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30.11.2011 | (Ra, kk) - Das Jahr 2011 neigt sich dem Ende entgegen. Ein weiteres erfolgreiches Jahr für Fahrraddiebe: Mehr als 360 000 Fahrräder sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz entwendet worden. Und über 90 Prozent der Diebstähle bleiben unaufgeklärt. Das ist das Ergebnis einer Erhebung der Verbraucherportals geld.de.
Eine zentrale Frage war: Wo sind die Fahrrad-Klau-Hochburgen in den deutschsprachigen Ländern? Anders als man vermuten würde, sind das nicht etwa die Metropolen Berlin, München, Hamburg, Wien oder Zürich, sondern mittelgroße Städte wie Münster, Bern, Oldenburg, Basel, Celle oder Frankfurt/ Oder.
Für die Erhebung wurden die zuständigen Landeskriminalämter und Polizeidirektionen der größten Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. In den 127 untersuchten Städten wurden im Jahr 2010 rund 170 900 Fahrräder geklaut. Allein für die Bundesrepublik bedeutet das eine geschätzte Schadenshöhe von etwa 120 Mio. Euro.
Die Studie zeigt: Hochburg beim Fahrraddiebstahl, und gleichzeitig unsicherste Stadt für Fahrrad-Eigentümer, ist auch in diesem Jahr Münster. Auf 100 000 Einwohner wurden 2010 1828 Fahrräder gestohlen, 257 Prozent über dem Studien-Schnitt. Absolut betrachtet wird 14 Münsteraner Fahrradbesitzern pro Tag das Rad geklaut. Eine enorme Zahl: Selbst in Berlin werden dreimal weniger Fahrräder je 100 000 Einwohner gestohlen.
Platz zwei im Diebstahls-Ranking belegt, wie 2009 auch, die Schweizer Bundeshauptstadt Bern. In der Stadt an der Aare kamen im vergangen Jahr 1826 Velos pro 100 000 Einwohner abhanden, insgesamt 2254.
Weitere Fahrrad-Klau-Hochburgen sind Oldenburg (1521/ 100 Tsd. Ew), Basel (1502/ 100 Tsd. Ew), Celle (1361/ 100 Tsd. Ew) und Frankfurt (Oder) (1341/ 100 Tsd. Ew). Insgesamt sind fast ein Drittel der untersuchten 127 Städte für Fahrrad-Eigentümer "unsicher": Hier liegt die Klau-Quote deutlich über dem Schnitt.
Und das Risiko ist für Fahrraddiebe gering: In Deutschland beträgt die Aufklärungsquote in Schnitt magere zehn Prozent. Auffällig sind die Unterschiede: So schwanken die Quoten in Deutschland zwischen 60 und zwei Prozent, in Österreich und der Schweiz zwischen neun und einem Prozent.
Die Gründe für die Schwankungen: So wurde in Balingen, mit 60 Prozent Aufklärungsquote an Nummer eins, eine Tätergruppe "aus Jugendlichen und Kindern ermittelt, auf deren Konto ein großer Teil der Diebstähle ging", so Peter Mehler von der Polizeidirektion. In Neubrandenburg konnte ein Tatverdächtiger ermittelt werden, der allein für über 200 Fahrraddiebstähle verantwortlich sein soll. "Daraus resultiert die hohe Quote im vergangenen Jahr", so Andreas Scholz vom Polizeipräsidium Neubrandenburg.
Anders in Magdeburg: Obwohl es die "Soko Fahrrad" in der Elbe-Stadt nicht mehr gibt, ist die Aufklärungs-Quote weiter bei fast 30 Prozent (2009: 36%). "Eine Dienststelle bearbeitet mittlerweile diese Vorfälle zentral. Die Kollegen machen, ähnlich wie die Soko, nichts anderes", so Bernhard Wessner von der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord.
In München mit 22 Prozent Aufklärungsquote, schauen die Beamten genau hin, heißt es bei der Polizei. Sven Müller von der Pressestelle: "Unsere Beamten sind sensibilisiert. Wenn ein Fahrer nicht zum Rad passt oder umgekehrt, etwa bei der Größe, werden diese Gefährte kontrolliert."
Meist sind es eher Einzeltäter, die diese Diebstähle begehen, so die Polizei; häufig sind auch Spontandiebstähle. Das Diebesgut wird in der Regel verkauft und in Drogen oder Alkohol umgesetzt.
Ein Hauptgrund für die große Anzahl an Fahrraddiebstählen ist die Fahrlässigkeit vieler Besitzer, so die Polizei. "Nicht nur, dass sie oft vergessen, ihre Räder zu sichern. Auch sind viele Schlösser ihr Geld nicht wert", so Andreas Schogalla von der Pressestelle der Polizei Düsseldorf.
Ein Großteil der Schlösser lässt sich in wenigen Sekunden knacken, etwa mit dem Bolzenschneider. Diese "Werkzeuge" können die Diebe ohne viel Aufsehen unter der Jacke transportieren. Die oft empfohlene Codierung der Räder sei trotz landläufiger Meinung kein Diebstahlschutz, sagt Schogalla. Deshalb sein Tip: Zehn Prozent vom Kaufpreis sollte der Besitzer zusätzlich in die Sicherheit des Rades investieren, und ein entsprechend gutes Schloß kaufen.
"Man muss es dem Dieb so schwer wie möglich machen. Wenn das Schloss schwierig zu knacken ist, lässt er oft die Hände davon", sagt Friedrich Wiedemann, Geschäftsführer von Geld.de. Er rät, Fahrräder über Nacht im Keller oder in der Garage unterzubringen.
Radsport-aktiv.de empfiehlt zudem, auch tagsüber das Rad stets an einen festen Gegenständen anzusperren, wie etwa Laternenmasten oder Verkehrsschilder. Und nie nur das Vorderrad ansperren! Dann klaut der Dieb das Rad eben ohne Frontrad.
Außerdem empfiehlt geld.de, in der Hausratversicherung grundsätzlich einen Fahrrad-Diebstahlschutz zu integrieren. Diebstahlgeplagte Münsteraner können beispielsweise für gut 80 Euro im Jahr eine solche Versicherung abschließen. Aber wie bei Kfz-Versicherungen gilt auch für die Hausratversicherung: Je weniger Schadenfälle, desto niedriger der Beitrag. Im sicheren Remscheid zahlt man für die gleiche Versicherungsleistung nur knapp 60 Euro.
Da hilft nur umziehen...
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