Giro: Almeida zum zehnten Mal in Rosa

Paduns Pech wird zu Narváez´Glück

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Jhonatan Narváez (Ineos Grenadiers) hat die 12. Etappe des Giro d´Italia gewonnen. | Foto: Cor Vos

15.10.2020  |  (rsn) - Auf der verregneten Mittelgebirgsetappe rund um Cesenatico hatte Jhonatan Narváez (Ineos Grenadiers) die besten Beine und ein bisschen Glück. Der Ecuadorianer gewann die 12. Etappe der Italien-Rundfahrt nach 204 Kilometern vor seinen Fluchtgefährten Mark Padun (Bahrain - McLaren) und Simon Clarke (EF). Eine Tempoverschärfung von Domenico Pozzovivos NTT-Mannschaft verpuffte ohne Wirkung. Joao Almeida (Deceunick - Quick -Step) darf einen weiteren Tag in Rosa verbringen.

“Es ist kein Problem für mich im Regen zu fahren, ich bevorzuge ihn gegenüber heißem Wetter“, erklärte Narváez nach seinem ersten Etappensieg bei einer Grand Tour. Tatsächlich scheint der italienische Regen den ecuadorianischen Radprofis zu liegen. Denn schon Jonathan Caicedo (EF) und Richard Carapaz (Ineos Grenadiers / damals Movistar) gelang ihr jeweils erster Etappensieg unter regnerischen Bedingungen. Narváez war fest entschlossen, in die Fußstapfen seiner Landsleuten zu treten und sprang in die Gruppe des Tages: “Heute Morgen bin ich mit der richtigen Einstellung aufgewacht und wollte ein Protagonist dieser Etappe sein“, sagte der 23-Jährige.

Im Laufe der Etappe stellte sich heraus, dass Narváez und Padun die beiden stärksten Fahre in der Ausreißergruppe waren. Das Duo fuhr gemeinsam dem Ziel entgegen, als Padun ein unglücklicher Defekt traf, der die Siegchancen des Ukrainers zunichtemachte. Paduns Leid war das Glück von Narváez, der 1:08 Minuten vor seinem Kontrahenten das Ziel in Marco Pantanis Heimatstadt Cesenatico erreichte.

Für das Team Ineos Grenadiers ist es bereits der dritte Etappenerfolg bei diesem Giro. Dies unterstreicht die sportliche Qualität, aber auch den Zusammenhalt der Mannschaft. “Ich möchte diesen Sieg, meinen ersten in der WorldTour, Nicolas Portal widmen. Ich habe eine Menge von ihm gelernt“, dachte Narváez im Ziel an den in diesem Jahr verstorbenen Sportdirektor des Rennstalls.

Almeida und Deceuninck souverän

Hinter den Ausreißern wurde das Rennen von NTT bestimmt. Die Mannschaft schien einen Angriff von Pozzovivo vorzubereiten und hatte mit Victor Campenaerts einen Helfer in der Spitzengruppe platziert. Doch der Plan löste sich im Regen des adriatischen Hinterlandes auf und die Favoritengruppe erreichte gemeinsam das Ziel.

Dies freute Almeida, der damit den zehnten Tag in Folge die Gesamtwertung anführt. “Heute war eine sehr harte Etappe. Ich bin glücklich das Maglia Rosa behalten zu können. Einmal mehr war meine Mannschaft herausragend. Ich bin meinen Teamkollegen dankbar”, sagte der Portugiese nach der souveränen Vorstellung von Deceunick - Quick-Step.

Neben dem 23-jährigen Almeida, der weiter bester Nachwuchsfahrer bleibt, verteidigten auch Arnaud Démare (Groupama-FDJ) und Ruben Guerreiro (Education First) ihre Spitzenpositionen in der Punkte- und Bergwertung. Darüber hinaus blieb Almeida in Weiß. Während der Österreicher Patrick Konrad (Bora - hansgrohe) seinen sechsten Gesamtrang behauptete, fiel sein Landsmann Hermann Pernsteiner (Bahrain - McLaren) aus den Top Ten heraus.

Derweil nimmt die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Italien-Rundfahrt zu. Die Education First-Mannschaft schlägt einen Giro-Abbruch nach der 15. Etappe am Sonntag vor, was der Radsport-Weltverband UCI umgehend ablehnte. Diese Drohkulisse ist wohl einer der Gründe für die offensivere Fahrweise der Teams der Klassementfahrer.

So lief das Rennen:

Die Gruppe des Tages konnte sich gut 20 Kilometern absetzen und ihren Vorsprung in der ersten Hälfte der Etappe auf maximal 13:30 Minuten ausbauen. Neben Narváez, Padun, Clarke und Campenaerts wagten sich François Bidard (AG2R La Mondiale), Simon Pellaud (Androni Giocattoli), Manuele Boaro (Astana), Cesare Benedetti (Bora - hansgrohe), Joey Rosskopf (CCC), Jesper Hansen (Cofidis), Hector Carretero, Albert Torres (beide Movistar), Etienne Van Empel (Vini Zabu - KTM) und Maximilian Richeze (UAE - Team Emirates) auf die lange Flucht.

Knapp 120 Kilometer vor dem Ziel, am Anstieg nach Barbotto, spannte Pozzovivo seine Mannschaft vor das Feld, um das Tempo hochzuschrauben. Der Rückstand zur Spitzengruppe reduzierte sich sukzessive. Zur Halbzeit der Etappe setzte starker Regen ein, der den Fahrern für den rest des Rennens zu schaffen machen sollte. Eine Attacke von Pellaud 81 Kilometer vor dem Ziel riss die Spitzengruppe auseinander. Der Schweizer hatte zuvor alle Bergwertungen und die erste Sprintwertung für sich entschieden.

Narváez, Padun, Pellaud, Bidard, Hansen, Clarke, van Empel, Torres und Hansen konnten sich an der Spitze des Rennens behaupten. Auf der Abfahrt der vorletzten Bergwertung setzte sich Clarke von den restlichen Ausreißern ab. An einer kleinen Gegensteigung 53 Kilometer vor dem Ziel attackierte Narváez gemeinsam mit Padun. Die beiden schlossen schnell zu Clarke auf, der nur wenig später reißen lassen musste und zusätzlich von einem Defekt gebremst wurde. Der Australier fuhr die letzten 50 Kilometer allein, um letztlich den dritten Platz zu belegen.

Padun und Narváez kooperierten und bauten ihren Vorsprung auf Clarke und die Verfolgergruppe um Pellaud schnell auf mehrere Minuten aus. Am letzten Anstieg des Tages wurde klar, dass das Duo den Sieg unter sich ausmachen würde. Auf der letzten Abfahrt erlitt Padun 24 Kilometer vor dem Ziel einen Defekt an seinem Vorderrad. Beim Radwechsel verlor der Ukrainer knapp 30 Sekunden auf seinen ehemaligen Begleiter. Anschließend konnte er die Lücke fast wieder schließen. Elf Kilometer vor dem Ziel lagen nur noch zehn Sekunden zwischen den beiden Kontrahenten. Doch dann ging Padun die Energie aus und Narváez fuhr einem ungefährdeten Sieg entgegen.

Im Feld hatte ausschließlich NTT für Tempo gesorgt. Doch am letzten Anstieg fiel die erwartete Attacke von Pozzovivo sehr verhalten aus und brachte keinen der Favoriten in Bedrängnis. Einzig Pernsteiner (Bahrain - McLaren) und Ilnur Zakarin (CCC), der Zehnte und der Zwölfte der Gesamtwertung, verloren im Laufe der Etappe den Anschluss und fielen mit mehreren Minuten Rückstand im Klassement zurück. Die restlichen Klassementfahrer fuhren unter der Führung von Deceunick-Quick-Step gemeinsam ins Ziel.

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