Vorgestellt: die 18 WorldTour-Mannschaften

CCC Team: Neustart mit begrenzten Optionen

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "CCC Team: Neustart mit begrenzten Optionen  "
Das CCC Team im Trainingslager in Denia | Foto: Cor Vos

18.01.2019  |  (rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.

Teil 3: CCC Team

Rückblick 2018: Kündigt ein Hauptsponsor seinen Ausstieg aus dem Radsport an, dominiert unweigerlich der Kampf um den Fortbestand des Teams den Großteil der Saison. Bei BMC war das 2018 nicht anders: Der Fahrradhersteller zog sich zum Jahresende zurück, einen neuen Geldgeber präsentierte Manager Jim Ochowicz erst während der Tour de France mit dem polnischen Schuh- und Taschenproduzenten CCC.

Sportlich lieferte seine Mannschaft eine gute Saison ab, blieb dennoch etwas hinter den Erfolgen der vergangenen Jahre zurück. Greg Van Avermaet verpasste nach seinem herausragenden Jahr 2017 mit Siegen bei Paris-Roubaix, E3-Harelbeke und Gent-Wevelgem einen Erfolg bei den Klassikern, trug aber nach dem Sieg im Teamzeitfahren immerhin für acht Tage das Gelbe Trikot der Tour de France.

Enttäuschend verlief die Frankreich-Rundfahrt für Kapitän Richie Porte, der einmal mehr sein Image als Pechvogel im Peloton untermauerte und nach einem frühen Sturz das Rennen mit Schlüsselbeinbruch aufgeben musste. Zuvor hatte er mit dem Gesamtsieg bei der Tour de Suisse noch seine gute Form bewiesen.

BMC-Mann der Saison war ohne Frage Rohan Dennis: Der Australier erwies sich 2018 auf dem Zeitfahrrad als unschlagbar, siegte in seiner Spezialdisziplin bei Tirreno-Adriatico, dem Giro d’Italia, zweimal bei der Vuelta a Espana und zum Abschluss bei der WM in Innsbruck. Ein weiterer Etappenerfolg bei der Spanien-Rundfahrt gelang Alessandro De Marchi.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Die Folgeproblematik bei der Suche nach einen neuen Hauptsponsor: Je länger diese dauert, umso wahrscheinlicher ist es, dass sich viele Fahrer nach neuen Arbeitgebern umschauen müssen. Entsprechend groß war der personelle Aderlass vor den Neustart als CCC. Unter den 15 Abgängen befinden sich mit Dennis und Dylan Teuns (beide Bahrain - Merida), Stefan Küng (Groupama - FDJ), Richie Porte (Trek - Segafredo), Nicolas Roche (Team Sunweb), Danilo Wyss (Dimension Data), Brent Bookwalter (Mitchelton - Scott) sowie Tejay van Garderen (EF Education First-Drapac) fast alle Top-Fahrer des ehemaligen BMC-Kaders. Simon Gerrans zog nach 15 Profijahren einen Schlussstrich unter seine Karriere.

Die Teamleitung musste unter Hochdruck den Kader mit neuen Fahrern auffüllen, namhafte Verpflichtungen gelangen dabei unter anderem mit Serge Pauwels (Dimension Data), Guillaume Van Keirsbulck (Wanty - Groupe Gobert), Laurens ten Dam (Sunweb), Lukasz Wisniowski (Sky) sowie Simon Geschke (Sunweb). Hervorzuheben ist zudem der Transfer des italienischen Sprinters Jakub Mareczko (Willier Trestina).

Ansonsten bediente sich CCC vor allem bei Fahrern aus unterklassigen Teams: In diese Kategorie fallen der Österreicher Riccardo Zoidl, der nach seinem Abgang von Trek-Segafredo zuletzt seit 2017 beim Continental-Team Felbermayr–Simplon Wels aktiv war, sowie der 23-jährige US-Amerikaner Will Barta. Sechs Fahrer holte sich die Teamleitung außerdem vom mittlerweile aufgelösten Zweitdivisionär CCC, darunter Jonas Koch aus Schwäbisch Hall. In Summe lässt sich ein deutlicher Qualitätsverlust allerdings nicht wegdiskutieren.

Im Fokus: Nur ein Star aus den erfolgreichen BMC-Zeiten blieb an Bord: Greg Van Avermaet. Der Belgier ist unbestritten die Galionsfigur des Teams und womöglich die einzige Option auf einen großen Sieg. Umso mehr rückt seine Klassikerkampagne 2019 in den Fokus. Dass Van Avermaet immer noch über Schlagkraft verfügt, zeigen seine Auftritte und drei Top-Fünf-Platzierungen bei Pavé-Klassikern aus dem Vorjahr. Doch 2019 wird der Druck für den mittlerweile 33-Jährigen zunehmen: Im Frühjahr hängt von seinen Auftritten nicht nur die eigene, sondern möglicherweise schon die gesamte Saison der Mannschaft ab.

Aufgepasst auf … Jakub Mareczko. Der kleine Italiener verfügt vielleicht über  das größte Potenzial unter den 17 Neuzugängen. Sein Sprung in die WorldTour schien überfällig: Neben 26 Sprintsiegen in den vergangenen beiden Jahren für Willier Trestina - meist bei unterklassigen Rennen - stechen vor allem seine beiden zweiten Etappenplätze beim Giro d’Italia 2018 heraus. Mareczko ist ein explosiver Sprinter, der mit seiner extrem kompakten Körperhaltung an den jungen Mark Cavendish erinnert. Allerdings fehlen ihm noch etwas das Timing und die Ausdauer – mit 24 Jahren besitzt er allerdings auch noch reichlich Entwicklungspotenzial. Er wird 2019 die Sprinterwelt nicht aus den Angeln heben, der eine oder andere Sieg ist ihm aber zuzutrauen – möglicherweise auch auf der WorldTour.

Ausblick 2019: Mit den orangefarbenen “Euskatel-Gedächtnistrikots“ wird CCC 2019 im Peloton gewiss auffallen, allerdings bleibt abzuwarten, wie oft die Farbe auch auf dem Siegerpodest zu sehen sein wird. Ochowicz formulierte als Ziel 20 Saisonsiege – ein durchaus ambitioniertes Vorhaben. CCC ist zwar die Fortführung der BMC-Mannschaft, hat in der Zusammenstellung und den Möglichkeiten mit dem Vorgängerteam aber nicht mehr viel gemein.

Van Avermaet ist der einzige große Name und die Pavé-Klassiker ist das einzige Terrain, auf dem die Equipe von vornherein zu den erklärten Sieganwärtern gehört. Mit den Neuzugängen Van Keirsbulck und Wisniowski sowie Nathan Van Hooydonck und Michael Schär stehen dem Belgier dafür erprobte Helfer zur Seite. Bleiben Erfolge im Frühjahr aus, steht der nun mit polnischer Lizenz ausgestatten Mannschaft eine schwierige Saison bevor.

Ein Kandidat für die vorderen Plätze im Klassement einwöchiger- und dreiwöchiger Landesrundfahrten ist nur schwer auszumachen. Mareczko kann  hervorragend einschlagen, genauso gut aber auch Anpassungsschwierigkeitenan an das neue Niveau offenbaren. Das Team ist somit auf Überraschungscoups angewiesen – wie der Sieg von Patrick Bevin auf der 2. Etappe der Tour Down Under. Der Neuseeländer, mit guten Fähigkeiten im Sprint und im Zeitfahren ausgestattet, könnte eines der auffälligsten CCC-Gesichter dieser Saison werden. Mit ten Dam, Geschke und Pauwels sowie De Marchi weist CCC darüber hinaus renommierte Ausreißerspezialisten auf, die zwar selten gewinnen, grundsätzlich jedoch über genügend Erfahrung, Qualität und Raffinesse für einen großen Etappensieg verfügen.

Nach der späten Einigung mit CCC wird die Teamleitung 2019 als Übergangsjahr einordnen. Erst ab 2020, wenn mehr Zeit für die Kaderplanung besteht, wird das Team deutlichere Formen annehmen.

Eckdaten:
Land: Polen
Hauptsponsor: CCC
Branche: Schuh- und Taschenproduzent
Teamchef: Jim Ochowicz
Radausrüster: Giant
WorldTour-Ranking 2018: 4 (als BMC)
Fahrer im Aufgebot: 24

Mehr Informationen zu diesem Thema

29.01.2019Team Sky: Branchenprimus vor der Abschiedstour?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 18:

28.01.2019Team Jumbo - Visma: Die neuen Überflieger?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 17:

28.01.2019Bora - hansgrohe: Durchbruch bei den Grand Tours?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 16:

27.01.2019Mitchelton - Scott: Bereit zu weiteren Großtaten

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 15:

26.01.2019Deceuninck – Quick-Step: Belgischer Klassenstreber

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 14:

25.01.2019EF Education First: Sehnsucht nach Siegen

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 13:

24.01.2019Trek - Segafredo: Raus aus dem Mittelmaß

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 12:

24.01.2019Team Sunweb: Mit Dumoulin diesmal ganz nach oben?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 11:

23.01.2019Movistar Team: Ein wegweisendes Jahr?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.Teil 10:

22.01.2019Groupama - FDJ: Démare, Pinot und die Schweizergarde

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 9:

22.01.2019UAE Emirates: Nach weiterer Transferoffensive unter Erfolgsdruck

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 8

21.01.2019Dimension Data: Mehr Erfolge nach dem Kaderumbruch?

(rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote. Teil 7

Weitere Radsportnachrichten

15.12.2025Pogacar mit bewährten Kräften zur Mission fünfter Toursieg?

(rsn) - Tadej Pogacar befindet sich einer komfortablen Situation: Neben seiner überragenden Klasse kann der zweimalige Weltmeister auch auf ein herausragend stark besetztes Team UAE – Emirates –

15.12.2025Welsford von Red Bull zu Ineos

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

15.12.2025Ferguson: Zwischen Übertraining, RED-S und Spitzenergebnissen

(rsn) – Besser als Cat Ferguson (Movistar) ist noch kaum eine Junioren-Weltmeisterin im Elite-Peloton angekommen. Die 19-jährige Britin gilt als riesiges Talent, fuhr gleich bei ihrem ersten WorldT

15.12.2025Auch nach Team-Aus: Reise auf der Straße wird weitergehen

(rsn) – Auch in ihrer siebten Saison beim Team Ceratizit fuhr Franziska Brauße zweigleisig auf Straße und Bahn - mit 41 Renntagen auf der Straße jedoch so intensiv wie nie zuvor in ihrer Karrier

15.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

14.12.2025Hansen: “Die Fahrer werden gehört – ein gutes Zeichen“

(rsn) - Beim alljährlichen WorldTour-Seminar des Radsportweltverbandes UCI nahm das Thema Fahrersicherheit wieder größeren Raum ein. Adam Hansen, Chef der Fahrergewerkschaft CPA, zeigte sich im Ges

14.12.2025Del Toros Tour-Ziel 2026: “So viel und schnell wie möglich lernen“

(rsn) – Nach der schmerzhaften Niederlage gegen Simon Yates (Visma – Lease a Bike) im Finale des Giro d´Italia 2025 und einem fulminanten Herbst, in dem er bei den italienischen Klassikern von Si

14.12.2025Highlight-Video des Cross-Weltcups von Namur

(rsn) – Er kam, kämpfte und siegte: In einem packenden Duell hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) zu seinem Saisoneinstieg den Weltcup von Namur gewonnen. An der berühmten Zitadelle v

14.12.2025Von Krämpfen geplagt: Überrundeter Fahrer sorgt für Durcheinander

(rsn) – Ein Krampf fühlt sich nie sehr angenehm an. Kaum besser dürfte es für Vilmar Aastrup gemacht haben, dass sein Malheur beim Weltcup in Namur vom belgischen Fernsehen live und in aller Ausf

14.12.2025Trotz “vieler Fehler“: Van der Poel triumphiert in Namur

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) steht im Cross für Perfektion – deshalb aber auch für Langeweile. Von beidem konnte bei seinem Saisoneinstand beim Weltcup in Namur allerdin

14.12.2025Brand auch beim Weltcup in Namur eine uneinnehmbare Festung

(rsn) – Die Niederländerin Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) hat auch beim Weltcup in Namur zugeschlagen. Mit ihrem zehnten Sieg im zwölften Saisoneinsatz baute die Weltranglistenerste ihre

14.12.2025Der DM-Titel überstrahlte den Tour-Rückschlag

(rsn) – Seine sechste Saison als Berufsradfahrer war für Georg Zimmermann eine mit Höhen und Tiefen. Ein unerwarteter Sieg, ein Sturz und das frühe Aus beim Saisonhöhepunkt, der größte Erfolg

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)