Giant-Tour-Tagebuch des Picardellics Velo Teams

Rasante Fahrt nach Friedrichshafen

19.08.2005  |  Die heutige Etappe bestand aus zwei recht kurzen und vor allem flachen Teilen. Nach 46 km gab es eine verkehrstechnisch bedingten Transfer. Danach waren nochmals 24 km zu fahren. Alles also sehr entspannt und beschaulich - auf dem Papier, die Realität war deutlich atmungsintensiver und kreislauffördernder.

Am Vorabend in Bludenz in der Pizzeria "Toskana", gleich gegenüber vom Cafe "Picardilly", versuchten wir bei reichlich Pizza und Pasta eine Art Strategie für die heutige Freitagsetappe aufzustellen. Da die Flachetappe sicher sehr schnell werden würde, erschien es uns als das einfachste, Druck zu machen und selber das Tempo zu bestimmen. Agieren statt reagieren lautete also die Devise.

Unter strahlend blauem Himmel, bei einer geplanten Startzeit von 11.45 Uhr hatten wir reichlich Zeit, die Räder zu putzen, Ritzel zu wechseln, die optimalen Laufräder auszuwählen und natürlich unser Nachtlager abzubauen und einzuladen. Nach dem Einschreiben standen wir 11.00 Uhr in der ersten Startreihe und sahen mit wachsendem Entsetzen, wie sich das Team des Vortagessiegers selbstsicher und einer sehr freien Regelinterpretation folgend, vor der Startlinie aufbaute. Gut, damit hatten wir den Puls schon im richtigen Bereich, um nach der Freigabe des Rennens am Ortsausgang von Bludenz das Tempo zu forcieren. Jan und Dirk trieben das Tempo dann auch gleich ordentlich in die Höhe. Es war schnell, verdammt schnell, die Oberschenkel brannten, die Lunge versuchte durch alle verfügbaren Körperöffnungen zusätzlich Luft zu ziehen und der Pulsschlag erinnerte an den Flügelschlag eines balzenden Kolibris. Ralf und Matze versuchten auf der ersten Teiletappe mehrfach wegzukommen, aber das Team Radsport Wagner, die Jungs von Edeka und Odenwaldquelle fuhren jedes Loch wieder zu. Im Gegenzug ließen wir gleichfalls niemanden weg. Ein Fahrer des Radsportteams Wagner fand es gar nicht gut, dass ich das Tempo drosselte, wenn Matze oder Ralf vorn raus fuhren. Lautstark wollte er mich doch motivieren, das Loch zu meinem eigenen Mannschaftskameraden wieder zuzufahren.

Nachdem ich unsere Trikots noch mal verglichen hatte, glaubte ich schon der richtigen Strategie zu folgen und lies ihm den Platz im Wind.

Der auf dem Höhenprofil der heutigen Strecke kaum erkennbare Hügel entpuppte sich dann doch als einprägsame Steigung. Auf der folgenden kurzen Abfahrt mit vier Serpentinen stellten sich einige Fahrer mit ihren Rädern quer und holten unter anderem Matze vom Rad. Er konnte jedoch ohne Schäden am Rad und mit leichten Blessuren am Bein und im Gesicht schnell wieder zur Spitze aufschließen. Leider erwischte es heute auch Bernd: Auf gerader Strecke verharkten sich unmittelbar vor ihm zwei Fahrer ineinander und zogen ihn gleich mit zu Boden. Bernd hatte weniger Glück als Matze: Sein Rücken schmerzt jetzt noch heftig und an seinem Hintern fhlen einige Hautpartien.

In Dornbirn wartete dann die erste Zeitnahme und reichlich Wasser, Gel und Bananen auf uns. Nachdem wir uns 45 min die Beine dick gestanden hatten, ging es neutralisiert bis Lindau weiter. Dort erfolgte dann der fliegende Start zur zweiten Halbetappe. Der Rennverlauf entsprach wiederum der obigen Schilderung: flach, schnell und hart. Die 90 Fahrer der Spitzengruppe kamen gemeinsam auf die Zielgerade. Michi hing an meinem Hinterrad und ich versuchte, 1500 m vor dem Ziel noch etwas mehr Tempo zu machen. Leider reichten Luft und Lust nur für 500 m. Außerdem, und dies ist natürlich der Hauptgrund fürs Füße hochnehmen gewesen, hing Denis Holsinger, der Gesamtführende, an Michis Hinterrad. Das Feld rauschte dann zügig an mir vorbei. Plötzlich knallte es mörderisch, darauf einige heftige Schläge: ein Sturz im ersten Drittel des Feldes. Ralf ließ sich davon nicht weiter beeinflussen und sprintete auf einen Podestplatz. Bis auf Dirkus, der einen Schlag ins Vorderrad abbekam, konnten alle unsere Fahrer den Sturz unverletzt und materialschonend umfahren.

Ralfs dritter Platz in der Tageswertung und der verteidigte zweite Platz in der Gesamt-Teamwertung lassen uns die Schrammen an den Rädern und unseren Alabasterkörpern vergessen.

Viele Grüße

Euer

Picardellics Velo Team Dresden
www.picardellics.de

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