Keine Gleichberechtigung im U23-Bereich

Oldies are Goldies! Was macht die UCI mit weiblichem Nachwuchs?

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Oldies are Goldies! Was macht die UCI mit weiblichem Nachwuchs?"
Völlig verausgabt: Emma Norsgaard war im WM-Zeitfahren auf Rang 12 beste U23-Fahrerin. Weltmeisterin ist sie trotzdem nicht. | Foto: Cor Vos

21.09.2021  |  (rsn) - Emma Norsgaard hätte gestern Weltmeisterin werden können. Stattdessen ging die Dänin als Zwölfte des WM-Zeitfahrens der Frauen unter. Mit 2:43 Minuten Rückstand auf die Siegerin Ellen van Dijk kam die 22-Jährige ins Ziel. Doch das war für ihr Alter alles andere als langsam. Norsgaard war die Schnellste derer, die im Jahr 1999 oder später geboren wurden und hätte damit das Regenbogentrikot der U23-Kategorie gewonnen – wenn, ja wenn der Radsport-Weltverband UCI für wahre Gleichberechtigung in seinen Wettkämpfen sorgen würde.

Im vergangenen Dezember verkündete die UCI stolz, dass man für die Olympischen Spiele 2024 die Größe der Starterfelder in den Olympischen Straßenrennen für Frauen und Männer angepasst habe – dann sollen erstmals genau gleich viele Frauen wie Männer in Paris starten dürfen, nämlich jeweils 90.

Doch während der Europäische Verband UEC bereits seit dem Jahr 2007 Europameisterschaften für die U23 durchführt – auch die weibliche – und seit 2016 die Elite-Kategorie hinzufügte, um ein komplettes Event mit Juniorinnen, Junioren, U23-Frauen, U23-Männern, Elite-Frauen und Elite-Männern daraus zu machen, dürfen sich bei der UCI weiterhin nur die Menschen männlichen Geschlechts auch nach der Juniorenklasse noch einmal mit gleichaltrigen messen, bevor sie ins kalte Wasser der Elite geworfen werden.

Wie eklatant falsch das ist, zeigt einmal mehr das Ergebnis des Elite-Zeitfahrens von Brügge: Nur eine einzige Fahrerin der imaginären U23-Kategorie hat es in die Top 20 geschafft, nämlich Norsgaard. Überhaupt waren von den besten 20 der Welt nur fünf Frauen jünger als 30 Jahre. Das Durchschnittsalter der Top 5 – darunter war Silber-Medaillengewinnerin Marlen Reusser an ihrem 30. Geburtstag die Jüngste – lag bei beachtlichen 36,2 Jahren.

Kein Platz für Ludwig & Co.

Rechnet man die besten U23-Fahrerinnen aus dem Elite-Rennen heraus, so hätte Norsgaard mit 23 Sekunden Vorsprung vor der Polin Marta Jaskulska und 34 Sekunden vor der Italienerin Vittoria Guazzini gewonnen. So ging das Youngster-Trio auf den Plätzen zwölf, 21 und 24 unter. 

Hätte ein U23-Rennen stattgefunden, es wären aber auch noch ganz andere Fahrerinnen zwischen Knokke-Heist und Brügge unterwegs gewesen. Die Deutsche Hannah Ludwig etwa wäre eine heiße Medaillenkandidatin gewesen, saß so aber natürlich zuhause, weil der Bund Deutscher Radfahrer die zwei Elite-Startplätze mit den Spitzenfahrerinnen Lisa Brennauer und Lisa Klein besetzte.

Dabei muss man bedenken: Norsgaard, Jaskulska, Guazzini, Ludwig - das sind nur die Spitzenfahrerinnen ihrer Jahrgänge. Sehr viele gleichaltrige haben noch viel größere Probleme mit dem riesigen Schritt direkt von den Juniorinnen in die Elite-Klasse. 

Und während sie sich das ganze Jahr aufreiben und die Hörner in der WorldTour abstoßen müssen, weil es für Frauen insgesamt sowieso viel weniger Radrennen gibt, als für Männer - und somit auch weniger als U23-Rennen in Frage kommen - wird ihnen noch nicht einmal von der UCI selbst in deren höchsteigener Rennwoche die Plattform geboten, auf der sie sich einmal unter gleichaltrigen beweisen und empfehlen könnten.

20-Jähriger Plapp darf jubeln, 20-jährige Gigante sitzt daheim

Ein anderes Beispiel, dass die Ungerechtigkeit wohl am eklatantesten zum Ausdruck bringt, ist die Australierin Sarah Gigante - immerhin Olympia-Elfte im Zeitfahren und ein absolutes Ausnahmetalent. Auch die 20-Jährige saß zuhause, während ihr Klubkamerad, der gleichaltrige Luke Plapp, am Montag Silber im U23-Zeitfahren der Männer gewann, lange auf dem Hot Seat im Fernsehen zu sehen war und kommendes Jahr nun bei den Ineos Grenadiers anheuert.

Nächstes Jahr darf er bei der Heim-WM in Australien nochmal in der U23 um Gold kämpfen, um zum nationalen Radsporthelden zu werden, während Gigante dann wieder froh sein muss, wenn sie in der Elite wie in Tokio um die Top 10 kämpfen kann und dann in der öffentlichen Wahrnehmung völlig untergeht.

Genauso wie Norsgaard nun in Brügge. Ihr Landsmann Johan Price-Pejtersen wurde Weltmeister und widmete den Titel dem verstorbenen Chris Anker Sörensen, stand groß im Rampenlicht. Auch sie hätte das tun können, wenn die UCI es nur wollte. Es ist allerhöchste Zeit, dass der Weltverband will.

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.10.2021Stuyven: “Sein Gefolge sollte Remco manchmal bremsen“

(rsn) – Im belgischen Team sind die Folgen der bitteren Niederlage bei der Heim-WM von Flandern offensichtlich noch immer nicht ausgestanden. Nachdem Remco Evenepoel einige Tage nach dem Straßenren

05.10.2021Van Aert mit Evenepoels TV-Auftritt unzufrieden

(rsn) – Nach wie vor sind die Wogen noch hoch im belgischen Team nach der bitteren Niederlage bei den Straßenradweltmeisterschaften der Elite, wo für die großen Favoriten am Ende nur Platz vier d

30.09.2021Evenepoel glaubt: Er hatte die nötigen Beine für den WM-Titel

(rsn) – Remco Evenepoel hat in der belgischen Radsport-Talkshow Extra Time Koers über das WM-Straßenrennen vom vergangenen Sonntag gesprochen und dabei erklärt, dass er sich selbst den Titelgewin

27.09.2021Van der Poel fehlte in Leuven noch etwas Form

(rsn) – Mathieu van der Poel ist am Sonntag im WM-Straßenrennen von Leuven Achter geworden. Doch der Niederländer, der erst kurzfristig überhaupt seinen Start zugesagt hatte, weil er im Sommer la

27.09.2021Lefevere: Evenepoel ebnete Alaphilippe den Weg zum Titel

(rsn) – Während die belgischen Radsport-Fans und auch das Nationalteam am Sonntagabend enttäuscht konstatieren mussten, dass es weder mit dem Titel noch mit einer Medaille bei den Heim-Weltmeister

27.09.2021Asgreen rettete den Dänen das Rennen und Valgrens Podium

(rsn) – Im vorentscheidenden Moment der Weltmeisterschaften von Flandern war er nicht auf der Höhe – und doch durfte Michael Valgren in Leuven nach 268,3 Kilometern jubeln und auf dem Podium mit

27.09.2021Medaillenspiegel der WM 2021 in Flandern

(rsn) - Alle elf Wettbewerbe der Straßen-Weltmeisterschaften in Flandern sind absolviert. Zum Abschluss holte Julian Alaphilippe mit seinem Sieg im Rennen der Männer die ersehnte erste Goldmedaille

26.09.2021Alaphilippe: “Ich habe aufgehört zu denken und Vollgas gegeben“

(rsn) - Mehr als eine Million Fans standen am Sonntag bei den Weltmeisterschaften in Flandern am Straßenrand und hofften auf einen Heimsieg durch das starke belgische Team. Doch der Franzose Julian A

26.09.2021Van Aert: “Ich hatte nicht die Beine, um Weltmeister zu werden“

(rsn) - Mit dem in überragender Manier herausgefahrenen Sieg des Franzosen Julian Alaphilippe sind in Flandern die 88. UCI-Weltmeisterschaften zu Ende gegangen. Der Franzose setzte sich über 268 Kil

26.09.2021Ausgerechnet im WM-Finale ließen “die Freunde“ Politt im Stich

(rsn) - Das geliebte Kopfsteinpflaster kostete Nils Politt im WM-Straßenrennen den anvisierten Spitzenplatz. Der Hürther, als Zweiter von Paris-Roubaix ein Spezialist für derartige Schikanen, verlo

26.09.2021Alaphilippe stürmt wie in Imola als Solist ins Regenbogentrikot

(rsn) - Julian Alaphilippe hat den favorisierten Belgiern zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Flandern einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht und mit einem fabelhaften Auftritt wie schon

26.09.2021Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Männer

(rsn) - Julian Alaphilippe hat zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Flandern auf überragende Art und Weise seinen Titel im Straßenrennen der Männer verteidigt. Der 29-jährige Franzose setzte s

Weitere Radsportnachrichten

25.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

25.04.2024Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

25.04.2024Teutenberg jubelt zum Auftakt der Tour de Bretagne

(rsn) - Nachdem er in seinen ersten drei U23-Jahren vergeblich einem UCI-Sieg hinterhergejagt war, eilt Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) in dieser Saison von Erfolg zu Erfolg. Nach sei

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

25.04.2024Romandie-Prologsieger Zijlaard bricht sich Ellenbogen

(rsn) – Nur zwei Tage nach seinem Triumph im Prolog der Tour de Romandie (2.UWT) hat Maikel Zijlaard (Tudor) einen heftigen Rückschlag hinnehmen müssen. Wie der 24-jährige Niederländer gegenüb

25.04.2024Bike-Aid: Dorn hat in der Türkei das Bergtrikot “ziemlich save“

(rsn) – Das deutsche Kontinental-Team Bike Aid ist weiterhin der Aktivposten der Türkei-Rundfahrt (2.Pro). Am fünften Tag in Folge war die saarländische Equipe in der Ausreißergruppe vertreten

25.04.2024Nys krönt ersten Ausreißversuch der Karriere, Lipowitz Vierter

(rsn) – Ein 21-Jähriger Crossspezialist aus Belgien hat bei der Tour de Romandie (2.UWT) für die nächste Überraschung gesorgt. Thibau Nys (Lidl - Trek) entschied auf der 2. Etappe die erste Berg

25.04.2024Jakobsen gibt Andresen Grünes Licht für den zweiten Etappensieg

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat mit dem zweiten Tagessieg in Folge seine Führung in der Gesamtwertung der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) ausgebaut. Der 21-jährige Däne

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

25.04.2024Zwölf deutsche Profis auf vorläufiger Startliste des Giro d´Italia

(rsn) – Insgesamt zwölf deutsche Profis werden nach aktuellem Stand am 4. Mai den 107. Giro d’Italia in Angriff nehmen, wie aus der vom Veranstalter RCS Sport veröffentlichten vorläufigen Start

25.04.202422 Teams am Start der 3. Tour de France Femmes

(rsn) – Mit insgesamt 22 Teams wird am 12. August im niederländischen Rotterdam die 3. Tour de France Femmes (2.WWT) gestartet. Beim Grand Départ dabei sein werden auch die beiden deutschen Frauen

24.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Der Franzose Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat sich die 1. Etappe der Tour de Romandie gesichert. Nach 165,7 Kilometern vom Château-d´Oex nach Fribourg, wobei sechs Bergwer

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)