Tirreno: Caruso wieder im Blauen Trikot

Landa siegt im Bergsprint, Thomas verliert Kette und die Führung

Foto zu dem Text "Landa siegt im Bergsprint, Thomas verliert Kette und die Führung "
Mikel Landa (Movistar) feiert seinen Sieg auf der Königsetappe von Tirreno - Adriatico. | Foto: Cor Vos

10.03.2018  |  (rsn) - Auch auf der Königsetappe des 53. Tirreno - Adriatico sah es so aus, als ob Team Sky wie bereits gestern alles im Griff hätte. Zwar konnte Tour-und Vuelta-Sieger Chris Froome im oberen Teil des rund 13 Kilometer langen Schlussanstiegs dem Tempo nicht mehr folgen. Doch mit Michal Kwiatkowski und Geraint Thomas war der britische Rennstall noch prominent in der Favoritengruppe vertreten, die im Finale Jagd auf fünf Ausreißer machte, die sich kurz zuvor gelöst hatten und nur wenige Sekunden Vorsprung aufwiesen.

Auf dem Schlusskilometer jedoch warf ein Defekt bei Thomas alle Sky-Planungen über den Haufen. Der Waliser musste sein Rad wechseln und war damit das Blaue Trikot des Gesamtführenden los, das sich wieder Damiano Caruso zurückholte - der Italiener war nach dem Auftaktsieg von BMC im Teamzeitfahren bereits für einen Tag der Spitzenreiter der Fernfahrt. Thomas musste das Führungstrikot ebenfalls nach nur einer Etappe wieder abgeben und fiel mit 26 Sekunden Rückstand gegenüber Caruso auf Rang fünf des Klassements zurück.

Im Kampf um den Etappensieg hätte der Waliser so oder so wohl nicht mehr eingreifen können. Den holte sich nach 219 Kilometern von Foligno nach Sarnano Sassotetto an der dortigen Bergankunft der Spanier Mikel Landa (Movistar) im Sprint knapp vor dem Polen Rafal Majka (Bora-hansgrohe) und dem Neuseeländer George Bennett (LottoNL-Jumbo).

Der 28-jährige Landa war gut drei Kilometer vor dem Ziel aus der Verfolgergruppe herausgeprescht und hatte im Handumdrehen den Anschluss zu Majka, Fabio Aru (UAE Team Emirates), Miguel Angel Lopez (Astana) und Ben Hermans (Israel Cycling Academy) geschafft. Danach bestimmte der Baske weitgehend das Tempo, setzte sich in der letzten Kurve vor Majka und sicherte sich souverän den ersten Sieg im Movistar-Trikot.

“Ich habe gesehen, dass Sky mit einigen Fahrern vertreten war und habe beschlossen, noch ein bisschen zu warten, weil wir noch so weit weg vom Ziel waren, als Lopez attackierte. Ich habe die Fahrer arbeiten lassen und auf die finale Attacke gewartet“, sagte Landa im Ziel. “Ich bin in einem neuen Team. Ich bin in guter Form und wenn man so bei einem neuen Team beginnt, dann gibt dir das mehr Selbstvertrauen.“

"Ehrlich gesagt, es ist schade, dass ich den Etappensieg auf den letzten Metern verloren habe, nach so einem langen und harten Anstieg bei der heutigen Königsetappe. Aber ich bin ziemlich zufrieden mit meiner Performance und dem Ergebnis“, sagte Majka, der nach seinem gestrigen Sturz mit bandagiertem Arm unterwegs war, was den 28-jährigen aber nicht weiter behinderte. "Ich bin froh, dass ich keine ernsthaften Verletzungen gestern erlitten habe. Es tat manchmal weh, aber aufgrund meiner Prellungen und Abschürfungen war das klar.“

Große Verlierer des Tages waren zwar die Sky-Profis, dennoch hat das britische Team im Kampf um den Gesamtsieg noch zwei heiße Eisen im Feuer, zumal zum Abschluss der Fernfahrt noch das traditionelle Zeitfahren in San Benedetto auf dem Programm steht. Außerdem liegt Caruso, alles andere als ein Spezialist im Kampf gegen die Uhr, im Gesamtklassement gerade mal eine Sekunde vor Kwiatkowski und elf vor dem Niederländer Wilco Kelderman (Sunweb), der nach dem sturzbedingten Ausfall von Tom Dumoulin nun alleiniger Kapitän des deutschen Rennstalls ist und ebenso wie Kwiatkowski zu den starken Zeitfahrern gehört. Landa belegt mit 20 Sekunden Rückstand Rang vier, gefolgt von Thomas, der 40 Sekunden hinter seinem letztjährigen Teamkollegen ins Ziel kam und mit 26 Sekunden Rückstand auch noch in Schlagdistanz zum Blauen Trikot liegt.

"Ich muss jetzt auf die Resultate warten, aber das ist wirklich frustrierend. Es lief alles so gut und ich habe mich gut gefühlt“, sagte Thomas, dessen Kette beim Wechsel auf das Große Blatt herabgesprungen war. Vergeblich versuchte er, den Schaden selbst zu beheben, um dann doch auf ein Ersatzrad umsteigen zu müssen. "Es ist einfach nur lächerlich. Aber noch gibt es ein paar Renntage“, sagte der 31-Jährige im Ziel.

Ehe es im Schlussanstieg zum erwarteten Showdown der Favoriten kam, gestand das von Sky angeführte Feld den Ausreißern Mads Pedersen (Trek-Segafredo), Antoine Duchesne (Groupama-FDJ), Nicola Bagioli (Nippo-Vini Fantini), Jacopo Mosca (Wilier Triestina), Krists Neilands (Israel Cycling Academy) und Alexander Vlasov (Gazprom-Rusvelo) einen Vorsprung von mehr als sechs Minuten zu.

Die beiden Italiener, die am dritten Tag in Folge als Ausreißer unterwegs waren teilten sich die Sonderwertungen untereinander auf. Mosca baute so eine Führung in der Punktewertung aus, Nicola Bagioli die in der Bergwertung. Nach dem letzten Zwischensprint war der Arbeitstag des Duos beendet, an der Spitze blieben noch der Lettische Meister Neilands und Vlasov, die allerdings rund sieben Kilometer vor dem Ziel eingefangen waren.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Astana Team Sky an der Spitze abgelöst, um seinem Kapitän Lopez eine Attacke vorzubereiten. Der Kolumbianer trat bereits auf den letzten knapp sechs Kilometern an, gefolgt von Majka, Aru und Hermans, während im Feld wieder die Helfer des Blauen Trikots die Kontrolle übernommen hatte.

Doch offensichtlich hatte sich Lopez an diesem winterlichen Tag übernommen, denn zunächst konnte er Tempobeschleunigungen des sehr stark wirkenden Majka nur mit Mühe parieren, um dann doch den Anschluss zu verlieren. Mit Leichtigkeit zog Landa, der 3,5 Kilometer vor dem Ziel aus dem kleinen Feld heraus angegriffen hatte, an Lopez vorbei und schloss zu Majka, Aru und Hermans auf. Gemeinsam mit dem Polen hängte der Movistar-Neuzugang schließlich auch den Italienischen Meister und den Belgier ab.

Erst auf den letzten Metern erhielten die beide noch Begleitung von Bennett, der sich aus der Favoritengruppe gelöst hatte, wo sich die Dinge nach Thomas Defekt überstürzten. Romain Bardet (AG2R) hatte das Finale eröffnet, ohne jedoch die immer kleiner werdende Lücke zur Spitze schließen zu können. Das gelang dagegen Bennett, doch der Neuseeländer musste sich schließlich im Sprint mit Rang drei begnügen. Mit sechs Sekunden Rückstand führte Aru die erste Verfolgergruppe ins Ziel und sicherte sich noch den vierten Platz, gefolgt von Hermans, dem erneut starken Tiesj Benoot (Lotto Soudal) - der neuer Träger des Nachwuchstrikots ist -, Bardet und Kelderman.

Mehr Informationen zu diesem Thema

13.03.2018Kwiatkowski bereit für die “Primavera“-Titelverteidigung

(rsn) - Sky-Chef Dave Brailsford kann sich glücklich schätzen, dass er Michal Kwiatkowski in den Reihen seiner Mannschaft hat. Der Allrounder holte sich am Dienstag den Gesamtsieg bei der Fernfahrt

13.03.2018Highlight-Video der 7. Etappe von Tirreno - Adriatico

(rsn) - Michal Kwiatkowski (Sky) hat den 53. Tirreno-Adriatico gewonnen. Im abschließenden Zeitfahren von San Benedetto del Tronto reichte dem Polen Rang zwölf, um sein Blaues Trikot  vor dem Itali

13.03.2018Mosca gewinnt Punktewertung ohne ein Top-100-Resultat

(rsn) - Der 108. Platz auf der 3. Etappe in Trevi war das beste Tagesergebnis von Jacopo Mosca (Wilier Triestina - Selle Italia) bei der 53. Austragung von Tirreno-Adriatico. Blättert man in den Aufz

13.03.2018Benoot überrascht sich an der Adria mehr als bei Strade Bianche

(rsn) - 2018 scheint zum endgültigen Durchbruch für Tiesj Benoot (Lotto Soudal) zu werden. Der 24-jährige Belgier, der seit seinem fünften Platz bei der Flandern-Rundfahrt 2015 als der kommende Kl

13.03.2018Dennis in San Benedetto nicht zu schlagen - außer von Cancellara

(rsn) - Mehr als anderthalb Stunden saß Rohan Dennis (BMC) in San Benedetto del Tronto auf dem ´Hot Seat´ des Zeitschnellsten, bevor er sich Etappensieger im Schlusszeitfahren von Tirreno-Adriatico

13.03.2018Kwiatkowski: Herrscher zwischen den Meeren

(rsn) - Als Edelhelfer zum Gesamtsieg: Michal Kwiatkowski (Sky) hat sich die Gesamtwertung der 53. Austragung von Tirreno - Adriatico gesichert. Dem Polen genügte im abschließenden Einzelzeitfahren

13.03.2018Kwiatkowski feiert Gesamtsieg, Dennis holt das Zeitfahren

(rsn) - Auf nasser Straße konnte Michal Kwiatkowski (Sky) in den Kampf um den Tagessieg beim Abschluss-Zeitfahren des 53. Tirreno-Adriatico zwar nicht mehr eingreifen. Doch Platz zwölf genügte dem

13.03.2018Sagan beweist mit starker Aufholjagd seine Top-Form

(rsn) - 17., Vierter, Zweiter, Zehnter, Vierter, Zwölfter, Zweiter - so lesen sich die bisherigen Ergebnisse von Peter Sagan (Bora-hansgrohe) bei Mailand-Sanremo. Am kommenden Samstag soll es nun end

13.03.2018Die Statistik spricht für Caruso, aber was heißt das schon?

(rsn) - Wenn am Nachmittag in San Benedetto del Tronto die 53. Auflage von Tirreno-Adriatico zu Ende geht, dann tut sie das mit einem Sekundenkrimi - so viel steht bereits vor dem Abschlusszeitfahren

13.03.2018Startzeiten zum Einzelzeitfahren in San Benedetto del Tronto

(rsn) - Die Entscheidung über den Gesamtsieg beim 53. Tirreno-Adriatico fällt im zehn Kilometer langen Einzelzeitfahren von San Benedetto del Tronto heute um 15:59 Uhr. Dann nämlich wird Michal Kwi

13.03.2018Vorschau auf die Rennen des Tages / 13. März

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? Ab sofort gibt Ihnen radsport-news.com kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf

12.03.2018Bora-hansgrohe: Offensive Tirreno-Taktik nicht vom Erfolg gekrönt

(rsn) - Auf dem Papier war die 6. Etappe von Tirreno - Adriatico eine Angelegenheit für die Sprinter. Deshalb war anzunehmen, dass auch das Team Bora-hansgrohe alle Kräfte darauf bündeln würde, um

Weitere Radsportnachrichten

15.11.2024Fährt Cavalli künftig für dsm-firmenich – PostNL?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

15.11.2024Im Schatten von Behrens und Teutenberg voll überzeugt

(rsn) – Auch wenn er in seiner ersten U23-Saison im Schatten seiner Teamkollegen Niklas Behrens und Tim-Torn Teutenberg stand, die beide den Sprung zu den Profis schafften, kann Louis Leidert (Lidl

15.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine