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06.03.2018 | (rsn) - Auf der Zielgerade schien Luis Leon Sanchez (Astana) fast schon egal zu sein, dass ihm der Franzose Jonathan Hivert (Direct Energie) in Chatel-Guyon den Tagessieg auf der 3. Etappe bei Paris - Nizza weggeschnappt hatte.
Der Spanier zog den Schlussspurt einer dreiköpfigen Spitzengruppe an, nachdem er die letzten drei Kilometer des Tages ununterbrochen von vorne gefahren war und reagierte kaum mehr, als Hivert 150 Meter vor dem Ziel aus seinem Windschatten heraus vorbeizog und zum Sieg spurtete. Sanchez hatte jetzt schon den 'Trostpreis' im Blick: das Gelbe Trikot. Und das durfte sich der 34-Jährige, der die Fernfahrt vor neun Jahren bereits einmal gewann, dann auch überstreifen.
"Ich wollte die Etappe gewinnen, aber das Trikot ist ein schöner Trost", sagte der neue Träger des maillot jaune im Ziel. "Jetzt werde ich mein Bestes geben, um es zu behalten. Paris - Nizza geht morgen erst richtig los." Am Mittwoch wartet zwischen La Fouillouse und Saint-Etienne ein 18,4 Kilometer langes Einzelzeitfahren und am Wochenende stehen mit der Bergankunft von Valdeblore La Colmiane sowie der klassischen Schlussetappe rund um Nizza zwei weitere harte Prüfungen auf dem Programm.
"Die letzten zwei Etappen werden extrem schwer, besonders mit dem langen Anstieg am Samstag. Die Favoriten haben ihr letztes Wort noch nicht gesprochen", ist sich Sanchez sicher und bremste so die Euphorie um seinen Coup, der ihm aber immerhin ein ordentliches Polster von rund 40 Sekunden gegenüber den anderen Kandidaten auf den Gesamtsieg bescherte. "Tim Wellens ist sehr stark, wie er mit seinem Sieg in Andalusien gezeigt hat, Julian Alaphilippe wird besonders motiviert sein und dann ist da noch Wout Poels. Es ist noch lange nicht vorbei", so Sanchez.
Für Hivert war der Sieg nach 210 Kilometern bereits der dritte in dieser Saison, nachdem er Mitte Februar die zweitägige Tour du Haut Var Matin (Kat. 2.1) mit zwei Tageserfolgen für sich entschieden hatte.
"Ich hatte in den letzten Jahren Probleme mit den Knien und habe mich operieren lassen. Jetzt ist alles wieder in Ordnung. Ich bin wieder da und es läuft wirklich gut. Ich bin echt glücklich", freute sich der Franzose, der als endschnellster Mann des Spitzenreiter-Trios wusste, dass er im Finale Ruhe bewahren musste. "In meinem Kopf wusste ich schon, dass ich gewinnen würde. Aber ich musste es eben erst noch tun", sagte er im Siegerinterview.
Hinter Hivert und Sanchez kam der ehemalige WorldTour-Profi Rémy Di Grégorio vom ProContinental-Team Delko Marseille Provence KTM auf den dritten Rang und komplettierte das 'Podium der Oldies', bestehend aus zwei 32-jährigen Franzosen und einem 34-jährigen Spanier. Das Trio hatte sich rund 18 Kilometer vor dem Ziel auf der 30,5 Kilometer langen Schlussrunde um Chatel-Guyon aus einer zu diesem Zeitpunkt bereits stark dezimierten Favoritengruppe von rund 25 Mann abgesetzt und rund eine Minute Vorsprung herausgefahren.
Am Ende brachten die Ausreißer davon noch 38 mit ins Ziel, so dass Sanchez das 'Rennen zur Sonne' nun mit 29 Sekunden Vorsprung vor Auftaktsieger Arnaud Démare (Groupama-FDJ) anführt. Der Franzose gewann den Sprint des Hauptfeldes und wurde Vierter.
Démare war genau wie André Greipel (Lotto Soudal), der Tagessechster wurde, in der ersten Hälfte der Schlussrunde abgehängt worden, als es am Cote de Charbonnières (3. Kat.) zu Attacken einiger Mitfavoriten auf den Gesamtsieg kam. Auf den meist abschüssigen 20 Schlusskilometern kamen beide aber mit einer größeren Gruppe von hinten wieder an die Favoriten heran.
Nicht im Ziel angekommen sind dagegen die Sprinter Phil Bauhaus (Sunweb) und Sam Bennett (Bora-hansgrohe), die nach knapp 90 Kilometern an der Verpflegungskontrolle das Rennen aufgaben.
Zu Beginn der Etappe prägte zunächst ein Ausreißertrio mit Hiverts Teamkollegen Fabien Grellier (Direct Energie) sowie Jay Robert Thomson (Dimension Data) und Przemyslaw Kasperkiewicz (Delko Marseille Provence KTM) das Bild. Die Drei fuhren bis zu 7:40 Minuten Vorsprung heraus, doch rund 70 Kilometer vor dem Ziel ließ Grellier seine Begleiter stehen, um sich nach der ersten auch die zweite der drei Bergwertungen des Tages zu sichern. Anschließend blieb er als Solist an der Spitze, bis er 35 Kilometer vor dem Ziel vom Hauptfeld geschluckt wurde.
Auf der Schlussrunde attackierte 25 Kilometer vor dem Ziel Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors) und zog den Belgier Tim Wellens (Lotto Soudal) mit. Das Duo bekam kurz darauf Begleitung von Jakob Fuglsang (Astana) und weitere zwei Kilometer später kurz nach dem Bergpreis am Cote de Charonnières auch von Lilian Calmejane (Direct Energie) sowie Ion Izagirre (Bahrain-Merida). Doch das Quintett gefiel der Konkurrenz nicht, und so wurde es 21 Kilometer vor dem Ziel von den anderen Favoriten wieder eingeholt.
Rund 25 Mann erreichten gemeinsam am Ende des auch nach der Bergwertung noch weiterführenden Anstiegs den zweiten Zwischensprint des Tages, wo sich Fuglsang vor seinem ehemaligen Teamkollegen Roman Kreuziger (Mitchelton-Scott) drei Bonifikations-Sekunden sicherte. Die Sprinter um Démare und Greipel lagen zu diesem Zeitpunkt bereits über eine Minute zurück.
In der Abfahrt folgte schon bald der letztlich gewinnbringende Angriff von Fuglsangs Teamkollege Sanchez, bei dem Di Grégorio und Hivert mitsprangen. Hinter ihnen störte das Astana-Team in der Verfolgergruppe immer wieder die Nachführarbeit und der Abstand zwischen dem Spitzenreiter-Trio und der rund 20-köpfigen Favoritengruppe wuchs kontinuierlich an, bis diese von hinten immer mehr Zuwachs bekam. Beim Zusammenschluss der Verfolgergruppen rund zehn Kilometer vor dem Ziel standen 55 Sekunden Rückstand zur Spitze auf der Uhr, und auch wenn der Abstand im Finale noch einmal etwas zusammenschmolz, beeindruckte Sanchez mit einem Parforce-Ritt an der Spitze, der ihn ins Gelbe Trikot führte.
Zwar attackierte Di Grégorio auf den zwei Schlusskilometern noch zwei Mal, doch der Astana-Routinier ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, fuhr sein Tempo weiter und holte so mit Hivert an seinem Hinterrad das Optimum für die Gesamtwertung heraus. Gut 200 Meter vor dem Ziel ging Sanchez schließlich aus dem Sattel, um den Sprint um den Sieg zu eröffnen, doch als Hivert dann an ihm vorbeizog, hielt er nicht mehr dagegen, sondern brachte seinen Vorsprung auf die Kontrahenten im Kampf um Gelb lediglich noch sicher ins Ziel.
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