Berliner neuer Sportlicher Leiter beim Team Tirol

Hahn: “Das Projekt hat mich begeistert“

Von Christoph Adamietz

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Jochen Hahn war 2017 Sportlicher Leiter bei Heizomat | Foto: Team Heizomat

03.01.2018  |  (rsn) – Jochen Hahn wird in der kommenden Saison als Sportlicher Leiter beim österreichischen U23-Continental-Team Tirol tätig sein. Dies bestätigte der Berliner im Gespräch mit radsport-news.com. "Das Projekt hat mich begeistert. Das Team ist auf internationale Nachwuchsfahrer ausgerichtet, verfügt über einen tollen Rennkalender und die Stimmung im ersten Teamtrainingslager am Gardasee war richtig gut“, so Hahn, dessen neues Team zu einer Top-Mannschaft im U23-Bereich entwickeln will.

Hahn war nach der Auflösung des Teams Stölting 2017 als Sportlicher Leiter beim Drittdivisionär Heizomat an der Seite von Teamchef Markus Schleicher im Einsatz. "Ich hatte im Herbst 2016 für Manuel Porzner ein Team gesucht und wurde mit Markus Schleicher einig. In diesem Zug hat er mich gefragt, ob ich auch für das Team als Sportlicher Leiter tätig sein wollte“, erklärte Hahn.

Allerdings hielten sich seine Einsätze als Sportlicher Leiter in Grenzen, denn das Team kam auf nur rund zehn UCI-Renntage. "Es war für mich ein bisschen back totheroots, es war alles recht entspannt. Die Stimmung in der Mannschaft war gut, aber wir hatten einfach zu wenig Rennen“, befand Hahn, der die Mannschaft auch bei der Rad-Bundesliga betreute, in der Heizomat Rang zwei in der Gesamtwertung belegte.

Hahn versuchte zudem, den Rennkalender etwas aufzupäppeln, doch letztlich fehlte dem Team dafür das Geld. "Einige Fahrer wie Johannes Adamietz sind aber auch in der Nationalmannschaft gefahren und kamen so noch auf ihre Einsätze“, so der 55-Jährige, der sich überrascht davon zeigte, dass Heizomat mit dem rad-net Rose-Team fusioniert. "Damit hätte ich so nicht gerechnet.“

Nachdem Heizomat-Teamchef Schleicher Anfang Oktober – damals stand die Fusion mit rad-net noch nicht zur Debatte – Hahn mitteilte, dass man auch 2018 keinen besseren Rennkalender erwarten könne, begab sich Hahn für Porzner erneut auf Teamsuche und wurde schnell mit Thomas Pupp einig, dem Manager von Team Tirol.

"Ich hatte mehrere Mannschaften kontaktiert, aber von Tirol kam sofort eine Antwort. Thomas Pupp teilte mir mit, dass man künftig auf U23-Fahrer setzen wolle und auch noch einen Sprinter suche. Also habe ich mit meiner Anfrage wegen Manuel Porzner offene Türen eingerannt“, berichtete Hahn, der zudem den talentierten Kletterspezialisten Adamietz beim österreichischen Drittdivisionär unterbringen konnte. Für die beiden Fahrer wird Hahn auch in der kommenden Saison als Trainer arbeiten. "Damit bin ich neben meinem Rad-Laden und meiner Tätigkeit als Sportlicher Leiter auch genug ausgelastet“, erklärte er.

Das Team Tirol, in dessen Aufgebot 2018 mit Johannes Schinnagel und Georg Zimmermann bei Tirol noch zwei weitere Deutsche Nationalfahrer zu finden sind, wird voraussichtlich im Februar auf Zypern und in der Türkei in die Saison einsteigen. Es folgen einige Eintagesrennen und die Istrian Spring Trophy in Kroatien. Erstes Highlight ist im April die schwere Tour ofthe Alps durch Tirol und Südtirol.

"Dort erwarten wir keine Wunderdinge von den Jungs, es wird für sie eine große Herausforderung“, sagte Hahn, der als weiteren Saisonhöhepunkt die Österreich-Rundfahrt erwähnte. Zudem sei man zuversichtlich, auch eine Einladung zum Baby Giro zu erhalten. "Gerade diese Mehretappenrennen bringen die jungen Fahrer weiter“, erklärte der Diplomphysiker. Ein großes Ziel wird für das Team Tirol auch die Heim-WM in Innsbruck sein. "Die Strecke führt direkt an unserem Service Course vorbei. Wir wollen uns für das Teamzeitfahren qualifizieren und natürlich auch so viele Einzelstarter wie möglich mit ihren Nationalmannschaften am Start sehen“, kündigte Hahn an.

Ein Radsport-Projekt wie das Team Tirol mit den größten nationalen und auch internationalen Talenten im Kader vermisst Hahn in Deutschland. "Die Lage ist dramatisch. Immer mehr Teams machen zu, was meiner Meinung auch daran liegt, dass er hierzulande kaum mehr Rennen gibt. Welcher Sponsor steigt da schon ein?“, fragte er skeptisch.

Dass sich 2018 erstmals seit längerer Zeit kein deutscher Nachwuchsfahrer einen Profivertrag sichern konnte, bedauert Hahn zwar. Eine Tendenz will er daraus aber noch nicht ableiten. "Wir haben schon noch gute Nachwuchsfahrer, denen ich den Sprung zu den Profis zutraue. Aber in der Breite gibt es tatsächlich weniger Talente“, befand er.

Ein Team wie Stölting, das unter seiner Leitung große deutsche Talente wie Nils Politt, Lennard Kämna, Phil Bauhaus und Silvio Herklotz hervorbrachte und 2016 sogar mit einer ProContinental-Lizenz ausgestattet war, fehlt dem deutschen Radsport im Moment. Nachtrauern wollte Hahn dieser Entwicklung aber nicht. "Es waren vier schöne Jahre bei Stölting. Es war aber klar, dass irgendwann ein Co-Sponsor einsteigen musste, doch der konnte leider nicht gefunden werden“, sagte er.

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