Schachmann-Angriff verpufft auf glatter Straße

Aranburu mit Mut und Heimvorteil zum ersten WorldTour-Sieg

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Aranburu mit Mut und Heimvorteil zum ersten WorldTour-Sieg"
Alex Aranburu (Astana - Premier Tech) hat die 2. Etappe der Baskenland-Rundfahrt gewonnen. | Foto: Cor Vos

06.04.2021  |  (rsn) – Seinen Heimvorteil hat der Baske Alex Aranburu (Astana – Premier Tech) am zweiten Tag der Baskenland-Rundfahrt in Sestao perfekt ausgespielt. Nach 154,8 Kilometern bei wechselhaften Bedingungen setzte sich der 25-Jährige eine knappe Autostunde von seinem Geburtsort entfernt als Solist durch und feierte mit 15 Sekunden Vorsprung vor der Gruppe der Gesamtsieg-Kandidaten den ersten WorldTour-Sieg seiner Karriere.

Die Favoritengruppe führte Aranburus Teamkollege Omar Fraile ins Ziel und sorgte so sogar für einen Doppelerfolg des Astana-Rennstalls. Einziger kleiner Wermutstropfen für die Mannschaft: Aranburu verpasste um fünf Sekunden den Sprung ins Gelbe Trikot. Tagesdritter wurde Tour de France-Sieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), die Gesamtführung aber behauptete dessen slowenischer Landsmann Primoz Roglic (Jumbo – Visma) als Tagessechster.

"Wir wussten, dass es beim letzten Anstieg einige Attacken geben würde, aber die Abfahrt war auch sehr wichtig. Auf dem letzten Teil des Anstiegs versuchte Omar (Fraile) es, und als sie ihn konterten, war ich an der Reihe", schilderte Aranburu in der Pressemitteilung seines Teams die entscheidende Phase . 

"Ich konnte eine kleine Lücke reißen. Dann gab ich bis ins Ziel Vollgas. Es ist mein erster Sieg in einem WorldTour-Rennen", freute sich der Baske, der zwar gut in die Saison gestartet war und unter anderem Siebter bei Mailand-Sanremo wurde, aber noch kein Rennen gewinnen konnte - genau wie sein ganzes Team bislang sieglos war. "Zuhause im Baskenland zu gewinnen, ist etwas ganz Besonderes. Das Team hat in diesem Jahr sehr gute Ergebnisse erzielt, aber noch keinen Sieg. Es ist immer schön, noch mehr, wenn es zu Hause ist."

Aranburu träumt nun von mehr

Mit seiner guten Platzierung in der Gesamtwertung träumt Aranburu nun von mehr. "Ich versuche Jahr für Jahr, ein besserer Fahrer zu werden. In dieser Saison hatte ich mehr Selbstvertrauen und Erfahrung für die Klassiker und gestern habe ich auch ein gutes Zeitfahren hingelegt. Ich werde versuchen, mein Bestes zu geben. Mal sehen, wohin es mich führt. Ich habe nie daran gedacht, zur Itzulia zu kommen und um die Gesamtwertung zu kämpfen, aber ich fühle mich gut und habe mich gestern auch gut gefühlt. Lasst es uns Tag für Tag angehen und wir werden sehen, wohin es uns führt."

Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) kam direkt hinter Roglic als Siebter ins Ziel und schob sich mit weiterhin 31 Sekunden Rückstand auf den Slowenen auf den sechsten Gesamtrang vor. "Am Ende hat mir im Sprint etwas gefehlt, aber die Form ist offensichtlich gut", zeigte sich der Berliner mit seinem Auftritt zufrieden. 

Kein Wunder: Schachmann hatte im Finale am letzten längeren Anstieg 16 Kilometer vor dem Ziel die Favoritengruppe attackiert und nur Roglic konnte ihm sofort folgen. "Es war kein ganz verrücktes Tempo aber schon hart. Also dachte ich, ich probiere es einfach mal", so Schachmann mit Blick auf seinen Vorstoß.

Schachmann-Angriff verpufft auf glatter Straße

Gemeinsam mit Roglic, Brandon McNulty (UAE Team Emirates) und Sergio Higuita (EF Education – Nippo) fuhr er über den letzten Bergpreis, den er selbst als Erster überquerte, was Schachmann auch die Führung in der Bergwertung bescherte, und in die langgezogene Abfahrt zum Zielort. Dort aber wurde das Quartett wieder gestellt, bevor dann Aranburu auf nasser Straße bergab mit viel Mut und guter Streckenkenntnis allen davonfuhr und als Solist zum Sieg durchzog.

"Ich dachte, wir hätten vielleicht eine echte Chance. Aber es war so rutschig, dass wir dann alle etwas vorsichtig waren, um nicht zu stürzen", erklärte Schachmann das Ende seines Angriffsversuches. "Ich weiß nicht, ob man das im TV gesehen hat, aber es war wirklich verrückt – superglatt. Deshalb bin ich auf Nummer sicher gegangen."

Bereits im Anstieg hatte zuvor Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) bei einem Antritt die Kontrolle über sein Hinterrad verloren und war gestürzt. Der Giro-Sieger von 2019 erreichte das Ziel schließlich mit 1:49 Minuten Rückstand auf Sieger Aranburu als 58. und war der große Verlierer der Etappe.

So lief das Rennen:

Etwa zehn Kilometer dauerte es nach dem Start in Zalla, bis eine sechsköpfige Ausreißergruppe um den Luxemburger Ben Gastauer (Ag2r – Citroen) dem Feld davonfuhr. Knapp 20 Kilometer später schloss Kevin Vermaerke (DSM) als Solist die Lücke zur Spitze, so dass dann sieben Mann gemeinsam vorne unterwegs waren und die beiden Zwischensprints des Tages sowie die ersten beiden Bergpreise unter sich ausmachten.

Quinten Hermans (Intermarché – Wanty- Gobert) gewann die Bergwertungen, Gastauer und Mikel Iturria (Euskaltel - Euskadi) holten die Zwischensprints. Viel mehr als vier Minuten Vorsprung gewährte dem Septett das Hauptfeld aber nie, und schon mehr als 60 Kilometer vor dem Ziel begann man, die Ausreißer zurückzuholen.

Movistar machte hinten das Tempo und schraubte den Abstand in einem nicht kategorisierten Anstieg nach dem zweiten Zwischensprint auf unter zwei Minuten herunter. Es kehrte nun keine Ruhe mehr ein, so dass ein Sturz 32 Kilometer vor dem Ziel Wilco Kelderman (Bora – hansgrohe) und James Knox (Deceuninck – Quick-Step) doppelt weh tat.

In der letzten längeren Steigung des Tages zerlegte sich dann auch die Spitzengruppe, so dass Oscar Cabedo (Burgos – BH) als letzter Ausreißer allein vorne übrigblieb, während dahinter das Team Bahrain Victorious das Tempo weiter erhöhte und der Abstand auf eine halbe Minute schrumpfte.

Jagd auf abenteuerlich engen Straßen

19 Kilometer vor dem Ziel wurde Cabedo dann gestellt, als David Gaudu (Groupama – FDJ) das Feld attackierte und nur Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) sofort mitspringen konnte. Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) saß zwar bei der Attacke am Hinterrad des Duos, rutschte in einer nassen Spitzkehre bergauf dann aber weg, als er antreten wollte und stürzte.

Gaudu und Pogacar hielten sich allerdings auch nur rund 1,5 Kilometer allein vorne, bevor Michael Woods (Israel Start-Up Nation) und Roglic das Loch für ein nun auf knapp 30 Mann geschrumpftes Feld schlossen. Kurz darauf lancierte Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) eine Konterattacke und sofort klebte Roglic am Hinterrad des Berliners. Brandon McNulty (UAE Team Emirates) und Sergio Higuita (EF Education – Nippo) schlossen bald auf, und so ging ein starkes Quartett über den letzten Bergpreis des Tages in die lange Abfahrt in Richtung Zielort.

Auf abenteuerlich enger und winkliger sowie durch Regen-Querrillen unterbrochener Straße wurden die Vier bergab aber ebenfalls wieder gestellt – und als das Tempo kurzzeitig etwas herunterfiel, wagte Aranburu einen mutigen Angriff und setzte sich zehn Kilometer vor dem Ziel als Solist ab.

Es dauerte etwas, bis sich dahinter die Verfolgung organisierte und so kam Aranburu schließlich mit fast 40 Sekunden Vorsprung unten im Zielort an, um die letzten drei Kilometer in Angriff zu nehmen und sich den ansteigenden Schlusskilometer hinauf zum Sieg zu quälen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.04.2021Roglics Sonntag: 2 Tour-Zeitfahren im Sattel und 750 km im Auto

(rsn) – Am Samstag gewann Primoz Roglic (Jumbo – Visma) mit einem langen Angriff die Baskenland-Rundfahrt, am Sonntag war der Slowene schon wieder voll im Vorbereitungsmodus für die Tour de Franc

11.04.2021Das geniale Pokerspiel von Jumbo – Visma im Baskenland

(rsn) - Verpokert hätten sie sich bei Jumbo – Visma, schrieben wir am Donnerstagabend. Nunja, richtig war das im Nachhinein nicht. Im Gegenteil: Die Niederländer steckten bei der Baskenland-Rundfa

10.04.2021Bora - hansgrohe in der Abfahrt komplett abgehängt

(rsn) - Die 6. Etappe der Baskenland-Rundfahrt war vom Start weg spannend wie ein Krimi. Doch von Bora – hansgrohe war schon früh im Rennen nichts mehr zu sehen. Als bester Fahrer der Raublinger be

10.04.2021Highlight-Video der Schlussetappe der Baskenland-Rundfahrt

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hat sich am letzten Tag der Baskenland-Rundfahrt (1.UWT) das Gelbe Trikot zurückgeholt und sich doch noch den Gesamtsieg gesichert. Dem 31-jährigen Slowenen rei

10.04.2021Roglic holt sich mit Monsterattacke doch noch Gelb zurück

(rsn) - David Gaudu (Groupama – FDJ) und Primoz Roglic (Jumbo – Visma) fuhren auf der letzten Etappe der Baskenland-Rundfahrt in Eibar nach 112 Kilometern gemeinsam mit hochgerissenen Armen, jubel

10.04.2021Roglic feiert Gesamtsieg, Gaudu gewinnt Schlussetappe

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hat sich am letzten Tag der Baskenland-Rundfahrt (1.UWT) das Gelbe Trikot zurückgeholt und sich doch noch den Gesamtsieg gesichert. Dem 31-jährigen Slowenen rei

10.04.2021Roglic sieht sich nicht unter Druck, Pogacar ist zuversichtlich

(rsn) - Nachdem Primoz Roglic auf der 4. Etappe der Baskenland-Rundfahrt sein Gelbes Trikot quasi hergeschenkt hatte, kündigte Jumbo - Visma zuversichtlich an, dass noch zwei Tage blieben, um den Slo

10.04.2021Zimmermann gibt nach Sturz im Baskenland auf

(rsn) - Die Saison läuft für Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) noch nicht nach Wunsch. Nach seinen muskulären Problemen im Februar musste der Deutsche am Freitag die Baskenland – Rundfahr

10.04.2021Die Renneinsätze der Fahrer aus deutschsprachigen Ländern

(rsn) - Die Radsportsaison 2021 hat trotz der Corona-Pandemie an Fahrt aufgenommen, auch die deutschsprachigen Fahrer sind bereits wieder im Einsatz. Wir liefern Ihnen einen wöchentlichen Überblick

10.04.2021Vorschau auf die Rennen des Tages / 10. April

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

09.04.2021Highlight-Video der 5. Etappe der Baskenland-Rundfahrt

(rsn) - Deceuninck - Quick-Step hat bei der Baskenland-Rundfahrt einen überlegen herausgefahrenen Doppelerfolg gefeiert. Nach 160,2 Kilometern der 5. Etappe von Hondarribia nach Ondarroa holte sich

09.04.2021Honoré und Cerny zu stark für ihre Begleiter und das Feld

(rsn) -  Aus einer sechsköpfigen Spitzengruppe heraus setzten sich am vorletzten Tag der Baskenland-Rundfahrt Mikkel Honoré und Josef Cerny (beide Deceuninck – Quick-Step) gegen ihre Weggefährte

Weitere Radsportnachrichten

28.03.2024Huppertz: Vor Rennen abends einen trinken? Heute unvorstellbar

(rsn) – Eine so lange Zusammenarbeit wie die zwischen Joshua Huppertz und Teamchef Florian Monreal gibt es im Kontinental-Bereich sehr selten. Seit August 2014 steht der mittlerweile 29-Jährige Aa

28.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Männer

(rsn) – Der Ostersonntag wirft seine Schatten voraus: Am 31. März versammelt sich das WorldTour-Peloton in Antwerpen zum Start der 270,8 Kilometer langen Ronde van Vlaanderen. Das Heiligtum des bel

28.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Frauen

(rsn) – Wenn die Männer nach ihrem Start in Antwerpen bereits 120 Rennkilometer hinter sich haben und erstmals durch Oudenaarde kommen, stellen sich dort auf dem Marktplatz des Zielorts der Ronde v

28.03.2024Märkl will auch bei der Ronde “vor das Radrennen“

(rsn) – Wie schon beim E3 Saxo Classic schaffte Niklas Märkl (DSM Firmenich – PostNL) auch bei Dwars door Vlaanderen den Sprung unter die Ausreißer des Tages. Doch während sein Fluchtbegleiter

28.03.2024Trotz Sturz: Pedersen ist für Ronde-Start zuversichtlich

(rsn) – Ausgerechnet kurz vor der Flandern-Rundfahrt, dem Höhepunkt der flämischen Klassikersaison, wurde Lidl – Trek mächtig gebeutelt. Bei Dwars door Vlaanderen waren mit Gent-Wevelgem-Sieger

27.03.2024Nach Van-Aert-Crash: Kanarieberg hat bei Klassikern wohl ausgedient

(rsn) – Positionskampf bei Höchstgeschwindigkeiten, auf breiter Straße abschüssig in Richtung Ronse: Das waren die Bilder, die die flämischen Klassiker auf der N48 in der Anfahrt zum engen Recht

27.03.2024Teamchef Stam bestätigt: Vollering verlässt SD Worx

(rsn) – Demi Vollering wird SD Worx – Protime nach der Saison 2024 verlassen. Das bestätigte Sportdirektor Danny Stam am Mittwochmittag gegenüber GCN. "Ja, das ist definitiv sicher", sagte der N

27.03.2024Rennarzt-Wagen baut Unfall mit Soudal-Teamfahrzeug

(rsn) – Der Unfall zweier wichtiger Begleitfahrzeuge im Männerrennen von Dwars door Vlaanderen hat am Mittwoch für eine halbstündige Unterbrechung des Frauenrennens gesorgt. Da die Frauen hinter

27.03.2024Van Aert erleidet beim Dwars-Crash multiple Brüche

(rsn) – Die Ronde van Vlaanderen wird am Sonntag ohne ihren großen Lokalmatador Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) über die Bühne gehen. Der 29-jährige Belgier war am Mittwoch bei Dwars doo

27.03.2024Politt entgeht mit Glück van Aerts Sturz bei Dwars door Vlaanderen

(rsn) – Zweimal landete Nils Politt (UAE Team Emirates) schon in den Top Ten bei Dwars door Vlaanderen, diesmal schrammte er mit dem zwölften Rang knapp vorbei. Angesichts des schweren Sturzes gut

27.03.2024Küng: “Mehr als Platz zwei wäre nicht möglich gewesen“

(rsn) – Immer gut dabei war Stefan Küng (Groupama – FDJ) bei seinen Renneinsätzen in diesem Frühling, aber ein richtig zählbares Ergebnis fehlte dem Schweizer bislang noch. Doch mit seinem dr

27.03.2024Vos gewinnt Dwars door Vlaanderen und feiert 250. Sieg

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die siebte Austragung von Dwars door Vlaanderen (1.Pro) gewonnen. Nach Platz 3 im Vorjahr setzte sie sich im Zweiersprint gegen Shirin van Anrooij (

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine