Paris-Nizza: Schachmann macht drei Sekunden gut

Garcia Cortina fand den Raum und gab Vollgas bis zum Schluss

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Garcia Cortina fand den Raum und gab Vollgas bis zum Schluss"
Ivan Garcia (Bahrain - McLaren) auf dem Weg zum Etappensieg bei Paris -Nizza | Foto: Cor Vos

10.03.2020  |  (rsn) - Jubelnd riss Ivan Garcia (Bahrain - McLaren) die Arme hoch. Auf den letzten 500 Metern hatte sich der 24-jährige Spanier in eine gute Position gekämpft, dann von vorne den Sprint eröffnet und schließlich die 3. Etappe der Fernfahrt Paris-Nizza von Chalette-sur-Loing nach La Chatre (214 km) souverän für sich entschieden.

Platz zwei ging an Peter Sagan (Bora - hansgrohe). Gerade in dem Moment, als Garcia ihn rechts passierte, schaute der mehrmalige Ex-Weltmeister kurz nach links. Fraglich aber, ob er eine Chance gehabt hätte, wenn er seinen Kontrahenten einen Bruchteil früher bemerkt hätte. So triumphierte Garcia, der im letzten Jahr bei Paris-Nizza Zweiter der 2. Etappe geworden war.

"Ich war letztes Jahr hier schon mal Zweiter, jetzt habe ich gewonnen. Das ist ein unglaubliches Gefühl. ich kann es kaum glauben. Ein sehr schöner Sieg", freute sich Garcia im Siegerinterview bei Eurosport. Dass er dabei Sagan auf Distanz hielt, machte ihn stolz. "Das hat mich auch überrascht. Es war ein wenig Chaos am Schluss. Doch ich fand meinen Platz und ein wenig Raum, anzugreifen. Ich gab Vollgas bis zum Ende", beschreibt er seine Taktik zum Sieg. Von den Strapazen unterwegs bei Gegenwind und viel Regen schien er nichts abbekommen zu haben. Garcia Cortina: "Jeder litt unter diesen Bedingungen. Aber ich liebe das."

Sagan litt wohl etwas mehr. “Dritte Etappe und dritter Renntag bei kalten und regnerischen Bedingungen. Obwohl es zu Beginn leichter war, gab es auf den letzten Kilometern viel Spannung und das Rennen wurde sehr nervös. Mehrere Sprinter hatten im Finale keine Teamkollegen mehr, und waren so ohne ihre Lead-out Züge. Am Schluss war es ein Kampf Mann gegen Mann“, beschreibt der Bora-hansgrohe-Star seine Etappe. Warum er den Sieg so knapp verpasste, konnte er auch erklären: “Im Sprint kam ich leider zu früh an die Spitze und konnte das Tempo bis zur Ziellinie nicht halten, habe aber einen starken zweiten Platz belegt.“

Garcia schlug nicht nur Sagan, der junge Spanier ließ bei seinem Überraschungscoup auch Andrea Pasqualon (Circus-Wanty Gobert), Cees Bol (Sunweb), Nacer Bouhanni (Arkea - Samsic) und Vortagessieger Giacomo Nizzolo (NTT), der Achter wurde, hinter sich.

Auf Rang 13 verteidigte Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) sein Gelbes Trikot souverän. Er machte sogar drei Sekunden auf seine vermeintlich größten Konkurrenten Sergio Higuita (Education First) und Vinzenco Nibali (Trek – Segafredo) gut, die in der zweiten Gruppe das Ziel erreichten.

"Die letzten 90 Kilometer war es sehr schwierig, in einer guten Position an der Spitze zu bleiben. Jeder war ständig auf eine Seitenwindaktion vorbereitet. Die passierte dann in den letzten acht Kilometern. Es gab ein paar böse Stürze. Ich hoffe, niemand ist ernsthaft verletzt. Ich bin irgendwie vorne geblieben", sagte Schachmann, der im morgigen Zeitfahren seinen Vorsprung ausbauen kann.

So lief das Rennen:

Nach zwei dramatischen Tagen bot der dritte Abschnitt der Fernfahrt mit Ausnahme von einigen Stürzen wenig Spektakuläres. Gleich nach dem Start konnte sich Tom Devriendt von Circus - Wanty Gobert vom Feld absetzen. Als Solist war der Belgier bei Regen und viel Gegenwind insgesamt 181 Kilometer an der Spitze unterwegs. Dabei fuhr er bis 7:30 Minuten Vorsprung heraus. Er blieb solange vorne, obwohl er nach 120 Kilometern von einer geschlossenen Bahnschranke aufgehalten wurde und über eine halbe Minute verlor.

Da aber bei diesen Wetterbedingungen niemand Lust auf Attacken verspürte, wurde Devriendt erst 26 Kilometer vor Schluss gestellt. Von hier aus ging es geschlossen weiter. Deceuninck - Quick-Step sorgte wie schon den größten Teil der Strecke für die Kontrolle des Feldes.

19 Kilometer vor dem Ziel nahm die Hektik zu, da alle Sprinterteams die letzte Chance auf einen Massensprint nutzen wollten. 6,4 Kilometer vor dem Ziel kam es zum Sturz im hinteren Drittel des Feldes, einen Kilometer später versuchte Sagan mit Zdenek Stybar, Julian Alaphilippe und einem Cofidis-Mann eine Windkante zu nutzen. Sie schaffen aber nur eine kleine Lücke, die von Groupama - FDJ wieder geschlossen wurde.

Überschattet wurde der Schlusssprint von einem heftigen Sturz etwa 400 Meter vor dem Ziel. Hugo Hofstetter (Israel Start-Up Nation) rutschte aus den Pedalen, was zu einer heftigen Welle nach links führte. So heftig, dass sich sein Lenker in der Sattelstütze seines Nebenmannes verhakt. Pech hatte dabei vor allem Sam Bennett (Deceuninck – Quick-Step), der in die Asperrung stürzte, mehrere Minuten auf dem Boden saß und sich nach dem Crash die Hand hielt. Wie schwer sich der Irische Meister verletzt hat, ist noch nicht bekannt.

Vorne interessierte das niemand. Dort raste Ivan Garcia zum Sieg!

Mehr Informationen zu diesem Thema

25.05.2020Dumoulin beendet seine persönliche MPCC-Mitgliedschaft

(rsn) - Tom Dumoulin hat seine Mitgliedschaft in der "Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport", kurz MPCC, für beendet erklärt. Der Niederländer kann sich nicht mehr mit allen Aussagen und Rich

10.04.2020Maximilian Schachmann: Da kann noch viel kommen

(rsn) - Sein Antlitz wird angesichts der Corona-Pandemie wohl noch einige Wochen prominent oben angepinnt sein auf den Ergebnis-Websites des Radsports: Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe). Der De

20.03.2020Niermann: “Es kann dauern, bis wir wieder Rennen fahren“

(rsn) - Das niederländische Team Jumbo - Visma trat im Gegensatz zu den meisten anderen Rennställen wegen der Corona-Pandemie schon vor Paris - Nizza in eine Zwangspause. Im Interview mit radsport-n

19.03.2020Team Sunweb: Angriffslustig zum Erfolg

(rsn) - Nicht wenige Beobachter haben dem Team Sunweb nach dem Weggang von Superstar Tom Dumoulin und dem personellen Umbruch samt strategischer Neuausrichtung eine schwierige Saison 2020 prognostizie

17.03.2020Arkea - Samsic will mit Quintana die Tour de France gewinnen

(rsn) - Das starke Frühjahr von Neuzugang Nairo Quintana lässt Arkéa-Samsic träumen. "Wir wollen natürlich die Tour gewinnen", sagte Sportdirektor Yvon Ledanois nach dem Etappensieg seines KapitÃ

17.03.2020Wiggins: “Warum wurde Paris-Nizza nicht abgesagt?“

(rsn) - Warum fuhr Paris-Nizza immer noch durch Frankreich, während sich rundherum das Coronavirus ausbreitete und fast alle Sportevents abgesagt wurden? Das fragten sich viele. Auch Ex-Toursieger Br

16.03.2020Schachmann: “Der Sport ist jetzt Nebensache“

(rsn) - Nach dem bisher größten Erfolg seiner Karriere stehen für Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) angesichts der Corona-Pandemie andere als sportliche Aspekte im Fokus. Gegenüber radsport

16.03.2020Nibali geht zufrieden in die Zwangspause

(rsn) - Mit einer soliden Vorstellung bei Paris-Nizza hat sich Vincenzo Nibali in die nun anstehende “Corona-Pause“ verabschiedet. Der neue Star von Trek - Segafredo zeigte sich auf den beiden abs

15.03.2020Die ASO präsentierte sich als das kleine gallische Dorf

(rsn) - Widerstand ist eine französische Nationaltugend. Schon in einer ganzen Galaxie von Comic-Heften wurde ausgebreitet, wie ein kleines gallisches Dorf den Römern trotzte. Der Asterix dieser Tag

15.03.2020Bora - hansgrohe auch zu viert wie ein Champion-Team

(rsn) - Einen Tag früher als geplant ging ein in mehrfacher Hinsicht denkwürdiges Paris-Nizza zu Ende. Die deutschen Fans konnten sich über den letztlich souverän herausgefahrenen Sieg von Maximil

15.03.2020Großschartner: “Ich bin froh, dass es nun vorbei ist“

(rsn) - Fünf Plätze in der Gesamtwertung ging es noch zurück für Felix Großschartner am letzten Tag von Paris-Nizza. Der junge Österreicher opferte seine gute Platzierung zu Gunsten seines Teamk

15.03.2020Pömer: “Max ist ein absoluter Siegfahrer“

(rsn) - Maximilian Schachmann gewinnt Paris – Nizza. “Das ist sicher der größte Erfolg für Max, und auch einer der größten für Bora hansgrohe“, sagte Christian Pömer, sportlicher Leiter d

Weitere Radsportnachrichten

03.10.2025De Kleijn bei der Tour de Langkawi zum zweiten Mal erfolgreich

(rsn) – Der Niederländer Arvid de Kleijn hat auf der 6. Etappe der Tour de Langkawi (2.Pro) seinen zweiten Etappen- und Saisonsieg errungen. Der Tudor-Profi war nach 123 Kilometer zwischen Shah Ala

02.10.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker?In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wicht

02.10.2025Philipsen: “Fast wie eine Weltmeisterschaft der Sprinter“

(rsn) – Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck), Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Arnaud De Lie (Lotto) und Mads Pedersen (Lidl – Trek); die Zuschauer we

02.10.2025Leidert früh raus: Deutsche Mixed-Staffel kämpft sich auf Platz vier

(rsn) - Wie schon in der U19, so blieb bei den Straßen-Europameisterschaften auch in der Eliteklasse der deutschen Mixed-Staffel nur der vierte Rang. Während die Juniorinnen und Junioren Bronze um

02.10.2025Münsterland Giro im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Der Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro) bildet fast schon traditionell den Abschluss der deutschen Straßensaison und wird auf jährlich wechselnden Strecken durch das Münsterland ausgetr

02.10.2025Frankreich gewinnt bei Heim-EM Gold in der Mixed-Staffel

(rsn) – In der dritten Entscheidung der Elite-Kategorie bei den diesjährigen Straßen-Europameisterschaften hat das französische Sextett die erste Goldmedaille für das Gastgeberland eingefahren.

02.10.2025Magnier baut makellose Bilanz aus, Heiduk Fünfter in Rijeka

(rsn) – Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat auch auf der 3. Etappe des Cro Race (2.1) zugeschlagen und sich über 150,5 Kilometer von Gospic nach Rijeka den Tagessieg gesichert. Der 21-jährige

02.10.2025Deutsche U19 verpassen EM-Bronze in der Mixed-Staffel

(rsn) – Norwegen hat bei der Straßen-EM in Frankreich die Mixed-Staffel der U19 gewonnen. Das aus je drei Juniorinnen und Junioren bestehende Sextett entschied das Teamzeitfahren über 40 Kilometer

02.10.2025Mixed-Staffel bei der Straßen-EM: Startliste und Startzeiten

(rsn) – Nur sieben Mixed-Staffeln – immerhin aber eine mehr als 2024 - treten bei der Straßen-EM in Frankreich am Nachmittag im 40 Kilometer langen Teamzeitfahren der Elite an. Den Anfang macht u

02.10.2025Delbove holt sich am Fraser´s Hill Etappensieg und Gesamtführung

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der Königsetappe der 29. Tour de Langkawi (2.Pro) hat Joris Delbove (TotalEnergies) die Führung im Gesamtklassement der Rundfahrt übernommen. Der 25-jährige Franzose

01.10.2025Walscheid & Co. mühen sich: “Wie ein Kleiderschrank im Wind“

(rsn) – Am Mittwoch ist der Startschuss für die Straßenrad-Europameisterschaften in Frankreich gefallen. Den Anfang machte das Einzelzeitfahren zwischen Loriol-sur-Drome und Étoile-sur-Rhone, in

01.10.2025Ferrand-Prevot sagt für Heim-EM ab und beendet Saison

(rsn) – Wenige Minuten nach seinem Start bei der Zeitfahr-EM gestikulierte der spätere Sieger Remco Evenepoel mit dem rechten Arm. Auf einen Defekt seiner Rennmaschine wollte der Belgier aber nicht

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • EM - Straßenrennen Junioren (EC, FRA)
  • Grand Prix Chantal Biya (2.2, CMR)
  • Cor Race (2.1, CRO)
  • Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro, GER)
  • Petronas Tour de Langkawi (2.Pro, MAS)
  • Radrennen Frauen

  • EM - Straßenrennen der U23 (EC, FRA)
  • EM - Straßenrennen der (EC, FRA)