit dem 40

27.03.2023Degenkolb: “Van Aert und Laporte in einem anderen Universum“

(rsn) – Vor dem Start von Gent-Wevelgem (1.UWT) äußerte sich John Degenkolb in Ypern gegenüber radsport-news.com noch zurückhaltend: "Es wird ein ultraschweres Rennen. Unser Ziel ist es, mit der

27.03.2023Schweinberger: “Ich hätte auch Zweite werden können“

(rsn) – Auf der Zielgeraden in Wevelgem, als sich das Verfolgerfeld um den zweiten Platz im Frauenrennen hinter Solosiegerin Marlen Reusser (SD Worx) ritterte, blitzte auf der linken Seite der Fahr

27.03.2023Bora zeigt Moral, verpasst aber den Kampf ums Podium

(rsn) – Nach Nils Politts siebtem Platz beim Omloop Het Nieuwsblad (1.UWT) und dem achten Rang durch Jordi Meeus bei Kuurne-Brüssel-Kuurne (1.Pro) sorgte Danny van Poppel als Neunter bei Gent Wevel

26.03.2023Ackermann: “Wir wollten nur noch ankommen“

(rsn) – Auf die Plätze zwei bei der Bredene Koksijde Classic (1.Pro) sowie 17 bei Brugge-De Panne (1.UWT) folgte für Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) nun ein elfter Rang bei Gent-Wevelgem (1.U

26.03.2023Reusser triumphiert als Solistin beim Gent-Wevelgem der Frauen

(rsn) – Marlen Reusser (SD Worx) hat sich bei Regen und Kälte im Alleingang die 9. Ausgabe des Gent-Wevelgem (1.WWT) der Frauen gesichert. Die 31-jährige Schweizerin setzte sich über 162,5 Kilome

26.03.2023Ackermann: “Heute gewinnt der mit der besten Kleidung“

(rsn) – Eine Woche vor der Flandern-Rundfahrt (1.UWT) müssen sich die Fahrer beim 85. Gent-Wevelgem (1.UWT) dreimal über den Kemmelberg quälen. Vor allem aber die Distanz von 261 Kilometern sowie

26.03.2023Lefevere: “Das ist nicht Soudal Quick-Step“

(rsn) – Das beste Klassikerteam der vergangenen Jahrzehnte war auch bei der E3 Classic (1.UWT) chancenlos gegen die geballte Power von Wout Van Aert (Jumbo – Visma), Mathieu van der Poel (Alpecin

Weitere Radsportnachrichten

30.07.2025Kehrt Alpe d´Huez 2026 wieder ins Tour-Programm zurück?

(rsn) – Wenige Tage nach dem Ende der 112. Tour de France (2.UWT) machen bereits Berichte über die Strecke der Ausgabe 2026 die Runde. Wie etwa die Zeitung Le Dauphiné schreibt, werde Alpe d´Huez

30.07.2025Kruijswijk hängt bei Visma noch eine Saison dran

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

30.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

29.07.2025Vanthourenhout ab 1. August neuer Sportlicher Leiter bei Red Bull

(rsn) – Wenige Stunden nachdem bekannt wurde, dass Red Bull – Bora – hansgrohe und Sportchef Rolf Aldag sich Ende des Monats trennen, hat Sven Vanthourenhout gegenüber dem Sportportal Sporza di

29.07.2025Koch wird kurz vor dem Ziel gestellt und gewinnt trotzdem

(rsn) – Aktuell tobt bei der Tour de France Femmes der Kampf um Grün. Und das sogar in mehrerlei Sinne. Einerseits geht es das Grüne Trikot, den Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) und Marianne Vo

29.07.2025Vollering: “Ich bin unglaublich erleichtert“

(rsn) – In einer ganz anderen Verfassung als nach dem gestrigen Tag trat Demi Vollering (FDJ -Suez) heute nach dem Zieleinlauf der 4. Etappe der Tour de France Femmes in Poitiers vor die Presse. Do

29.07.2025Vos: “Schön, dass es zwischen Lorena und mir etwas knapper wird“

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) war auch auf der 4. Etappe der Tour de France des Femmes nicht zu schlagen. Die Niederländerin holte sich in Poitiers im erwarteten Massensprint souverä

29.07.2025Highlight-Video der 4. Etappe der Tour de France Femmes

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat auch die 4. Etappe der Tour de France Femmes (2.WWT) gewonnen. Die Europameisterin aus den Niederlanden setzte sich 130 Kilometern zwischen Saumur nac

29.07.2025Vacek jubelt nach verregnetem Tag in den Ardennen

(rsn) – Mathias Vacek (Lidl – Trek) hat die verregnete 4. Etappe der Tour de Wallonie (2.Pro) für sich entschieden. Der Tschechische Meister entschied nach 163 Kilometern zwischen Welkenraedt und

29.07.2025Wiebes holt sich in Poitiers ihren fünften Tour-Etappensieg

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat wie erwartet die 4. Etappe der Tour de France Femmes gewonnen. Die Europameisterin aus den Niederlanden war nach 13 Kilometern zwischen Saumur und Poi

29.07.2025Zwei Tage nach der Tour: Aldag verlässt Red Bull - Bora - hansgrohe

(rsn) – Rolf Aldag und Red Bull – Bora – hansgrohe gehen ab sofort getrennte Wege. Das kündigte der deutsche WorldTour-Rennstall überraschend zwei Tage nach Ende der Tour de France an, bei der

29.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrerinnen / 4. Etappe

(rsn) - 154 Profis aus 22 Teams sind am 26. Juli im westfranzzösischen Vannes zur 4. Tour de Frances Femmes (2.WWT) angetreten, darunter sieben Deutsche, sechs Schweizerinnen und drei Österreicheri

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour Alsace (2.2, FRA)
  • Tour de Banyuawangi Ijen (2.2, IDN)
  • Ethias-Tour de Wallonie (2.Pro, BEL)