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26.12.2016 | (rsn) - Vor den letzten beiden Bergetappen des Giro d'Italia 2016 schienen die Trauben bereits verteilt. Kaum jemand hätte noch damit gerechnet, dass die Gesamtwertung einen derartig dramatischen Umsturz erfahren würde. Steven Kruijswijk hatte im Kampf um das Rosa Trikot einen Vorsprung von drei Minuten auf Esteban Chaves, 3:23 auf Alejandro Valverde und gar 4:43 auf Vincenzo Nibali.
Auf dem Weg nach Risoul war es dann allerdings dem Offensiv-Geist von Chaves und Nibali zu verdanken, dass das Klassement der Italien-Rundfahrt „neu gemacht“ wurde.
Bei der Auffahrt zum 2.744 Meter hohen Colle dell'Agnello brachte Chaves mit seinem Orica-Team das Rennen zum Explodieren. Der Kolumbianer sprengte die Favoritengruppe mit zwei Antritten. Nibali machte kurz vor dem Gipfel Tempo und hielt den Druck auf Kruijswijk in der Abfahrt aufrecht.
Und dann war es passiert: Nibali und Chaves fuhren auf der letzten Rille durch eine Linkskurve, Kruijswijk versteuerte sich und landete in einer Schneewand. Sein Rad war kaputt und der Giro-Sieg wieder in der Verlosung.
Die beiden Angreifer zogen ihre Aktion in der Abfahrt weiter, bekamen durch ihre Teamkollegen Rubén Plaza und Michele Scarponi Hilfe, während Kruijswijk in Panik geriet. Keine Teamkollegen in Sicht, dazu musste der Niederländer lange warten, ehe er eine neue Rennmaschine bekam. Bis zum Fuße des Schlussanstiegs nach Risoul hatte der Träger des Rosa Trikots über zwei Minuten auf seine Rivalen verloren. Nibali ergriff die Initiative, hängte Chaves ab und feierte ein kaum mehr für möglich gehaltenes Comeback.
Am Ende eines denkwürdigen Tages schlüpfte Chaves erstmals in seiner Karriere in das Maglia Rosa, Nibali hatte fast fünf Minuten in der Gesamtwertung aufgeholt, und der Giro erlebte einen Umsturz, wie es ihn lange nicht mehr gegeben hatte.
Selten zuvor schrieb eine einzelne Etappe so viele Geschichten, selten zuvor zeigte der Radsport an einem einzigen Tag alle seine Facetten - die schönen wie die brutalen. Kruisjwijk verlor auf dramatische Art und Weise sein Rosa Trikot und musste erkennen, wie grausam der Radsport sein kann. Ein Fahrfehler kostete ihn den größten Sieg seiner Karriere. Womöglich wäre ihm das mit einer besser besetzten Mannschaft nicht passiert. Aber so musste der 29-Jährige alle Attacken selbst parieren und hatte keinerlei Unterstützung nach seinem Sturz.
Die neben Nibali zweite große Nummer dieses Tages war Chaves. Der Südamerikaner wurde für seinen Mut mit dem Rosa Trikot belohnt. Am folgenden Tag zeigte sich, dass es in diesem Jahr noch eine Nummer zu groß für ihn war. Trotzdem ist dies eine der wundervollen Geschichten, wie sie nur der Radsport schreibt. Schließlich hätte vor drei Jahren wohl niemand mehr einen Cent auf Chaves gesetzt, nachdem er bei der Trofeo Laigueglia schwer gestürzt war und seine Karriere auf dem Spiel stand.
Und dann war da ja noch Nibali, der zunächst weit hinter den Erwartungen zurückblieb und in seiner Heimat hart kritisiert wurde. In über 2.000 Metern Höhe wurde der Sizilianer am Colle dell'Agnello zunächst abgehängt, fasste aber neuen Mut und unternahm einen letzten Versuch, dieses Italien-Rundfahrt noch aus dem Feuer zu reißen.
Es war ein Angriff, auf den ganz Italien fast drei Wochen sehnsüchtig gewartet hatte. Sein Unterfangen gelang vor allem aufgrund von Kruijswijks Missgeschick, aber die filmreife Inszenierung dieses Rennens war dem Mut von Nibali und Chaves zu verdanken, zweier Fahrer, die sich in einem zunehmend roboterhaften Radsport nicht scheuten, zu unkonventionellen Taktiken zu greifen und alles auf eine Karte zu setzen. Das Sprichwort "lieber vorne sterben als hinten nichts erben" trifft hier auf besonders beeindruckende Weise zu.
Fünf Kilometer vor dem Ziel ließ der Giro-Sieger von 2013 seinen Begleiter Chaves stehen und stürmte solo dem Etappensieg entgegen. Nach seinem Triumph brach der sonst so nüchterne Nibali in Tränen aus. Nicht nur, weil er gerade eines der unglaublichsten Comebacks der Radsport-Geschichte hingelegt hatte, sondern auch, weil wenige Tage zuvor Rosario Costa, der im Nachwuchsteam von Nibali fuhr, ums Leben gekommen war. Der Sizilianer war im Gedanken bei Rosario und widmete seinen Sieg in Risoul dem tragisch verunglückten Nachwuchssportler.
Der 27. Mai 2016 ist und bleibt für mich ein Tag, an den man sich noch in Jahren erinnern wird. Schließlich hatte es solch einen Umsturz der Gesamtwertung kurz vor dem Ende einer großen Rundfahrt schon lange nicht mehr gegeben. Wenn auch für viele das bittere Schicksal von Steven Kruijswijk hängen blieb, so war dies nur möglich, weil Chaves und Nibali eine verwegene Attacke ritten - eine Tugend, die im modernen Radsport viel zu selten zu finden ist.
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