Jasha Sütterlin im Interview

“Ich bin nicht mehr ganz so weit von den großen Namen entfernt“

Von Daniel Brickwedde

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Jasha Sütterlin (Movistar) | Foto: Cor Vos

25.03.2018  |  (rsn) - Etwas müde sei er, berichtet Jasha Sütterlin. Es ist der Vorabend zum Rennen Gent-Wevelgem und dem Movistar-Profi stecken in dieser Saison bereits fünf Etappenrennen in den Beinen. Für die anstehenden Klassiker in Flandern und bei Paris-Roubaix nimmt er sich dennoch einiges vor. Es ist das Terrain, auf das er sich künftig - neben dem Zeitfahren - spezialisieren möchte. Im Interview mit radsport-news spricht Sütterlin über anfängliche Sprachbarrieren bei seinem spanischen Team Movistar, die Tour de France sowie seinen persönlichen Zielen für 2018 und darüber hinaus.

Herr Sütterlin, die Klassikersaison ist im vollen Gange, Sie sind mittendrin. Wie fällt ihr Rückblick auf den E3 Harelbeke aus?

Jasha Sütterlin: Beim E3 hatte ich eigentlich einen guten Tag. Ich war nicht in den großen Sturz rund 100 Kilometer vor dem Ziel involviert, sondern war etwas weiter vorne in der Quick-Step-Gruppe. Dort habe ich versucht, Energie zu sparen. Als wir dann die Spitzengruppe einholten, merkte ich aber schon, dass das Tempo sehr hoch war. Es war einfach unheimlich schnell, Quick-Step ist über jeden einzelnen Berg drübergeknallt. Rund 50 Kilometer vor dem Ziel war dann die Luft raus bei mir. Da habe ich mir gedacht, ich fahre das Rennen auch nicht mehr zu Ende. Entweder ich bin vorne dabei oder ich gehe raus und versuche zu regenerieren. Auf letzter Rille das Rennen zu beenden, das wäre auch nicht hilfreich gewesen. Das werde ich bei den nächsten Rennen genauso machen.Hauptziele sind dann einfach die Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix.

Welches Rennen liegt Ihnen mehr: Roubaix oder Flandern?

Sütterlin: Von der Charakteristik her liegt mir Roubaix mehr. Im vergangenen Jahr war ich bis 25 Kilometer vor dem Ziel in der Gruppe um Peter Sagan, dann war allerdings der Akku leer und ich bin alleine ins Ziel gefahren. Aber das war eine Leistung, auf der man aufbauen kann. Im Vergleich zu den Jahren davor habe ich noch mal einen richtigen Sprung gemacht. 2017 war aber auch insgesamt noch mal ein Schritt nach vorne. Vor allem durch die Rennhärte bei der Tour de France.

Was rechnen Sie sich für Gent-Wevelgem aus?
Sütterlin: Daniele Bennati ist für das Rennen zum Team gestoßen. Er hat das perfekte Auge und weiß immer, wann man vorne sein muss. Für ihn werden wir fahren. Entweder habe ich morgen einen guten Tag oder nicht. Aber ich hoffe auf gute Beine.

Mittlerweile stehen Sie bereits im fünften Jahr in Folge beim spanischen Team Movistar unter Vertrag. Wie ist inzwischen Ihr Stellenwert?
Sütterlin: Ich habe mich Stück für Stück über die Jahre entwickelt. Ich mache meine Arbeit so gut ich kann und bekomme die Wertschätzung dafür. Das Team ist super zufrieden mit mir und ich bin super zufrieden mit dem Team. Am Anfang hatte ich noch Welpenschutz, wie jeder Neo-Profi. Das ist aber nicht mehr so. Wenn ich einen Fehler mache, dann wird mir das auch gesagt.

Wie sieht es mit der Sprachbarriere aus?

Sütterlin: Es gibt immer noch keinen englischsprachigen Sportlichen Leiter. Als ich unterschrieben habe, musste ich einen Sprachkurs nehmen und diesen durchgängig besuchen. Mittlerweile beherrsche ich die Sprache allerdings halbwegs. Im Rennfunk war das nie ein Problem, der wurde relativ einfach gehalten. Die Ansprache vor dem Rennen war jedoch schwieriger. Entweder übersetzte mir dann der Sohn vom Teamchef Eusebio Unzue oder einer der Fahrer die Anweisungen. Mittlerweile verstehe ich aber alles und weiß immer Bescheid.

Ausdruck Ihrer Wertschätzung im Team war auch Ihr Debüt bei der Tour de France im vergangenen Jahr. Der letzte Schritt, um sich als kompletter Radprofi zu fühlen?
Sütterlin: Wenn du am Start stehst, ist das natürlich schon ein wahnsinniges Gefühl. Aber dann willst du natürlich auch bis nach Paris kommen. Ich bin ein Jahr älter und habe früher angefangen mit dem Radsport als Rick Zabel. Wir sind aber zusammen im Sport aufgewachsen. Und obwohl er für ein anderes Team fuhr (Katusha-Alpecin, d. Red.), haben wir zusammen das Ziel in Paris erreicht und er war der erste, den ich umarmte, weil wir es beide geschafft hatten.

Wie sieht es mit einem Start bei der Tour de France 2018 aus?
Sütterlin: Für die Tour in diesem Jahr bin ich im erweiterten Kandidaten-Kreis. Der endgültige Kader wird eine oder zwei Wochen vor dem Start der Tour bekanntgegeben. Da hängt es natürlich davon ab, wie man in den Rennen vorher abschneidet und in welcher Form man ist. Paris-Roubaix wird für mich zunächst das letzte Rennen sein, dann habe ich eine längere Pause und werde ich mich Stück für Stück auf die Tour vorbereiten – unter anderem mit einem Höhentrainingslager. Das einzige Rennen vor der Tour der France wird für mich die Tour de Suisse sein.

Bei Movistar stehen Sie noch bis zum Ende der Saison 2019 unter Vertrag. Welche Pläne verfolgen Sie und das Team langfristig?

Sütterlin: Auf jeden Fall schauen wir auf die Klassiker, da will ich mich in Zukunft spezialisieren. Und natürlich auf das Zeitfahren. Letztes Jahr konnte man bei der BinckBank Tour (Sütterlin wurde Gesamtelfer, d. Red.) und anderen Rennen sehen, dass ich nicht mehr ganz so weit von den großen Namen entfernt bin. Das nehme ich als gutes Zeichen. Rundfahrten wie die BinckBank Tour, aber auch Eintagesrennen wie in Kanada oder Plouay, wo es wellig ist, aber es keine super langen Berge gibt, liegen mir. Daran möchte ich arbeiten.

Blicken wir auf diese Saison. Wo liegen 2018 Ihre Ziele?
Sütterlin: Dieses Jahr habe ich aber ein wenig Pech mit dem Rennprogramm. Ein paar Fahrer sind ausgefallen und ich musste bei einigen Rennen einspringen. Das macht sich nun bezüglich der Form bemerkbar. Ich bin nicht mehr ganz so frisch. Das Hauptziel war, bei Paris-Roubaix unter die ersten 20 zu fahren, aber da muss ich nun sehen, wie ich drauf bin. Bei Tirreno-Adriatico habe ich bereits gemerkt, dass die Form ein wenig nach unten geht. Vielleicht habe ich in der Woche nach der Flandern-Rundfahrt noch ein wenig Zeit, mich zu erholen. Und dann möchte ich definitiv ins Tour-Aufgebot.

Welche Rolle spielt das Zeitfahren bei der deutschen Meisterschaft? Immerhin sind Sie in den vergangenen beiden Jahren hinter Tony Martin jeweils Vizemeister geworden.
Sütterlin: Da muss man sehen, wie die Strecke ist. Die kenne ich noch nicht genau. Aber natürlich ist es ein Ziel, vielleicht dieses oder nächstes Jahr Tony Martin bei der deutschen Meisterschaft zu schlagen.

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