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03.09.2020 | (rsn) – Es war schon beeindruckend, welchen Ritt Alexey Lutsenko (Astana) auf der 6. Etappe der Tour de France auf den französischen Asphalt brannte. Nach über 170 Kilometern in der Spitzengruppe löste er sich am steilsten Abschnitt des Col de la Lusette von seinen letzten Fluchtgefährten und baute seinen Vorsprung auf das von Ineos – Grenadiers angeführte Feld noch aus und fuhr zum als erster Solist der Tour 2020 zum Tagessieg.
"Das ist wohl der wichtigste Tag in meiner Karriere, mein wichtigster Sieg. Die Tour ist das Rennen mit der größten Aufmerksamkeit. Ich musste hart für diesen Erfolg arbeiten und bin froh, dass sich dieser Einsatz ausgezahlt hat", strahlte der 27-jährige Kasache im Ziel. Erstmals in seiner Karriere konnte er sich einen prestigeträchtigen Tour-Etappenerfolg sichern.
Den genauen Plan, wie es zu diesen kommen sollte, schmiedete er gemeinsam mit Teammanager Alexander Winokurow im Teambus auf der Anfahrt zum Start in Le Teil. "Eigentlich wollten wir es in Nizza bereits versuchen, aber da war Alaphilippe zu stark", erinnerte der Olympiasieger von 2012 und jetziger Strippenzieher im kasachischen WorldTeam an den zweiten Tag. "Heute Morgen habe ich zu Alexey gesagt, dass es eine gute Etappe für ihn ist und dass er sie gewinnen kann, wenn er in eine Fluchtgruppe geht", sagte Winokurow, der in seiner Karriere selbst vier Etappen bei der Frankreich-Rundfahrt gewinnen konnte, allerdings eine veritable Dopingvergangenheit aufweist.
Lutsenkos Coup wurde aber nicht nur im Bus bei der Anreise vorbereitet, sondern schon Tag zuvor, als der Kasachische Meister 2:33 Minuten auf das Hauptfeld verlor. "In dieser Tour de France hatte ich den Plan, bereits am Anfang etwas Zeit zu verlieren. So habe ich in den ersten Tagen meine Arbeit für mein Team gemacht und mich dann zurückfallen lassen, um mich zu erholen und etwas Zeit im Gesamtklassement zu verlieren. Damit ich für das Gelbe Trikot nicht mehr gefährlich bin", erklärte Lutsenko mit breiter Brust in der Pressekonferenz.
Für Astana neue taktische Möglichkeiten
Auch die Stelle seiner entscheidenden Attacke war nicht zufällig gewählt: "Vino hat mir gesagt, dass es zwei Kilometer vor dem Gipfel extrem steil wird und da habe ich dann das Tempo angezogen." Dies geschah sehr zum Leidwesen seines letzten verbliebenen Begleiters. Denn an seinem Geburtstag gelang auch der US-Amerikaner Neilson Powless (EF) den Sprung in die Gruppe des Tages und am liebsten hätte der 24-Jährige nach einem Etappensieg auf seinen Ehrentag angestoßen.
Doch Lutsenko erwies sich als stärker und trug sich als zweiter Kasache in die Siegerlisten der Tour ein. Am Ende wurde Powless noch auf den vierten Platz hinter Olympiasieger Greg Van Avermaet (CCC) zurückgereicht, erreichte das Ziel am Mont Aigoual mit 2:17 Minuten Rückstand auf den Sieger.
"Unser Plan hat super funktioniert und auch Alexey wird nun entspannter sein und kann dem Team helfen", erklärte Winokurow abschließend. Denn immerhin konnte der Tagessieger seinen “freiwillig“ aufgebauten Rückstand in der Gesamtwertung halbieren und das gibt seinem Team neue taktische Möglichkeiten in den Pyrenäen. Denn auf jeden weiteren Fluchtversuch Lutsenkos müssen die Favoriten nun reagieren. Das wiederum wird Astana-Kapitän Miguel Angel Lopez freuen, der sich auch bei der zweiten Bergankunft dieser Tour sehr bedeckt hielt und auf dem zehnten Platz der Gesamtwertung rangiert.
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