“Nicht jeder hat unsere Taktik verstanden“

Das geniale Pokerspiel von Jumbo – Visma im Baskenland

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Das geniale Pokerspiel von Jumbo – Visma im Baskenland"
Antwan Tolhoek, Jonas Vingegaard und Primoz Roglic (von links) vertreten Jumbo - Visma bei der Siegerehrung für den Gewinn der Mannschaftswertung bei der Baskenland-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

11.04.2021  |  (rsn) - Verpokert hätten sie sich bei Jumbo – Visma, schrieben wir am Donnerstagabend. Nunja, richtig war das im Nachhinein nicht. Im Gegenteil: Die Niederländer steckten bei der Baskenland-Rundfahrt, als Primoz Roglic sein Führungstrikot in Hondarribia an Brandon McNulty (UAE Team Emirates) abgab, noch mittendrin im Kartenspiel. Der Samstag zeigte mal wieder: Abgerechnet wird zum Schluss!

Was die Mannschaft von Sportdirektor Grischa Niermann zeigte, war ein Meisterstück in Sachen über mehrere Tage angelegte Rundfahrt-Taktik. 

Denn dass Roglic am Donnerstag das Führungstrikot verlor, war nicht unbeabsichtigt. "Ja, bei der Fahrweise am Donnerstag war Kalkül dabei", bestätigte Niermann am Sonntag gegenüber radsport-news.com. "Eigentlich ist das einzige, was nicht geklappt hat, dass Jonas da eigentlich die Etappe am Ende dann hätte gewinnen sollen."

Auf dieser 4. Etappe nämlich hatte man dem UAE Team Emirates einen Köder vor die Nase geworfen: McNulty durfte ins Führungstrikot fahren und in seinem Windschatten schlüpfte Vingegaard in der Gesamtwertung an McNultys Teamkollege Tadej Pogacar vorbei aufs Podium. Doch was auf den ersten Blick wie eine Niederlage für Jumbo - Visma aussah, war lediglich die Vorbereitung des Doppelsieges am Rundfahrtende.

Donnerstag die Falle gestellt, Sonntag zugeschnappt

"Die 3. Etappe hatte ja gezeigt, dass hier zwei Mann (Roglic und Pogacar, Anm. d. Red.) am Berg klar die Stärksten waren", erklärte Niermann am Sonntag. Die 23 Sekunden Vorsprung, die man McNulty am Donnerstag also gewährte, war man fast sicher, am Samstag in der Schlusssteigung nach Arrate mit Roglic wieder zurückholen zu können. "Klar: Das hätte auch nach hinten losgehen können", gab Niermann zu. "Aber es hat funktioniert und so haben wir auch bewiesen, dass wir als Team mehr können, als ein Rennen nur von vorne zu kontrollieren."

Das Geniale an diesem Schachzug – egal ob wirklich genauso geplant oder nicht: So wurde Pogacar gelähmt. Hätte Roglic die Gesamtführung behalten, so wäre am Samstag mit einem Angriff des Tour de France-Siegers zu rechnen gewesen. Es wäre zum Duell der Slowenen mit offenem Ausgang gekommen. Vielleicht hätte Roglic die Rundfahrt trotzdem gewonnen, aber ein Doppelsieg mit Vingegaard wäre wohl ganz sicher nicht dabei herausgesprungen.

Pogacar durch McNultys Gelbes Trikot gelähmt

Dadurch aber, dass McNulty die Führung nun innehatte, war Pogacar zunächst aufs Verteidigen seines Teamkollegen gepolt. Seine Teamleitung hielt zu lange an dieser Herangehensweise fest, gab Pogacar zu spät freie Fahrt und ging Jumbo – Visma so voll in die Falle. Dazu trug außerdem der UAE-Fehler bei, Downhill-Ass Marc Hirschi in jener Abfahrt von Elosua-Gorla am Sonntag, als Astana – Premier Tech das Feld teilte, nicht ans Vorderrad von McNulty zu setzen um ihn den US-Amerikaner den Berg hinunterführen zu lassen.

Als dann die Lücke aufgegangen war und Roglic das Heft in die Hand nahm, um sogar noch früher als erwartet den Angriff auf McNultys Führungstrikot zu starten, dürfte man im Teamfahrzeug von Jumbo – Visma bereits zu grinsen begonnen haben. "Es ist genauso gelaufen, wie wir geplant hatten", freute sich Niermann nach dem Rennen bereits in der Pressemitteilung des Teams.

"Im Rückblick scheint unsere Taktik richtig gewesen zu sein"

Am Ende gingen alle vier Wertungstrikots, die Mannschaftswertung und auch die ersten beiden Plätze in der Gesamtwertung an Jumbo – Visma. Einzig zwei mögliche Etappensiege am Donnerstag und Samstag ließ man aus, gewann damit aber am Samstag auch wieder Sympathien zurück, die Roglic bei Paris-Nizza etwas verloren hatte, als er Gino Mäder auf der Ziellinie in La Colmiane abfing und den Allesfresser heraushängen ließ. Nun in Arrate ließ er David Gaudu (Groupama – FDJ) den Vortritt und jubelte als Tageszweiter über den Gesamt-Doppelsieg.

"Ich bin sehr stolz, dass wir hier mit einem jungen Team wirklich das Maximum herausgeholt haben", sagte er anschließend. Roglic gewann die 1. Etappe, die Punktewertung, die Bergwertung und die Gesamtwertung. Vingegaard wurde Gesamtzweiter und gewann die Nachwuchswertung.

"Nicht jeder hat in dieser Woche unsere Taktik verstanden. Aber im Rückblick scheint sie die richtige gewesen zu sein", so Niermann zufrieden.

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.04.2021Roglics Sonntag: 2 Tour-Zeitfahren im Sattel und 750 km im Auto

(rsn) – Am Samstag gewann Primoz Roglic (Jumbo – Visma) mit einem langen Angriff die Baskenland-Rundfahrt, am Sonntag war der Slowene schon wieder voll im Vorbereitungsmodus für die Tour de Franc

10.04.2021Bora - hansgrohe in der Abfahrt komplett abgehängt

(rsn) - Die 6. Etappe der Baskenland-Rundfahrt war vom Start weg spannend wie ein Krimi. Doch von Bora – hansgrohe war schon früh im Rennen nichts mehr zu sehen. Als bester Fahrer der Raublinger be

10.04.2021Highlight-Video der Schlussetappe der Baskenland-Rundfahrt

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hat sich am letzten Tag der Baskenland-Rundfahrt (1.UWT) das Gelbe Trikot zurückgeholt und sich doch noch den Gesamtsieg gesichert. Dem 31-jährigen Slowenen rei

10.04.2021Roglic holt sich mit Monsterattacke doch noch Gelb zurück

(rsn) - David Gaudu (Groupama – FDJ) und Primoz Roglic (Jumbo – Visma) fuhren auf der letzten Etappe der Baskenland-Rundfahrt in Eibar nach 112 Kilometern gemeinsam mit hochgerissenen Armen, jubel

10.04.2021Roglic feiert Gesamtsieg, Gaudu gewinnt Schlussetappe

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hat sich am letzten Tag der Baskenland-Rundfahrt (1.UWT) das Gelbe Trikot zurückgeholt und sich doch noch den Gesamtsieg gesichert. Dem 31-jährigen Slowenen rei

10.04.2021Roglic sieht sich nicht unter Druck, Pogacar ist zuversichtlich

(rsn) - Nachdem Primoz Roglic auf der 4. Etappe der Baskenland-Rundfahrt sein Gelbes Trikot quasi hergeschenkt hatte, kündigte Jumbo - Visma zuversichtlich an, dass noch zwei Tage blieben, um den Slo

10.04.2021Zimmermann gibt nach Sturz im Baskenland auf

(rsn) - Die Saison läuft für Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) noch nicht nach Wunsch. Nach seinen muskulären Problemen im Februar musste der Deutsche am Freitag die Baskenland – Rundfahr

10.04.2021Die Renneinsätze der Fahrer aus deutschsprachigen Ländern

(rsn) - Die Radsportsaison 2021 hat trotz der Corona-Pandemie an Fahrt aufgenommen, auch die deutschsprachigen Fahrer sind bereits wieder im Einsatz. Wir liefern Ihnen einen wöchentlichen Überblick

10.04.2021Vorschau auf die Rennen des Tages / 10. April

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

09.04.2021Highlight-Video der 5. Etappe der Baskenland-Rundfahrt

(rsn) - Deceuninck - Quick-Step hat bei der Baskenland-Rundfahrt einen überlegen herausgefahrenen Doppelerfolg gefeiert. Nach 160,2 Kilometern der 5. Etappe von Hondarribia nach Ondarroa holte sich

09.04.2021Honoré und Cerny zu stark für ihre Begleiter und das Feld

(rsn) -  Aus einer sechsköpfigen Spitzengruppe heraus setzten sich am vorletzten Tag der Baskenland-Rundfahrt Mikkel Honoré und Josef Cerny (beide Deceuninck – Quick-Step) gegen ihre Weggefährte

09.04.2021Deceuninck bejubelt Doppelerfolg am Tag der Ausreißer

(rsn) - Deceuninck - Quick-Step hat bei der Baskenland-Rundfahrt einen überlegen herausgefahrenen Doppelerfolg gefeiert. Nach 160,2 Kilometern der 5. Etappe von Hondarribia nach Ondarroa holte sich

Weitere Radsportnachrichten

18.09.2025Evenepoel vor WM-Duell mit Pogacar: “Ich bin bereit“

(rsn) – Nach dem enttäuschenden Aus bei der Tour de France reist Remco Evenepoel voller Selbstbewusstsein nach Ruanda, wo er am Sonntag zum Auftakt der Straßen-WM in Kigali seinen Titel im Zeitfah

18.09.2025Capiot soll Jaycos Klassikerteam verstärken

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.09.2025Die WM-Aufgebote aller Nationen für die Elite-Kategorien

(rsn) – Die Weltmeisterschaften in Ruandas Hauptstadt Kigali vom 21. bis 28. September umfassen 13 Wettkämpfe – je Einzelzeitfahren und Straßenrennen für männliche wie weibliche U19 und U23 so

18.09.2025Merlier will Pogacar im Herbst noch abfangen

(rsn) - Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) will Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) in den letzten Wochen der Saison 2025 noch überflügeln – allerdings nicht in einem Rennen, sondern in der

18.09.2025Schweizer WM-Team ohne Hartmann und Häberlin

(rsn) – Nicht nur das deutsche Team muss für die Straßen-WM in Ruanda personelle Ausfälle verkraften. Auch die beiden Schweizerinnen Elena Hartmann und Steffi Häberlin fallen für die am 21. Se

18.09.2025Mayrhofer ersetzt Stork im deutschen WM-Kader

(rsn) – Nachdem Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) am Dienstagabend nicht in den Flieger nach Ruanda steigen konnte, weil er sich in der Schlusswoche der Vuelta a Espana erkältet hatte u

18.09.2025Die Zeitfahrstrecken bei den Weltmeisterschaften in Ruanda

(rsn) – Im hügelig-bergigen Kigali gibt es kaum flache Straßen. Und so sind auch die Einzelzeitfahren sowie die Mixed-Staffel bei den Weltmeisterschaften in Ruanda wirklich schwere Prüfungen. Wir

18.09.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

17.09.2025Top-Favoritinnen mit Fragezeichen, Niedermaier Medaillenhoffnung

(rsn) – Ohne Titelverteidigerin muss das diesjährige WM-Zeitfahren der Frauen in Kigali auskommen. Das liegt daran, dass sich Grace Brown partout nicht wollte umstimmen lassen und das Rennrad – z

17.09.2025Grégoire bezwingt im Bergaufsprint van den Berg und Hirschi

(rsn) – Romain Grégoire (Groupama – FDJ) hat seine bestechende Herbstform auch zum Auftakt der 85. Skoda Tour de Luxembourg (2.Pro) eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der 22-jährige Franzose,

17.09.2025De Lie sprintet an der Zitadelle von Namur über 300 Meter zum Sieg

(rsn) – An der Zitadelle van Namur hat Arnaud De Lie (Lotto) den 65. GP de Wallonie (1.Pro) für sich entschieden. Nach 187 Kilometern war der Belgier im Sprint eines dezimierten Feldes schneller al

17.09.2025Schachmann muss für WM in Ruanda kurzfristig absagen

(rsn) – Maximilian Schachmann verpasst die Straßen-Weltmeisterschaft in Ruanda. Der Deutsche Zeitfahrmeister ist gestern Abend nicht mit dem Rest des Aufgebots von German Cycling nach Kigali gereis

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Serbie (2.2, SRB)
  • Tour de Slovaquie (2.1, SVK)
  • Skoda Tour de Luxembourg (2.Pro, LUX)