Tour: Schweizer wird Dritter in Villard-De-Lans

Reichenbach: “Ich bereue nichts, die anderen waren stärker“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Reichenbach: “Ich bereue nichts, die anderen waren stärker“"
Sebastien Reichenbach (Groupama – FDJ) auf der 16. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

15.09.2020  |  (rsn) – Seit nun schon über einem Jahr trägt Sebastien Reichenbach (Groupama – FDJ) das Trikot des Schweizer Meisters. Der Grund dafür ist, dass 2020 wegen der Corona-Pandemie noch kein Championat in seiner Heimat ausgetragen wurde. Auf der 16. Etappe der Tour präsentierte er sein Rotes Jersey mit dem weißen Kreuz ganz vorne und kämpfte um den Etappensieg mit, ehe er sich Lennard Kämna (Bora - hansgrohe) und Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) geschlagen geben musste.

"Das war ein sehr schöner dritter Platz für uns. Er ist eine großartige Etappe gefahren und am Ende hat nicht viel gefehlt", freute sich Yvon Madiot, Sportlicher Leiter der französischen Equipe und Bruder von Teamchef Marc Madiot. Als letzter Fahrer konnte Reichenbach am Duo Kämna und Carapaz am Montée de Saint-Nizier-du-Moucherotte (1. Kat.) dranbleiben. Der 11,1 Kilometer lange, vorletzte Berg brachte die Vorentscheidung im Kampf um den Tagessieg.

"Ich hatte es heute mit stärkeren Fahrern zu tun. Ich konnte ihren Attacken zwei-, dreimal folgen und habe gehofft, dass wir den Gipfel zusammen überqueren", beschrieb Reichenbach die Situation, als zuerst der letztjährige Girosieger Carapaz und dann Kämna attackierten. "Ich wäre beinahe 300 Meter vor dem Gipfel nochmals zurückgekommen, aber dann haben sie nochmals nachgelegt", fügte er an.

Denn genau in diesem Moment setzte Kämna seinen entscheidenden Antritt zu seinem ersten Tour-Etappensieg. Auf diesen wartet auch noch Reichenbach, der aber im Ziel in Villard-de-Lans alles andere als enttäuscht war und an einen französischen Klassiker von Edith Piaf anspielte: "Ich bereue nichts, die anderen waren stärker."

Reichenbach hofft auf weitere gute Tage bei der Tour

Denn auch die Situation des Schweizers ist fast schon ein Spiegelbild zu jener des Tagessiegers vom Dienstag. Mit dem Einbruch von Thibaut Pinot änderte sich auch bei Groupama-FDJ, ähnlich wie bei Bora – hansgrohe, die Ausrichtung von der Gesamtwertung auf Tagessiege. Damit darf auch Reichenbach, der in den letzten Jahren Edelhelfer des Franzosen war, endlich mal auf eigene Rechnung fahren.

Eine Situation, in der sich der Westschweizer noch selten in seiner Karriere befand. Mit seinen 31 Jahren kann Reichenbach gerade einmal auf zwei Siege zurückblicken, seinen nationalen Titel im Straßenrennen 2019 und auf die Trofeo Matteotti, die er 2013 gewann. Eine Titelverteidigung wäre 2020 sehr speziell gewesen, denn Reichenbach stammt aus Martigny, wo in wenigen Tagen die Straßenweltmeisterschaften beginnen hätte sollen. Und auch die Schweizer Meisterschaften wären eben auf jenem geplanten Rundkurs in seiner Heimat ausgetragen worden. Beide Events wurden aber wegen Corona abgesagt.

Trotzdem kann sich Reichenbach mit seinen guten Auftritten bei der Tour, schon auf der 12. Etappe wurde er Achter aus einer Ausreißergruppe heraus, Hoffnungen machen auf nicht nur weitere gute Tage bei der Tour, sondern vielleicht auch auf eine Spitzenplatzierung bei den Straßenweltmeisterschaften in Imola. Der dritte Platz in Villard-de-Lans war schon das vierte Top-drei-Resultat eines Schweizer Fahrers bei der diesjährigen Tour und auf dem schweren Kurs in der Emilia-Romagna gehört das Team der Eidgenossen zu den Kandidaten auf ein Topergebnis.

Und auch in den nächsten Tagen sollte Reichenbach das schwere Terrain in Verbindung mit den guten Chancen für größere Ausreißergruppen - lediglich 13 Fahrer haben einen Rückstand von unter zehn Minuten auf das Gelbe Trikot - entgegenkommen. "Es fehlt uns noch nicht viel. Wir sind präsent, wir sind tapfer und das werden wir auch bis zum Ende der Tour sein", versprach Yvon Madiot. Auch in den nächsten Tagen wird es Groupama – FDJ probieren, noch einen Etappensieg zu erringen. Bora - hansgrohe hat es am Dienstag vorgemacht.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

15.11.2025Schreiber gibt beim X2O-Cross in Hamme ihr Saisondebüt

(rsn) – Aufgrund mehrere Erkrankungen geriet Marie Schreibers Vorbereitung auf die Cross-Saison 2025/26 durcheinander. Die U23-Vizeweltmeisterin zog sich bei der Tour de l´Avenir Femmes eine Corona

15.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

15.11.2025Mit internationalen Erfolgen im Gepäck zum neuen Team

(rsn) - Für Dominik Röber (Benotti - Berthold) brachte die Saison 2025 seine erfolgreichsten internationalen Ergebnisse. Mit Platz zwei im Gesamtklassement und dem dritten Rang auf der letzten Etap

14.11.2025Afrikanisches Team Amani: Ziel ist die Tour de France Femmes

(rsn) – Nachdem das ruandische Amani-Männerteam bereits seit Anfang 2025 mit einer Kontinental-Lizenz im Feld vertreten ist, wird ab der kommenden Saison auch ein Frauenteam in der dritten Division

14.11.2025Erster Saisonhälfte zum Vergessen folgten die Highlights

(rsn) - Eine "dumme Entscheidung" zu Saisonbeginn kostete Tobias Nolde (Benotti – Berthold) fast die gesamte erste Jahreshälfte 2025. Nach einem soliden Saisonstart in Kroatien und Slowenien hatte

14.11.2025TotalEnergies ab 2027 neuer Co-Namenssponsor bei Ineos?

(rsn) – In den vergangenen Monaten wurde bereits über einen bevorstehenden Einstieg von TotalEnergies bei Ineos Grenadiers berichtet. Wie cyclingnews.com nun berichtete, wird der französische Mine

14.11.2025Evenepoel: Zwei Pläne rund um das Highlight Tour de France

(rsn) – Nach seinem Wechsel zu Red Bull – Bora – hansgrohe wird über Remco Evenepoels Rennprogramm spekuliert. Der Belgier war bereits beim ersten Teamtreffen im Oktober im österreichischen Fu

14.11.2025Tour of the Alps 2026: Kletterspektakel mit Bonussprints

(rsn) – Die 49. Ausgabe der Tour of the Alps (2.Pro) führt vom 20. bis zum 24. April 2026 über 760 Kilometer von Innsbruck nach Bozen und wartet dabei mit 14.620 Höhenmetern sowie einer Neuigkeit

14.11.2025Rembe – rad-net verpflichtet drei deutsche U19-Talente

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2025Auch Sevilla mit 50 noch auf dem Rad unterwegs

(rsn – Wie sein Landsmann Francisco Mancebo macht auch Óscar Sevilla im kommenden Jahr die “50“ voll. Während bei Mancebo alle Zeichen auf Fortsetzung der Karriere hindeuten, steht im Fall von

14.11.2025Ein Seuchenjahr mit versöhnlichem Finale

(rsn) – Nach fünf Jahren bei Red Bull - Bora – hansgrohe entschied sich Patrick Gamper im vorigen Winter zu einem Teamwechsel und schloss sich der australischen Equipe Jayco – AlUla an. Doch

13.11.2025Offiziell bestätigt: Pinarello wird Titel- und Radsponsor bei Q36.5

(rsn) – Schon seit mehreren Wochen wurde darüber spekuliert, nun ist es offiziell bestätigt: Das Schweizer ProTeam Q36.5 wird in der kommenden Saison nicht mehr auf Scott- sondern auf Pinarello-R

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)