Eine malerische Gravel-Runde in der Mecklenburger Seenplatte

Auf Schotter um den Tollense-See

Von Wolfgang Preß

Foto zu dem Text "Auf Schotter um den Tollense-See"
| Foto: Wolfgang Preß/ pressBureau.eu

28.04.2025  |  Für immer mehr Fahrrad-Begeisterte ist das Gravelbike zum idealen Gefährt(en) geworden: Leicht und schnell, aber mit seinen breiten Reifen gut auf sehr vielen Untergründen einsetzbar. Und so sind in den letzten Jahren auch zunehmend Gravel-Routen entstanden, die den Ansprüchen der Schotter-Radler/innen entsprechen: Weitgehend abseits des Verkehrs, in Sachen Fahrtechnik und Kondition nicht allzu anspruchsvoll – dafür landschaftlich schön und abwechslungsreich.

Ein Musterbeispiel für eine solche Gravel-Runde ist die Umrundung des Tollense-Sees im Südosten von Mecklenburg-Vorpommern. Er liegt südlich von Neubrandenburg, in einer hügligen Waldlandschaft; Bäume und Schilf säumen das Ufer und große Teile des Radwegs. Der in der Eiszeit entstandene See ist gut zehn Kilometer lang, rund 2,5 km breit, mit fast 18 Quadratkilometern Fläche.

Schöner Start im Mischwald

>Start der Schotter-Tour ist am Bahnhof Neubrandenburg; der Regional-Express von Berlin fährt im Stundentakt hierher, in nicht mal eindreiviertel Stunden. Vom Bahnhof geht’s zum See, an den Dampfersteg, hier links vorbei am beliebten Augusta-Bad, auf dem Gelände der früheren Torpedoversuchsanstalt, das heute mittelständische Unternehmen, einen Yachthafen und diverse Gaststätten beherbergt – darunter das nette Frühstücks-Café „Hafenstunde“, das sich auch gut für eine Stärkung vor dem Start der Schotter-Runde eignet.

 

An der Stadtmauer von Neubrandenburg | Foto: Wolfgang Preß/ pressBureau.eu


Immer das östliche Seeufer entlang, zunächst auf einer kleinen Straße, kommen wir nun in einen schönen Mischwald, genannt Nemerower Holz, mit imposanten Buchen, Birken und Kiefern. Einen kostenfreien, weiten Blick über den See bietet nach kurzer Strecke der Aussichtsturm Behmshöhe, dessen Plattform auf 35 Metern seit 1995 wieder zugänglich ist. Der Radweg führt dann auf echtes Gravelbike-Geläuf: dunkler Waldboden, gelegentlich weich und nach Regen auch mal matschig, aber stets gut fahrbar. Immer wieder verlaufen Reste einer breiten Schotter- und Sandstraße parallel: Da haben Wehrmacht und Volksarmee einst Panzer getestet.

Einige idyllische Wald-Kilometer später kommt man nach Klein Nemerow – eine Dorf mit Badestrand, Bootsanleger, der Ruine einer ehemaligen Johanniter-Comturei aus dem 16. Jahrhundert und einem netten Hof-Café. Nun öffnet sich die Landschaft: Es geht über grasige Hügel, mit kurzen, manchmal steileren Anstiegen, vorbei an Pferdeweiden und blühenden Wiesen, stets mit Blick auf den See – der je nach Wetter mal türkisblau, mal grün oder silbern glitzert.

Der Aussichtsturm Behmshöhe | Foto: TV Mecklenburger Seenplatte/ Gohlke

 

Seltene Vögel an der Lieps

Hinter dem Dorf Bornmühle fährt man fein asphaltiert, aber steil bergauf, vorbei an einem Golfplatz entlang zur B 96. Die Route folgt der Bundesstraße nur kurz, vor Krickow biegt man rechts wieder auf den Radweg ab, über Nonnenmühle, mit einer Mühle aus dem 17. Jahrhundert, zu einem kleinen See mit Namen Lieps. Er ist über einen Kanal mit dem Tollense-See verbunden, und wie die gesamte Region ein Naturschutzgebiet. Das Ufer ist von Schilf und Binsen gesäumt, wo zahlreiche seltene Vögel brüten: Bekassine, Waldschnepfe, Wachtel, Eisvogel, Kranich, Graureiher und Kormoran – mit etwas Geduld und Glück sind hier fast 170 Arten zu beobachten. Zudem finden sich See- und Fischadler sowie Schwarzstörche ein, ebenso Fischotter und abends zahlreiche Fledermäuse.

Am Südende des Sees | Foto: Wolfgang Preß/ pressBureau.eu


Am Südende der Lieps liegt das Dorf Prillwitz, mit einer Kirche aus dem Mittelalter und einem hübschen Jagdschloss aus dem 18. Jahrhundert, heute ein Hotel mit Restaurant. Vom Bootssteg hat man einen guten Blick auf eine von vielen Kormoranen besetzte Insel. Nun ein lohnenswerter Abstecher nach Hohenzieritz: Das dortige Schloss am Hang beherbergt das Zimmer, in dem die vom Volk so geliebte Königin Luise 1810 mit nur 35 Jahren starb. Dazu gibt’s ein kleines Museum und einen wunderbaren Park. Wer seine Runde um sechs Kilometer verkürzen mag, der spart sich die kleine Schleife.

Nun führt die Runde weg von der Lieps, über Zippelow zurück zum Tollense-See, nach Wustrow. Die Fischerinsel dort war bereits im 11. Jahrhundert von Slawen besiedelt, in der Mitte findet sich noch eine Hütte von 1729, die bis in die 1970er Jahre von Fischern bewohnt wurde. Im Dorf-Imbiss stärkt man sich mit leckeren Fischbrötchen; wer auch mal aufs Wasser will: Am Badestrand sind Stand-up-Paddle-Boards (SUP) zu leihen. Weiter nach Alt Rehse, wo die Nazis Häuser aus dem 12. Jahrhundert abrissen, um 1937 ein „Musterdorf“ mit Reetdächern zu errichten. In der Gutsanlage findet sich ein kleines Bistro, das hausgemachte, regionale Kösrlichkeiten im Angebot hat - und dazu eine (für Gäste kostenlose) E-Bike-Ladestation.

Das Jagdschloss Prillwitz | Foto: TV Mecklenburger Seenplatte/ Gohlke

 

Unterschiedliche Untergründe

Auf einer alten Allee geht’s dann hinab zum See, bei Alt Meiershof wieder in den Wald, das Brodaer Holz mit vielen großen Buchen. Der Radweg hat nun die unterschiedlichsten Untergründe – ein Fest für Gravelbiker: Betonplatten längs und quer, Kies, mal fester, mal lose, Schotter, mal grob, mal feiner, Splitt, Sand und Waldboden. Zwischendurch ein FKK-Badestrand, dann ein beliebter Campingplatz direkt am See und mitten im Wald, mitsamt Restaurant und einem Kiosk direkt am Radweg.

Der jetzt asphaltierte Weg führt stets am Hochufer den See entlang, mit immer wieder schönen Ausblicken auf den Tollense-See. Am letzten Hügel vor Neubrandenburg steht das „Belvedere“, ein 1823 errichtetes herzogliches Sommerhaus in Form eines griechischen Tempels, mit bestem Blick über See und Landschaft. Nun der Endspurt zum „Kulturpark“ der Vier-Tore-Stadt, eine in den 1960er Jahren geschaffene große Grünanlage direkt am See, mit vielen Kunst-Skulpturen. Hier schließt unsere Schotter-Runde mit einem leckeren Eisbecher im Eiscafé auf den Wiesen hinter dem Brodaer Strand. Eine Tour, wie sie wohl jeder Radler schätzt: Kurz und (weitgehend) flach - dazu wunderschön...

Im Kulturpark Neubrandenburg | Foto: Wolfgang Preß/ pressBureau.eu

 

Weitere Informationen

Die Route: Neubrandenburg/ Hafen - Klein Nemerow - Bornmühle - Usadel - Prillwitz - Hohenzieritz - Wustrow - Alt Rehse - Neubrandenburg/ Kulturpark
Länge: 45 km
Charakteristik: flach, mit wenigen kurzen, gelegentlich steileren Anstiegen
Untergrund: von Asphalt über Betonplatten bis Schotter und Waldboden; gelegentlich sandig, nach Regen auch mal matschig
Verpflegung: in diversen Cafés und an Kiosken auf der Route

Eine etwas längere, ähnliche Tour, mit einem Abstecher zur Burg Stargard, findet sich hier (samt GPX-Daten): https://radfahrland-mv.de/radregion-seenplatte/touren/tagestouren/tour-07-von-neubrandenburg-rund-um-den-tollensesee/

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