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16.07.2021 | (rsn) - Matej Mohoric (Bahrain Victorious) hat in Libourne die 19. Etappe der Tour de France gewonnen und sich damit seinen zweiten Tageserfolg bei dieser Frankreich-Rundfahrt gesichert. Schon am siebten Tag hatte der Slowenische Meister in Le Creusot triumphiert. Beide Teilstücke entschied der U23-Weltmeister von 2013, der 2018 auch die Deutschland Tour gewann, als Solist für sich.
Tageszweiter wurde 58 Sekunden hinter Mohoric der Franzose Christophe Laporte (Cofidis) vor dem Dänen Casper Pedersen (Team DSM) und dem Niederländer Mike Teunissen (Jumbo - Visma). Der Hürther Nils Politt (Bora – hansgrohe) kam mit 1:08 Minuten Rückstand auf den fünften Platz.
Mohoric hatte im Ziel eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 47,9 km/h auf dem Radcomputer. Der 26-Jährige sorgte für den fünften Etappensieg eines Slowenen bei dieser Tour und den dritten seines Teams Bahrain Victorious, dessen Hotel und Teambus vor zwei Tagen in Pau wegen Dopingverdachts von der Polizei durchsucht worden war.
"Als Politt attackierte, wusste ich: Da muss ich mit. Dabei wäre ich fast explodiert. Ich habe noch einmal alles aus mir rausgeholt. Wäre das nicht erfolgreich gewesen, wäre ich durch gewesen. Aber es hat geklappt, ich hatte einen Vorsprung und habe dann meine Beine komplett leergefahren“, sagte Mohoric, der auf der Ziellinie mit der Hand über seinen Mund fuhr - offensichtlich eine Geste, mit der er die Kritiker zum Schweigen aufforderte.
“Ich musste im Finale schon daran denken, dass die Polizei bei uns im Hotel stand. Sie haben nichts gefunden, wir haben nichts zu verbergen. Es ist zwar wichtig, dass kontrolliert wird, aber ich bin etwas enttäuscht vom System. Es ist nicht toll, wenn die Polizei in dein Zimmer kommt und alle persönlichen Sachen durchsucht, wie Fotos von der Familie und das Handy“, kritisierte er dann auch die Razzia.
Alle schauen auf Politt
Der 27-jährige Politt lieferte eine weitere imponierende Vorstellung ab und attackierte mehrmals im Finale, wurde aber immer wieder gestellt. "Im Endeffekt wurde ich Fünfter, damit kann ich zufrieden sein. Eigentlich habe ich Mohoric perfekt die Etappe vorbereitet, eigentlich waren wir da schon weg. Aber sie sind immer wieder an mein Rad gefahren und nicht weitergefahren. Und Mohoric schleicht dann so weg und gewinnt die Etappe. Ich denke, jeder weiß, wie stark ich drauf bin“, sagte Politt, der knapp einen zweiten Etappensieg bei dieser Tour verpasste.
Immerhin war er an diesem heißen Tag der Beste von vier Deutschen in der 20-köpfigen Ausreißergruppe, die den Sieg unter sich ausmachte. Georg Zimmermann wurde zeitgleich mit Politt Achter, Max Walscheid (Qhubeka – NextHash) und Jonas Rutsch (EF Education – Nippo) fuhren 2:37 Minuten nach Mohoric als Zwölfter respektive 15. ins Ziel.
Das Hauptfeld hatte es nach einer hektischen Anfangsphase in der zweiten Hälfte der 207 Kilometer langen Etappe locker angehen lassen und erreichte gut 20 Minuten nach dem Sieger das Ziel. Dort verteidigten Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Mark Cavendish (Deceuninck – Quick-Step) ihre Führungen in der Gesamt-, Nachwuchs- und Berg- sowie Punktewertung quasi kampflos. Auffällig war dabei, dass Cavendishs Team Deceuninck – Quick-Step von Beginn an nicht versuchte, auf eine Sprintankunft in Libourne hinzuarbeiten.
So lief das Rennen:
Nachdem es schon früh im Rennen erstmals im Hauptfeld krachte, bildete sich schon nach vier Kilometern die erste fünfköpfige Ausreißergruppe um die beiden Deutschen Rutsch und Zimmermann. Das Quintett fuhr sich in der Folge rund vier Minuten Vorsprung heraus und nahm nebenbei den Zwischensprint nach 54 Kilometern mit.
Dort sicherte sich Michael Matthews (BikeExchange) aus dem Hauptfeld heraus neun Punkte und machte dadurch drei Zähler auf das Grüne Trikot von Cavendish gut. Etwa 20 Kilometer später lancierte Politt eine Konterattacke aus dem Feld und initiierte dadurch eine 15-köpfige Verfolgergruppe, die 100 Kilometer vor Schluss zur Spitze aufschloss.
Während die Verfolger die Spitze jagten, war auch im Hauptfeld das Tempo hoch und es schien noch alles offen zu sein – auch in Richtung Sprintankunft. Doch als dann nach dem Zusammenschluss die 20 neuen Spitzenreiter gut zusammenarbeiteten, ging die Lücke wieder weiter auf und es dauerte nur etwa 20 Kilometer, bis die Teams der Sprinter im Hauptfeld die Nachführarbeit einstellten.
Cavendish und Deceuninck jagen Ausreißer nicht mit
Cavendishs Team hatte sich ohnehin nicht beteiligt, und so hing die meiste Verfolgungsarbeit an Alpecin – Fenix und Israel Start-Up Nation. 80 Kilometer vor dem Ziel war diese Verfolgungsarbeit jedoch vorbei und nun war die Entscheidung gefallen: Die Gruppe des Tages baute kontinuierlich ihren Vorsprung und 40 Kilometer vor Schluss standen bereits mehr als elf Minuten auf der Uhr.
Nun, da klar war, dass die 20 Fahrer vorne den Sieg unter sich ausmachen würden, war es vorbei mit der Einigkeit der Ausreißer und das gegenseitige Attackieren begann. Besonders aktiv war dabei Rutsch, der es immer wieder probierte, da er mit Michael Valgren noch einen Teamkollegen bei sich hatte.
37 Kilometer vor Schluss sorgte der Odenwälder an einem Hügel dafür, dass die Gruppe explodierte, kam selbst aber nicht weg. Zehn Kilometer später waren dann nur noch 13 Mann an der Spitze beisammen, und am nächsten Hügel forcierte Politt das Tempo, um die Gruppe noch einmal auseinanderzureißen. Rutsch fiel dadurch zurück, dann aber attackierte Mohoric über Politts Vorlage drüber, um sich allein abzusetzen. Der Slowenische Meister setzte zum 25-Kilometer-Solo an und holte rasch eine halbe Minute heraus, weil bei den Verfolgern keiner so wirklich Politt helfen wollte.
Politt versucht es immer wieder vergeblich
An der 20-Kilometer-Marke hatte der Sieger der 7. Etappe nach Le Creusot dann bereits 40 Sekunden auf der Habenseite und drückte mit extrem dickem Gang und niedriger Kadenz weiter unwiderstehlich dem Ziel entgegen. 16 Kilometer vor Schluss versuchte es Politt erneut an einer Welle mit einem Vorstoß, doch die Konkurrenz rückte am Hinterrad mit und sofort fiel das Tempo bei den Verfolgern wieder herunter.
Dasselbe wiederholte sich rund um die Zehn-Kilometer-Marke noch mehrmals und dann steckte der Sieger der 12. Etappe von Nimes kopfschüttelnd auf: Wegfahren ließ ihn niemand, selbst im Wind arbeiten wollte oder konnte aber auch keiner mehr. Dadurch war sechs Kilometer vor dem Ziel klar, dass Mohoric gewinnen würde.
Kurz darauf beschleunigte Zimmermann bei den Verfolgern und kam sogar kurz weg, wurde dann aber doch wieder zurückgeholt. Im Finale schafften es dagegen Laporte und Pedersen noch, sich aus der neunköpfigen Verfolgergruppe um Politt und Zimmermann zu lösen und machten Rang zwei unter sich aus, während eine Minute vor ihnen Mohoric die Ziellinie überquert hatte – mit vielsagender Geste:
Der Slowene legte sich den Finger auf den Mund – gerichtet augenscheinlich an diejenigen, die die Glaubwürdigkeit seines Teams rund um die Polizei-Razzia vor zwei Tagen im Teamhotel in Pau in Frage stellen.
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