Klassische Renner stagnieren - Gravel-Bikes und E-Racer bringen neuen Schwung

Der Rennrad-Markt im Wandel

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| Foto: Cannondale

01.07.2019  |  Die Tour de France steht vor der Tür. Drei Wochen lang quälen ab Samstag sich die besten Radfahrer der Welt wieder durch Frankreich – ein Spektakel an der Strecke und am Bildschirm. Für die Rad-Hersteller ist die Tour eine tolle Gelegenheit, neue Produkte zu zeigen.

Doch der Radmarkt wandelt sich: Der klassische Renner scheint weniger attraktiv, Gravelbikes und E-Racer machen das Rennen. Der pressedienst-fahrrad gibt eine Überblick zu den aktuellen Entwicklungen.

Zum Start der Frankreich-Rundfahrt stellen die namhaften Rennrad-Hersteller
und Team-Sponsoren die neuen Hightech-Maschinen vor. Sie zeigen damit nicht nur das Material der Profis, sondern spiegeln den aktuellen Stand der Technik. Was heute bei der Tour gefahren wird, ist für viele Hobbyfahrer zwar unerschwinglich - dennoch lohnt sich der Blick...

„Profi-Fahrer sind heute viel schneller unterwegs als früher. Außerdem haben sie sehr konkrete und unterschiedliche Ansprüche an ihr Fahrrad – nicht nur für sehr verschiedene Strecken, sondern auch andere Renn-Situationen. Auf diese Entwicklungen müssen wir uns als Schaltungs-Experten selbstverständlich einstellen“, erklärt Géraldine Bergeron vom Komponenten-Hersteller Sram.

Ein Ergebnis ist die neue Funkschaltung
„Red eTap AXS“ (ab 2860 Euro) mit zwölf Ritzeln in der Kassette am Hinterrad. Sie ermöglicht schnellere und präzisere Schaltvorgänge mit feineren Abstufungen als mechanische Modelle und kommt ganz ohne Kabel aus. In der dazugehörigen AXS-App lässt sich die Schaltung detailliert auf persönliche Vorlieben einstellen.

„Durch die Konnektivität ergeben sich für die Fahrer neue Möglichkeiten, um die optimale persönliche Einstellung zu finden und die Leistung zu verbessern. Auch Mechaniker können davon profitieren: Einmal richtig eingestellt, muss die Schaltung nicht mehr nachjustiert werden“, weiß Bergeron.

Hinzu kommt: Schaltzüge können nicht mehr
verschleißen und die Schalt-Performance bleibt länger auf einem konstant hohen Niveau. Alles zusammengenommen, verbessert es den Sport und ist auch langfristig für den Hobby-Sportler eine interessante Option. Die Schaltung ist dabei ein Teil der Gesamtentwicklung. Rennräder werden stetig effektiver, aerodynamischer und so auch schneller.

„Durch verbesserte Rohrformen konnten wir die Steifigkeit des Rahmens bei unseren neuen Modellen weiter verbessern und so die Rennräder deutlich stabiler und schneller machen. Tests zeigen, dass dadurch bis zu 30 Watt eingespart werden können“, verrät Philipp Martin vom US-Hersteller Cannondale, der dieser Tage seine überarbeitete Rennrad-Serie „Supersix Evo“ (Preis je nach Ausstattung zwischen 2799 und 10 499 Euro) präsentiert.

Es soll das schnellste leichtgewichtige Rennrad der Welt
sein und laut Martin ein „reines Rennrad“. Eine Bezeichnung, die überrascht, aber den aktuellen Weg und vor allem den Wandel des Rennrads zeigt. Das Rennrad wird nämlich unabhängig von glattem Asphalt und guten Straßen. Es kommen immer mehr Rahmen auf den Markt, die deutlich breiteren Reifen Platz bieten.

„Reine Rennräder“ stehen heut meist auf 25 Millimeter breiten Reifen; bei sogenannten Gravel-Bikes sind Reifen zwischen 30 und 50 Millimeter Breite verbaut. Profis nutzen die Option auf äußerst anspruchsvollen und reifenverschleißenden Strecken wie den Kopfsteinpflaster-Passagen bei Paris - Roubaix oder auf den toskanischen Strade Bianche, wo Schotter der dominierende Untergrund sind.

„Hier bringen 30 Millimeter breite Reifen
ein deutliches Mehr an Komfort und Pannensicherheit. Letztere ist gerade bei Wettkämpfen wichtig, denn Defekte im unpassenden Moment können über Sieg und Niederlage entscheiden“, erklärt Doris Klytta vom Reifen-Spezialisten Schwalbe.

Im Hobbysport und bei Freizeitfahrern ist ein klarer Trend zu diesen Rädern zu erkennen: Sie vervielfachen den Nutzwert des Rennrads. Des Weiteren lässt sich eine lustvolle Vermischung vorher statischer Radgattungen beobachten: Die Grenzen zwischen Rennrad, Geländerenner, Reiserad, Alltagsflitzer und Trainingsrad verschwimmen zusehends.

„Ganzjahres-Sporträder vereinen sportliche Fahr-Dynamik
und Komfort, wie man ihn auf Langstrecken braucht, mit einer hohen Alltagstauglichkeit, wie sie Schutzbleche, Gepäckträger und Beleuchtung bieten“, beschreibt Volker Dohrmann von Stevens Bikes. Der Hamburger Hersteller führt mit den Modellen „Supreme“ (1499 Euro), „Vapor“ (1999 Euro) und „Gavere“ (1299 Euro) bereits drei passende Renner im Sortiment.

„Der Trend wird die Radentwicklung noch länger beeinflussen“, ist Dohrmann überzeugt. Das Breitreifen-Rennrad wurde technisch vor allem dadurch möglich, dass Technologien vom Mountainbike adaptiert wurden. Scheibenbremsen, Tubeless-Reifen und Einfachschaltung sind am MTB schon länger Standard. Mit 28 bzw. 29 Zoll und 27,5 Zoll treffen sich beide Gattungen nun auch in puncto Laufradgröße.

Manches Gravelbike kommt sogar mit
versenkbarer Sattelstützen oder Federgabel (z. B. das „Slate“ von Cannondale/ 3699 Euro). Beides hat das Fahren mit dem Mountainbike revolutioniert und wäre vor wenigen Jahren am Renner noch undenkbar gewesen.

Und all diese Innovationen treffen auf ein eher konservatives Rennrad-Klientel, das sich in Teilen am liebsten auf ein klassisches, leichtes Bike setzt. Für Hersteller ist es deshalb wichtig, einen Spagat hinzubekommen, der neue Käufergruppen erobert, aber auch langjährige Kunden bei Laune hält.

„Laut unseren Befragungen sind Rennradfahrer
allerdings weitaus weniger konservativ als man annehmen könnte“, erklärt Stevens-Marketing-Mann Dohrmann, der auf den steigenden Verkauf von Rennrädern mit Scheibenbremsen verweist.

Auch Leserbefragungen der Fachmagazine wie Tour und Rennrad scheinen dies zu erhärten. Sie dokumentieren nach jahrelanger Skepsis eine, wenn auch langsam wachsende, Akzeptanz von Neuerungen wie Scheibenbremsen.

Für den Rennrad-Markt sind diese Entwicklungen
ein Weckruf zur rechten Zeit. Seit Jahren stagnieren die Verkaufszahlen auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau – obwohl viel Entwicklungsarbeit und Marketing-Budget der Hersteller in den Bereich wandert.

Laut aktuellen Marktzahlen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) hatten 2018 gerade einmal 3,5 Prozent der verkauften Räder einen Rennlenker. Und auch im Fachhandel rückt das einstige Vorzeige-Fahrrad immer stärker in den Hintergrund: Nur noch rund zwei Drittel der deutschen Fachhändler geben laut einer Umfrage des Branchen-Magazins "SAZbike" an, überhaupt Rennräder zu verkaufen.

Dabei liegen Rennräder mit einem durchschnittlichen
Verkaufspreis von 2200 Euro im mittel- und hochpreisigen Segment - also eigentlich ein gutes Geschäft. Doch viele Rennradfahrer kaufen aufgrund der meist niedrigeren Verkaufspreise die Räder mittlerweile bei Direktversendern im Internet.

Die Folge: Um mitzuhalten, ist der Fachhandel zur Rabattierung gezwungen. „Rennräder sind dabei äußerst beratungsintensiv, weil viel von der richtigen Sitzposition abhängt und die technischen Unterschiede so fein austariert sind. Viele Händler haben einfach nicht mehr die Zeit für diese ausführliche Beratung, die kaum etwas einbringt. Deshalb überlassen sie das Feld lieber den Spezialisten“, weiß Alexander Schmitz, Chefredakteur von SAZbike.

Hinzu kommt der in den letzten Jahren wachsende Anteil
an E-Bikes, die im Fachhandel viele Ressourcen binden, aber auch viel Umsatz bringen. „Das Rennrad ist zwar für viele eine Herzensangelegenheit. Aber wenn man kalkulieren muss, muss man auch einmal schwierige Entscheidungen treffen“, sagt Schmitz.

Dabei ist der Radsport nicht nur männlich geprägt - auch immer mehr Frauen entdecken das Sportgerät für sich, egal ob im Wettkampf oder im täglichen Verkehr. Das wirkt sich auch beim Fahrradzubehör oder der Bekleidung aus.

„Rennradfahren ist eigentlich ein schneller Sport.
Gleichzeitig entschleunigt Radfahren den Alltag, und beim Graveln kommt man auch richtig raus in die Natur. Beim Anspruch an Bekleidung bemerken wir einen Trend in Richtung Funktion, mit urbanem Charakter“, stellt Anna Rechtern vom Outdoor-Spezialisten Vaude fest.

Auch ein Motor findet sich seit 2017 an so manchem Rennrad – der somit letzten elektrifizierten Radgattung: Kaum ein Hersteller, der 2019 auf ein elektrifiziertes Rennrad verzichtet. Aktuell mag das Thema zwar noch eine Randerscheinung sein, aber für die Zukunft wird mit einem signifikanten Wachstum gerechnet.

„Zielgruppe sind dabei entweder ältere Fahrer
oder Leute, die wenig Zeit zum Training haben. Sie können so besser mit ihren Trainings-Gruppen im bergigen Terrain mithalten. Aber auch junge Fahrer, die der E-Mobilität aufgeschlossen sind, kaufen sich ein solches Rad, einfach um Spaß damit zu haben“, weiß Philipp Martin von Cannondale, die im letzten Jahr vier Modelle der „Synapse Neo“-Reihe (ab 3299 Euro) vorstellten.

Das Rennrad hat für die Zukunft also noch reichlich Themen im Köcher, bze in der Satteltasche - und gehört auch mit Stahlrahmen noch lange nicht zum alten Eisen...

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