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02.07.2022 | (rsn) – Fabio Jakobsen (Quick-Step Alpha Vinyl) hat die 2. Etappe der 109. Tour de France über 202 Kilometer von Roskilde nach Nyborg gewonnen. Nach einem hektischen Finale war er im Sprint der Schnellste des durch einen Sturz dezimierten Feldes und bezwang Wout Van Aert (Jumbo – Visma), der dank der Zeitbonifikationen für Rang zwei das Gelbe Trikot mit einer Sekunde Vorsprung auf Jakobsens Teamkollegen Yves Lampaert übernahm.
Dritter wurde Mads Pedersen (Trek – Segafredo), der Danny van Poppel (Bora – hansgrohe) und den Van Aerts Landsmann Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) direkt hinter sich ließ. Bester Deutscher war auf Rang zwölf der Heidelberger Maximilian Walscheid (Cofidis).
Schon am zweiten Tag seines Tour-Debüts gelang Jakobsen der ersehnte Etappenerfolg. Vor knapp zwei Jahren schwebte der Niederländer nach seinem Horror-Sturz in Kattowitz in Lebensgefahr, nun ist er am Ziel seiner Träume angelangt. "Heute ist unglaublich. Für mich war es ein langer Prozess hierher zu kommen, Schritt für Schritt. Dafür haben mir viele Leute geholfen, dieser Sieg ist auch für sie. Ich freue mich noch immer am Rad unterwegs zu sein und ich kann immer noch gewinnen“, erzählte der 25-jährige Sprinter im Ziel-Interview.Â
Schrecksekunde für Titelverteidiger Pogacar
Nach einer weitgehend ereignisarmen Etappe kam es im Finale zu mehreren Stürzen, von denen Jakobsen verschont blieb. “Das Team hat mich immer gut vorne gehalten ab der Brücke. Auf der Zielgerade hat mich Morkov dann direkt ans Hinterrad von Van Aert gebracht und auf den letzten paar 100 Metern hatte ich leichten Kontakt mit Sagan, wir sind zum Glück aber beide oben geblieben“, kommentierte er mehrere Schulterchecks des Slowaken, der Sechster wurde.
Van Aert schien dem Sieg entgegenzusprinten, doch als Jakobsen frei Fahrt hatte, schoss er unwiderstehlich nach vorn. “Auf den letzten 150 Metern konnte ich meinen Sprint starten und dann noch an den beiden vor mir vorbeifahren. Es klingt einfach, aber die Beine waren gut und dafür trainieren wir ein ganzes Leben lang. Seit 15 Jahren träume ich davon. Es ist das größte Rennen und als Sprinter möchte man unbedingt gewinnen“, so Jakobsen nach seinem elften Saisonsieg.
"Die Enttäuschung von gestern habe ich jetzt verdaut. Als ich an Pedersen vorbei fuhr, dachte ich, ich würde gewinnen, aber Fabio muss von hinten mit sehr viel Geschwindigkeit gekommen sein. Es gibt noch viele Chancen bei dieser Tour und ich freue mich, morgen das Gelbe Trikot zeigen zu können", sagte Van Aert, der erstmals in seiner Karriere Gesamtführender der Tour de France ist.
Neben dem Maillot Jaune übernahm der 27-jährige auch das Grüne Trikot des punktbesten Profis. Auch durch seinen vierten Platz im Zwischensprint in Kalundborg hat der Belgier nun einen Zähler Vorsprung auf Jakobsen. Das Bergtrikot sicherte sich Magnus Cort (EF Education – EasyPost), der die drei Bergwertungen der 4. Kategorie für sich entschied. Das Nachwuchstrikot verteidigte Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). Der Titelverteidiger war 2,5 Kilometer vor dem Ziel in den Sturz verwickelt und kam mit Rückstand an, der ihm allerdings nicht angerechnet wurde, da der Unfall innerhalb der Drei-Kilometer-Zone geschah.
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So lief das Rennen:
Im Gegensatz zum verregneten Zeitfahr-Auftakt nahmen die 176 Starter die erste Etappe en ligne bei strahlendem Sonnenschein in Angriff. Nach dem Startschuss ließen sich Cort, der Norweger Sven Erik Byström (Intermarché - Wanty - Gobert) sowie die Franzosen Cyril Barthe und Pierre Rolland (B&B Hotels – KTM) nicht lange bitten und gingen sofort in die Offensive.
Das Feld ließ das Quartett ohne Widerstand ziehen und gestattete den Ausreißern im Rennverlauf rund drei Minuten Vorsprung zu. An den drei, allesamt in der ersten Rennhälfte platzierten Bergwertungen der 4. Kategorie holte sich jeweils Cort den einzigen Punkt und ist somit erster Träger des Gepunkteten Trikots des besten Kletterers. Schon am ersten Bergpreis fielen überraschend die beiden Franzosen zurück und schafften danach auch nicht mehr den Anschluss.
Im Feld wechselten sich die Sprinterteams in der Verfolgungsarbeit ab und hielten so das Spitzenduo an der kurzen Leine. Erstmals turbulenter ging es im Feld 75 Kilometer vor dem Ziel am ersten Zwischensprint dieser Tour zu. Dort sicherte sich 40 Sekunden hinter Byström und Cort in Kalundborg bei Seitenwind Ewan als Dritter 15 Punkte vor Van Aert, der sich 13 Zähler gutschreiben lassen konnte.
Gelb stürzt auf der Brücke über den Großen Belt
In der danach folgenden Anfahrt auf die Brücke über den Großen Belt blieb das Tempo im Feld hoch, wofür vor allem die Favoritenteams verantwortlich waren, die ihre Kapitäne in Erwartung einer Windkante in vordere Positionen bringen wollten. 60 Kilometer vor dem Ziel schüttelte Byström seinen Begleiter ab, der kurz darauf wieder im Feld verschwand. Dagegen baute der U23-Weltmeister von 2014 seinen Vorsprung wieder auf etwas über eine Minute aus, während sich im Gegenwind das Geschehen im Feld wieder beruhigte.
Rund 40 Kilometer vor Schluss kam es zum ersten größeren Sturz auf dieser Etappe. Zu Boden gingen Krists Neilands (Israel - PremierTech), Martijn Tusveld (DSM) und Patrick Konrad (Bora – hansgrohe), dessen Kapitän Aleksandr Vlasov kurz zuvor wegen eines Defekts das Rad wechseln musste. Alle gestürzten Fahrer konnten aber das Rennen fortsetzen. Kurz darauf wurde Byström nach einer Flucht von rund 170 Kilometern gestellt. Für diese Aktion wurde der Skandinavier nach dem Rennen als kämpferischster Fahrer ausgezeichnet.
Kurz vor der Passage über die dreispurige Große-Belt-Brücke wurde das Feld durch einen weiteren Sturz geteilt, bei dem Kevin Vermaeke (DSM) und der ehemalige Tour-Zweite Rigoberto Uran (EF Education – EasyPost) auf dem Asphalt landeten. Auf der Brücke erwischte es dann 20 Kilometer vor dem Ziel unter anderem Lampaert und Alberto Dainese (DSM). Mit Hilfe seines Teamkollegen Michal Morkov kämpfte sich das Gelbe Trikot aber schnell wieder ins Feld zurück und ordnete sich an der Spitze ein. Und auch die Gruppe um Uran, der auf die Unterstützung fast seines gesamten EF-Teams bauen konnte, schaffte auf den letzten neun Kilometern wieder den Anschluss.
Ein später Massensturz sorgt für Chaos
Am Ende der insgesamt 18 Kilometer langen Brücke jagte das Feld geschlossen aufs Festland, wo Quick-Step in Person des Französischen Meisters Florian Senechal auf den letzten fünf Kilometern die Initiative ergriff. Gerade, als das Feld die Drei-Kilometer-Marke erreicht hatte, zerriss ein Massensturz auf den vorderen Positionen das Feld. Dabei wurde auch Titelverteidiger Pogacar aufgehalten und kam wegen eines dadurch verursachten Defekts mit Verspätung ins Ziel. Sowohl der Slowene wie auch alle anderen hier abgehängten Fahrer wurden aber zeitgleich mit Jakobsen gewertet.
Dessen Team hatte auch auf dem Schlusskilometer alles unter Kontrolle. Kein Geringerer als der Gesamtführende führte die kleine Spitzengruppe auf den letzten Kilometer, ehe 500 Meter vor dem Ziel Alpecin für Philipsen den Sprint anzog. Der Belgier war aber zu früh im Wind, Jakobsen dagegen wartete an Van Aerts Hinterrad und sprintete von dort aus zu seinem ersten Etappensieg bei einer Tour de France, wogegen Van Aert weiter auf den siebten seiner Karriere warten muss. Allerdings kann sich der Jumbo-Profi mit dem Gelben Trikot trösten