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25.02.2020 | (rsn) - Jan Ullrich oder Didi Thurau, Erik Zabel oder André Greipel - das sind Namen, die dem Radsport-Fans wohl leichter über die Zunge gehen als der Name Roger Kluge. Der gebürtige Eisenhüttenstädter zählt trotzdem zu den erfolgreichsten deutschen Radprofis in der Geschichte dieses Sports. Kluge genießt deshalb bei seinem belgischen Rennstall Lotto Soudal ausgesprochene Hochachtung.
Für das Madison-Finale am Schlusstag der Bahn-WM in Berlin haben sich 150 Team-Mitglieder, Sportliche Leiter, Mechaniker und Fans angesagt. Die Tickets für den Schlusstag stecken bereits in ihren Taschen. Der Anfahrer von Caleb Ewan feierte am 5. Februar zu Hause in Berlin-Steglitz seinen 34. Geburtstag mit besonderer Freude. Im Oktober vorigen Jahres durchlebte der Star von Asphalt und Piste nämlich einen kleinen Schock.
Nach den Strapazen beim Giro und der Tour de France erlitt Kluge plötzlich wegen eines angeborenen Defekts einen leichten Schlaganfall. Als er seiner kleinen Tochter die Nase putzen wollte, ging nichts mehr. Der Arm versagte ihm den Dienst. Die Ausfallerscheinungen schienen nur von vorrübergehender Natur. Trotzdem unterzog sich der 1,93 m große Hüne in Belgien einer Herz-OP. Danach zeigten die Ärzte mit dem Daumen nach oben, Kluge schwang sich sofort wieder in den Sattel.
Sprinter Ewan sprang vor Freude in die Luft, als er den Deutschen wieder gesund an seiner Seite wusste. “Caleb und ich sind bereits bei Orica–Scott 2017 im gleichen Team gestartet. Da fuhr ich auch die Sprints für ihn an, deshalb wollte er mich weiter an seiner Seite wissen“, erklärte Kluge die seit 2019 für Lotto Soudal erfolgreiche Arbeitsgemeinschaft. Wie richtig der Australier lag, beweisen nicht nur seine Giro- und Tour-Etappensiege vom vergangenen Jahr.
Im Januar zeigte Kluge seinem Kapitän auf den glühend heißen australischen Straßen bei der Tour Down Under erneut die richtigen Wege aufs Podest zu zwei Etappensiegen. Kaum ein Fahrer beherrscht den lückenlosen Wechsel vom keuchenden Rhythmus in den Pyrenäen und den schnellen Jagden durch die Steilkurven der Radpisten so gut wie Roger Kluge. Gestern Etappensieger beim Giro, heute Sechstage-König in Berliner Velodrom. Der Radprofis ist jedoch kein Selbstdarsteller, deshalb meinte er: “Elia Viviani und Norman Lasse Hansen beherrschen auch beide Metiers.“
Den problemlosen Wechsel zwischen den Maschinen mit dem starren Gang auf der Bahn und den Straßenrädern mit ihren ausgiebigen Schaltmöglichkeiten sieht Kluge in seiner Kindheit begründet: “Wenn du den ganzes Leben auf Straßen- und Bahnmaschinen gesessen hast, liegt dir der Wechsel im Blut.“
Wie schnell er sich umstellen kann, bewies Kluge im vorigen Jahr bei der WM in Polen. Madison-Partner Theo Reinhardt trat sich bereits auf dem Home-Trainer warm, als Kluge direkt vom Flieger in die Halle gesegelt kam. Start und ab ging die Poste, und zwar so, dass die Konkurrenz mit hechelnder Zunge nur die Hinterräder des deutschen Duos sahen. Nach 2018 schnappten die beiden Berliner zum zweiten Mal der Konkurrenz die Regenbogen-Trikots weg. “Diesmal stehen wir nicht nur wegen der Heim-WM und der Olympiaqualifikation unter Druck. Wir wollen das Madison-Triple als Weltmeister, was bisher noch keiner geschafft hat“, gab Kluge seine ehrgeizigen Ziele preis.
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