Niederländer gewinnt die 102. Flandern-Rundfahrt

Terpstra treibt die Liebe zur “Ronde“ zum großen Triumph

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Niki Terpstra (Quick-Step Floors) bejubelt seinen Sieg bei der 102. Flandern-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

01.04.2018  |  (rsn) - Niki Terpstra hat die zuletzt überragenden Klassikerauftritte von Quick-Step Floors mit seinem Triumph bei der 102. Flandern-Rundfahrt gekrönt. Der 33-jährige Niederländer sicherte sich nach einem zweiten Platz 2015 und Rang drei im vergangenen Jahr diesmal souverän den Sieg beim belgischen Frühjahrsklassiker, der in seiner 102. Auflage über 266,5 Kilometer von Antwerpen nach Oudenaarde führte. Zudem endete der Tag mit einem doppelten Oranje-Triumph, denn wenige Stunden zuvor hatte sich mit einem ähnlich souveränen Auftritt Olympiasiegerin Anna van der Breggen (Boels Dolmans) bereits den Sieg bei den Frauen geholt.

Terpstra setzte am Kruisberg, dem drittletzten der 18 Anstiege des Tages, seine vorentscheidende Attacke aus der Favoritengruppe heraus, schloss schnell zu einem Ausreißertrio mit Dylan van Baarle (Sky), Sebastian Langeveld (EF-Drapac) und Mads Pedersen (Trek-Segafredo) auf und ließ am Oude Kwaremont seine Konkurrenten stehen.

Auf den letzten gut 25 Kilometern hielt der Paris-Roubaix-Gewinner von 2014 die Verfolgergruppe um Weltmeister Peter Sagan (Bora-hansgrohe) in Schach - die auch mit Hilfe seiner Teamkollegen Philippe Gilbert und Zdenek Stybar, die alle Konterattacken vereitelten.

"Erst Paris-Roubaix und jetzt die Flandern-Rundfahrt zu gewinnen, diese beiden Rennen waren schon ein großer Traum für mich, als ich ein Kind war. Ich war verrückt nach ihnen. Jetzt habe ich beide in meinen Palmares, ich kann nicht beschreiben, wie glücklich ich bin“, sagte Terpstra, der mit dem 22. Sieg seiner Profikarriere zugleich erster niederländische Gewinner der "Ronde“ seit 1986 wurde, als Adrie van der Poel nicht zu schlagen war. "Ich wusste, dass ich die drei Ausreißer am Kwaremont stellen musste. Davor hatte ich richtig mit dem Wind zu kämpfen, dachte mir aber: Verdammt noch mal, das muss einfach klappen. Es war die Liebe zu diesem Rennen, die es mir möglich machte, noch vor zu fahren."

Mit zwölf Sekunden Rückstand sicherte sich der Dänische Meister Pedersen Rang zwei in Oudenaarde - ein Ergebnis, mit dem kaum jemand gerechnet hatte. "Wir hatten zwei Kapitäne. Meine Aufgabe war es, schon etwas früher in die Offensive zu gehen, um Druck auszuüben auf die anderen Teams. Aber dass ich so weit kommen würde, damit hatte ich nicht gerechnet“, so der 22-Jährige, der mit letzter Kraft über den Zielstrich rollte.

Dritter wurde Titelverteidiger Gilbert (+0:17), der mit Terpstra quasi die Plätze tauschte. Der 35-jährige Belgier feierte seinen dritten Platz vor Pedersens Landsmann Michael Valgren (Astana) fast wie einen Sieg - ein deutliches Zeichen für die mannschaftliche Geschlossenheit bei Quick-Step Floors, das mit Stybar auf Position zehn noch einen dritten Fahrer in die Top Ten brachte.

Weiter auf seinem zweiten Ronde-Triumph nach 2016 muss dagegen Sagan warten. Der Slowake verpasste wie alle anderen der Favoriten auch Terpstras entscheidenden Antritt und versuchte mit einer Attacke am Paterberg 14 Kilometer vor dem Ziel, seinen Fehler wettzumachen. Doch nachdem er über die Kuppe hinweg einen kleinen Vorsprung hatte herausfahren können, schaffte es Sagan nicht, den Rückstand gegenüber Terpstra merklich zu verkürzen, und auch Pedersen behauptete seine Position. Auf den letzten acht Kilometern ließ sich Sagan wieder in die Verfolgergruppe zurückfallen, um im Sprint der Geschlagenen hinter Olympiasieger Greg Van Avermaet (BMC) Rang sechs zu belegen.

"Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden. Die Beine waren gute, aber das hat heute nicht gereicht“, sagte Sagan und übte Kritik an seinen Konkurrenten. "Wenn die anderen nicht aufwachen, kann man eben nicht um den Sieg fahren. Am Ende habe ich es noch alleine versucht, aber ich konnte die Lücke nicht mehr schließen. Ich denke nun schon an Roubaix, denn meine Form ist sehr gut.“

Keine Rolle spielte im Finale John Degenkolb (Trek-Segafredo). Der Oberurseler, der nach seiner Bronchitis noch immer nicht in Top-Form ist und bereits vor dem Rennen seinen Fokus auf Paris-Roubaix richtete, kam mit 3:40 Minuten Rückstand auf Rang 32 ins Ziel. Bester deutscher Profi war der Hürther Nils Politt (Katusha-Alpecin), der mit Platz 17, 1:13 Minuten hinter Terpstra, zufrieden sein konnte.

Bei Regen und ungemütlichen Temperaturen ließ das Feld erst nach 65 schnell gefahrenen Kilometern zehn Ausreißer ziehen; bis dahin hatten es vor allem die Zweitdivisionäre, aber auch die WorldTour-Equipe Bahrain-Merida immer wieder vergeblich versucht. Die Mühe sollte sich allerdings lohnen, denn mit Vérandas Willems-Crelan, WB Aqua Protect Veranclassic, Cofidis, Sport Vlaanderen-Baloise und Roompot-Nederlandse Loterij waren fünf der sieben ProContinental-Teams vorne vertreten, als sich die Gruppe des Tages formierte.

Zu Floris Gerts und Pim Ligthart (Roompot-Nederlandse Loterij), Michael Goolaerts (Vérandas Willems-Crelan), Dimitri Peyskens (WB Aqua Protect Veranclassic), Aimé De Gendt (Sport Vlaanderen-Baloise) und Jimmy Turgis (Cofidis) gesellten sich die WorldTour-Fahrer Pascal Eenkhoorn (LottoNL-Jumbo), Ivan Garcia (Bahrain-Merida), Ryan Gibbons (Dimension Data), Filippo Ganna (UAE Team Emirates) und Marco Haller (Katusha-Alpecin), der an seinem 27. Geburtstag die Farben des Schweizer Rennstalls an der Spitze des Rennens präsentierte.

Das zunächst von Quick-Step Floors angeführte Feld gestand der Fluchtgruppe in der langen Anfahrt zum Oude Kwaremont, dem ersten der 18 Hellingen, gut fünf Minuten an Vorsprung zu, wobei sich zwischenzeitlich auch Bora-hansgrohe, Sky und BMC im Wind zeigten. Geerts fiel in dem 2,2 Kilometer und im Schnitt vier Prozent steilen, teilweise über Kopfsteinpflaster führenden Anstieg als erster der Ausreißer aus der Spitzengruppe zurück.

Bei besserem Wetter in der zweiten Rennhälfte zogen Sky und Groupama-FDJ im Feld das Tempo an, so dass sich der Rückstand bis zur Durchfahrt von Geraadsbergen auf deutlich unter drei Minuten reduziert hatte. Bei der Jagd auf die Spitzengruppe war das Feld allerdings nach einem Massensturz bei hohem Tempo geteilt worden. Rund 15 Fahrer gingen dabei zu Boden, darunter mit Oliver Naesen (AG2R) auch einer der Favoriten. Der Belgische Meister konnte das Rennen fortsetzen, überquerte die Muur von Geraadsbergen mit bereits rund zwei Minuten Rückstand auf das Feld, um sich noch vor der zweiten Überquerung des Kwaremont wieder zurückzukämpfen.

47 Kilometer vor dem Ziel ging das Rennen dann in seine entscheidende Phase. Mit dem starken Garcia und dem zwischenzeitlich nach vorn gefahrenen Belgier Thomas Devriendt (Wanty-Groupe Gobert) wurden die letzten beiden Ausreißer gestellt - und zwar von van Baarle, Langeveld und Pedersen, die sich aus dem Feld davongemacht hatten. Am Koppenberg hatte die neue Spitzengruppe nur rund 20 Sekunden auf das Feld, das nach einer Tempobeschleunigung von Terpstra auf rund 30 Fahrer zusammenschmolz. Kurz darauf attackierte Van Avermaet am nur 530 Meter langen, dafür aber bis zu 16 Prozent steilen Taaienberg, ohne jedoch für eine Selektion sorgen zu können.

Terpstra konterte schließlich eine Attacke von Vincenzo Nibali (Bahrain) auf der Kuppe des Kruisberg rund 27 Kilometer vor dem Ziel, ließ den Italiener stehen und schloss bei der dritten und letzten Überfahrt über den Oude Kwaremont zu van Baarle, Langeveld und Pedersen auf und schüttelte am vorletzten Helling des Tages alle seine Begleiter ab. Danach baute er seinen Vorsprung gegenüber den anderen Favoriten auf bis zu 40 Sekunden aus, auch weil in der Verfolgergruppe Gilbert und Stybar erfolgreich "Störfeuer“ legten und auch Sagans letzten verzweifelten Versuch am Paterberg zu kontern wussten.

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